Nebenwirkungen oder neues „Ich“?

Hallo zusammen,

Ich nehme seit 3 Wochen MPH. Zuerst Medikinet IR, danach MR und zuletzt Concerta 27mg.

Ich kenne mich gut aus mit Nebenwirkungen, Wirkungsdauer, Mechanismen usw. weil ich mich für das Thema sehr interessiere. Ich lese seit Wochen intensiv darüber. Aber Theorie und Praxis sind sehr unterschiedlich.

Weil ich erst mit 43 Jahren vor kurzem diagnostiziert wurde, ich und mein Arzt, wir versuchen es das richtige Medikament und die richtige Dosis zu finden.

Ich hätte aber eine andere Frage weil ich bisher keine befriedigende Antwort gefunden habe:

Seitdem ich MPH nehme, egal ob Medikinet IR, Retard oder Concerta, ich fühle mich anders. Ich kann mich stundenlang konzentrieren, ja gut, aber es mag auch sein weil das Thema interessant ist :slight_smile: Aber ich schweife wieder ab. Bei konzentrierten Beschäftigungen fühlt es sich nicht angenehm an. Als ob, besonders nach ein paar Stunden lesen, werde ich etwas genervt. Als ob jemand mich zwingt weiter zu machen und das Gefühl mag ich nicht.

Kennt ihr das? Ist das eine Nebenwirkung von MPH oder mag ich das neue „Ich“ nicht so gern? Etwas ist nicht in Ordnung, keine Katastrophe aber das stört mich und ich möchte gern eine Lösung finden. Was wäre die Lösung?

Beste Grüsse

Hi,

kannst Du das unangenehme Gefühl bitte noch etwas genauer beschreiben?

Könnte es vielleicht ein Hyperfokus sein?

Ich habe das früher, als ich noch MPH nahm, so ähnlich empfunden, als mir einmal klar wurde, dass ich mit meiner Tätigkeit angesichts der Uhrzeit eigentlich aufhören müsste, aber wegen Überdosierung einen Hyperfokus hatte - da war es dann unangenehm, nicht weiter machen zu können.

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Ich denke, dass dies keine Nebenwirkung sondern die Wirkung ist. :wink:

Wenn du du plötzlich - im Gegensatz zur Arbeit ohne Medikation - an etwas dran bleiben und es zu Ende bringen willst, so zeigt die Medikation doch genau die richtige Wirkung.
Aber: Die ist natürlich ungewöhnlich und du musst das erstmal lernen, das richtig einzuordnen und dich daran gewöhnen.

Ich denke, es läuft ziemlich gut für dich.

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An einem Wochenende habe ich sehr lange über ADHS gelesen, über 10 Std. am Stück, vielleicht länger. Damals habe ich Medikinet MR gehabt, 30mg. Vor den Stimulanzien und der Diagnose habe ich auch sehr intensiv gelesen. Aber unter dem Medikament es ist anders. Ich fühle es, mein Gehirn, mein Körper wird angestrengt. Ähnlich zur Schlaflosigkeit. Vor einem Klausur, wenn man die ganze Nacht wach bleibt und lernt, lernt, lernt. Am nächsten Morgen, am Anfang ist man etwas gereizt, hyperaktiv, edgy, teils euphorisch/dysphorisch, nervös und am Nachmittag erschöpft, noch gereizter, verstimmt, man will einfach endlich schlafen. So ein Gefühl.

Ohne Medikinet hätte es sich angenehmer angefühlt, lockerer, wie beim Lesen eines Romans. Einfach lesen, keine extra Mühe. Aber mit Medikinet MR, obwohl ich nur zum Spaß gelesen habe, es fühlte sich an als ob ich die ganze Nacht gelernt habe.

Ich finde, entweder mein Körper versucht es, sich anzupassen und es würde mit Zeit besser oder das ist einfach Medikinet, ich vertrage es nicht.

Jetzt habe ich Concerta 27mg, viel sanfter. Ich warte ab.

Wow, ein Traum!
Solch ein Gefühl habe ich noch nicht einmal beim Lesen eines Romans, geschweige denn bei Fachlektüre.

Aber dann verstehe ich dein Problem nicht so ganz. Sorry, wenn ich so blöd frage, aber wo
hast du dann dein Konzentrationsproblem?

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Ich kann nur so locker lesen wenn ich viel Interesse habe, sonst ich muss einen Satz mehrmals lesen oder fange ich nicht mal an mit dem Buch.

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Ok, danke dir!
Das kann ich sehr gut verstehen, denn so geht es mir auch, nur dass dies bei mir immer so ist, unabhängig davon, ob mich der Stoff sehr interessiert oder nicht.

Lesen ist für mich Qual und strengt mich ungemein an.

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Ja, das ist AD(H)S wie es leibt und lebt…

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Hier meine ich auch was wiederzuerkennen.

Man darf die ADHS Medikamente nicht nehmen, um sich zu pushen, wenn man eigentlich zu erschöpft ist.

Dann fährt man sich doch gleich an die Wand.

Ich habe es mal verglichen mit dem Auto, das platte Reifen hat und man versucht, den Motor zu tunen…

Also immer aufpassen, dass man nicht unter Medikation über seine Grenzen geht.

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Ich versuchte es nicht mich zu pushen. Das war von selbst so. Ich konnte einfach nicht aufhören, mir fiel nicht mal ein dass ich aufhören soll. Ich glaube, das ist eher Hyperfokus.

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Ich meinte eher, dass man, solange man grundsätzlich erschöpft ist, aufpassen sollte, dass man unter Medikation nicht mehr macht, als einem gut tut. Also bewusster Pausen einplanen und sich dran halten. Oder eben erstmal bei einer niedrigeren Dosis bleiben, bis man belastbarer geworden ist.

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