Neue ADHS-Medikamente in der Pipeline?

Hallo,

ich wollte einfach mal nachfragen, ob es irgendwelche Infos oder Gerüchte dazu gibt, dass bald neue ADHS-Medikamente auf den deutschen oder europäischen Markt kommen werden :man_shrugging:t2:

Viele Grüße
Marmorkuchen

Was Aufregendes ist nicht in der Pipeline.

Zu neuen Medis gibts keine Infos.

  • Was künftig passieren wird ist das (habs übersetzt)

„…Der wahrscheinlich wichtigste Bereich der zukünftigen Behandlungsforschung bei ADHS wird darin bestehen, Einblicke in die langfristigen positiven und negativen Auswirkungen von Behandlungen zu gewinnen, indem randomisierte Studien mit zurückgezogenem Design sowie zusätzliche bevölkerungsbasierte Studien mit selbstkontrollierten Methoden verwendet werden Längsschnittstudien…“

  • Und hier gibts News zur Forschung:

https://www.zentrales-adhs-netz.de/infos-zu-adhs/forschung-zu-adhs/

1 „Gefällt mir“

Es können vielleicht weitere Präparate hinzukommem, welche bisher nur für Kinder zugelassen sind. :crystal_ball:

Elvanse 20/30/40/50/60/70 (ohne adult) ist seit März 2024 für Erwachsene zugelassen. Hier werden noch Generika folgen.

Kinecteen ist auch relativ neu für Erwachsene.

Mit Blick auf die Cannabislockerungen entstand zumindest ein Potenzial womit ich mich selbst aktuell beschäftige.

2 „Gefällt mir“

Okay, hat jetzt nichts mit geplant zu tun, aber was es hinterm großen Teich mittlerweile alles so gibt, ist schon spannend. Vielleicht schwappt da ja eines Tages mal wieder etwas herüber.

Die Beschreibungen der Long-Acting Medikamente weiter unten vor allem:

Transdermale Pflaster klingt auch spannend.

Dann hat Onkel Barkley damals in einem Video von einer neuen Formulierung für Kinder gesprochen, wo die Kapsel abends vor dem Schlafengehen eingenommen und dann erst am nächsten Morgen zum Aufwachen wirken würde. Weiß aber den Namen nicht. Das wäre vielleicht auch für Erwachsene nicht übel.

4 „Gefällt mir“

Das wäre definitiv super.

1 „Gefällt mir“

„Jornay PM“ heisst es und ist in den Staaten auch für Erwachsene zugelassen. Wirkstoff = MPH.

Abends eingenommen soll es (lt. Hersteller) ab morgens bis zu 14h wirken. Klingt ja traumhaft :drum:

Weiter unten ist eine Tabelle:

https://www.additudemag.com/adhd-medications-list-chart-stimulants-nonstimulants/

3 „Gefällt mir“

Spannend. Manche berichten die ersten Wochen über eine gute Wirkung. Die Menge im Blut ist morgens eher schwach, richtig fluten tut das Zeug erst später.

Nach einigen Wochen berichten einige über eine Toleranzentwicklung, sodass sie morgens verballert sind wie ohne eine Einnahme.

Das bemerkte ich auch beim unret. MPH: Zu oft morgens eingenommen, wirkt es nicht so gut und ich musste die Dosis erhöhen. (5->10->15). Mittlerweile bin ich bei 10 mg unret. MPH wenn es vorteilhaft ist. Ansonsten bleib ich halt verballert bis Elvanse/RitAd wirkt.

Weiß man denn schon was über mögliche Generika? Ist das nicht auch von dem Ablauf des Patents abhängig? :thinking:

Gerade recherchiert: Im Sommer 2024 (Juli oder Juni?) läuft Takeda das Patent für Elvanse in der EU aus. Da es aber Verzögerungen zwischen Patentanmeldung und Zulassung/Inverkehrbringung gab, wird Takeda bspw. in Deutschland bis 02/2028 geschützt (das war mir nicht bewusst). Also wird es da noch paar Jahre dauern.

In den USA gibt es bereits Generika. Da lief das Patent für Vyvanse schon früher aus.

2 „Gefällt mir“

Danke fürs Recherchieren! Ich dachte eigentlich, dass das Patent bald ausläuft. Aber sind ja dann noch 4 Jahre…

1 „Gefällt mir“

Klingt für mich erstmal nach einem Albtraum.

