Hallo, ich bin neu im Forum und auch völlig neu im Umgang mit Medikamenten bei ADHS. Ich bin 48 Jahre (ja, sehr spät diagnostiziert) und nehme seit 2 Monaten Ritalin (2x 10mg).
Seit der Einnahme von Ritalin fühle ich mich deutlich besser im Job und bekomme endliche Dinge auf die Reihe, an denen ich bisher gescheitert bin.
Allerdings fällt mir eine Sache auf und wollte eure Meinung wissen.
Bisher war ich ein Frühaufsteher (4.30 Uhr), habe meinen ersten Kaffee genossen und konnte mich auch sofort für meine Sportroutine in aller Frühe motivieren Laufen oder Krafttraining). Kaffee & Sport war bisher meine Form der „Therapie“.
Seit ich Ritalin nehme kann ich allerdings nur sehr schwer früh aufstehen und auch die Lust auf Sport ist fast weg. Das fehlt mir aber sehr!!!
Geht es euch ähnlich? Liegt es an Ritalin?
Vielen Dank für eure Meinung!
LG
Thomas
Moin Tom und Herzlich Willkommen im Club
Es wird wahrscheinlich weniger direkt am Wirkstoff Methylphenidat liegen, aber sehr wahrscheinlich an der Art und Weise, wie ADHS Stimulanzien neurologisch betrachtet auf diverse Bereiche im Hirn wirken und den Botenstoff Haushalt beeinflussen.
Dass es dir bewusst geworden ist, könnte man zunächst mal positiv sehen, im Sinne von „Hey, da oben verändert sich offensichtlich etwas“.
Das ist verdammt spannend
Anderen und mir ergeht / erging es wohl ähnlich.
Das kann sich wieder legen, oder man lernt es mit der Zeit besser zu steuern und versucht, da eine Balance reinzubringen.
Diese Balance scheint auch enorm wichtig.
Vor allem, wenn man z.B. beruflich plötzlich merkt, dass mehr drin ist, weil einiges leichter von der Hand zu gehen scheint.
Das fühlt sich dann natürlich erstmal ziemlich gut an, finde ich. Vielleicht steigert es sogar die Bereitschaft, noch mehr zu leisten und die Interessen verschieben sich.
Man traut sich mehr zu und mag diese neue vermeintliche „Superpower“.
Gerade hier muss man allerdings sehr gut auf sich achten, weil man sonst schnell Gefahr läuft, sich kognitiv zu verausgaben und in eine Erschöpfung zu steuern.
Gesunde Ernährung, ausreichender und regelmäßiger Schlaf, regelmäßige bewusste Pausen während der Arbeitszeit, ein wenig körperlicher Ausgleich und/oder vielleicht auch Achtsamkeits- / Entspannungsübungen / Meditation wären ideal.
Vor allem die ersten 3 Punkte können sich auch auf das Wirkempfinden unter Medikation auswirken.
Ich weiß. Alles leichter gesagt als getan
Da es bei unsereins hauptsächlich um den Botenstoff Dopamin geht, der u.a. unser Belohnungszentrum im Hirn beeinflusst, würde ich hier auch den hauptsächlichen „Übeltäter“ für den Verlust des Interesses an z.B. Hobbies / Sport / Freizeitaktivitäten vermuten.
Der frühere ewige Mangel wird nun ausgeglichen und die kleinen Männchen da oben basteln fleißig um.
Ich schlafe mit Ritalin Adult tatsächlich auch endlich mal tiefer und scheinbar wesentlich fester.
Auf der Arbeit funktioniert es gut.
Am Privatleben muss ich leider selber arbeiten und da die Balance finden, was die Bewegung und soziale Kontakte angeht.
Ich hatte dazu früher schon mal herumgesucht und das hier klingt für mich zumindest sehr einleuchtend.
Ganz ohne Fachbegriffe und einfach erklärt. Es gibt aber auch einiges an Fachkram und Studien dazu im Netz finden, oder das Kompendium auf adxs.org durchstöbern (da gibts massig Lesestoff)
Eine mögliche Erklärung
ADHS-Medikamente, insbesondere Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetamine, wirken direkt auf das Dopamin- und Noradrenalinsystem des Gehirns, was die Fähigkeit zur Fokussierung und Motivation bei anspruchsvollen Aufgaben erhöht.
Dieser Anstieg der kognitiven Kapazität kann jedoch gleichzeitig das Vergnügen und die Motivation für Freizeitaktivitäten und Hobbys beeinträchtigen, da diese Aktivitäten weniger unmittelbar belohnend erscheinen.
Langfristig können ADHS-Medikamente zu einem Rückgang des Interesses an Hobbys führen, da der Fokus stärker auf produktiven oder akademischen Aufgaben liegt.
Um eine Balance zwischen diesen Aktivitäten und der kognitiven Arbeit wiederherzustellen, ist es hilfreich, regelmäßige Pausen einzuplanen, Aktivitäten bewusst zu genießen und gegebenenfalls die Medikation anzupassen.
Auch eine Einbeziehung von Sport oder kreativen Hobbys in den Alltag kann helfen, die Nebenwirkungen zu minimieren.
Die soziale Interaktion kann ebenfalls von der gesteigerten Fokussierung betroffen sein, da Betroffene weniger Interesse an sozialen Aktivitäten haben könnten.
Alternative Therapien, wie Verhaltenstherapie, Meditation oder sportliche Aktivitäten, können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Medikation auf das soziale Verhalten und das Interesse an Freizeitaktivitäten zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern.