Hi Thelma, wir befinden uns da tatsächlich in einer sehr ähnlichen Lebenssituation mit sehr ähnlichen Herausforderungen
Mein Mann unterstützt mich Nachmittags oft mit den Kindern, allerdings ist er dann so sehr drin im Spiel, dass er alles andere und vor allem die Zeit vergisst. Die Organisation unseres Familienalltags hängt zu 99% an mir, darunter fallen auch z.B. Arzttermine für meinen Mann vereinbaren. Irgendwie gleichen wir uns trotzdem aus, nur wenn ich mal was nicht im Blick habe, dann gibt es kein Back-Up. Mein Kaufverhalten war lange Jahre auch ziemlich stark von Impulskäufen und Angstkäufen geprägt. Irgendwann hab ich mich über mich selbst so geärgert, dass ich nach Lösungen in Büchern, auf Blogs etc. gesucht habe und dann radikal ausgemistet und nur noch die Dinge behalten habe, die ich wirklich brauche, u.a. die Kleidung, die ich wirklich anziehe und dann beschlossen habe, nur noch Dinge und Kleidung zu kaufen, die ich wirklich brauche. Es gibt immer schöne Dinge, die ich haben möchte, aber wenn ich sie nicht brauche, dann kaufe ich sie nicht. Klar kann man sich auch einreden, dass man etwas braucht, wenn man es unbedingt haben möchte, aber da habe ich gelernt ehrlich zu mir selbst zu sein. Nur so als kleiner Anreiz, falls du da auch gerne was ändern möchtest, was ich da aus deiner Nachricht so ein bisschen rauslese. Bei Kleidung habe ich mir Regeln gesetzt, z.B. trage ich sowieso am liebsten schwarz und darum kaufe ich auch nur noch Kleidung in schwarz. Und auch nur noch in einer Qualität die auf Langlebigkeit ausgelegt ist. Mein Mann und ich teilen uns seit 5 Jahren einen 1,50 Meter breiten Kleiderschrank aus den 1930ern, der früher nicht mal für mich alleine gereicht hat. Die Beschränkung auf weniger Auswahl führt auch dazu, dass ich morgens ungefähr 1 Minute brauche um zu entscheiden, was ich anziehen werde. Das hilft enorm, denn früher war ich regelrecht erschlagen von der Entscheidungsfindung. ob der vielen möglichen Kombinationen. Die Kinder haben auch je nur eine Schublade mit aktuell passender Kleidung, das bleibt dann schön übersichtlich.
Ausflüge mit den Kindern mache ich am liebsten mit einer befreundeten Familie zusammen weil man ja schnell abgelenkt ist, dann kann man auch mal kurz durchatmen zwischendrin. Sowieso sind Freund*innen mit Kindern für uns sehr wichtig, wir unterstützen uns da immer gegenseitig, sei es beim Abholen aus der Kita, gemeinsam Abendessen etc.
Liebe Grüße 
2 „Gefällt mir“
Hallo Androidler,
das sind alles valide Punkte! Meine Diagnose habe ich vor etwas mehr als 4 Jahren bekommen, als ich mit meinem zweiten Kind schwanger war. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich wahrscheinlich kein zweites Kind mehr bekommen wollen bzw. mir mehr Zeit gelassen zwischen den Kindern (sind weniger als 2 Jahre auseinander alterstechnisch). Das Leben ist auf jeden Fall anstrengender geworden mit Kindern und es hilft, sich Strukturen zu schaffen, die entlasten. Sei es durch Freund*innen oder Familie die mithilft oder auch Teilzeit arbeiten, wenn es finanziell machbar ist. Wenn ich mich manchmal mit neurotypischen Müttern vergleiche fühle ich mich da oft weniger kompetent, weil ich wilder bin, chaotischer und weniger gut organisiert. Dafür bin ich auch kreativer in Stresssituationen, kann mich voll gut in meine Kinder einfühlen, wenn Andere schon aufgeben, bringe Abwechslung in den Alltag und sehe oft die Welt durch Kinderaugen, weil ich genauso neugierig bin wie die Kleinen. Mit Autismus stelle ich es mir auch rein auf der sensorischen Ebene nochmal schwieriger vor mit Kindern. Ich befinde mich auf dem unteren Ende des Autismusspektrums und habe vor allem Probleme mit Reizüberflutung. In meiner Familie gibt es noch zwei Personen, die ebenfalls vor einigen Jahren die ADHS-Diagnose erhalten haben. Das sind aber nur die, die sich auch haben testen lassen. Meiner Einschätzung nach zeigt der Großteil meiner Familie ADHS-typische Symptome. Die Familie von meinem Mann ist da ähnlich drauf. Klar ist es schwierig, wenn so viele Leute ADHS bzw. Autismus haben, andererseits bietet das ja auch die Chance, für gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar, meine Kinder zu haben, durch die beiden bin ich gezwungen einen geregelten Tagesablauf zu haben, regelmäßig zu essen und zu einer menschlichen Tageszeit schlafen zu gehen. Es tut mir vor allem gut, Verantwortung für die Kinder zu übernehmen und somit auch Verantwortung für mein eigenes Leben.
2 „Gefällt mir“
Ja, ich habe mittlerweile eingesehen, dass ich wohl doch ein ziemlich schwerer Fall bin.
Ich habe die Diagnose Autismus und ADHS bereits seit der Kindheit und seitdem trotz hoher Intelligenz und zeitweise ausgezeichneter Noten nur Probleme.
Ich kann zwar vorübergehend gut maskieren und schauspielern, aber es ist sehr anstrengend und geht nur unter Leuten. Sobald ich daheim bin, ist alles wie immer.
Schwerste Angst und Panikstörung, extreme Zwangsstörung, Sozialphobie, extremst sensitiv gegenüber Stress und Zeitdruck, Mediensucht, Spezialinteressen etc.
Scheinbar sind viele weniger stark betroffen.
Für mich ist das Verlassen des Hauses bereits ein riesen Akt.
Mal Einkaufen gehen ist so anstrengend wie für andere vermutlich 5 Wochen arbeiten gehen.
An Kinder ist so überhaupt nicht zu denken.