Medis und Alternativen

Hallo zusammen!

Nehmt ihr Medikamente bezüglich eures ADHS?
Ich habe bis 15 Ritalin genommen und es dann abgesetzt.
Ich bin nun 21.
Auf der Arbeit(Kindergarten/Erzieher) geht alles über Post its und Merkezettel. Ist es nicht aufgeschrieben ist es wie als wenn man es mir nie gesagt hätte…

Der Job Erzieher ist für mich einen ticken anstrengender als für den Rest des Teams denke ich. Durch die hohe Anfälligkeit für Ablenkung durch die Geräuschkulisse die im Kindergarten eben vorhanden ist.

In meiner Ausbildung hat mir mein Mentor bereits gesagt, dass ich unter meinen Leistungen bleibe und auch Kollegen haben sich etwas über inkonstante Leistungen beschwert (Ich kann nicht zuverlässig Wissen abrufen). Mein Mentor wusste von meinem ADHS hat ihn aber nicht interessiert und auf der Arbeit weiß davon auch kaum einer. Ich nutze es eben nicht gerne als Grund, da es doch stark nach Ausrede klingt.

Das ich stark unter meinen Leistungen bleibe merke ich selber, wenn ich meine Leistungen als Erzieher mit den Hobbys und mittlerweile auch Nebentätigkeiten für die ich brenne vergleiche (Zauberei, Hypnose & Kampfsport; Ungewöhnliche Kombi :smiley: ).
Mir wird oft beschrieben, dass ich wie ausgewechselt bin.(Vermute: Hyperfokus/Flow-State) Ich will hier gar nicht weiter ausführen. Ihr kennt nun aber kurz die Sachlage.

Die entscheidene Frage ist nun: Empfehlt ihr Medikamente oder welche alternativen Methoden funktionieren bei euch gut um auf ein konstantes Leistungslevel zu kommen?
Aufgrund der teilweise doch krassen Nebenwirkungen möchte ich zuerst versuchen die Medikamente weg zu lassen. Jedoch weiß ich auch noch gut wie klasse ich mit Ritalin funktioniert habe.

Meiner Meinung nach ist bei Adhs (ab einem gewissen Schweregrad) eine gute Medi-Einstellung das Wichtigste!
Mit Sport lässt sich auch einiges kompensieren, aber dabei kommen viele eben auch von einem gesunden Maß ab… und tun sich doch keinen Gefallen damit.

Welche Nebenwirkungen hattest du denn damals?

LG

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Hallo Dominik,
Ich sehe das genau so wie Anders.
Keine oder falsche Medikation kann echt fatal sein auf Dauer…
Im Hause Solis ist es wesentlich angenehmer seit mein Mann richtig eingestellt ist.
Er nimmt 2× tgl Medikinet adult 20.
Selbstmedikation mit anderen womöglich auch illegalen Substanzen finde ich total gefährlich und ist nach eigener Erfahrung wirklich nicht empfehlenswert.
Sport ist ein toller Ausgleich, bei uns zb an Medifreien Wochenenden.
Warum hast du deine Medis abgesetzt?
Liebe Grüße
Sita

Wie gut das du die Diagnose so schon hast und bemerkst wo sich dein ADHS aktuell zeigt und auswirkt.
Das was du da gerade beschreibst ist mit ein Grund warum es bei uns, die erst als Erwachsene diagnostiziert wurden einen BirnOut ausgelöst hat.
Was natürlich bei dir nicht so sein wird , weil du ja schon davon weist und es gut erkennst wo es sich bemerkbar macht

"Konztantes Leistungslevel " :o schmink dir gleich mal ab, hat nämlich kein Mensch, wir denken das nur immer. :roll:
Gesundes Leistungsmaß ist das realistischere Ziel.

Was ich so bisher immer las, haben so Einige entweder an sich oder auch für die Kinder an alternativen ausprobiert, meist mit nicht so spürbaren Erfolg. War und ist bei mir auch so.

Ich bin jemand , die grundlegend wenig bis keine Medikamente nimmt. Hab mich nach der Diagnose zunächst auch gegen die MEdis gesperrt. Nach der ersten Einnahme gab es dann da keine Diskussion mehr.

