Ich bin heute wieder in einer grüblerischen Stimmung und bin beim Herumstöbern hier auf verschiedene Beiträge gestoßen, die mit Karriere und Lebenszielen zu tun haben. Das hat mich dann nochmal zusätzlich zum Nachdenken gebracht.
Auf dem Gymnasium war ich zwar überhaupt nicht schlecht (außer in Mathe), aber vor allem in der Abizeit habe ich gemerkt, dass ich nicht gern lerne und kein Interesse am „Studentenleben“ habe. Ehrlich gesagt schien es mir auch alles einfach zu schwer und zu anstrengend. Das hat weder meinen Lehrern noch meine Eltern sonderlich gefallen, und tatsächlich gibt es außer mir nur eine andere Person im Jahrgang (124 Leute), die sich für eine Ausbildung statt Studium entschieden hat.
Na ja, eigentlich bin ich bis heute sicher, dass das für mich die richtige Entscheidung war. Außerdem ist mir auch klar geworden, dass ich doch kein „Karrieremensch“ bin, wie ich lange dachte. Ich würde fast sagen, es ist mir relativ egal was meine Arbeit ist, solange sie nicht nervt und ich davon leben kann. Was aktuell auch der Fall ist.
Trotzdem ist es mir total unangenehm, dass all meine Freunde einen höheren akademischen Grad als ich haben und besser verdienen als ich (liegt an der Branche in der ich bin, nicht daran dass es eine Ausbildung war). Mit Nicht-Freunden von meiner alten Schule musste ich auch den Kontakt abbrechen, weil die wegen meinem Abschluss auf mich herabgesehen haben. Meine Freunde sind da natürlich nicht so oberflächlich, aber auch die fragen öfter ob nochmal ein Studium in Frage kommt (weil ich das über die Jahre immer wieder in Erwägung gezogen hatte) oder ob ich irgendwelche Weiterbildungen machen/kann will.
Es mag auch an meiner sehr langen Depression liegen, aber das interessiert mich alles einfach nicht (mehr) und gleichzeitig nerven mich solche Fragen bzw. dass irgendwie erwartet wird, dass man sich ständig weiterentwickelt. Es ist ja nicht so, dass ich in meinem Beruf nicht dazu lerne, es ist nur so dass ich da keine Lust auf Veränderungen und Anstrengungen habe.
Gleichzeitig ist es mir aber peinlich, dass ich jetzt die ganze Zeit im gleichen Beruf arbeite und das wahrscheinlich für immer machen werde. Es gibt total viele andere Jobs, die mich interessieren, aber meine Motivation dazu ist spätestens beim Durchschauen von Stellenanzeigen weg und ich weiß ja auch gar nicht so richtig, was ich in dem Bereich will.
Was noch dazu kommt ist, dass ich generell ein bisschen planlos bin was meinen weiteren Lebensverlauf angeht. Momentan hat sich sehr viel verändert, was eigentlich gut ist, aber so eine richtig große Veränderung ist es auch nicht und ich habe irgendwie total Angst vor der Zukunft, insbesondere, dass ich in 10 oder 20 Jahren auf die jetzige Zeit zurückblicke und das Gefühl habe, es fehlt etwas oder ich habe etwas verpasst.
Dass ich weder heiraten noch Kinder kriegen möchte, weiß ich schon, und das wird sich auch nicht mehr ändern. Aber ich habe diesbezüglich keine Ziele, beruflich bin ich auch zufrieden und sonst habe ich schon alles erreicht, was ich in meinem Leben erreichen wollte. Wie werden dann die nächsten Jahre aussehen, wenn ich nichts mehr habe worauf ich hinarbeite und irgendwann all meine Freunde weg sind, weil die plötzlich woanders arbeiten oder eine Familie gründen…