Medis bei einem 13 Jährigen helfen nicht

Erst mal das Positive:
Unser Sohn ist 13, ist auf dem Gymnasium, fast hochbegabt getestet, meistens lebensfroh und positiv, oft sehr warmherzig und kann Freundschaften führen. Er ist lebensuntüchtig und lebt in einer intakten Familie. Er ist hoch motiviert und geht sehr gerne zur Schule. Er liebt sein Gymnasium sehr.

In der Grundschule wurde er von der Lehrerin gemobbt, wir sind damit alle nicht zurecht gekommen und hat uns extrem belastet. Vermutlich deswegen hat er für 1 1/2 Jahre eine schwere (Belastungs) Depression gehabt - mit der bestmöglichen psychologischen Unterstützung ist er da wieder draußen. Er ist jetzt auf einem absolut super Gymnasium, die Lehrer und der Sozialarbeiter machen das Bestmögliche, ihn zu integrieren.

Er stört den Unterricht mit seiner Unruhe und „dummen“ Sprüchen und ist motorisch extrem unruhig und benötigt viele Pausen. Er hat praktisch 2 x Schule: Erst das Gymnasium, wo er vom Unterricht in vielen Fächer praktisch nichts mitnehmen kann. Und dann Abends/Wochenende, wo er sich das beibringen muss, was er in der Schule versäumt hat. Manchmal schafft er echt gute Noten, manchmal auch nicht. Er hat starke Impulse zu ärgern, die er aber gut kontrollieren kann. Er leidet am meisten unter „Anspannung“.

Früher hat ihm Medikinet (nur 5mg war genug!) wirklich gut geholfen. Sei der Depression (wo wir aus diversen, teilweise auch falschen, Gründen abgesetzt hatten) sind die Nebenwirkungen (Glocke um den Kopf, Kopfschmerzen) so stark geworden, das er das Medikament nicht mehr nehmen kann.

Attentin das gleiche.

Bei Elvanse gab es ganz andere Nebenwirkungen in der Zeit, wo wir ~7mg/Tag probiert haben (der Arzt wollte unbedingt mit 30mg anfangen):
Aller massivste Schlafprobleme, sehr schlechtes Sozialverhalten - Reizbarkeit, Alpträume, rapider Leistungsabfall in der Schule. Wurde innerhalb von 2 Tagen nach dem Absetzten wieder besser.

Nun steht Atomoxetin auf der Liste der nächsten Versuche. Ich sehe schon unseren Sohn verzweifelt aufheulen, der die Nebenwirkungen fürchtet. CBT Tropfen haben wir zu Hause rum stehen uns aber noch nicht getraut zu probieren.

Gibt es ähnliche Persönlichkeitsprofile mit ähnlichen Medikamenten - Erfahrungen? Er würde ansonsten ohne Medis gut auskommen, aber das Gymnsaium, das ihm sehr wichtig ist, ist wirklich arg gefährdet. Könnte er vom Unterricht halbwegs was mitnehmen, wäre er von den Noten ganz anders…

Schreibfehler: Er ist lebenstüchtig!

1 „Gefällt mir“

Habt Ihr evtl. aus der Homeschooling-Zeit Erfahrungswerte mitnehmen können, welche Parameter ihm gut tun und welche nicht (viel Kontakt, wenig Kontakt, eigene Taktung, etc.)?

Ich habe manchmal den Eindruck, eine Besserung der ADHS-Symptome führt - zunächst oder phasenweise - zu einer Verschlechterung der „Hochbegabungssymptome“. So, als wäre reaktives ADHS auch eine Art Selbstmedikation der Hochbegabung, die man sich dann erstmal ersatzlos entzieht.

(Und wer mit noch unzureichend eingestellter ADHS-Symptomatik „fast hochbegabt“ getestet ist, der kann und muss sich das „fast“ vermutlich schenken.)

Unter- oder überdosiert ist es dann evtl. das schlechteste aus beiden Welten, was die Reizüberflutung angeht. Ist nur anekdotische Evidenz, aber es scheint mir schlüssig: Wo man sich unbehandelt vor den Begabungsthemen geschützt hat, brechen die behandelt erstmal stärker durch.

Vielleicht hilft Euch die Befassung an der Schnittstelle wie „twice exceptional“ (Twice-Exceptional Kids: Both Gifted and Challenged - Child Mind Institute)
oder Eckerle (ADHS kann eine sekundäre Folge von Hochbegabung sein, IQ Test Pflicht › Institut für Leistungsentwicklung), um weiter zu schauen, welche Stellschrauben noch zu einer Verbesserung führen können.

Ist jedenfalls eine herausforderungsreiche Kombination. Läuse und Flöhe jucken gleichermaßen, und auch das Risiko von Fehldiagnosen ist wohl erhöht. Zudem polarisiert das Thema, auch hier ja immer wieder, aber Leidensdruck ist Leidensdruck. Und wer will schon „2 x Schule“.

1 „Gefällt mir“

Hallo,

herzlich willkommen!

Das klingt ja echt nicht so einfach.

ADHS ist ja schon mühsam, und dann noch Depressionen bei einem Kind… das ist einfach schrecklich - wir hatten/haben das auch erlebt, nur dass dieser Sohn bislang noch keine ADxS Diagnose bekommen hat, obwohl ich das schon öfters angesprochen habe. Er ist hochbegabt und dann kann es schon sein, dass da viel kompensiert wird.

Gymnasium und ADHS ist schon schwierig… vielleicht wäre eine Assistenz ein Weg, kommt aber auch auf die Symptomatik an… aber sicherlich wäre es auch extrem hilfreich, sie richtige ADHS Medikation zu finden.

Ich erlebe diese Thematiken auch, aber auf zwei Jungs verteilt.

Ja, unmedikamentierter IQ Test „fast hochbegabt“… ein Test mit ADHS Medikation kann 10-15 Punkte mehr ergeben als unmedikamentiert…

SSRI und Strattera sind, glaube ich, laut Beipackzettel nicht unbedingt immer so ganz kompatibel, aber da werden die Ärzte schon wissen, was geht und was nicht. Kommt teilweise vielleicht auch auf die Höhe der Dosis an, wenn es sehr niedrig dosiert wird…

Strattera/Atomoxetin werden wir in den nächsten Tagen zusätzlich zu MPH probieren… ich wollte das Medikament nicht so gerne haben für meinen Sohn, aber nun möchte ich sehen, ob es ihm hilft, die Zeiten, in denen das MPH noch nicht/nicht mehr wirkt, zu überbrücken.

Wenn Euer Sohn tatsächlich mit 5mg Medikinet auskam - war das retardiert oder unretardiert?

Jedenfalls ist es wenig - und dann wäre es wichtig, auch bei Strattera/Atomoxetin niedrig anzufangen und langsam zu steigern, das riet @UlBre mir in meinem Thread. Ich bin jetzt echt gespannt und werde berichten.

Euch alles Gute!