Mies überfordert mit der Einstellung auf Elvanse

Hi. :slight_smile:

Erstmal mega schön, dass es Foren wie diese gibt, wo man nach Hilfe fragen kann. Danke.

So, jetzt zum Thema. Ich hatte keinen Beitrag gefunden, der genau zu meiner Situation passt, und gerade auch irgendwie einfach ein Mitteilungsbedürfnis.

Ich bin 20, und habe vor wenigen Monaten endlich meine offizielle ADHS Diagnose bekommen. Vor 2 Tagen ging es dann an die medikamentöse Einstellung. Das Medikament konnte ich mir frei aussuchen, da ich selbst mal im pflegerischen Bereich gearbeitet habe, und mir meine Psychiaterin vertraut, dass ich genügend Verantwortung im Umgang mit BtM mitbringe.

Ich hab mich nach einiger Recherche für Elvanse entschieden. Einstiegsdosis 30mg. Aber mit dem Hinweis, dass man auch erstmal 15mg nehmen kann.

Dem Hinweis bin ich dann erstmal nachgekommen. Und es war genial. Ich habe endlich Sachen gesch*ssen bekommen, konnte einfach aufstehen und Aufgaben abarbeiten, bis auf fehlenden Appetit ging es mir gut, körperlich wie psychisch. Ich war so erleichtert, endlich was gefunden zu haben, was mir hilft. Und zu wissen, dass ich mein Leben lang nicht einfach nur unfähig war, war… wichtig.

Allerdings klang die Wirkung nach genau 3,5 Stunden ab und ließ ein Gefühl von Verlorenheit zurück, was natürlich vollkommen nachvollziehbar ist.

Folglich war also die Dosis für mich zu gering, weil man das ja nicht soo schnell verstoffwechseln kann. Also habe ich heute 30mg genommen, und meine Güte, die Wirkung war vollkommen anders. Innere Nervosität bis zu mäßigen Angstzuständen, trockener Mund, konstantes Herzrasen, Übelkeit, mentales Unwohlsein, Probleme hochzukommen, keine Motivation, Gefühl von Lähmung, gedrückte Stimmung, völliger Nebel im Kopf.

Ist die Dosis zu hoch für mich? Oder ist es, wie es in vielen Beiträgen geschrieben wurde, die Dosis, an die sich mein Körper erstmal gewöhnen muss?

Ich kann mir nicht vorstellen, das so 1 bis 2 Wochen auszuhalten. Allerdings beeinträchtigt mich das ADHS bei der Arbeit am meisten, und wenn ich in einer Woche wieder arbeiten gehe, kann ich nicht mit nicht mal 4 Stunden Wirkung leben. Ich arbeite alleine 10 oder mehr.

Mein Gedanke war also, die 30mg auf 2 Einnahmen zu splitten, oder sogar 45mg auf 3 Einnahmen jeweils immer nach 3 Stunden, aber dann müsste ich bestimmt auf Hilfsmittel wie Melatonin zurückgreifen, um rechtzeitig schlafen zu können. Und bereits am 3. Tag off label use zu beginnen kann auch nicht das Gelbe vom Ei sein.

Also bin ich gerade einfach verdammt ratlos, und auch ein wenig enttäuscht, dass mich nach dieser tollen Erfahrung mit 15mg die 30mg so fertig machen.

Hat hier hiergendjemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Meine Psychiaterin sehe ich erst in einem Monat wieder, und sie wohnt in einer anderen Stadt, also kann ich nicht kurzfristig vorbei schauen. Bin damit also ziemlich auf mich allein gestellt. Wozu würdet ihr mir raten?

Liebe Grüße, und vielen Dank im Voraus

Ja.

Eindosierung ist ein Marathon, kein Sprint.

Das dauert Wochen bis Monate. Ich war 3 Monate damit beschäftigt, erst Medikinet dann Elvanse.

Eigentlich ist es so, dass man mit der niedrigsten Dosis beginnt, und wöchentlich um 10mg erhöht. Bei Elvanse also eine Woche 30mg, dann 40mg, dann 50 mg usw (wobei die mg Anzahl nicht das Körpergewicht überschreiten sollte, also wenn du 65kg wiegst wäre 60mg die höchstdosis). Wenn du merkst es ist zu viel, gehst du wieder runter. Du must da einfach ausprobieren, und das braucht seine Zeit. Aber jetzt nach gerade mal 2 Tagen ist es viel zu früh, um überhaupt etwas zu sagen.

Würde ich nicht machen, Elvanse nimmt man 1x täglich, nicht 2-3x. Die Wirkung beträgt 12-14 Stunden. Und, außerdem - es ist ein Spiegelmedikament. Du kannst jetzt nach2 Tagen noch gar nichts sagen, weil es erstmal 2-3 Tage Minimum dauert, bis der gewünschte Wirkstoffspiegel im Blut erreicht ist.

