Neumedikation mit sehr alter Diagnose

Hallo,

habe hier glaube ich schonmal erwähnt, dass ich bisher keine Medikamente nehme, und der Sache auch zumindest etwas „vorsichtig“ gegenüberstehe. Dennoch reizt mich der Gedanke, meine inneren Fesseln abzulegen, und mehr aus mir zu machen, solange es noch nicht zu spät ist.

Ich stecke aktuell in einer fordernden Phase meines beruflichen Werdeganges, und überlege ernsthaft, die pharmazeutischen Helferlein wenigstens mal (wieder, war damals aber noch sehr klein) zu testen. Man liest hier aber leider momentan viel über unendlich lange Wartezeiten beim Psychiater.

Ich habe eine sehr alte Diagnose, habe auch MPH schonmal verschrieben bekommen, aber sehr, sehr schnell eigenmächtig abgesetzt (als Kind). Denkt ihr, ein Arzt würde mir ohne ellenlange Anamnese und Untersuchung wieder Medikamente verschreiben, wenn ich ihm die alten Unterlagen vorlege (bin in meinen Zwanzigern, dürften so 15 Jahre alt sein)? Wer wäre dafür zuständig? Neurologe?

Habe momentan ehrlichgesagt weder Lust auf sowas, noch Kapazität dafür… (Selbiges gilt auch für jede Art von Gesprächstherapie.) Ich will das vor allem auch vor meinem Umfeld geheimhalten, und da wären ständige Arztbesuche sehr kontraproduktiv.

Vielen lieben Dank für eure Hilfe!

Grüße
Arno Nühm

Facharzt für Psychiatrie wäre hier der Ansprechpartner. Ich denke aber nicht, dass du so ad hoc einfach die Medis bekommst mit einer 15 Jahre alten Diagnose. Sind ja Mittel auf BTM-Rezept. Kannst es natürlich versuchen.

ich würde versuchen wenn möglich den ursprünglichen arzt anzusprechen der das damit diagnostiziert hatte

Es gibt nichts „Ständiges“.
Gesprächstherapie ist ein kann, kein muss, entscheidest Du!
(Das es Dir wahrscheinlich helfen würde ist eine andere Geschichte).
Im Endeffekt musst Du einmal im Monat ein neues Rezept abholen.
Ich z.B. muss alle 3 Monate zum Gespräch (~15min), alle 6 Monate werden dann einige der Tests von der Diagnose wiederholt um zu sehen welche Veränderungen es gibt (~1-2std).
Das solltest Du in deinem Umfeld noch gut verschleiern können. :wink:

Hallo Arno,

also zuständig wäre ein Psychiater (weibliche mitgemeint), aber nicht irgendeiner, sondern einer von dem du vorher (!) weißt dass er ADHS im Erwachsenenalter behandelt. Das würde z. B. auf der Internetseite des Arztes stehen, am sichersten wäre natürlich eine Empfehlung einer örtlichen Selbsthilfegruppe.

Denn es ist sehr demotivierend, zu einem Facharzt zu gehen, der nichts von ADHS versteht, und manchmal stellt sich das erst nach mehreren Terminen heraus. Also lieber so gut wie möglich vorher erkundigen.

Um eine ausführliche Diagnostik kommst du eher nicht herum, und ich denke auch das ist sinnvoll. Aber wenn du alte Unterlagen hast, wird das die Sache sicher erleichtern. Und manche Ärzte verschreiben auch schon mal Medikamente, bevor die eigentliche Diagnostik abgeschlossen ist, zumal wenn es wie bei dir durch die Kindheitsdiagnose offensichtlich ist.

Lust und Kapazität - na gut, da kommt es auf Prioritäten an. Wenn du eine wirksame Medikation erhältst, wird diese die Mühe der Arztbesuche mehrfach aufwiegen.

Es vor deinem Umfeld geheim zu halten kann ich nur empfehlen. Wenn Kollegen/innen neugierig sind, zu welchem Arzt du fährst und was dieser macht, solltest du einfach sagen dass du diese Frage nicht beantworten willst. Da muss man eine Weile hartnäckig sein, dann hört es irgendwann auf. