Mnemotechniken bei ADHS

Hi Leute,

mal eine Frage, wir ADHSler habe ja unteranderem so unsere Probleme mit dem Gedächtnis. Daher habe ich überlegt, ob es nicht sinnvoll sein kann, dagegen Mnemotechniken einzusetzen.

Kurze Definition was das ist:

Die Mnemotechnik entwickelt Merkhilfen ([Eselsbrücken]), zum Beispiel als Merksatz, Reim, Schema oder Grafik. Neben kleinen Merkhilfen gehören zu den Mnemotechniken aber auch komplexe Systeme, mit deren Hilfe man sich an ganze Bücher, Listen mit Tausenden von Wörtern oder tausendstellige Zahlen sicher erinnern kann. Mnemotechniken dienen der „Verbesserung des Speicherns und Behaltens von Informationen“[[1]] im Langzeitgedächtnis, da sie schematisierte Rekonstruktionspläne darstellen, mit denen die zu erinnernden Inhalte an leichter zugängliche externe Strukturen (z. B. Rhythmus und Reim, Orte) geknüpft werden[[2]].

Quelle: Mnemotechnik – Wikipedia

Nun meine Frage an euch, gibt es Erfahrungen mit derartigen Techniken? Ich hab danach gesucht, ob sowas schon mal zu „Therapiezwecken“ eingesetzt wurde aber nichts gefunden.

Sehr coole Thread-Idee! Allerdings dachte ich, dass ADHS sich vor allem beim Kurzzeit- und nicht beim Langzeitgedächtnis bemerkbar macht. Darum weiß ich nicht wie sehr Mnemotechniken speziell bei ADHS helfen. :thinking:

Ich habe mich aber jedenfalls auch schonmal mit Mnemotechniken beschäftigt, da wusste ich allerdings noch nicht, dass ich ADHS habe. Vor allem die aus Film und Fernsehen ja schon bekannte Gedächtnispalast Methode hatte mich interessiert. Ich muss für die Uni viel lesen und es nervt mich, dass ich den Inhalt der Bücher so schnell wieder vergesse. Allerdings hat das bei mir nicht so gut funktioniert. Ich fand es relativ viel Aufwand, um relativ wenig Information zu speichern. Und ich hatte nicht den Eindruck, dass ich mir dadurch schneller/länger Dinge merken konnte als beim herkömmlichen Lernen. Für so Alltagsprobleme wie Namen oder Gesichter merken würde mir das in dieser Form jedenfalls nicht helfen. Darum habe ich schnell wieder aufgehört. Vllt würde das aber auch mit der Zeit und bei regelmäßiger Anwendung besser? Nur mit regelmäßig hab ich halt so meine Probleme…

Jedenfalls würde es mich auch total interessieren, was andere da schon für Erfahrungen gemacht haben. :slight_smile:

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Tolle Idee! Würde mich auch interessieren…

Ohne Mnemotechniken könnte ich mir gefühlt nichts merken - also Respekt, wenn ihr es bisher ohne geschafft habt.

Man muss sich für das interessieren, was man lernt. "Die Frage ist nicht, ob lernen Spaß machen kann, lernen muss Spaß machen. Das Interesse steuert die von innen kommende Motivation. Lernen als ADHSler, wenn man sich den Stoff langweilig findet? Viel Erfolg.

Eine Herangehensweise, um sich für etwas zu interessieren: Sich fragen, was an dem Lernstoff gut und von persönlicher Relevanz ist. Beispielsweise, lerne ich momentan Russisch und stelle mir vor, wie ich später dann mit meinen Verwandten dort spreche.

Vorstellungsvermögen ist das nächste Schlagwort. Die meisten Mnemotechniken basieren darauf. Ich persönlich halte nichts vom Gedankenpalast - zu schwierig in der Anwendbarkeit. Meist muss es schnell gehen.

