Methylphenidat und SSRI Antidepressivum

Hallo zusammen

Ich bin recht neu hier im Forum.
Falls ich mich mal dazu aufraffen kann, stelle ich mich dann auch mal noch vor. Ich schiebe es aber grausam heraus.

Ich habe eine Frage zur Medikation und bin beim Suchen in alten Beiträgen nicht fündig geworden.

Ich stehe kurz vor der definitiven Diagnose Adhs. Mein Leben lang wurde in alle Richtungen gesucht (ausser Adhs, was ich im Nachhinein nicht verstehen kann), und man kam immer wieder auf die Hauptdiagnose Depressionen. Ich nehme schon sehr lange SSRI (Cipralex).
Mein Psychiater will als Erstes Concerta ausprobieren. Für mich war es ein riesen Schock zu erfahren, dass Methylphenidat sich nicht mit SSRI verträgt. Bisher endete jeder Absetzungs- oder Änderungsversuch in einer Katastrophe. Egal, wie langsam auch ausgeschlichen wurde. Ich reagiere äusserst extrem mit Agressivität, Impulskontrollverlust und grosser Konzentrationsschwäche. Und das hält an und geht nicht nach 2, 3 Wochen vorüber. Die Ärzte konnten es sich nicht erklären, da Absetzungssymptome dann auch mal abschwellen sollten. Mei Verdacht ist, dass da eventuell die Grunderkrankung sehr stark wieder in den Vordergrund tritt.

Da ich einen 4 Jährigen Sohn habe, macht mir der Medikamentenwechsel riesengrosse Angst. Also nicht, dass ich gefährlich würde für ihn:crazy_face: Aber rein psychisch kann ich ihm das nicht antun. Zudem habe ich Angst, dass es eine Depression auslösen könnte.
Jedoch will ich unbedingt ein Adhs Medikament ausprobieren, da ich mein Leben lang schon sehr leide. Auch wenn das Cipralex offensichtlich etwas bringt; genug ist es nicht.

Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Mein Arzt meint, wir können versuchen sehr langsam mit dem Concerta einzusteigen und gleichzeitig das Cipralex reduzieren.
Hat das eventuell auch jemand so gemacht mit Methylphenidat und SSRI? Gab es da ernsthafte physische Komplikationen? War es erfolgreich?

Habt einen schönen Tag!

Vielleicht kannst du deinem Artz vorschlagen vorsichtig mit unteardiertem MPH einzudosieren Es geht in feineren Schritten und nach der Tablette ist ja die Wirkung viel schneller raus wie mit einem langweilenden Präparat wie concerta.

Hallo Prokastrine,

vielleicht bist du nicht fündig geworden, weil es nicht stimmt, dass sich Methylphenidat und SSRI nicht vertragen?

Gewarnt wird vor der Kombination von Methylphenidat und so genannten MAO-Hemmern. Auch die Kombination mit bestimmten Neuroleptika ist vielleicht nicht unverträglich, aber wohl nicht besonders sinnvoll.

Aber SSRI? Es gibt soweit ich weiß auch in diesem Forum Teilnehmer/innen, die Methylphenidat mit einem SSRI kombinieren, insbesondere Escitalopram, was Citalopram ja sehr ähnlich sein soll.

An deiner Stelle würde ich das Antidepressivum nicht vorschnell absetzen oder reduzieren, sondern frühestens darüber nachdenken, wenn die Einstellung auf Methylphenidat gut passt. Dann könnte es sein, dass du das Antidepressivum in geringerer Dosis oder gar nicht mehr zusätzlich brauchst, es ist aber genauso gut möglich dass du beides auf Dauer nebeneinander nehmen solltest.

Ich könnte mich natürlich irren und andere Teilnehmer korrigieren mich. Es würde mich aber wundern, denn bspw. Krause/Krause, Autoren von ADHS im Erwachsenenalter, führen Beispiele von paralleler Einnahme von MPH und SSRI auf, und es gibt hier wie gesagt mehrere Erfahrungsberichte.

Viele Grüße
Falschparker

P. S.: Lebst du in der Schweiz? In Deutschland ist ja Concerta nicht zugelassen für Erwachsene?

Hallo Prokrastine, erstmal herzlich :willkommen


Aber der Wirkstoff von Concerta ist doch Methylphenidat.
Oder stehe ich mal wieder auf dem Schlauch. :?

Deshalb ja wohl auch der Plan, mittelfristig nicht beides zusammen zu nehmen, sondern in der Einführung des einen das andere langsam zu reduzieren.

Ob die Prämisse so stimmt, dass sich Concerta und SSRI nicht vertragen, kann hier bestimmt jemand aus eigener Erfahrung sagen. Was ich schon selbst im Umfeld beobachtet habe, ist, dass „SSRI und ADxS“ vielleicht noch nicht das verträglichste aller Traumpaare sind, jedenfalls bei manchen Ausprägungen von ADS noch nicht der Königsweg.

Schlaues dazu von @UlBre findest Du hier: <LINK_TEXT text=„Behandlung und Therapie - ADxS.org … es_zu_ssri“>Medikamente bei ADHS - Übersicht - ADxS.org</LINK_TEXT>

Ist vielleicht eine Zusatzmotivation, sich auf den Weg zu machen und - mit Bedacht und der Begleitung, die Du ja schon gefunden hast - auszuprobieren, ob es Dir mittelfristig mit der ADxS-Medikation allein sogar nochmal deutlich besser geht als jetzt. Mit einem 4-jährigen Reisebegleiter lohnt sich der Versuch bestimmt, auch wenn das anfänglich viel Mut erfordert.

Viel Erfolg und gute Zeit im Forum.

Moin,

und was spricht gegen Elvanse (Amphetaminmedikament) ?
Ist doch inzwischen eh Mittel der ersten Wahl bei Erwachsenen mit AD(H)S… Siehe (oder suche hier im Forum oder bei ADxS.org nach) „Aktualisierter europäischer Konsens(us) zur Diagnose und Behandlung von ADHS bei Erwachsenen“.


Vielen Dank für den Input! Ich werde es gerne vorschlagen.


Hallo Falschparker

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Mein Arzt meinte, es könnte im schlechtesten Fall ein Serotonin Syndrom entstehen. Irgendwo im Netz hatte ich das auch gelesen. Aber deine Antwort macht mir Mut:blush:
Ich werde da noch genauer nachhaken beim Psychiater.

Das klingt super!
Meinst du Erfahrungsberichte hier im Forum? Du weisst nicht zufällig wo?:innocent:

Ja, bin aus der Schweiz

Vielen Dank!:blush:

Ja, genau. Nehme aber zur Zeit Cipralex, ein SSRI.

Liebe Grüsse

Danke für den Link!
Ich selber bin eher der Typ Tagträumer ohne Hyperaktivität.

Und vielen Dank für die lieben Worte:blush:
Oh ja, mein Kind ist eine riesen Motivation!

Ja, das ist mir beim Lesen hier im Forum auch aufgefallen. Ich werde den Arzt auf jeden Fall darauf ansprechen, warum er das so handhaben will.
Vielen Dank dir!

Und Elvanse hat ja auch eine gewisse stimmungsaufhellende Wirkung…

Hallo @Prokrastine ,
ich habe sehr lange ein SSRI (Sertralin) zusammen mit Elvanse, früher MPH genommen. Es ist absurd ein Serotoninsyndrom zu befürchten, dein Doc verstehe ich echt nicht. Die Wirken doch auf ganz unterschiedliche Transmitter.

Zurzeit nehme ich ein SNRI, Duloxetin, mit Elvanse/ Attentin zusammen und ich lebe noch.
Damals habe ich versucht Sertralin abzusetzen, da ich dachte Elvanse wäre ausreichend. Es ist ziemlich schief gelaufen. Aber es ist nur meine Erfahrung, bei dir kann es klappen.
Ich würde aber abraten, dein AD abzusetzten und gleichzeitig mit Elvanse zu strarten, es könnte sein, dass du die Elvanse Wirkung wegen der Absetzerscheinungen nicht richtig wahrnehmen könntest.

Hallo allmighy

Vielen Dank für deine Antwort!
Das klingt ja vielversprechend! Ich werde beim Arzt nochmal genau nachhaken, was seine Befürchtungen sind und warum.

Ja, es läuft bei allen so anders… Aber ich denke, auch bei mir würde es schief gehen. Habe zaghaft reduziert von 210 mg Cipralex pro Woche auf 190 mg. Schon diese Reduktion scheine ich zu spüren.

Der Input mit den Absetzungserscheinungen und dem Wahrnehmen der Wirkung klingt für mich auch logisch.


Wobei ich denke, dass es ganz auf das SSRI ankommt.
Ich habe kurze Zeit MPH mit Fluoxetin bekommen.
Nicht unbedingt zu empfehlen, denn ich hatte nichts weiter als den ganzen Tag Kopfschmerzen.
Und nur Paracetamol zu nehmen, ist auch nicht Sinn der Sache. :lol:

Das einzige was bei der Kombi Cipralex/ Escitalopram mit Elvanse/ MPH schief gehen könnte ist die eine mögliche Verlängerung der QT-Zeit, was bei allen vier vorkommen könnte.
Daher muss man regelmäßig zur EKG.

QT-Zeit musste ich gerade googeln. Das ist mir neu. Vielleicht habe ich meinen Arzt auch falsch verstanden, und er hat das gemeint:thinking:
Ich bin froh, dass du das erwähnst; vielleicht gab es da wirklich ein Missverständnis. Vielen Dank!

Es gibt allerdings ADs bei denen eine Verlängerung der QT- Zeit sehr selten, u.a. Sertralin, oder gar nicht vorkommt, u.a. Duloxetin.
Bitte beachte, es könnte vorkommen, es ist kein Muss. Daher die Regelmäßige EKG- Kontrolle (alle 6 Monate reicht).