Nebenwirkung: Chronische Niereninsuffizienz (CKD) und ADHS Medikation

Hallo zusammen, ich bin neu hier im Forum.

Ich bin männlich, 29 Jahre jung, und habe eine
Chronische Niereninsuffizienz, CKD (chronic kidney disease),
gerade schon so im Stadium 3a.
Nach jahrelangem Kämpfen durchs Leben, so wie man es auch von anderen Mitgliedern hier kennt, habe ich dieses Jahr endlich meine Diagnose bekommen.

ADHS ohne Hyperaktivitätsstörung.

Vor einem Monat habe ich meine ersten Tabletten verschrieben bekommen. Der Psychiater hat Medikinet übersprungen und direkt Elvanse 30mg verschrieben.
Das kam daher, da mein Nephrologe in seiner schriftlichen Stellungnahme, ob ich denn Medikinet oder Elvanse einnehmen dürfte, erwähnte, dass er keine Aussagen zu Medikinet treffen könnte, da ihm das Medikament unbekannt ist und er auch keine Informationen über eventuelle Wechselwirkungen hat.

Über Elvanse wurde geschrieben, dass bis zu 50mg Elvanse, bis zu
einer GFR (glomeruläre Filtratrationsrate, gibt den Nierenfunktionswert an)
von >15 ml/min/1,73 m² (Einheit des Nierenfunktionswerts), alles okay ist und keine Schäden verursacht werden.
->Habe hinterher erfahren, dass dies einfach auf der Packungsbeilage von Elvanse bzw. Lisdexamfetamin steht

Meine GFR liegt seit längerem bei 55-66.
Gesunde Nieren starten in den jüngeren Jahren so bei 90-130, wenn ich mich nicht täusche.

Ich bin gestartet mit 30mg7 Tage lang → leider keine Wirkung
Auf Empfehlung des Arztes, dann doppelte Dosierung: 2x30mg also 60mg
Endlich kam die erhoffte Wirkung und das Gefühl von „Ich setze eine Brille zum ersten mal auf“.
Die ersten 3-4 Tage hatte ich starke Nebenwirkungen am Herzen und im Brustbereich.
Herzbrennen, Ruhepuls bei 100, Herzflattern, und und und…, und damit auch die Angst zu sterben.

Dies hat sich Gott sei Dank ab dem 5. Tag gelegt, sodass ich diese irgendwann nicht mehr spürt. Jedoch schlichen sich ab Tag 5 gewisse Flankenschmerzen ein. Diese wurden über Tage immer schlimmer.

Erst gedacht als Nierenschmerzen, …dann etwa doch Rückenschmerzen, und dann ganz klar erkannt als Nierenschmerzen. Gerade, weil es kein „richtiger Schmerz“ war, sondern eher ein sehr unangenehmes Drücken in den Flanken. Und auch, weil es erst mit der Einnahme der Tabletten beginnt am Tag. Ich nenne sie aber in diesem Kontext schmerzen.

11 Tage, 60mg
→ Hausarzt: Ultraschall + Blutabnahme
→ Urologe: Ultraschall + Urin
= Keine Veränderungen in den Werten und auch nichts zu sehen
3 Tage Pause wegen den Schmerzen
5 Tage, 50mg
→ ab Tag 4 fing es an, Tag 5 war es wieder sehr ungenehm
4 Tage pause wegen Schmerzen

Ich bin heute wieder bei Tag 1 der nächsten Runde und mein Nephrologen Termin ist erst in 1-2 Wochen. Und ich habe das Gefühl, dass der Nierendruck heute schon begonnen hat. Dabei habe ich mich schon damit gefunden, dass ich die Tabletten wahrscheinlich nur 3-4 Tage die Woche benutzen kann.

Meine Frage:
Gibt es jemanden, die oder der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, oder Ahnung in dem Bereich hat?
Die Werte usw. sind gut, ich kann mir es leider nicht erklären und leider gibt es nicht viele bzw. keine Fälle mit CKD, die davon berichten.

Jetzt habe ich schon meinen Weg bis hierhin gefunden und komme wieder nicht voran. :frowning:

Hoffentlich kann mir jemand helfen, vielen Dank im Voraus! :pray:t3:

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Huhu und Willkommen bei uns :adxs_winy:

Was für eine Geschichte.

Ich bin da leider überfragt und habe hier (glaube ich) auch noch nichts von Elvanse in der Kombi mit CKD gelesen (:adxs_gruebel:), aber hoffe, es meldet sich jemand :adxs_daumen:

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Hi,
ich kann Dir leider auch keinen tollen Rat geben, vielleicht hat sich Dein Problem inzwischen auch schon gelöst. Das hoffe ich zumindest für Dich!

