Mit ADHS schlecht ins Team passen?

Ich habe bislang bei meinen zahllosen Arbeitgebern bei den
Absagegründen immer neben anderem gehört, ich würde wohl
nicht so gut ins Team passen.

Das lässt mich immer sehr niedergeschlagen zurück, zumal ich
selber im Rückblick eigentlich nie selber sehe, was vom Verhalten
oder meiner Art jetzt so „daneben“ war, dass man sich deswegen
von mir getrennt hat.

Ich bin halt anfangs länger als gewöhnlich eher introvertiert, bin
von der Natur her halt eher Einzelgänger, ich vermute das ist in
meiner Schulzeit begründet.

Aber sonst fällt mir spontan nichts ein.

Habt ihr mit ADHS vielleicht auch Probleme, euch in bestehende
Teams zu integrieren?

Wenn ja, wie geht ihr damit um?

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Ich habe primär selbst das Gefühl nicht rein zu passen, anders zu sein. Fühle mich oft unsicher in dem was ich tue. Frage Anfangs häufiger nach, bevor ich etwas dann mache und brauch die Bestätigung das ich korrektes mache. Ich versuche dabei aber immer ich selbst zu bleiben, auch wenn es meist schwer ist. Ich habe in meinem kurzen Berufsleben zum Glück primär Wertschätzendes verhalten erfahren, allerdings auch schon erlebt das manchmal auch (Unternehmens)entscheidungen getroffen wurden und dann Gründe gefunden werden mussten…

Verstehe ich es richtig das du schon eingestellt warst und sich dann vermutlich in der Probezeit von dir getrennt wurde oder war das noch in den Bewerbungsverfahren oder schon lange Angestellt. Manchmal kann ehrliches Nachfragen helfen, auch wenn es in der Situation alles andere als einfach ist. Vielleicht hilft es vor Augen zu führen, dass du nichts mehr verlieren kannst sondern nur an Erfahrungen gewinnen kannst. Eigenes Verhalten muss nicht immer völlig daneben sein, manchmal harmoniert es vom menschlich auch einfach nicht und das ist auch okay.

Sich hinterfragen ist bis zu einem bestimmten Punkt sinnvoll, manchmal liegt es aber einfach auch nicht an einem also versuch dir nicht all zu viele Gedanken zu machen.

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Also es war entweder bei einer Anstellung die nicht lange gehalten
hat oder bei meiner Zeit in Personalvermittlung, dass der Kunde
mich abgemeldet hat mit dieser Begründung.

Ich bin dann aber nur oft zu sehr angepisst gewesen, um da
nochmal genauer zu fragen.

Das ist eine nicht angreifbare Floskel gemäß Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Aus Sorge vor juristischen Problemen sagen Arbeitgeber das. Der Bewerber hat eine Antwort bekommen und der Arbeitgeber hat ihn abgewimmelt.

Kein Arbeitgeber wird sagen:

  • Der Bewerber ist zu jung/alt
  • Der Bewerber hat einen Migrationshintergrund/Wir sind eine sehr deutsche Firma
  • Der Bewerber wechselt seine Stelle zu oft
  • Der Bewerber bringt Unruhe
  • Wir sind wählerisch
  • Die Stelle ist inoffiziell längst besetzt, aber wir mussten die Stelle öffentlich ausschreiben

Und „nicht so gut ins Team passen“ kann auch heißen: „wie jemand anderer der besser passt“ oder „deine Qualifikation ist nicht kompatibel zu den anderen Spezialisierungen der Teammitglieder“.

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Hallo ADHS-Chaot. Das tut mir erst einmal sehr leid zu hören. Das tut bestimmt weh. Ich muss da sofort an das Buch Originals von Adam Grant denken, da geht es auch um Unternehmenskultur. Und zwar gibt es Unternehmenskulturen, die es wirklich schaffen, Menschen die anders denken zu integrieren. Leider gibt es auch das Gegenteil, was in Unternehmen m. A. nach häufiger vorkommt, nämlich, dass es weniger darum geht, welchen Beitrag man leistet/ leisten kann, sondern wie gut man reinpasst, aka wie ähnlich man den anderen Kollegen und Mitarbeitern ist.

Dazu kann ich sehr gut das Buch Rebel Ideas von Matthew Syed empfehlen.

Ein Gruppenexperiment, das im Buch erwähnt wird: zwei verschiedene Gruppen mussten in Teams das selbe Problem lösen, welches nachher von unabhängigen Leuten bewertet wurde anhand dessen, wie gut das Problem erkannt und gelöst wurde und wie kreativ das Ergebnis war.

