Nach dem "Diagnosebericht" ist vor dem ADS?!

Hallo Forum

Ich hab Ende letzter Woche nun den Diagnosebericht, von der Ambulanz wo ich war (EOS-Klinik Münster), bekommen.
Super ausführlich, natürlich viel „Ärztesprech“ (Wer kennt es nicht?! :roll_eyes:) und die Diagnose jetzt also auch endlich „Schwarz auf Weiß“ bestätigt.

Soweit alles gut, ist geh mit dem Bericht auch voll mit…

Und trotzdem hat das doch noch mal ganz schön „reingehauen“, das alles so zu lesen… :thinking:
Steht natürlich viel zu den Anhaltspunkten in der Kindheit drin, zur aktuellen Lebenssituation, aber auch zur Kohärenz zu den anderen „Erkrankungen“ drin.
Insgesamt also (mal wieder) ein ganz schön großes Paket, was mir da in die Hände gegeben worden ist. Jetzt könnte man meinen, dass ich die Diagnose natürlich „erwartet“ habe, wegen dem ADS auch in Fachärztlicher Behandlung, medikamentös eingestellt bin und damit auch schon erste „Erfolge“ mit erzielt habe…

Aber trotzdem bleibt irgendwie so ein „Geschmäckle“ dabei zurück… :thinking:
(Keine Ahnung, wie genau ich es definieren soll?! Es keine wirkliche Belastung, strengt aber schon an.)

Daher mal die Frage in die Runde: Wie ging es Euch, nachdem ihr die (schriftliche &ausführliche) Diagnose bekommen habt? Was „hat das mit Euch gemacht“? Seid ihr eventuell auch erst einmal in so ein (kleines) Loch gefallen?

Ich denke, ich weiß, was du meinst.

Bei mir war die Diagnose erstmal eine Erleichterung und auch bei mir stellten sich schnell Verbesserungen mit der Medikation ein. Aber genau dadurch nimmt AD(H)S dann weiterhin so viel Raum ein und plötzlich noch mal neu Raum ein, denn man kaut z.b. sein eigenes Leben noch mal durch und fragt sich zudem auch: wer bin ich eigentlich, wenn ich mir AD(H)S wegdenke?! Deshalb nerven mich auch so die Listen über positive Eigenschaften von AD(H)Slern oder auch eben täglich das Medi einzunehmen und mich ständig selbst beobachten zu müssen etc. pp. Durch den medibedingten Rebound kann es meiner Erfahrung nach zudem auch zu schlechteren (!) Erfahrungen während der Reboundzeit (!) kommen.

Ich habe meine Diagnose erst vor 3 Jahren erhalten. Diese letzten 3 Jahre waren zudem sehr, sehr turbulent und für mich bis heute im Ergebnis - unabhängig von ADHS - überhaupt nicht positiv. Man muss mE aufpassen, sich nicht in die negativen Aspekte des AD(H)S hineinzusteigern…

Sehr gut beschrieben und ich kann mich da nur anschliessen. Trotzdem versuche ich mich brav weiterhin zu bemühen, eben nicht nur das negative am Adhs zu sehen, im Gegenteil ich will mich nicht geschlagen geben, heisst mir selbst, oder von anderen den Stempel „Psycho“ aufdrücken lassen. Adhs Menschen haben ihre bekannten Probleme, und dennoch, zeige mir bitte ein Mensch auf der Welt „wo“ oder „wer“ auf diesem Planeten „normal“ ist. Auch die „Normalos“ sind nicht einfach nur „normal“, auch nicht-Adhslerinnen haben eine Angststörung, Depressionen, Psychosen, sind Narzissten, Psychophaten, Soziopathen, haben Neurosen, Schizophrenie und so weiter und so weiter. Ausserdem heisst es das Adhslerinnen die von allen an besten und am dankbarsten behandelbare Gruppe seien. Ich wehre mich gegen ein Stigma, und das drucke ich mir selbst nicht auf, noch lasse ich es mir von aussen aufdrücken, niemand hat das Recht dazu. Rückblickend bin ich deshalb immer noch einfach nur froh und dankbar, das ich durch die Diagnose eine Chance bekam mich selbst besser verstehen zu können, mich dadurch auch ein Stück weit so wie ich eben bin akzeptieren zu können. Auch wenn ich inzwischen schon einiges über mich selbst gelernt habe, was ohne Diagnose wohl nie passiert wäre, denn „wie“ auch?, wenn man nicht weis warum man ist wie man ist?, trotzdem hört die Auseinandersetzung mit sich selbst nicht auf, lernt man immer noch mehr dazu, vor allem durch den Austausch mit anderen betroffenen. Mein Horizont hat sich dadurch, sogar im allgemeinen gesprochen :wink: nur erweitert, und das ist ja eigentlich mehr als positiv um sich weiter zu entwickeln.

Mahlzeit

Danke für die Rückmeldungen. Inzwischen hab ich den Bericht auch schon abgeheftet, zwar vorher nochmals genauer gelesen, aber kann damit leben…

Ist halt wahrscheinlich doch noch nicht ganz so „einfach“, wenn man (mal wieder) eine Diagnose „Schwarz auf Weiß“ hat. Stellt ja dann doch immer eine Art Zäsur da…
Allerdings ging es mir mit der Diagnose meiner Persönlichkeitsstörung (F60.8) deutlich „schlechter“. Weil es eben doch ein ziemlicher „Hammer“ war, mich anschließend arg an mir zweifeln lassen hat und noch einem viel größerem Stigmata wie ein ADS unterliegt. So ein ADS trifft zwar an vielen Stellen auch noch auf „Unverständnis“, ist (aus meiner bisherigen Erfahrung) aber deutlich einfach zu erklären.

Ich glaub, dass ist auch so ganz allgemein der „rote Faden“, der sich so durch meine „Krankengeschichte“ zieht.
Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, in dem nie wirklich groß über „Emotionen“ und/oder „psychische Leiden“ gesprochen worden ist. Das hat sich wohl leider so bei mir „eingebrannt“, dass ich auch noch 40 Jahre nach der Geburt häufiger mal Probleme habe das -auch mir selbst gegenüber- einzugestehen. Zum Glück hat sich da in den letzten Jahren schon echt viel getan und ich bin da nicht ganz so arg selbst ein „Bremsklotz“.

Was das ADS angeht, so gehört das eben jetzt (auch sicher diagnostiziert) zu mir, macht sicherlich auch einen Teil meiner „Persönlichkeit“ aus, wird aber wol wie auch die Depressionen & die PS nicht (mehr) so viel Raum einnehmen, dass ich mich ausschließlich darüber definiere. Dazu habe ich über die Jahre (auch oftmals „schmerzhaft“) lernen müssen, dass man so nicht unbedingt weiter kommt.

Ich bin echt mal gespannt, wie das so alles weiter geht… Der Facharzt „arbeitet“ mehr oder minder so ab, bei meiner HA (Die mich schon seit der Schulzeit kennt) bin ich durchaus auf Verständnis & Interesse gestoßen (Sie war sehr interessiert an dem Zusammenhang meiner Jahrelangen Depression und der jetzigen ADS Diagnose). Auch glaube ich, dass solch eine Diagnose halt auch einfach ein bisschen Zeit braucht um „anzukommen“. Werdet Ihr hier aus eigener Erfahrung ja auch kennen…