Klar, kann schon ganz nett sein, wenn man beim Aufwachen direkt auf Pegel ist.

Ich sehe halt nur diverse Probleme bspw bei der eindosierung und der generellen Wirkdauer.

Stichwort Stoffwechsel.

Wenn wir mal die idealen Zeitangaben des Herstellers nehmen und die auf ein realistisches Maß runterbrechen, sind wir bspw. bei maximal 8, bestenfalls vielleicht 9h…

Wenn man dann noch jemanden mit erhöhtem Stoffwechsel hat, bleiben davon vielleicht noch 6h übrig.

Und was dann?

Dann ist man wieder gezwungen, etwas anderes dazu zu nehmen.

Für mein Gefühl gibt es da für die breite Masse keinen wirklichen Mehrwert. Einige wenige sicherlich.

Aber eben nicht für die breite Masse :no_mouth:

Ursprünglich war es für Kinder gedacht, um schon morgens nach dem Aufwachen für Entspannung beim Kind und in der Familie zu sorgen.

Die Idee finde ich daher erstmal ziemlich gut.
Die Pharmakoginetik fand ich ziemlich spannend.

In meiner gescheiterten Ehe (ihr Kleener litt vor allem morgens sehr unter seiner ADHS) sah ich, wie anstrengend der morgendliche Ablauf sein kann. Das tat weder ihm gut, noch dem Rest der Bande.

Wenn durch so ein Medikament der Morgen entspannter verlaufen könnte und das Kind dann während der Schule + Nachmittag (Hausaufgaben) schon mal abgedeckt sein könnte, dann würde ich es allen Familien gönnen, die täglich so einen Kräfte raubenden Start in den Tag durchleben.

Da es sicherlich genügend Erwachsene gibt, die morgens ebenfalls ihre Problemchen damit haben, dann natürlich auch denen.

Ansonsten ist es eben auch bloß MPH und ein ähnlicher Wirkverlauf, wie wir es hier von Concerta kennen. Nur, dass man es abends zwischen 18:30 - 21:30 oder so gibt und es dann erst morgens Wirkstoff freigibt und dann eben kontinuierlich.

Weswegen das Medikament dann lt. Hersteller auch jeden Abend zur gleichen Zeit eingenommen werden sollte.

Concerta reicht i.d.R. auch nicht für die gesamte Tagesabdeckung und wird hier und da dann noch mit MPH mit sofortiger Freisetzung ergänzt.

Wem es nicht hilft bzw. zu wem es nicht passt, der findet dann woanders sein passendes Medikament.

Eine breitere Palette an Medikamenten mit verschiedenen Retard-Techniken, die je nach Alltag individuell passend helfen könnten, würde ich daher immer befürworten :+1:t2:

Das ist der Punkt.
In Deutschland glauben sie in Bezug auf ADHS immer noch, dass es am Wirkstoff hängt. Was für ein Unfug. Irgendwann sollten Sie doch mal die Konsequenz aus den Erkenntnissen ziehen, die Tausende von Betroffene jeden Tag in die Arztpraxen tragen.

Amerika ist uns umJahre voraus. Dort gibt es wesentlich viel mehr unterschiedliche Präparate, so dass jeder Betroffene eine viel größere Auswahl hat, das für ihn passende Präparat zu finden.

Es kommt so viel mehr auf die individuellen Unterschiede an, als sich unsere Leitlinien verantwortliche das vorstellen.
ADHS ist ein Syndrom. ADHS hat daher ganz viele unterschiedliche Ursachen. Wenn sich dann noch jemand wundert, dass es unterschiedliche Behandlungsformen braucht, die zwar ähnlich sind, aber doch nicht identisch, dann soll er doch bitte noch mal das zweite Semester belegen.

4 „Gefällt mir“

Bei uns fängt es ja schon damit an, dass gewisse Präparate nur für u18 zugelassen sind. Quasi ist überall MPH drin, aber es wird gesagt: Wir wissen nicht welche Folgen bei Erwachsenen möglich sind mimimi Dabei ist die Retardierung nur jeweils anders. Auch das Kasperletheater um Attentin und unret. MPH ist lächerlich.

Am Ende gäbe es mit unret. MPH, Attentin, Methysym, Equasym und Ritalin SR gut 5 weitere Medikationsmöglichkeiten.

Dazu kommt, dass viele Behandler immer noch glauben, dass ein Mix aus unterschiedlichen Präparaten nicht geeignet ist.

Es gibt durchaus Fälle, wo LDX + MPH bei gleichzeitiger Wirkung im Körper beim Indivduum eine Synergie erzeugt.

In anderen Bereichen auch:

Die HIV-Prophylaxe mit der Wirkstoffkombi Tenofovir/Emtricitabin war da in den USA schon Jahre (seit 2012) zugelassen. Kurze Zeit darauf wurde das Mittel vom System übernommen, gerade in Ballungsgebieten. Die HIV-Infektionen nahmen in Ballungsgebieten wie NYC drastisch ab, sodass die Infektion HIV und die Folgeerkrankung AIDS keine Rolle mehr spielen. Dank gesteigerter Nachfrage kamen dann Generika und ließen den Preis von 2200 auf 30-60 Dollar/Monat senken.

Die Behandlung der unheilbaren Infektion mit einem Teil dieser beiden Wirkstoffe kostet das Vielfache im Monat ein Leben lang, immerhin ist die Wahrscheinlichkeit später AIDS zu haben minimal mittlerweile. Das Präparat wurde in den 80ern im tief sozialistischen Prag entwickelt. Nach den USA dauerte es noch gefühlt eine Ewigkeit bis es in Deutschland verschrieben werden konnte: 2019. AT & CH waren aber noch schlimmer: 2024. Jeweils mit ignorantem Aufschrei konservativer.

Aber selbst in der Zwischenzeit haben die USA andere Präparate zugelassen, die auch Frauen vor HIV schützen. Davon sind wir in Deutschland noch Jahre entfernt. Wir haben in Deutschland auch da ein Versorgungsproblem, weil das Mittel zur Prophylaxe Allgemeinärzte nicht einfach so verordnen können. Dazu benötigt der Arzt eine gewisse Fachkunde für etwas, was keine Raketenwissenschaft ist und wofür man kaum Ärzte braucht. Dadurch gibt es ein Minimum an verordnenden Ärzten. Da kommt dann 1 Arzt auf ein Einzugsgebiet mit 800.000 Einwohnern, ein Großteil davon muss dann auch noch mobil sein und 2-3 h Fahrzeit hin und zurück in Kauf nehmen. Aber künstliche Verknappung ist auch eine Methode um stigmatisierten Minderheiten in den Arsch zu treten (hier insbesondere homosexuelle Männer), die mit HIV/AIDS schon seit der schrecklichen, hilflosen Epidemie der 80er stigmatisiert werden.

Dazu gesellte sich auch 11/2023 ein Engpass des Medikaments an, der erst jetzt einigermaßen behoben ist. Es gab 2-3 Monate wo nichts verfügbar war und selbst behandelte HIV-Patienten medikamentös umgestellt werden mussten. Natürlich stoppen Generikahersteller die Produktion, wenn dank künstlicher Verknappung der verordnenden Ärzte die Nachfrage zu gering ist und es für andere Mittel mit Engpass Zuschläge gibt. Zwischenzeitlich gab es eine Ausnahmeregelung für das teure Originalmittel als Alternative (2300€ statt 160€ für 90 Tage, super für die Finanzen der Kassen…), aber davon wollten die Apotheken dann entweder nichts wissen und es wurde kaum kommuniziert. Mal schauen wie lang die Verfügbarkeit jetzt bestehen bleibt.

Das betrifft dann auch Leute, die Streetwork betreiben und Kontakt mit Drogenabhängigen haben und sie betreuen. Da bekommt man recht schnell eine infektiöse Nadel in die Haut.

1 „Gefällt mir“

Mit MS ist es das gleiche in grün.

Es gab vor einem Jahr noch ein Generikum, dass kurzzeitig verschrieben wurde, dann wieder nicht mehr (Umstellung auf das Original, Nebenwirkungen beginnen wieder von vorne…).

Grade da kann ich aus leidvoller Erfahrung sagen, dass ein „Präparate hopping“ im Endeffekt hochgradig unangenehm ist.

Speziell wenn eine der Nebenwirkungen dich stundenlang im Bad halten kann…

Wie soll man mit sowas (am besten regelmäßig) gescheit arbeiten?

Richtig.

Gar nicht!

1 „Gefällt mir“