Mutterschaft/ Elternschaft mit ADHS

Hallo zusammen, ich hoffe ich wärme hier nix altes auf. Schon lange hege ich den Wunsch, herauszufinden, wie andere ADHSlerinnen ihren Alltag als Eltern so wuppen. Was hat sich verändert, seit ihr nicht mehr nur für euch verantwortlich seid? Wie geht ihr mit den Bedürfnissen der Kinder/ Partnerinnen um? Mit euren eigenen Bedürfnissen? Was läuft einfach anders als bei neurotypischen Familien? Habt ihr Tipps, Tricks, Kniffe? Ich habe ADHS, den Mischtyp mit einer ordentlichen Portion Hyper Hyper, mein Mann hat ADHS und ist der verträumte Typ. Unsere Kinder sind fast 5 und schon 3 Jahre alt. Das große Kind kommt mehr nach mir, kreativ, impulsiv, laut, das kleine Kind nach dem Papa verträumt, sweet und laaaaangsaaaam. Vielleicht ist es eine ungewöhnliche Kombination, dass wir beide als genetische Eltern ADHS haben, allerdings glaube ich, dass es gar nicht so selten vorkommt, das zwei ADHSler sich zusammentun. Wir sind schon ewig zusammen und kennen uns in und auswendig und trotzdem, sobald die Kinder da waren, mussten wir uns ganz neu kennenlernen als Mama und Papa. Mich interessieren auch die „Kleinigkeiten“ z.B. wie geht ihr als vielleicht auch impulsiver Mensch mit euren kleinen impulsiven Menschen um? Wie findet ihr mal „Zeit für euch“? Ich würde mich freuen, wenn wir uns hier einfach mal austauschen könnten. Liebe Grüße :slight_smile:

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Hallo @Mamazita ,

herzlich willkommen im ADXS-Forum!

Was läuft anders? Das finde ich schwer zu beantworten, ich war noch nie neurotypisch.

Nein, das kommt nicht selten vor. Meine Frau und ich kommen deswegen schon so lange so gut miteinander aus.

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Hallo :wave:

Bei euch sind die Voraussetzungen anders als bei uns, weil ihr alle schon eure Diagnosen habt. Das ist toll! Man weiß dadurch schon eher, wo Probleme herkommen könnten.

Ich kann generell nur raten, auf das Bauchgefühl zu vertrauen.

Viel zu oft habe ich mich verrückt machen lassen mit “das geht so aber nicht” und “das muss man aber so machen”.
Intuitiv haben wir aber vieles schon so gemacht, wie es für uns und unsere Kinder passt.

Uns als Familie hilft es, wenn wir die Eigenarten aller Familienmitglieder untereinander verstehen lernen. Auch die Kinder sollten wissen, warum sie manchmal vielleicht anders reagieren und fühlen als ihre Spielkameraden und auch, dass es Mama und Papa manchmal ähnlich geht.

Wir lernen das alles gerade, weil wir alle recht spät unsere Diagnose bekommen/bekommen haben und aus meiner Sicht auch noch Diagnosen fehlen. Es läuft aber besser, seit wir uns mehr damit beschäftigen und dann ein Aha kommt, wenn manche Schwierigkeiten eben als typisch für Diagnose XY gelten. Dann kann man sich besser drauf einstellen und gemeinsame Lösungen finden.

Ich habe auch bemerkt, dass sich Symptome je nach Lebensabschnitt ändern. Es hilft also, hier wachsam zu bleiben und zu merken, wenn sich etwas ändert, damit man das dann kommunizieren kann.

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Vielen Dank für deine Antwort und den Willkommensgruß :slight_smile:

