Hallo, ich lebe auf dem Land, und war gestern seit langem mal wieder in der Stadt, und ich überlege mir gerade, kann man mit ADHS überhaupt in einer großen Stadt leben? Ich meine, diese Reiz, Überflutung, diese vielen Menschen und Geräusche und Gerüche, ich finde das total super und hab es genossen, auch die Anonymität, aber dann war es mir noch den Tag schon wieder zu viel, und ich war froh das ich hier Bäume und einfach Natur um mich habe.
Als ich jünger war, hab ich auch mal ne Weile in der Stadt gelebt, da hat es mir nicht so viel ausgemacht. Je älter ich werde, desto so reizbarer werde ich.
Auf dem Land, ist halt das Denken so alt, aber das hat ja mit ADHS nichts zu tun. Wo lebt ihr, und wo haltet ihr euch gerne auf? Ich wünsche euch einen schönen Tag
Guten Morgen,
Ich bin vor gut 10 Jahren vom Stadtrand aufs Land gezogen. War schon immer mein Lebens Traum und ich bereue nix.
Im Vordergrund stand damals mehr die liebe zu Natur und Tieren als auch die Tatsache das ich nicht wollte das mein Kind in der Stadt und den überfüllten Klassen zur Schule muss.
Mittlerweile geht es mir aber so wie dir.
Ich bin gerne mal am Stadtrand oder auch mitten drin. Aber spätestens nach einem Tag reicht es mir.
Früher hat mir das nicht ganz soviel ausgemacht oder ich war es gewohnt. Aber heute hasse ich es dort Auto zu fahren und das ganze gewusel von Menschen in allen Farben und Formen. Fahrräder Straßenbahn und was sonst noch alles.
Mich stresst das schon sehr.
Wie herrlich ist es da auf dem Lande. Viel ruhiger alles in allem. Wobei ruhiger nicht langweilig heißt. Auch hier gibt es feste und Feiern. Aber von allem etwas weniger. Und die zahlreichen Trecker bremsen den Verkehr. Wobei das auch nerven kann
Ich für meinen Teil gehe nie wieder zurück in die Nähe einer Stadt. Lieber Trecker Kühe und Landluft.
Ich komme aus einer relativ kleinen Stadt (250.000 Einwohner ca.), die ich allerdings sehr gut kenne und weiß, wann ich wo Streß umgehen kann. Seit vier Jahren pendele ich allerdings nach Berlin und dort verschwindet meine Energie, sobald ich in die Stadt fahre. Ich könnte weinen, weil der Verkehr, die Menschen, der Lärm, der Gestank, das Chaos, der Dreck, das Leid der Menschen mich komplett auslaugen. Ich lebe dort in Charlottenburg und muss - um ins Büro zu kommen - bis zum Alexanderplatz. Mit dem Auto braucht man es nicht versuchen, mit Fahrrad o. ä. empfinde ich es als wirklich gefährlich und mit U- , S-Bahn oder Bus kriege ich unmittelbar Herzrasen. Bis ich im Büro angekommen bin, bin ich komplett erschöpft, weil ich u. a. 10 Leidensgeschichten von Menschen auf der Straße selbst durchlitten habe und 300000000 Bilder zu den Bildern im Kopf entstanden sind. Und die Fahrt dahin mit den Öffis beträgt eigentlich nur 15 Minuten, die sich aber anfühlen wie 12 Stunden Triathlon, nur ohne Medaille am Ende. Berlin ist zumindest für mein ADHS ein nicht zu unterschätzender Feind.
Auf lange Sicht sehe ich mich auch irgendwo, wo so wenig Menschen wie möglich leben. Keine alteingesessene Dorfgemeinschaft, in der ich wieder die Merkwürdige bin und mich täglich neu beweisen muss. Am Meer und mit Wald in der Nähe und Ruhe für den Kopf.
Berlin ist in der Hinsicht aber auch krasser Hardcore….
Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen.
Das ist ebenso ziemlicher Hardcore.
Das leben dort ist laut, bunt, wild, schnell, unbeständig. Ständig was neues, überall was cooles zu sehen. Immer action. Nix ist still.
Und ich hab es geliebt, dass man die Möglichkeiten hatte. Dass man auch oft Nachts noch gut weg kam. Dass man spontan was finden konnte…
Und letztenendes hat es mich ausgebrannt… Es wurde einfach zu viel. Ich verlor mich selbst in diesem Mischmasch aus endlosen Möglichkeiten, ständigem Abendteuer, ständigem Wechsel, wildem Leben, vielen Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können, dem unglaublichen Mix an Kulturen und der schieren Menge an Zusammengehörigkeiten.
Ich hatte irgendwann keine Ahnung mehr, wer ich war. Ich wurde so depressiv, dass ich nicht wusste, was los war und ich die Anbindung an die Welt verlor.
Bis der Entschluss kam, wir ziehen in eine Kleinstadt. Wir ziehen nach Südwestfalen.
Ich habe immer noch eine Anbindung an die größere Stadt nebenan. Ich bin in 10 Minuten dort und habe alles, was ich brauche. Hier ist alles, was mir wichtig ist. Ich bin gerade dabei, meine Wurzeln hier tiefer in den Boden schlagen zu lassen, weil ich hier endlich Luft holen kann, endlich wieder zu mir finden kann. Die Umgebung ist voll mit Kindern und Familien, die Kinder spielen hier auf den Straßen, hinterm Haus, auf den Bolzplatz, den Spielplätzen, es trotzdem nicht still hier, es ist trotzdem was los. Und trotzdem entschleunigt sich mein Leben hier Stück für Stück.
Hier sind kein Bars, keine Geschäfte, keine hektischen Gegenden. Nachts ist es ruhig. Hinterm Haus ist Wald, der Balkon geht zur Südseite zum Wald hinaus. Im Frühling ist das Naturkonzert erstaunlich. Es ist so anders, aber ich genieße es.
Ich kann endlich wieder greifen, wer ich bin.
Und trotzdem liebe ich das Ruhrgebiet. Ich bin dort aufgewachsen. Ich weiß, wie ich von A nach B komme, was wo ist, wie ich mit den Menschen dort agiere.
Ich komme gerne für ein paar Tage zurück und genieße dann auch einfach das wilde, unbeständige Leben dort.
Auf Zeit
Ich freue mich dann doch jedes Mal, wenn ich wieder nach Hause kommen kann und dem Rauschen der Bäume auf dem Balkon lauschen kann…
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es jemals wieder schaffe in einer großen Stadt zu leben. Gerade will ich das nicht und kann ich das nicht.
Ja, sicher hat es seine Vorteile. Bus verpasst? Ah egal, der nächste kommt in 10 Minuten, bist trotzdem pünktlich.
Lebensmittel vergessen? Ah, egal manche Lieferdienste liefern auch spät Abends, oder Sonntags.
Spontan Freunde treffen? Die Partymeile ist 7 Haltestellen entfernt.
Aber ich würde es nicht mehr eintauschen wollen. Absolut nicht.
Es ist gut so wie es ist. Die eingeschränkten Möglichkeiten machen es mir einfacher, mich auf mich selbst zu fokussieren und wieder mit mir klar zu kommen und mich zu finden und ich liebe es gerade so, wie es ist.
Ich lebe in der Großstadt und zwar im Zentrum - ich brauche es genauso . Trotzdem ist es ruhig, wo ich wohne.
Aber ich kann überall zu Fuß hin und bin direkt mittendrin.
Auf dem Land geht es gar nicht. In der Kleinstadt auch nicht.
Meine Kindheit habe ich auf dem Land verbracht und ganz ehrlich, ich bin froh das dass so war, vieles was in meinem Elternhaus schief gelaufen ist wurde durch die wunderschöne Natur in der wir lebten ein bisschen „abgefedert“, wir Kinder konnten uns vor unseren überforderten Eltern Quasi in der Natur zurück ziehen, waren sehr viel draussen, trafen uns mit Freunden, oder waren bei deren Eltern zuhause, die meisten waren Bauern und sehr einfache Leute, aber immer sehr freundlich und hilfsbereit.
Meine Jugendzeit habe ich dann in einer Stadt verbracht, da war dann natürlich viel los und ich habe viel neues gelernt, und das war rückblickend auch gut, denn auf dem Land hätte ich das was ich dann in der Stadt gelernt habe niemals gelernt.
Aber später dann als ich mit meinem Mann eine eigene Familie gegründet hatte da zogen wir auf’s Land, wenn auch nicht so „ländlich“ wie das damals bei mir selbst war, aber trotzdem schön, und die Entscheidung war richtig ich habe nichts bereut.
Heute könnte ich garnicht mehr in einer Stadt leben, jedenfalls nicht in einer grossen.
Das finde ich jetzt eine eigenwillige Interpretation von „relativ klein“. Aber im Vergleich zu Berlin verstehe ich den Unterschied.