Im Bezug der Nebenwirkungen ist alles bis Nichts möglich. Das Gute ist, es ist kein Spiegelmedikament man kann es einfach wieder absetzen.
Mit dem Austausch hier und einem guten Arzt könntest du eine Medikation einfach mal ausprobieren und dich dann entscheiden.
Das bringt mehr wie unsere Empfehlungen, da ADHS und die Wirkung der Medikation sehr individuell ist.

Du bist ja nun ne ganze Ecke älter, es kann gut sein das die Wirkung nun anders ist , und du die anders empfindest wie damals

Empfehlen kann ich eine Mediaktion nicht, aber empfehlen kann ich diese zu testen und sich dann selbst zu entscheiden.

Da gebe ich dir Recht Sport ist genau das richtige :wink: Ich gehe auch sehr oft derzeit auch oft zum Sport um einfach mal abzuschalten vom Stressigen Tag :wink:

Über Pfingsten bin ich vier Tage ohne MPH ausgekommen, habe nur das Elontril gegen die Depressionen genommen. Da war es kein Problem, denn ich hatte keinen Stress, befand mich in einer reizarmen Umgebung und bin jeden Tag über 20 Kilometer Rad gefahren. Es ging mir in dieser Zeit sehr gut.

Kaum war ich zu Hause, gingen die Probleme durch den Alltagsstress, das Gefühl von Überforderung und innerer Unruhe, wieder los, so dass ich es wieder nehmen musste.

Für mich ist klar, dass es von meinen aktuellen Lebensumständen abhängt, ob ich brauche oder nicht und mein Ziel ist schon, dass ich es langfristig so einrichten kann, dass ich nichts mehr zu nehmen brauche, z.B. Indem ich täglich Zeit für ausgiebigen Sport habe, wenn die Kinder mal größer sind.

Dazu muss ich sagen, dass ich sowohl beim Elontril als auch beim MPH keine offensichtlichen Nebenwirkungen habe.

Aber ich habe schon das Gefühl, dass MPH meine Stimmungstiefs verstärkt und das Einrichten von Pausen erschwert bzw. die Kräfte in einem unrealistischen Bild erscheinen lässt, so dass ich aufpassen muss, mich nicht zu überfordern.

Deshalb wäre es schon schön, es irgendwann nicht mehr zu brauchen.

Vor den Nebenwirkungen musst du keine Angst haben. Denn wenn ein Medikament Nebenwirkungen zeigt, kannst du das nächste ausprobieren. Bei ADHS gibt es zum Glück relativ viele verschiedene Wirkstoffe zum durchprobieren. Die Chancen stehen gut, dass du eines ohne oder mit akzeptablen Nebenwirkungen findest :slight_smile:

Als Erzieher bist du in einem Bereich tätig, der einige Fallstricke für einen Menschen mit ADHS bereithält. Das weiß ich, da ich in einem ähnlichen Bereich arbeite.

Neben der Geräuschkulisse, die du selbst angesprochen hast, finde ich die täglich hohe Zahl an Interaktionen mit. Kindern und Kollegen sehr bedenklich In Hinblick auf Stress.

Ich kenne es, wenn ständig jemand etwas von einem will und ich irgendwann gar nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Deshalb bevorzuge ich kleine Gruppen und Teams. Ist natürlich in der Regel nicht umsetzbar, in der Regel sind die Systeme in diesem Bereich komplexer.

Medikamente können hier helfen, den Überblick zu behalten und Ruhe zu bewahren. Ich werde dadurch deutlich belastbarer und weniger gestresst.

Wenn du MPH schon mal genommen hast und du gut damit klar gekommen bist, kannst du es ja wieder damit versuchen. Es ist in der Regel gut verträglich. nebenwirkungsarm und macht auch nicht abhängig. Ich sehe keinen Grund, es nicht zu probieren, und wieder abzusetzen, wenn es dir „nicht bekommt“.

In einem anderen Thread schonmal gepostet, aber es passt vielleicht auch zu Deiner Frage nach Alternativen/Ergänzungen:

Ein US-Blogger hat mal mit einem Aufruf gesammelt, wie Betroffene sich ohne Medikamente zu behelfen versuchen: <LINK_TEXT text=„https://www.facebook.com/TimFerriss/pos … 7181172241“>Redirecting...</LINK_TEXT>

Es ist sicher nicht der bequemste Job, den Du Dir ausgesucht hast, aber für ADxS-betroffene Kinder hat ein selbst betroffener Erzieher doch auch jede Menge Vorteile, wenn er sich seinen eigenen Herausforderungen gestellt hat und mit dem Thema umgehen kann. Offenlegen muss man das ja gar nicht, aber Du wirst viel sehen, was anderen nicht auffällt. Vielleicht hast Du auch zunehmend Einflussmöglichkeiten und kannst Snuggle- oder Ruheoasen schaffen, von denen die Kinder genauso profitieren wie Du.

Schräger Vergleich vielleicht, aber in Bezug auf Medis: Ich habe letztes Jahr eine Tätigkeit wieder aufgenommen, die ich viele Jahre ruhen gelassen hatte. In der Zeit hatte sich sehr viel verändert und manches an neuer „Technik“, etc. kam mir viel mehr entgegen. Wäre ich nur den alten Erfahrungen gefolgt, wäre mir das alles entgangen. Daher lohnt sich vielleicht einfach ein neuer Versuch mit den neuen Medis am Markt. Dass Du schon eine Diagnose hast, bringt Dich ja vergleichsweise in die Pole Position. :slight_smile:

Es ist einfach meine persönliche Erfahrung, dass man seine Herausforderungen viele Jahre kompensieren kann, aber man bucht dabei auch von einem Kraftkonto ab, das auf dem weiteren Lebensweg nicht immer so gut gefüllt sein muss. Und bei so einem „systemrelevanten“ Job wie Deinem könnte man die Kraft sicher sinnvoller einsetzen und sollte alle Unterstützung mitnehmen, die man kriegen kann.

Das ist auch meine Erfahrung und ich stimme Elementary zu: ich konnte sehr viel kompensieren, weil ich aus einem super strukturierten Elternhaus ohne schlimme Traumata komme, lange in festen Beziehungen gelebt habe, einen guten Job habe und damit finanziell stabil bin. Ich habe die Möglichkeit, sehr viel Sport zu treiben, alle möglichen Therapien zu machen. Ich ernähre mich gesund (vom stärker werdenden Heißhunger auf Zucker abgesehen). Mein Alkoholkonsum hat sich über die Jahre gesteigert, wenn auch noch gesellschaftlich akzeptabel. Ich hatte mein Leben ohne Medikamente im Griff, aber es ist eine RIESENANSTRENGUNG. Jeder Mensch hat nur ein gewisses Kontingent, sich zusammenzureißen. (Dazu gibt es Studien, wenn ich mich richtig erinnere.)
Mit ADHS braucht man sehr viel Disziplin für das „normale“ Leben. Ich merke dann, dass irgendwann mein Kontingent erschöpft ist und ich ausflippe, esse, trinke oder andere Auswege suchen muss. Und ich konnte in den letzten Jahren beobachten, dass das schlimmer wurde. Hinzu kommt, dass die Knochen nicht mehr für exzessiven Sport geeignet sind. Es leidet die Gesundheit, die Beziehungen, es kommt zu Folgeerkrankungen. Es ist in meinen Augen ein Teufelskreis, aus dem man raus muss.

Wenn ich Bluthochdruck oder Diabetes hätte, würde ich auch da Medikamente nehmen und parallel meine Gewohnheiten ändern.

Vielen Dank für die vielen Antworten!


Ich weis auch gar nicht mehr warum ich mein Ritalin abgesetzt habe?! Ich hatte eigentlich nie Nebenwirkungen. Ich meine mich zu entsinnen, dass es mein Stiefvater war der gesagt hat, dass ich mein ADHS auch ohne Medis unter Kontrolle habe und mittlerweile auch Alt genug dafür bin. :roll:

Ich denke meine Ausbildung wäre mit Medikamenten besser gewesen. Ich bin nicht schlecht gewesen, aber 3,0 ist eben 3,0 haha


Dadurch, dass ich Kampfsport (Judo) mache kann ich auch mal Emotionen kompensieren. Es tut eben gut jemandem im Training beim Kampf mal ordentlich in den Boden zu ballern. Ist auch körperlich auspowern :smiley:
Es gibt doch den Spruch „Enter the dojo peacefully or at least let the peace of the dojo enter your mind.“ Passt ganz gut finde ich.
Bin aber beim Judo immer höchstkonzentriert und zu 100% bei der Sache.