Ich beobachte in meinem Freundes- und Bekanntenkreis durchaus einige „neurotypische“ Familien. Z.B. planen meine Freunde schon jetzt ihren Urlaub für den nächsten Sommer, wenn wir noch nicht mal wissen, wo wir hinfahren werden dieses Jahr. Unsere Nachbarn gucken oft verwundert, wenn wir unter der Woche um 18 Uhr noch eine befreundete Familie besuchen, gemeinsam Abendbrot essen und dann erst 21 Uhr zu Hause sind, während die anderen Kinder schon schlafen. Man könnte es vielleicht zusammenfassen in unkonventionelle Herangehensweisen und flexible Routinen und manchmal auch impulsgesteuerte Verplantheit. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich den Austausch suche um zu sehen, ob es noch mehr Eltern gibt wie uns, die mit den Alltagsroutinen struggeln und dafür sehr spontan Verabredungen treffen und den Kindern Abwechslung im Alltag bieten. Das ist wahrscheinlich die Krux, das sich immer mit anderen vergleichen. Und wenn ich mich mit meiner Peergroup vergleiche, dann stechen wir schon ganz schön raus.
Mein Mann ermahnt mich quasi täglich, dass ich bitte nicht mitten beim Abendbrot aufstehen soll. Ich selbst merke das erst, wenn er mich darauf hinweist. Ist halt schwer, den Kindern zu vermitteln, beim Abendbrot sitzen zu bleiben, wenn die Mama schon im Nebenraum Wäsche aufhängt. Es fällt mir unfassbar schwer, abends still zu sitzen oder bei der Einschlafbegleitung manchmal 1-1.5 Stunden zwischen den Kindern eingequetscht nur meinen eigenen Gedanken zu lauschen. Falls ihr da Tipps habt oder ähnliche Erfahrungen teilen mögt, her damit.

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Das finde ich eine tolle Herangehensweise! Die Eigenarten aller Familienmitglieder verstehen zu lernen und darauf einzugehen. Unsere Kinder haben noch keine Diagnostik durchlaufen. Die Kitamenschen wissen auch nicht, dass wir ADHS haben und wenn wir hören, dass unser großes Kind oft als letztes am Essenstisch sitzt, weil es die ganze Zeit erzählt hat statt zu essen, oder oft total verträumt ist und mehrfach angesprochen werden muss, damit es wieder „zu sich kommt“ dann finde ich das echt gut beobachtet von den Erzieher*innen und wir reden darüber, ob es Handlungsbedarf gibt, oder ob das einfach so die Eigenart des Kindes ist und bislang hatten beide Kinder keine größeren Probleme im Kitakontext. Mit der Diagnose bei uns Erwachsenen bekommen wir ja quasi die Möglichkeit endlich eine Bedienungsanleitung zu erhalten. Was nutzt ihr für Ressourcen um mit den Kindern über ADHS typische Eigenheiten zu sprechen?

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Hi @Mamazita :adxs_winy: Willkommen

Unkonventionell :adxs_peace: genau so ist es bei uns auch zugegangen.

Ich bin auch heute noch der Meinung, für uns hat es genau so gepasst und das ist einfach das Wichtigste.

Du bzw ihr müsst euch wohlfühlen damit, ganz egal, wer wann was wie macht. Leute reden immer, Besserwisser gibt es auch immer, so what :adxs_grins:

Wenn dein Mann dich schon mal erinnert, ok, wenn es deinen Kindern an nix fehlt, also egal, alles gut :four_leaf_clover:

Mein Kind hat immer bis zu meinem Feierabend gewartet, drücken, erzählen vom Tag und schlafen gehen. Es hat ihm nicht geschadet.

Auch als er später Unterschiede festgestellt hat, manchmal war er sehr froh :adxs_zwinker: das bei uns die Uhren etwas anders liefen.

Alles Gute für dich :four_leaf_clover:

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Meine Kinder sind schon „groß“ mit 17 und 13.
Unsere Ressourcen werden euch nicht weiter helfen.
Wir hatten beim Großen keine Bedienungsanleitung und da ist vieles nicht ideal gelaufen. Jetzt holen wir einiges nach.
Für die Jüngere haben Fragebögen sehr geholfen, weil sie sich damit identifizieren konnte. Auch Inhalte auf Social Media sind gut.
Was für jüngere Kinder gut ist weiß ich nicht.

In Bezug auf Kindergarten ist es bei uns so gewesen, dass dort gar nichts aufgefallen ist. Das lag daran, dass es ein unglaublich kindorientierter Kindergarten war, der eigentlich nur die Stärken der Kinder gesehen hat. Das war natürlich super, hat aber dazu geführt, dass wir Probleme erst in der Schule wirklich erkannt haben. Es wäre gut gewesen, dort schon die Diagnosen und Hilfen an der Hand gehabt zu haben. Gerade unser Sohn ist sozusagen ins offene Messer gelaufen. Wobei bei uns zwar beide Kinder die ADS Diagnose haben, ich aber bei beiden Autismus als weitere Diagnose vermute. Das ist nochmal was anderes. Aufgefallen ist es nicht so sehr, weil beide Kinder intelligent sind und auch gut maskieren können. Erst im Nachhinein ergibt alles Sinn und es hätte so manches besser gelöst werden können.