Ich hab ebenfalls Niereninsuffizienz (ADPKD) und bin jetzt im Stadium 4. Also, Du bist nicht alleine mit dem Mist. Bei mir hat es bis zum stolzen Alter von 50 mit der adhs Diagnose gedauert. Seit vier Wochen nehme ich Medikinet. Aber ich habe auch noch Nebenwirkungen und weiß noch nicht, ob es auf Dauer gutgehen wird.

Also, ich kann Dir leider überhaupt nicht sagen, ob die Flankenschmerzen mit dem elvanse zusammenhängen. Und natürlich musst Du das gut überwachen lassen. Ich kann nur nach den üblichen Nierensachen fragen, die für Dich wahrscheinlich total banal sind: trinkst du genug, vor allem, wenn Du das Medikament nimmst? Hast Du schon mal versucht, ob es hilft, eine Wärmflasche an die Flanken zu packen und ein paar Tage einen Nierenwärmer zu tragen?

Wegen dem Adpkd habe ich ab und zu Flankenschmerzen und bei mir wirkt das Wunder. Als das mit den Flankenschmerzen begann, hab ich zuerst jedes mal Panik bekommen, weil ich Angst hatte, dass es vielleicht eine Nierenbeckenentzündung ist. Aber inzwischen packe ich routiniert Wärmflasche und Nierenwärmer aus und meistens legt es sich wieder. Und nach meiner Beobachtung ist es auch ganz enorm, wie stark sich Stress in Form von Flankenschmerzen bemerkbar machen kann, wenn die Nieren vorgeschädigt sind. Also, vielleicht wirds noch mit dem elvanse

Ansonsten könntest Du vielleicht Medikinet versuchen. Mein Nephrologe meinte, es sei ok, wenn ich das nehme. Man müsse halt mit der Dosierung vorsichtig sein und man müsse die Blutwerte gut im Auge behalten. Bei mir funktioniert das Medikinet bisher gut für das adhs und die Nieren sind bisher nicht beeindruckt davon. Leider weiß mein Magen noch nicht, ob er sich damit anfreunden will. Also mal sehen…

Ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du das richtige Medikament findest und dass Deine Nieren noch ganz lange ok bleiben.

LG Karen

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Hi Karen,

vielen Dank für deinen lieben Beitrag! Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass wir beide mit der Kombination ADHS und Nieren wohl zu den selteneren Fällen gehören. Sowohl mein Urologe und Nephrologe, als auch die Psychiater in der Klinik haben noch von keinem Fall gehört bzw. berichtet.

Ich habe seit meinem Post im September alle erdenklichen Kombination probiert mit Elvanse. 3 Tage nehmen, 4 Tage Pause, 1 Tag nehmen 5 Tage pause, 2,5 Tage nehmen 3 Tage pause, dies essen, dann und dann essen, und und und… und auch alles protokoliert.

Die Flankenschmerzen kamen immer schneller. Wenn sie beim ersten Durchgang an Tag 10 erschienen sind, kamen sie beim 7. Durchgang schon bei Tag 1, obwohl längere Pausen dazwischen waren.

Ich hab tatsächlich die Einnahme seitdem (bestimmt sind es jetzt mehr als 4 Monate) pausiert vor Angst. Ich hatte mich von der Möglichkeit verabschiedet Stimulanzien in meinem Leben nutzen zu können und angefangen jede erdenkliche Umstellung in meinem Leben zu tätigen um besser funktionieren zu können. Ich hab Zucker und Kohlenhydrate aus meinem Alltag eliminiert, zumindest bis Abends. Ich passe auf, dass mein Blutzucker immer ausgeglichen bleibt, Kalte Dusche plus Sport am morgen, 2-3 Tage die Woche noch ein Kaffee morgens um meinen Körper nicht zu sehr daran zu gewöhnen.
All diese Dinge sind zum Teil wirklich eine Hilfe!! Aber leider ist es nicht derselbe Effekt wie mit Elvanse. Ich bekomme echt vieles hin in meinem Leben, aber meistens scheitert es am Lesen. Dabei bin ich so wissensbegierig und würde so gerne viel lesen. Und wo es dann wirklich wichtig wird: Lesen für die Arbeit, Lesen für die Bachelorarbeit, die seit Jahren nicht geschrieben wird, denn das ist mein persönlicher Moby Dick. Und auch viel Lesen und aufnehmen bei der Arbeit. Das Lesen und Wissen aufnehmen für einen längeren Zeitraum am Stück, auch wenn so banal klingt, ist so essenziell um im Leben voran zu kommen.
Ich werde auch nie wieder zu meiner alten Essen und Sport Routine wechseln, meine Blutwerte sind dadurch auch besser denn je! Bin quasi wieder knapp im Stadium 2 statt 3a gelandet! Dabei hatte ich schon befürchtet ich habe meine Nieren dauerhaft zerbeult mit den Medikamenten.

