Medis - Ja, Nein, Welche?

Hallo ihr Lieben,
ich versuche schon seit einiger Zeit eine Diagnose zu bekommen. Der Fragebogen von hier war eindeutig. Ich bin 43, selbstständig, alleinerziehend, der Vater meines Sohnes ist verstorben und mein Sohn ist 4 und zeigt auch Auffälligkeiten.
Ich mache selber die Ausbildung zur HPP und bin bei meinem Lehrer wegen einer Depressiven Episode mit Panikattacken in Therapie gegangen und auch er kam jetzt zu dem sehr eindeutigen ADHS Ergebnis und meinte, er würde mir gerne etwas für den Hausarzt schreiben, damit ich mich mal versuche was Medikamente für einen Unterschied machen.
Hausärzte kennen sich jedoch ja nicht so sehr aus.
Ich komme mit meinem Chaos soweit ganz gut klar, worunter ich sehr sehr leide ist meine Impulsivität und meine ständige Gereiztheit meinen Kindern gegenüber. Ich mache deshalb Therapie und beschäftige mich viel mit dem Thema.

Ich weiß von einem Freund, dass er eine Art „Bedarfsmedikation“ hat und morgens immer selber entscheidet was für den Tag ansteht oder wann er Medis braucht und wann nicht.
Bei mir gibt es auch Tage, von denen ich genau weiß, die schaffe ich gut und Tage an denen ich weiß, dass wird hart.
Ich bin vormittags zum Beispiel nach Kaffee meistens mindestens 2 Stunden recht fokussiert und bis auf die Woche nach der Periode bekomme ich da alles recht gut auf die Reihe. Bei mir kommt der Einbruch um die Mittagszeit, am Wochenende und in den Schulferien, wenn die Taegsstruktur meiner Kinder weg fällt und ganz schlimm sind Weihnachten, Geburtstage ect.
Kann mir jemand dazu Erfahrungen berichten bevor ich mit dem Hausarzt spreche?

ich würde gerne so viel es geht ohne Medis schaffen, habe aber einfach das Gefühl ich bin dem nicht mehr gewachsen.

Liebe Grüße

Hausarzt kann dich zu einem Psychiater überweisen, eine Diagnostik macht er aber nicht. Du brauchst eine Diagnose von einem Psychiater, sonst bekommst du keine ADHS Medikamente. Dein Hausarzt wird (und darf?) dir keine Verschreiben, da sie unter das Betäubungsmittelgesetz fallen - selbst mit Diagnose vom Facharzt verschrieben viele Hausärzte es nicht, du musst also für jedes Rezept zum Facharzt.

Aber wieso denn? Wieso ohne Medis rumquälen?
Ich konnte es kaum abwarten, bis ich sie endlich nach der Diagnose bekommen hab. Sie ändern natürlich nicht dein Leben, dass musst schon noch du machen, aber sie können eine gute Hilfestellung sein. Mir geht seit Elvanse einiges bessert von der Hand - Konzentration, Fokus, an Dingen dran bleiben, ich hab meine Impulsivität besser unter Kontrolle, ich hab meine Emotionen besser unter Kontrolle… ich bin froh dass ich sie habe.

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Was ist HPP?

Heilpraktiker für Psychotherapie, sagen die im Internet

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Ich glaube du stellst dir ADHS Medikamente wie Nenzos zur Beruhigung oder zum Schlafen vor, aber dem ist nicht so, und nur weil jemand den du kennst diesen Kasper macht, muß es nicht sinnvoll sein.

Meistens hat das was mit der richtigen Einstellung zu tun - richtiges Medikament in der richtigen Dosierung, was nicht so leicht ist, etwas Disziplin und Geduld braucht.

Es ist dann immer gut gut zu reflektieren, ich merke das auch in der SHG, viele nehmen ihre Medis so, weil sie ein Störgefühl haben, oder sich nicht wohl fühlen mit der Dauermedikation, weil sie nicht gut eingestellt sind

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Dieser Gedanke ist so in uns verwurzelt. Ich wüsste gern mal woher das kommt. Warum lehnen wir es mehr oder weniger ab, unserem Körper mit entsprechenden Substanzen zu helfen?

Ich bin definitiv dafür, dass man jede Hilfe annimmt, bevor man nicht mehr kann. Und dass man alles versucht, um seine Lebensqualität zu verbessern. Wenn sich dann herausstellt, dass es doch nix ist, hat man es aber versucht und kann ein Urteil fällen.

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Ich kann gut verstehen, dass es dir schwierig ist, mit Medikamenten anzufangen. Dennoch würde ich dir empfehlen es wenigstens auszuprobieren.