Ich kann nur empfehlen, von Anfang an aufmerksam zu sein und schon vor der Schule Maßnahmen zu ergreifen, falls nötig.

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Toll, dass ihr dranbleibt. Es ist bestimmt nicht leicht als Elternteil zu merken, dass man sein Kind vielleicht hätte „besser“ unterstützen können und umsomehr ist es toll, dass ihr jetzt die Probleme angeht, die euer Sohn hat, neben seinen vielen Superkräften. Allein schon die Anpassungsleistung in der Schule zu erbringen, den sozialen Druck auszuhalten nicht aus der Reihe zu tanzen und die ganze Zeit das Gefühl zu haben, irgendwas stimmt mit einem nicht, weil man die Welt einfach ein bisschen anders erlebt als die Menschen um einen herum, das frisst schon so viel Energie, die man eigentlich zum lernen bräuchte. So ging es mir in der Schulzeit und im Studium und ich wünschte, meine Mutter hätte mich damals ernst genommen und ich hätte mir Hilfe suchen dürfen. Darum finde ich es jetzt so gut, zu wissen, wie wir ticken und was wir tun können um unsere Kinder zu unterstützen.
Wie geht ihr mit Smartphones um? Gibt es da feste Regeln für eure Kinder? Ich hatte bis 2017 kein Smartphone, weil ich mich nicht gut disziplinieren kann, sobald ich erstmal was interessantes lese/ gucke.

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Bei dem Thema sind wir recht streng, wenn man uns mit anderen Eltern vergleicht. Wobei wir immer noch lockerer sind als das immer wieder empfohlen wird.

Der Sohn wollte recht spät ein Smartphone, ihm haben wir es quasi aufgeschwatzt (6. Klasse glaub ich), die Tochter schon eher.
Wir haben uns bei ihr recht spät breitschlagen lassen, da war die Tochter in der 5. Klasse und bei weitem die Letzte, die eins bekam. Dann aber noch kein WhatsApp. Es war dann aber leider schwer für die Tochter, mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen und wir haben das dann doch erlaubt.
Da wir iPhones haben ist das Smartphone sehr einfach kindersicher eingestellt und auch sicher vor Schadsoftware.
Die Tochter hat begrenzte Internetzeiten und App-Limits.
Neue Apps besprechen wir miteinander. Wir wägen ab zwischen Jugendschutz und „Alle haben das“. Alle Apps, die sie hat, schaue ich mir vorher an und gehe mit ihr gemeinsam die Einstellungen durch, um für Privatsphäre zu sorgen. Echtgeld kann nie eingesetzt werden, dafür ist das Gerät zu gut abgesichert.

Ein Sicherheitsleck ist der Laptop, den die Kinder zwangsweise an der Schule brauchen. Der lässt sich nicht komplett abriegeln, da er ja in der Schule genutzt werden soll. Zu Hause gelten aber auch hier die festgelegten Internetzeiten. Vergessen wir, die nach einer Ausnahme wieder einzustellen, wird das aber durchaus auch mal ausgenutzt. Normal.

Insgesamt vertraue ich der Tochter so weit, dass sie mir sagen würde, wenn über WhatsApp oder andere Social Apps was unangebrachtes käme. Wir haben direkt beim Download besprochen, was erlaubt ist und was nicht. Sie ist aber auch verantwortungsbewusst und hält diese Regeln selbst für angebracht.

Ich kenne aber auch aus der Familie einen ganz anderen Fall. Das Kind hatte gar keine Grenzen im Umgang mit Medien, war trotzdem gut in der Schule und sportlich und ist heute extrem erfolgreich als Gamer und Influencer unterwegs. Dort wurde schon mit 13 unbegrenzt Streamen erlaubt und heute ist es ein gut laufendes Unternehmen.

Ich denke, das kann alles gut gehen oder eben nicht.

Wir sind dafür in anderen Bereichen sehr locker. Unsere Kinder durften schon kleinerweise alleine Wanderungen unternehmen und mit Freunden Abenteuer erleben. Während sich andere Eltern darüber wunderten konnten deren Kinder unbemerkt Pornos auf dem Smartphone schauen. Unser Sohn wurde dafür von der Polizei nach Hause gebracht, weil er mit Freunden in einem Grundstück der Gemeinde Büsche fällen wollte, um sich ein Lager zu bauen. Zum Glück fand die Polizei den Einsatz selber ganz niedlich und hat nur drum gebeten, das Roden der Fläche zu unterlassen :sweat_smile:

Also auch hier gilt, jeder macht es anders und irgendwas ist immer.