Da möchte ich nicht mit dir tauschen. Obwohl ich in Öffis meistens ganz gut abschalten kann.
Das würde ich genauso für mich unterschreiben! Auch wenn immer wieder mal der Gedanke auftaucht, dass ich vielleicht doch lieber aufs Land ziehen sollte, weil es da eben tatsächlich ruhiger ist.
Aber ich lebe mittlerweile länger in der Großstadt als auf dem Dorf und bin hier einfach zu Hause.
(Auch die medizinische Versorgung mit Diabetologe, Psychiater, Therapeut usw. wäre auf dem Dorf / Land ein ganz anderer Schnack und ist meiner Meinung nach ein nicht zu unterschätzender Faktor.)
Mit Adhs kann ich sehr gut in der Stadt leben.
Mein Adhs Hirn ist so wuselig, chaotisch und wirr, so wie meine Stadt. Ich fühle mich von all dem umarmt und sauwohl.
Und noch dazu bin ich sehr stolz auf meine Stadt, mit ihren Ecken und Kanten, den gefühlt 100 kaputten Brücken und noch mehr Schlaglöchern auf jeder Strasse. Ihre „Wunden“ sind meine, ihre Bewohner meine Nachbarn und Freunde. Wir sind offen, herzlich, divers, hilfsbereit und gastfreundlich. Und genauSO nöchte ich leben, angenommen, so wie ich bin bin.
Und es gibt hier alles, rund um die Uhr und schnell. Die Bahnen fahren im Minutentakt. Wir haben einen riesen Fluss, tolle Wälder und schöne Parks. In meiner Stadt bin ich Alice im Wunderland
Im Urlaub genieße ich auch mal Ruhe, aber ich freue mich auch immer wieder auf zuhause .
Und ja, unsere City kann maximal chaotisch und laut sein. Dann fahr ich heim …und bin trotzdem in meiner Stadt
Geht mir genauso, allerdings würde ich soweit gehen das ganze Bürokratische Deutschland welches komplett inkompatibel mit meiner Denkweise dem Rechtsverständniss und Ansichten ist zu verlassen. Das fängt bei der Mentalität, über den Leistungsdruck und endet bei der Bürokratie. Die Leute sind unzufrieden und das triggert mich unheimlich und man merkt das im Alltag überall. Was ich auch durchaus nachvollziehen kann. Ein dauerhafte Ruhe Pol wäre für mich eine erhebliche Erleichterung. Gefunden habe ich ihn in den Niederlanden. Die Leute sind besser drauf, nicht Aggro drauf, auf der Baustelle wird noch richtig geflachst. Waren auf Texel und ein Nachbarhaus wurde saniert. Und hier kriegt man ein Hammer in Kreuz geschossen, selbst in Malerbude erlebt, schlechte Stimmung auf der Baustelle war 1996. Könnte mir da sehr gut vorstellen zu leben im ruhigen Ort. Sprache lernen und dort den Beruf fortführen den ich hier gelernt habe. Auch mit dem Wissen das dort auch Schwachpunkte gibt, aber weniger als hier. Ob die Medis mich dahingehend in Ruhe Pol bringen weiss ich nicht. Wohnen in kleiner Stadt, am Stadtrand. Großstadt wäre für mich unmöglich da reichen schon kleine Städte wie Osnabrück oder Bielefeld muss nicht mal Hamburg oder Berlin sein.
Ich finde, das ist ein spannendes Themenfeld!
Ich selbst bin etwa 20 Jahre in Hamburg aufgewachsen, in einem eher kleinbürgerlichen Stadtteil und war dort ein typisches Hinterhofkind, das aber eher lieber „drinnen“ saß. Heutzutage genieße ich es, dass ich eine so unangeleinte, medienbefreite Kindheit erlebt habe.
Meine Kinder sind allesamt nicht so groß geworden, auch wenn fast alle eher eine „ländliche“ Umgebung haben. Von meiner Crew haben 3 ein deutliches ADhS. Und diese 3 sind, wenn ich sie mal in die Großstadt mitnehme, sehr überfordert.
Ich denke, je mehr der Mensch unter Dichtestress gesetzt wird, desto mehr dröhnt der Anpassungsdruck, und daher könnte es sein dass ADS in der Stadt evtl mehr im Dunkelfeld verweilt…?
Hey,
Bin kürzlich nach aufs Land gezogen - aber richtig aufs Land und kann sagen, dass es mein Leben schon entschleunigt hat. Weniger Reize und die Natur wirken sich definitiv positiv auf die Adhs-Symptome aus. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es bei jemandem mit Adhs nicht so sein könnte…
Aber wir sind halt auch alle mehr als unser Adhs. Viele Dinge sind schrecklich: der Rechtsruck im Land ist deutlicher spürbar als in den Städten, die Menschen sind insgesamt konservativer, ich verbringe viel Zeit im Auto, man fällt mehr auf, wenn man nicht der Norm entspricht, es gibt weniger Auswahl an z. B. Ausgehmöglichkeiten (Volksfeste sind nicht mein Ding) usw
Das stimmt. Aber ich mag aber große Städte.
Da ist man eher anonym, läuft inkognito durch die Gegend. Man findet eher etwas für die Freizeit.
Wenns zu viel wird mache ich Kopfhörer rein.
Auf der anderen Seite mag ich die Ruhe, Natur, keine Menschenseele.
Kleinere Siedlungem dazwischen sind eher der Albtraum für mich.
Wohne mein ganzes Leben schon in Großstädten. Immer eher Richtung Stadtrand, sodass ich meine ruhige Wohngegend habe, aber dennoch schnell alles um mich herum habe (Supermarkt, Ärzte und Apotheke, Aktivitäten, ÖPNV bzw. Erreichbarkeit mit dem Fahrrad, …) was ich so brauche. Gerade auch weil ich nur echt selten Auto fahre.
Habe mal ein halbes Jahr in einer Kleinstadt gelebt und habe auch in einer Kleinstadt studiert und allein das war mir alles schon „zu ländlich“.
Freunde meiner Eltern haben auf dem Land gewohnt und da werde ich bekloppt! Wir waren in meiner Kindheit und Jugend sehr oft dort zu Besuch und da habe ich Sachen mitbekommen… Jeder kennt jeden, alles wird sofort weitergetratscht unnd man muss sich ständig einfügen und tun was von einem erwartet wird, damit nicht über einen getratscht wird. Da würde ich eingehen.
Was ich auch furchtbar finde ist, wenn man für alles kilometerweit fahren muss.
Ich hab lieber alles in meiner Nähe und schnell erreichbar und trotzdem Ruhe und Vertrautheit in meiner Wohngegend.
Bei mir ist es zwiegespalten.
Auf der einen Seite brauche ich etwas Trubel um mich. Land wäre mir da auf Dauer zu ruhig.
So richtige Großstädte wie Berlin oder New York wären mir aber viel zu viel Reizüberflutung
Ich bin mit meiner Stadt (ca. 300.000) gut zufrieden. Ich kann überall noch mit dem Rad hin (U- oder S-Bahn gibt es leider nicht) und habe ein gutes kulturelles Angebot. Ich habe in meiner Wohnung keinen Straßenlärm, aber höre die Nachbarn und die Kinder im Hof, was ich aber nicht tragisch finde.
Aufgewachsen bin ich in einer Kleinstadt, das war auch völlig o.k.
Ich habe 3 mal längere Zeit in London gelebt, einmal 4 Monate als Au-Pair, 1 Jahr dort studiert und später nochmal 6 Monate gearbeitet. London ist toll, keine Frage, aber es ist laut, schmutzig, man braucht ewig, um irgendwo hinzukommen, … Für eine begrenzte Zeit war es super, für immer leben möchte ich dort nicht, genauso wenig wie in Berlin. Wobei man sich im Alltag ja oft dann auch v.a. in seinem Viertel bewegt.
Auf’m platten Land wäre aber auch nichts für mich, wenn ich dauernd mit dem Auto fahren müsste, um etwas zu unternehmen, zum Sprachkurs, Kino, Chor, Ärzte, Freunde besuchen, etc.
Ich komme vom Dorf und lebe in einem Dorf.
Größere Städte sind /waren aber in unmittelbarer Nähe.
Ich mochte die Vorteile immer, die so ein Stadtleben hat, vieles wurde ja bereits genannt.
Eine Stadt war für mich aber auch immer gefährlich im Sinne von teuer alles ist fast immer zu erhalten…
Allein während der Pause, mal eben in die Stadt
Hier auf’m Land, was nicht da ist, gibt’s dann gerade eben nicht, oder muss warten.
Ich fahre gerne in größere Städte, ich muss ja in Abständen nach Düsseldorf. Kann ich genießen, bin danach aber auch froh, zurück in meinem Dorf zu sein.