Ich hab in der letzte Woche mich nochmal mit meinem Urologen und Nephrologen ausgetauscht. Beide sind sich relativ sicher, dass diese Flankenschmerzen nicht von der Niere kommen. Und wie gesagt meine Blut, Urin - Werte und der Ultraschall ist auch super. Ich habe auch den Vorschlag unterbreitet mich Medikinet probieren zu lassen, weil leider alle davor zurückschrecken, da es keine Daten und Informationen zu Methylphenidat bei CKD gibt. Da die Wirkungsdauer geringer ist, habe ich die Hoffnung, dass es meine Nieren weniger belastet und sie mehr „Pause“ bekommen.

Ich habe mich heute dazu durchgedrungen es wieder mit Elvanse bzw. Lisdexamfetamin zu probieren, vielleicht auch daher mein Foreneintrag haha. Mal schauen wie wird! Auch wenn der Weg bis jetzt sehr hart war, bin ich trotzdem froh, dass ich durch den Notstand an so viele gesunde Habits und Informationen für mein Leben gekommen bin. Und auch deine Tipps mit dem Nierengurt und einer Wärmflasche werde ich mir zu Herzen nehmen!

Danke dir nochmal für deine Worte!

Bin gespannt wie mein nächstes Update hier wird :slight_smile:

LG Kidneyboy :beans:

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Hallöchen Kidneyboy, ich machs heute kurz, weil ich noch zu tun habe. Tut mir sehr leid, dass Du immer noch solche Schwierigkeiten hast. Ich würde Dir empfehlen, es doch mal mit Medikinet oder Ritalin zu versuchen. Bei mir funktioniert das mit dem Medikinet inzwischen recht gut. Ich hab überhaupt keine Nebenwirkungen mehr, obwohl ich nur noch einen Schritt von der Dialyse entfernt bin. Das einzige, was mich etwas nervt ist, dass man bei Medikinet adult wegen der Retardierung vor der Einnahme etwas essen muss. Das ist manchmal etwas umständlich. Bei Ritalin ist das aber nicht der Fall.
In Deinem Stadium der Niereninsuffizienz musst Du Dir glaube ich ohnehin noch nicht so viele Gedanken über Medikamente machen. Du solltest bloß die Finger von Sachen lassen, die wirklich nierentoxisch sind, wie die meisten Schmerzmittel (also Ibuprofen zB). Medikinet oder Ritalin dürften, was die Nieren angeht kein Problem sein. Es sei denn, Du hast irgendeine ganz spezielle Erkrankung, die Dein CKD verursacht und es würde dann damit interagieren. Ich versuche mal, Dir hier noch einen sehr langen text über psychopharmaka und Niereninsuffizienz dranzuhängen. Aber ich weiß nicht, ob es klappt. Ich bin so eine Null, wenns um Technik geht…

Mist, versagt. Googel mal: „Psychopharmakotherapie bei renalen Erkrankungen“. Das ist ein langer Aufsatz zu dem thema in einer Fachzeitschrift für Pharmakologie (ppt-online.de). Da geht es lange um alle möglichen anderen Substanzen wie ssri bei Depressionen etc pp. Wenn Du weit genug runterscrollst, kommt dieser kleine Absatz zu Stimulanzien:

Psychostimulanzien

Für Dexamfetamin, Atomoxetin, Methylphenidat und Modafinil ist keine Dosisanpassung erforderlich. Für Lisdexamfetamin wird als Maximaldosis bei moderater Niereninsuffizienz 50 mg/Tag, bei schwerer Niereninsuffizienz 30 mg/Tag empfohlen.

Unter einer Kombinationsbehandlung mit anticholinerg wirksamen Substanzen ergibt sich ein erhöhtes Risiko für typische unerwünschte Arzneimittelwirkungen. So kann die kombinierte Verabreichung von Thiaziden und Carbamazepin, Trizyklika, SSRI und Antipsychotika eine Hyponatriämie nach sich ziehen.

Das ist in etwa, was mir mein Nephrologe auch gesagt hatte. Also, ich würde halt bei der Eindosierung langsam machen und lieber etwas unter der maximal Dosis bleiben. Da wird generell empfohlen nicht über zwei Drittel zu gehen. Und dann müsste alles ok sein. Wenn Du unsicher bist, kannst Du ja auch noch zwischendurch deine Blutwerte beim Hausarzt checken lasse.
Viele Grüße und ich drück Dir fest die Daumen, dass Du einen guten Weg findest