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Ich bin genauso interessiert an diesem Thema.
Habe fünf Kinder mit adhs, 2 davon sind aber eher Autisten mit zusätzlichem adhs. Ich bin in der Partnerschaft die die stärker betroffen ist von adhs, jedenfalls in dem Bereich Organisiertheit. Aufmerksamkeit ist seit Diagnose und Medikament schon sehr viel besser geworden.
Mein Mann hat von einigen Seiten Hinweise erhalten. Aber im Gegensatz zu mir hat er in der Kindheit und Jugend alles sehr stabil und in Wohlstand verbracht und ist sehr abgepuffert groß geworden. Was Krisen angeht, ist er daher definitiv im Nachteil…
Ich betrachte mich selbst jedoch im Nachteil dadurch, dass ich seit Kind 2, welches noch im Studium kam, zu nichts mehr gekommen bin außer Kinder bändigen, pflegen, von a nach b bringen, regulieren etc etc. Es gibt da hunderttausende Baustellen, die auch viel mit adhs zusammenhängen.

Hätte ich von der Erblichkeit früher gewusst……:confused:

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Dann hättest du was?

Dann hätte ich zumindest besser abgewogen, ob ich mich auf das Experiment Elternschaft eingelassen hätte. Wahrscheinlich. Ich weiß es nicht wirklich. Ich habe sehr mit der Mutterschaft gehadert.

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Danke für deine Offenheit. Es ist schon eine Leistung 5 Kinder großzuziehen und unter den besonderen Voraussetzungen ziehe ich meinen Hut vor dir!

Finde das gerade alles so spannend zu lesen. ich mache mir seit einigen Jahren Gedanken, ob ich Kinder will, beziehungsweise, ob ich Kinder aushalten könnte/die Kinder mich… Ich finde es irgendwie manchmal so belastend, weil, wenn ich an Mütter denke, ich an gesellschaftskonforme Mamas/Papas mit Engelszungen und einer Engelsgeduld denke. Ich halte mich an manchen Tagen selbst nicht aus und finde es irgendwie schwer mir vorzustellen die Verantwortung zu tragen, langfristig Papierkram/Struktur zu schaffen… Ich weiß es auch nicht. Mich belastet das ein bisschen. In meinem Freundeskreis haben alle eine recht klare Haltung gegenüber dem Kinderthema, aber ich bin irgendwie so ambivalent. Ich liebe meinen Freund und liebe eben auch, dass wir so viel Freiheit gemeinsam haben. Andererseits kann eine Familie so toll sein, besonders, wenn man seine eigenen Wege findet… Ach, ich weiß ja auch nicht. Danke jedenfalls für eure offenen Beiträge. Das Forum ist wie Balsam für die Seele

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Huhu Blessedmedd,

es ist wahrscheinlich ziemlich genauso wie du es dir vorstellst… Das ist schon mal gut, ich hatte mir Kinder haben irgendwie weniger anstrengend vorgestellt, als würde das so nebenbei laufen - wie dumm! Vor allem die ersten Jahre ist man jede Sekunde, jeden Moment, immer, immer, immer auf Abruf. Das ist so ein Dauerstress, der ganz schön (zumindest an mir) nagt.

Aber wenn sie mal nicht da sind, komme ich nach Hause und kann mich nicht aufraffen, etwas zu machen (obwohl genug zu tun wäre). Mir gibt es irgendwie ganz viel Struktur, dass viele Dinge mit Kindern einfach getan werden müssen. Und sie geben mir auch ganz viel Sinn im Leben.

Am wichtigsten ist bei der Kinderfrage aus meiner Sicht aber, dass du wirklich Bock auf Kinder hast - als Gegengewicht quasi. Für mich war immer klar, dass ich Kinder haben will. Mamasein war schon immer ein Lebensziel - viel Geld haben, Karriere, viel Reisen, viele Freunde, schöne Sachen haben und machen dafür nicht so. Ich glaube, gerade als ADHSler ist es wichtig, sich klar darüber zu sein, was einem am wichtigsten ist.

Zumindest ich bin mehr als ausgelastet „nur“ mit Kindern… um nicht zu sagen öfter auch überfordert. Und auch wenn mir andere Dinge nicht so wichtig sind, will ich ständig 1000 Dinge nebenbei machen, aber es macht mich nicht völlig fertig, dass ich am Ende nichts davon auf die Reihe kriege, weil es alles eben nicht soooo wichtig ist.

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