Das kann ich mehr als nur bestätigen. Ich falle regelmäßig tot ins Bett, auch wenn der Tag körperlich nicht anstrengend war. Mental ist es eigentlich jeder Tag.

Ich habe mal eine ganze Zeit lang meditiert was mir geholfen hat meine Impulsivität im Bezug auf Emotionen zu verlieren. Ich schaffe es zwischen Impuls/Trigger und Reaktion eine Denkpause zu machen und platze nicht sofort mit einer Reaktion herraus. Zumindest nicht immer… :lol: Das ist aber echt anstrengend.

Wenn ich nun wieder Medikamente nehmen möchte um meine Symptome für die Arbeit zu „optimieren“, wie mache ich das am besten?
Spreche ich mit meinem alten Psychiater der in der nächsten Großstadt sitzt? Suche ich mir einen mit dem ich klar komme in meiner Kleinstadt?(Gibt es Wartezeiten) Muss ich neu Diagnostiziert werden? Werden erst alternative Behandlungsmethoden getestet?


Du wirst schon deine Gründe gehabt haben und du durftest es sogar frei entscheiden , dass finde ich gut . Also es klingt so dass du da nicht gezwungen wurdest und nun nicht damit auf Kriegsfuss stehst.
Nun hast du ja wieder die freie Wahl und eben auch noch das Wissen von mit und ohne.

Wenn du dort in guten Händen warst, würde ich den alten Psychiater kontaktieren dann geht es vielleicht schneller ??? Du hast das Glück das du schon als Kind die Diagnose hattest das macht vieles einfacher. und wenn du gerne Therapeutisch begleitet werden möchtest ja dann such dir noch jemanden mit dem du gut klarkommst.

Bei dir könnte ich mir auch vorstellen das Medikation und Psychoedukation dich zunächst schon mal weiterbringen und du dann weiterschauen kannst.

Früher hat man darauf bestanden, keine Medis zu verordnen, ohne vorher Alternativen probiert zu haben. Das ist vorbei. Medis sind jetzt erste Wahl, auch bei leichterer Ausprägung.

Ich würde auch den alten Arzt kontaktieren, vielleicht kannst du die Medikation ja einfach wiederaufnehmen.

Lieber Dominik,

ja, ich nehme Medikamente, und zwar habe ich damit angefangen kurz nach meiner Diagnose, da war ich 37. Jetzt bin ich 54.

Die Medikamente (Ritalin/Methylphenidat) machen so einen entscheidenden Unterschied aus, dass ich sie in absehbarer Zeit nicht absetzen möchte. Ich kann nicht nur meine Arbeit besser überblicken, sondern ich bin auch privat viel ausgeglichener und fühle mich dadurch besser, für meine Frau und meine Kinder bin ich verträglicher.

Methylphenidat ist erst einmal nichts, „um zu funktionieren“. Es hilft dir, weniger abgelenkt zu sein, und es verbessert die Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Und das ist sicher gerade für die Arbeit in einem Kindergarten wichtig, kann ich mir vorstellen. Wenn mehrere Kinder und Erwachsene zusammen sind, passiert grundsätzlich viel gleichzeitig.

Aufgrund der teilweise doch krassen Nebenwirkungen
, schreibst du- sorry dass ich noch einmal nachhake- welcher Nebenwirkungen genau? Du schriebst in einem anderen Thread von Depressionen und Selbstmordgedanken, aber dann auf Nachfrage, dass du diese gar nicht hattest??

Ich meine, du musstest doch das Medikament nicht wegen befürchteter Nebenwirkungen absetzen. Es reicht ja, dich mit einer Nebenwirkung auseinanderzusetzen, wenn du sie hast.

Methylphenidat ist ja ein verhältnismäßig sicheres Medikament. Die allermeisten Betroffenen haben lästige, aber ungefährliche Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit oder Magenbeschwerden.

Ich hatte selbst Kopfschmerzen in den ersten zwei Monaten, das war danach aber vorbei. Die Appetitlosigkeit ist geblieben, und da ich zu Untergewicht neige, muss ich eben morgens und abends mehr essen. Ich frühstücke ausgiebig, und eine meiner Angewohnheiten ist noch mal eine richtig große Essensportion nach 22:30. :lol:

Körperlich geht es mir eher besser als in der Zeit bevor ich Medikamente nahm, weil ich ausgeglichener und gelassener bin. Ich muss zwar seit ein paar Jahren Blutdrucksenker nehmen, das liegt aber in meiner Familie und wäre sicher genauso wenn ich kein Ritalin nähme.

Alternative? Nein, es gibt bei ADHS keine Alternative zu Medikamenten. Das heißt nicht dass jeder ADHS-ler für den Rest des Lebens Medis nehmen müsste, aber wenn man stark betroffen ist und seinen Beruf nicht verlieren oder seiner Familie nicht zu lästig fallen will, wäre es falsch es zu vermeiden.

Die meisten alternativen Strategien funktionieren auch erst dann richtig, wenn man auch Medikamente nimmt, also es ist kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl aus Auch. Du wirst sicher weiterhin Zettel brauchen, aber es wird dir leichter fallen die aufgeschriebenen Dinge auch umzusetzen.

Bei Kindergartenkindern (ich nehme an, du hast dich für deine Abschlussarbeit besonders damit beschäftigt) legt man natürlich strengere Maßstäbe an. Die meisten Ärztinnen verschreiben Medis in der Regel erst ab 6. Meine beiden Kinder waren allerdings schon vorher so hyperaktiv und neben der Spur, dass sie schon vorher eine allerdings sehr niedrige Dosis bekommen haben, der Ältere ab 5 1/4, der Jüngere ab 4 1/2. Und beide waren so deutlich entspannter, dass wir Eltern die Entscheidung nicht bereut haben.

Übrigens, hättest du in dem Kindergarten unseres jüngeren Sohnes gearbeitet, du hättest gar nicht erfahren dass er Attentin kriegt. Nach allem, was wir mit dem Großen durch haben, zogen wir es vor das nicht an die große Glocke zu hängen. :wink:

Viele Grüße
Falschparker

Hallo Falschparker!


Das ist richtig, ich hatte keine Nebenwirkungen. Ich hatte mir jedoch aus neugier den Packungszettel mal durchgelesen was ich so nehme. Ich weiß nicht mehr genau was noch in den Nebenwirkungen genannt worden sind. Ich weiß nur noch, dass ich es nicht gut fand, froh war nichts davon zu haben aber auch Sorge hatte es zu bekommen.
Diese Sorge ist, auch wenn ich es nicht begründen kann, geblieben.
Das Gedächnis merkt sich ja dann doch nicht alles zu 100% wie es wirklich war :smiley:

Ja, aber mit Gefahren ist das Leben immer verbunden. Wenn du aus dem Haus gehst, könntest du von einem Autofahrer totgefahren werden, aber deswegen bleibst du ja nicht zu Hause. Am Ende ist es eine Abwägung.

Und es gibt immer verschiedene Nebenwirkungen. Erst mal die wie ich oben schrieb lästigen, aber nicht gefährlichen. Wenn man die bekommt (aber nur dann), kann man immer überlegen ob man sie in Kauf nimmt oder nicht.

Und auch die gefährlichen Nebenwirkungen sind in der Regel nicht so gefährlich, dass ein unwiderruflicher Schaden entstünde, bevor man sie bemerkt und das Medikament absetzen könnte (so wie bei dem Autounfall in meinem Beispiel).

Dazu kommt noch, dass viele Beipackzettel Nebenwirkungen auflisten, die mal jemand hatte, der das Medikament nahm- ohne dass erwiesen ist, dass es wirklich am Medikament lag!

Depressionen und Suizide, wie du oben schriebst, werden nicht durch Methylphenidat ausgelöst. Da muss man schon vorher gefährdet gewesen sein.

Und jetzt kommt etwas, wofür es keinen Beipackzettel gibt (vielleicht sollten wir hier einen schreiben): Die Nebenwirkungen davon, ADHS nicht (medikamentös) zu behandeln!

ADHS macht gegenüber Nicht-ADHS Ehescheidungen um ein Mehrfaches wahrscheinlicher, ebenso Arbeitslosigkeit, Straftaten, Suchtkrankheiten, psychische Folgeerkrankungen, insbesondere Depressionen und als Folge auch Suizide (!), und übrigens auch Unfälle.

Die meisten Unfälle passieren übrigens gar nicht (mehr) im Straßenverkehr, sondern zu Hause oder in der Freizeit. D. h. ADHS-ler fallen überrepräsentativ von Leitern, geraten in Kreissägen, verletzen sich beim Sport usw. Aber sie fahren natürlich auch riskanter Auto oder Fahrrad.

Eine angemessene medikamentöse Einstellung vermindert diese Risiken stark, d. h. du bist nicht ganz so sicher wie wenn du keine ADHS hättest, aber schon deutlich sicherer. Und allein dieser Effekt vermindert das Risiko vorzeitig zu sterben viel mehr, als eine eventuelle Nebenwirkung der Medikamente es steigern würde! Das habe ich mir jetzt nicht ausgedacht, da gibt es tatsächlich Statistiken drüber.

(Im Vorgängerforum gab es eine Mutter mit drei Kindern, die selbst ADHS-betroffen ist. Ihr mittleres Kind war glaube ich 8 oder 9 und stand kurz davor, auch ADHS-Medikamente zu bekommen. Dazu kam es aber leider nicht mehr, es lief in einem unaufmerksamen Augenblick zwischen geparkten Autos auf die Straße und starb. Mir fällt gerade ein, der muss ungefähr dein Alter gewesen sein, denn das war 2009 oder 2010.

Natürlich wissen wir nicht, ob dieser Unfall nicht passiert wäre, wenn der Junge schon Medis bekommen hätte, auch Kinder ohne ADHS verunglücken. Aber wenn so etwas vorkommt, fragt man sich das. Und die meisten Eltern denken da gar nicht drüber nach, sondern denken eher an die Schulleistungen ihrer Kinder, wenn es um die Frage Medikament ja oder nein geht.)

Du hattest ja damals keine Möglichkeit die Sache im Gesmatkontext zu erfassen und scheinbar keinen richtigen Ansprechpartner dafür und aus dieser Sorge heraus, die der Beipackzettel bei dir auslöste finde ich deine damalige Entscheidung nachvollziehbar. Sich selbst zu sagen „so was will ich für mich nicht“ und sich dann gegen die positive Wirkung des <Medikamentes zu entschieden finde ich eigentlich sehr beachtenswert. Du wolltest einfach für dich und dein Leben Sorge tragen und das ist eine sehr schöne Motivation.
Vielleicht hatt der Beipackzettel dich wirklich geschockt und es ist hängen geblieben. Ich finde wenn man sowas plötzlich zu seine <Medikamenten ließt, dann kann einen dass auch erschrecken.

Dominik ich empfinde dich als einen sehr bedachten, angenehmen und sympathischen Menschen hier . Ich glaube das Einzige was dir mit den Medikamenten passieren wird , ist das sich dein Potential dann einfach richtig entfaltet :slight_smile: :wink:

Nur dass ich leider keine Garantie im Bezug zu Nebenwirkungen geben kann :roll:

@Falschparker
Da hast du natürlich Recht und ich habe mich in der Zeit seitdem ich die Medikamente abgesetzt habe auch weiterentwickelt.

Ich kann nicht sagen, ob ich mich mit meinem Wissen von heute damals anders entschieden hätte.
Aber ich kann mich jetzt entscheiden, ob ich die Medikamente wieder nehmen möchte oder es doch weiterhin sein lasse.
Dies ist jedoch eine Entscheidung die ich aus privaten Gründen noch überdenken muss.
Ich weiß aber jetzt schon vieeeel mehr über mich und das ADHS als vor 7 Jahren!

@Nelumba_Nucifera und @Dominiik1798 Ja klar, dass das einen 15-jährigen erschreckt ist absolut nachvollziehbar! Zumal das ein Alter ist, wo man alles in Frage stellt, was die Eltern für einen entschieden haben.

Das ist ein ganz entscheidender Punkt.
Hier meine Datensammlung dazu:
https://www.adxs.org/folgen-von-adhs/

Viele Grüße

UlBre