Gruppe 1: homogene Gruppenzusammensetzung. Je ähnlicher Menschen denken, desto angenehmer empfinden sie das zusammen arbeiten, aber desto langweiliger und unkreativer sind dann die Ergebnisse. Aber die Gruppe ist dann davon überzeugt, dass sie was echt tolles gemacht hat, weil es hat ja „so gefluscht beim Arbeiten und wir haben uns alle so toll verstanden“.

Gruppe 2: Bei diversen Gruppen fanden alle Beteiligten den Prozess viel anstrengender, sie waren unsicherer bei ihren Ergebnissen und bewerteten das Erlebnis als eher negativ. Aber das Ergebnis war nachher kreativer, innovativer und hat das Problem besser gelöst, weil halt unterschiedliche Perspektiven zusammen kamen.

Warum schreibe ich das alles? Weil ich glaube, dass viele Firmen nach dem Prinzip der Gruppe 1 agieren. Und da könnte ich mir vorstellen, dass dort auch zumindest ein Teil der Schwierigkeiten liegt, die du erfahren hast. Warum sage ich nur einen Teil? Weil ich dich und die entsprechenden Umstände natürlich nicht kenne und nicht ausschließen möchte, dass zum Beispiel noch blödere Dynamiken reingespielt haben wie Mobbing oder so. Oder die Branche, in der du dich bewegst nochmal besonders eingefahren ist oder besonders feste Kodexes hat, nach denen man handeln soll.

Also vllt hattest du auch einfach Pech und bist in lauter Firmen gelandet, die nur nach Sympathie-Hire agiert haben.

Ich hatte zum Beispiel mal das Problem (es war glücklicherweise nur ein Uni-Projekt), dass ich mich sehr schwer getan habe, mit der App die wir fürs Projektmanagement und die Kommunikationsplatform (discord). Bis ich da für mich mal einen funktionierenden Flow hatte, waren einige Leute im Team ziemlich angepisst. Dabei hab ich ihnen aus meiner Sicht recht deutlich kommuniziert wie ich arbeite und dass ich einfach länger brauche, um in so Projekte reinzukommen und dass ich schon meinen Teil leisten werde, aber meist eben zum Ende hin, wenn ich alles für mich durchgestiegen habe. Aber wenn man da keine verständnisvollen Kollegen hat, wird das halt immer gleich negativ und als arbeitsverweigerung ausgelegt. Wenn das eine Stelle gewesen wäre, hätte ich da auf jeden Fall gekündtigt :smiley:

Ich möchte dir auch noch eine Frage stellen, beantworte die gerne für dich selber, man muss sich in diesen Foren ja nicht total nackig machen. Welchen Anteil siehst du bei dir selber? Und wenn es nur 1% ist. Gibt es in den Firmen jemanden, den du vllt doch eigentlich ganz sympathisch fandest und mit dem du etwas Kontakt hattest, den du fragen kannst, wie die Person es wahrgenommen hat? Du musst ja nicht gleich beim Chef oder bei der HR anrufen oder bei Team-Kollegen, die du doof fandest, aber vllt gab es ja jemanden, der dir einen Einblick in die Perspektive der Außenstehenden geben kann. Ich war zum Beispiel bei dem oben genannten Projekt sehr froh, jemanden im Team zu haben, die auf meiner Seite war und die Dinge, die da so abgelaufen sind genauso scheiße fand wie ich. Jemand, der die toxische Dynamik genauso gesehen hat wie ich. Allein zu wissen, dass ich in meiner Wahrnehmung da nicht alleine bin, hat mir sehr geholfen. Vllt gibt es ja auch so jemanden für dich :slight_smile:

Viel Erfolg und ich hoffe, es geht dir gut :slight_smile:

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Die prozentuale Aufteilung der Schuld finde ich schwierig.

Klar, irgendwo gehören immer zwei (oder mehr) dazu und
was ich so denke, was ein Problem sein könnte (Mutmaßung)
ist das ich irgendwie die Arbeit „nicht sehe“ also das bedeutet,
wenn mehrere irgendwo dran sind und evtl. noch Hilfe brauchen,
merke ich das selber nicht sondern schaue halt, wie sie das
Problem angehen, weil ich in dem Moment eher aus der Situation
lernen will.

Das könnte dann eben als Faul oder unfähig gesehen werden.

Und wie gesagt, brauche ich halt länger, mich zurecht zu finden
und in den bestehenden Arbeits Flow rein zu kommen.