Wöchentlich um 10mg erhöhen

Ggf wieder runter gehen.

Tagebuch schreiben! Jeden Tag was dir positiv und negativ auffällt, und dann der Ärztin mitbringen.

Konsequent mindestens 7 Tage auf einer Dosis bleiben, sonst kannst du gar nichts konkretes sagen. Dein Körper muss sich daran gewöhn

Und wenn du denkst, Elvanse bringt dir nicht den Effekt, den du willst, dann das Medikament wechseln.

Danke dir für deine ausführliche Antwort. Und toller Geschmack was Videospiele angeht! ^^

Hast was die Eindosierung angeht vollkommen Recht. Mich macht nur die Arbeit nervös. Muss bei dem Job eigentlich 9 bis 11 Stunden on point funktionieren, fokussiert, energiegeladen, und gute Laune. Die extremen stundenlangen Mittagstiefs die ich ohne Medikation habe, haben mir zeitweise fast den Job gekostet.

Deshalb habe ich mich so über die medikamentöse Einstellung gefreut. ^^’ Aber so wie es mir auf 30mg geht, könnte ich mit Sicherheit überhaupt nicht arbeiten. Ist alles ein wenig frustrierend.

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So gehts bei mir bei zu niedriger Dosis. Zwischen 30 und 45 ist es nur unangenehm. 20 geht, aber nur sehr wenig Wirkung. 50 ist okay - 70 am besten. Und Urlaub für die ersten Wochen nehmen…

Du könntest auch langsamer steigern: 5 Tage auf 20, dann 5 Tage auf 25, dann 5 Tage auf 30…

Gewisse Symptome sind Eindosierungsnebenwirkungen, die mit der Zeit vergehen, anderes können Symptome für eine zu tiefe/hohe Dosis sein. Nicht einfach auseinanderzuhalten.

Aufteilen würde ich wenn dann erst, wenn du „deine Dosis“ gefunden hast.

Dabei wird dir das Medikament allein nicht helfen.
Langfristig wirst du Strategien entwickeln müssen, um damit klarzukommen und auf dich Acht geben lernen.

Die Psychoedukation finde ich noch wichtiger als die Medikation. Wenn man sich nicht damit auseinandersetzt, sein besonderes Hirn verstehen lernt und nichts verändert, ändert sich leider auch nichts.

Dann hält die Medikation irgendwann schlimmstenfalls wach und macht leistungsfähiger - aber die Retourkutsche kommt dann irgendwann eventuell auch :slight_smile:

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Hallo!

Also zu der Medikation sind auch immer wichtige Randfaktoren mit denen ich mich auch viel auseinander setzen musste. Koffein Konsum, regelmäßige Ernährung ( vor allem morgens) und genug trinken. Und eben das was die anderen auch sagen. Elvanse hat meiner Meinung nach härtere Nebenwirkungen als Beispielsweise Medikinet - mein Erfahrungswert. Dazu weiß ich nicht ob das 9-11 Stunden arbeiten gut dazu beiträgt. Ich kann mir gut vorstellen das du dir das leider nicht aussuchen kannst aber länger als 8 Stunden zu arbeiten kann auch einen starken Einfluss auf deine Körperliche und mentale Verfassung haben. Versuche erst Mal bei 30mg zu bleiben für 3 Wochen und führe ein Tagebuch. Die MyTherapy App ist da sehr empfehlenswert wenn du schnelle Abfragen zu gewissen Symptomen tracken willst. Das nutze ich nämlich sehr gern. Solltest du Koffein nutzen - am besten keinen zu dir nehmen, koffeinfreien oder wenigstens ne Weile warten bis der erste Kaffee genossen wird.

Oder allgemein eine der beiden ADHS DiGAs für Erwachsene, wie z.B. diese hier

Für Einsteiger nach frischer Diagnose finde ich die besonders sinnvoll (aber auch für Fortgerittene) - und kostet einen selbst ja nichts. Also definitiv ein Versuch wert :+1:t2:

Wenn 15 ok war und 30 zu viel, frag mal, ob dir deine Ärztin 20mg Elvanse aufschreiben kann. Damit hast du auch eine größere Spannweite bei der Eindosierung (20, 30, 20+20, 20+30, 30+30). So hat mir mein Arzt meine Medikamente aufgeschrieben, damit ich besser herausfinden kann, was zu mir passt.

Die Eindosierung am Besten aufschreiben (mit Auffälligkeiten). Mein Eindosierungstagebuch war im Nachhinein sehr Hilfreich für mich, da ich schnell vergesse wie es zuvor war.

Wie schon geschrieben, so eine Eindosierung dauert (leider) Wochen bis Monate.

Aber es lohnt sich :wink: