Nachteilsausgleich

Hallo liebe Eltern und Experten,

ich habe drei Kinder in der Schule (2., 4., 6.), inzwischen 3 Diagnosen AD(H)S und 2 laufen schon auf MPH. Aber es zieht sich alles ewig. Was schneller als Medikamente ging, war der Nachteilsausgleich, der zum Beispiel vorsieht, dass das Kind in reizarmer Umgebung seine Arbeiten schreibt.

Aber die Schulen schaffen es nicht das umzusetzen. Es gibt je nach Engagiertheit der Lehrer Ideen, die ne Zeit funktionieren oder ich höre einfach: Geht nicht.

Ich verstehe die Argumente aber dann kann mein Kind den Nachteilsausgleich auch rauchen gehen.

Was für Rechte haben meine Kinder, wen kann ich anschreien/verklagen?

Tüdelmama

2 „Gefällt mir“

Hallo.:slightly_smiling_face: Sofern die Schule einen Nachteilsausgleich gewährt und die konkreten Hilfemaßnahmen beschlossen hat, ist dieser für die Lehrkräfte bindend. Sofern sich nicht daran gehalten wird und Gespräche mit den betreffenden Lehrkräften nichts bringen, würde ich daher die Schulleitung kontaktieren und auf die mangelhafte Umsetzung hinweisen sowie um Unterstützung bitten.

5 „Gefällt mir“

Hallo Tüdelmama,

wir selbst stehen mit unseren 3 Kindern (Vorschule, 4., 6.) noch vor der Diagnose, weswegen ich nicht aus eigener Erfahrung berichten kann. Die Kinder von Freunden (6., 7.) profitieren wohl stark vom Nachteilsausgleich. Sie bekommen z.B. in Tests / Klassenarbeiten länger Zeit, haben Schulbücher doppelt oder werden bei fehlenden Hausaufgaben großzügiger behandelt.
Wäre, vor allem in der Grundschule, vielleicht ein Gehörschutz während Tests ein erster Schritt?

Hallo,
genau wie Mythria geschrieben hat, ist der NTA bindend. Ich würde noch einmal das Gespräch mit den Lehrkräften suchen, um herauszufinden, worin eigentlich die Schwierigkeit besteht. Als nächsten Schritt würde ich definitiv zeitnah zur Schulleitung gehen, denn es ist ihr Job dafür zu sorgen, dass ihre Lehrkräfte die Vorgaben auch umsetzen. Ich bin selbst Lehrerin und kann ehrlich gesagt nicht verstehen, was so schwierig an der Umsetzung eines Nachteilsausgleichs sein soll. Es ist die Regel, dass man Kinder mit Nachteilsausgleich aus verschiedenen Gründen in der Klasse hat. Länger Zeit, Gehörschutz oder ein Lernbüro zur Abschirmung sind nun wirklich kein Hexenwerk und oft ist den Kindern damit schon viel geholfen. Aus meiner (wenn auch noch nicht sehr langen) Erfahrung mit SchülerInnen mit ADHS kann ich auch sagen, dass es hilft, das Blatt einfach so umzufalten, dass immer nur die aktuell zu bearbeitende Aufgabe zu sehen ist. Ich gehe auch regelmäßig an die Tische dieser Kinder und helfe ihnen, wieder den Fokus zu finden, wenn ich bemerke, dass sie gerade abschweifen. Das ist kein großer Aufwand, aber verbessert die Chancen dieser SchülerInnen sehr.

Für Hausaufgaben, Ordnung im Schulranzen und unterm Tisch etc. haben wir an der Schule individuelle Verstärkerpläne für betroffene Kinder. Für das Erreichen der Ziele gibt es Belohnungen - mal in der Schule, mal von den Eltern.

Bitte bleibe hartnäckig. Schade, dass das nötig ist, aber deine Kinder können nur davon profitieren :blush:

3 „Gefällt mir“

Vielen Dank für Eure Antworten! Nun gehe ich gestärkter in die Lehrergespräche!

2 „Gefällt mir“

Ich habe keine Kinder und wurde erst mitte 30 diagnostiziert aber Schulbücher doppelt haben…holy guacamole wäre das gut für mich gewesen :open_mouth:

2 „Gefällt mir“

Das ist sicher auch je nach Bundesland verschieden. Bei uns ist es im Wesentlichen so, dass die Schule erst einen NTA gewähren darf, wenn der sonderpädagogische Förderbedarf durch den schulpsychologischen/inklusionspädagogischen Beratungsdienst (in Berlin SIBUZ) festgestellt worden ist. Das wird über die Schule beantragt und von Schulpsycholog*innen im Rahmen von Unterrichtsbesuchen begutachtet. Notenschutz (bei Teilleistungsstörungen), längere Bearbeitungszeiten bei Klassenarbeiten e.c.t dürfen die Schulen gar nicht selbst beschließen, dafür brauchen sie den offiziellen Status (und dafür häufig zuvor entsprechende Diagnosen).

Anders sieht es sicher mit individueller Förderung aus, die die Schule im Rahmen ihrer Ressourcen ermöglichen kann. Dass die Klassenarbeit im ruhigen Nebenraum geschrieben wird, Gehörschutz im Unterricht, Sitzplatz ganz vorne/ganz hinten, alternative Lernmaterialien oder eben Differenzierung. Oder auch bei motorischer Unruhe mal ein begleiteter Gang nach draußen wenn möglich. Das kann die Schule in Absprache mit den Lehrkräften selbst bestimmen und in den Schulalltag und die Klassensituation einbauen.

1 „Gefällt mir“

@bielunde Das kann gut sein. Ist ein Nachteilsausgleich jedoch gewährt und sind konkrete Umsetzungsmaßnahmen dafür beschlossen worden, dann muss sich an diese auch gehalten werden. Ich hätte es präziser formulieren müssen. :slightly_smiling_face:

Das ist völlig richtig!

1 „Gefällt mir“