Ich finde, je lebendiger man die Dinge macht, die man lernt, desto besser prägt man sie sich ein. In Geschichte habe ich mir beispielsweise vorgestellt ich wäre bei den Ereignissen dabei gewesen. Oder, wenn ich Auflistungen lernen musste, habe ich sie schnell zu Geschichten verknüpft.
Ein Beispiel:
Man muss folgende Begriffe in der Reihenfolge lernen (habe Sachen genommen, die ich in meiner Wohnung gerade so sehe):

  • Topf
  • Tür
  • Laptop
  • Kabel
  • Kräuter
    Meine Geschichte wäre dann, dass ich den Topf auf meinem Kopf trage und mit dem Kopf voran gegen eine Tür renne. Ich stolpere dabei aber und falle auf meinen Laptop, weil das Ladekabel ungünstig herumlag. Der Bildschirm zeigt nur noch ein flimmerndes Bild von Wildkräutern, weil ich demnächst auf eine Workshop zu dem Thema gehe und mich vorbereite. (was tatsächlich wahr ist).

So eine Geschichte, die man am besten mit bereit bekannten Informationen kombiniert (ich gehe wirklich demnächst zu einem Workshop über das Thema) macht es einfach viel einfacher sich etwas einzuprägen. Wenn man das etwas übt, kann man sich innerhalb von Sekunden solche Geschichten ausdenken.

Aber solche Mnemotechniken sind zweitrangig. Die wirklichen Gamechanger sind Active Recall und Spaced Repitition. Es gibt mehrere Studien, die belegen, dass sie allen anderen Techniken überlegen sind. Das heißt, man fragt sich nach dem man etwas gelernt/gelesen hat noch einmal aktiv, was man eig. gelernt hat oder man stellt sich selbst spezifische Fragen dazu (active recall) und dann wiederholt man es an mehreren Tagen (spaced repitition). Also das typische Karteikartensystem. Das wissen, was man so lernt, ist bombenfest. Eine App, die da hervorragend ist, bei der man seinen Stoff nie wieder verliert, ist Anki. Die App macht es so spielend leicht, dass es fast schon unfair gegenüber jedem ist, der normal lernt.

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Wow, cool, vielen Dank für die tollen Tipps!!

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Erstmal vielen Dank auch von mir @Epigen das ist wirklich hilfreich!

Allerdings habe ich eine Frage zu „Anki“. Ich hatte mir das nämlich schonmal runtergeladen und ich glaube nichtmal eine Woche durchgehalten. Irgendwie tötet das Programm (oder auswendig lernen generell?) meine Vorstellungskraft. Soll heißen, wenn ich damit Vokabeln etc. lerne kann ich mir nicht mehr gleichzeitig vorstellen, wofür ich es mache, vllt. weil die Oberfläche so super trostlos ist?

Kennt das vllt noch jemand, dieses Gefühl beim aktiven Lernen mit Karteikarten und co. in so eine Art Automatismus zu verfallen und nicht mehr WIRKLICH darauf zu achten, was man eigentlich tut? So als würde man auf einmal versuchen, die Bedienungsanleitung der Waschmaschine auswendig zu lernen? Obwohl die Motivation grundsätzlich schon da ist und ich es eigentlich wirklich lernen will. Es ist, als schaltet mein Gehirn dann einfach um. -.- Ich hoffe man kann verstehen, was ich meine…

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Ja, Anki sieht wirklich ein bisschen aus, wie ein Computerprogramm der 90er Jahre. Es gibt auch andere Programme. Beispielsweise Repetico (was aber kostenpflichtig ist).

Das ist ein extrem guter Vergleich. :joy:
Ist ja beim Lesen oft auch so: Man liest ein paar Absätze und realisiert, dass man nichts davon verstanden hat.
An sich ist das - meines Erachtens - ein Problem der Aufmerksamkeitslenkung (was ADHS-typisch ist, aber nicht sein muss).
Mir helfen binaurale Beats bei der Sache zu bleiben (Beta- oder Gammafrequenz, wobei ich merke, dass mich letztere erschöpft).

Weitere Tipps:

  • Ablenkungen so gut es geht verbannen
  • keine „leeren“ Kohlenhydrate essen
  • Pomodoro-Technik
  • dir selbst eine Belohnung vor Augen halten, wenn du beispielsweise noch 10 Minuten konzentriert dran bleibst
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Besten Dank an Epigen, das muss ich erstmal auswerten.

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