Hallo ADHS-Chaot. Das tut mir erst einmal sehr leid zu hören. Das tut bestimmt weh. Ich muss da sofort an das Buch Originals von Adam Grant denken, da geht es auch um Unternehmenskultur. Und zwar gibt es Unternehmenskulturen, die es wirklich schaffen, Menschen die anders denken zu integrieren. Leider gibt es auch das Gegenteil, was in Unternehmen m. A. nach häufiger vorkommt, nämlich, dass es weniger darum geht, welchen Beitrag man leistet/ leisten kann, sondern wie gut man reinpasst, aka wie ähnlich man den anderen Kollegen und Mitarbeitern ist.
Dazu kann ich sehr gut das Buch Rebel Ideas von Matthew Syed empfehlen.
Ein Gruppenexperiment, das im Buch erwähnt wird: zwei verschiedene Gruppen mussten in Teams das selbe Problem lösen, welches nachher von unabhängigen Leuten bewertet wurde anhand dessen, wie gut das Problem erkannt und gelöst wurde und wie kreativ das Ergebnis war.
Gruppe 1: homogene Gruppenzusammensetzung. Je ähnlicher Menschen denken, desto angenehmer empfinden sie das zusammen arbeiten, aber desto langweiliger und unkreativer sind dann die Ergebnisse. Aber die Gruppe ist dann davon überzeugt, dass sie was echt tolles gemacht hat, weil es hat ja „so gefluscht beim Arbeiten und wir haben uns alle so toll verstanden“.
Gruppe 2: Bei diversen Gruppen fanden alle Beteiligten den Prozess viel anstrengender, sie waren unsicherer bei ihren Ergebnissen und bewerteten das Erlebnis als eher negativ. Aber das Ergebnis war nachher kreativer, innovativer und hat das Problem besser gelöst, weil halt unterschiedliche Perspektiven zusammen kamen.
Warum schreibe ich das alles? Weil ich glaube, dass viele Firmen nach dem Prinzip der Gruppe 1 agieren. Und da könnte ich mir vorstellen, dass dort auch zumindest ein Teil der Schwierigkeiten liegt, die du erfahren hast. Warum sage ich nur einen Teil? Weil ich dich und die entsprechenden Umstände natürlich nicht kenne und nicht ausschließen möchte, dass zum Beispiel noch blödere Dynamiken reingespielt haben wie Mobbing oder so. Oder die Branche, in der du dich bewegst nochmal besonders eingefahren ist oder besonders feste Kodexes hat, nach denen man handeln soll.
Also vllt hattest du auch einfach Pech und bist in lauter Firmen gelandet, die nur nach Sympathie-Hire agiert haben.
Ich hatte zum Beispiel mal das Problem (es war glücklicherweise nur ein Uni-Projekt), dass ich mich sehr schwer getan habe, mit der App die wir fürs Projektmanagement und die Kommunikationsplatform (discord). Bis ich da für mich mal einen funktionierenden Flow hatte, waren einige Leute im Team ziemlich angepisst. Dabei hab ich ihnen aus meiner Sicht recht deutlich kommuniziert wie ich arbeite und dass ich einfach länger brauche, um in so Projekte reinzukommen und dass ich schon meinen Teil leisten werde, aber meist eben zum Ende hin, wenn ich alles für mich durchgestiegen habe. Aber wenn man da keine verständnisvollen Kollegen hat, wird das halt immer gleich negativ und als arbeitsverweigerung ausgelegt. Wenn das eine Stelle gewesen wäre, hätte ich da auf jeden Fall gekündtigt
Ich möchte dir auch noch eine Frage stellen, beantworte die gerne für dich selber, man muss sich in diesen Foren ja nicht total nackig machen. Welchen Anteil siehst du bei dir selber? Und wenn es nur 1% ist. Gibt es in den Firmen jemanden, den du vllt doch eigentlich ganz sympathisch fandest und mit dem du etwas Kontakt hattest, den du fragen kannst, wie die Person es wahrgenommen hat? Du musst ja nicht gleich beim Chef oder bei der HR anrufen oder bei Team-Kollegen, die du doof fandest, aber vllt gab es ja jemanden, der dir einen Einblick in die Perspektive der Außenstehenden geben kann. Ich war zum Beispiel bei dem oben genannten Projekt sehr froh, jemanden im Team zu haben, die auf meiner Seite war und die Dinge, die da so abgelaufen sind genauso scheiße fand wie ich. Jemand, der die toxische Dynamik genauso gesehen hat wie ich. Allein zu wissen, dass ich in meiner Wahrnehmung da nicht alleine bin, hat mir sehr geholfen. Vllt gibt es ja auch so jemanden für dich
Viel Erfolg und ich hoffe, es geht dir gut