Die Einstellungsphase habe ich als mühsam in Erinnerung, aber die richtige Dosierung hat mein Leben über viele Jahre sehr erleichtert. Einige Dinge, wie ein arg verspäteter Studienabschluss, wären ohne wahrscheinlich nicht möglich gewesen.

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Hallo Pony82,

im ersten halben Jahr ist eine bedarfsweise Medikamenteneinnahme nicht zu empfehlen. Denn du musst deine Dosis finden und dich an die Eigen- und Fremdwahrnehmung mit dem Medikament gewöhnen. Nach dieser Zeit kannst du für dich selbst entscheiden, wie du es machst.

Ich finde allerdings, dass du dir leicht widersprichst. Du schreibst einerseits

und andererseits

Der wichtigste Beitrag, den das Medikament für mich leistet, ist die bessere Ausgeglichenheit und geringere Impulsivität im privaten Bereich. Da hilft keine Therapie oder Beschäftigung mit dem Thema so gut wie das Medikament, denn es ist schließlich ein Problem der Botenstoffe im Gehirn. D. h. du tust deiner Familie den größten Gefallen durch eine medikamentöse Einstellung. Darum achte auch darauf, mit dem Medikament ausreichende Wirkung bis zum Abend zu haben. Stimulanzien sind nicht in erster Linie Leistungsverbesserer für die Arbeit, sondern Verbesserer der Wahrnehmung und des Selbstmanagements.

Wie aber soll man das Tag für Tag entscheiden? Okay, wenn dein Kind bei seinem Vater ist, würde es unter deiner Gereiztheit nicht leiden. Aber sonst ist es doch immer da?

Daher rate ich jedem ADHS-Betroffenen, die Medis 24/7 zu nehmen. Viele Jahrtausende hatten wir ADHS-ler weder das Wissen über unsere Störung noch effektive Medikamente, jetzt haben wir sie und dürfen dies zu unserem Wohl und dem unserer Partner und Kinder nutzen.

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Bei den meisten ADHS Medikamenten hast du komplette die freie Wahl wann und wie oft und wieviel du nimmst. Es steht niergends festgeschrieben dass du in irgendeiner Form was musst. Von daher mach dir da keinen Kopf.
Solltest du spüren das eine 24/7 Einnahme für dich am hilfreichsten , dann entscheide dich für
„Ich möchte gerne , durch die Medis endlich im Leben wieder mehr für mich schaffen“

Du solltest aber keinen Wettbewerb eingehen , das man mit „je weniger“ Medikation am besten ist.
Geht es mit unregelmäßiger Einnahme , dann ist ebenso alles gut.

Mach dir keinen Kopf , fang erstmal mit einer Mediaktion an. Dosiere dich in Ruhe ein und dann entscheide dann was für dich am besten ist.
Nur mache dir bitte nicht den Druck irgendwas meinen zu müssen.

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Danke für die vielen hilfreichen Worte.
Ich hoffe wirklich Hilfe und Medis zu bekommen.
leider hat die Psychaterin zu der ich gehe nur alle 6 Monate einen Termin für mich, für die Diagnostik. Daher bin ich zusätzlich nach einem Nervenzusammenbruch zu einer selbstbezahlten Therapie.
Es ist wirklich nicht einfach Hilfe zu bekommen

Nur alle 6 Monate - weißt du denn, dass sie beim nächsten Termin eine ADHS-Diagnose macht? Wenn du dann erst den Wunsch äußerst, kann es ansonsten sein, dass es bis dann wieder ein halbes Jahr dauert; wenn sie es überhaupt macht.

Daher würde ich das unbedingt vorher absprechen.

Und danach dauert es wieder ein weiteres halbes Jahr, bis du dann Medikamente bekämest? Nee oder?

Sie weiß, dass es um die ADHS Diagnose geht und das war der früheste nächste Termin (Ende August) als ich im April da war.
Ich habe ihr heute geschrieben, dass mein Heilpraktiker für Psychotherapie auch eine medikamentöse Behandlung vorschlägt und mir das schriftlich gibt. Jetzt habe ich einen Ausfalltermin nächste Woche bekommen.
Es bleibt spannend.

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An die Lieben, die hier geschrieben haben.
Die Psychaterin hat auch absolut keine Zweifel an einer Diagnose. Ich muss jetzt alles noch Hausärztlich abklären, weil sie beim Termin im August mit Medikamenten starten möchte. Falls vorher jemansnd von einem Termin abspringt meldet sie sich.

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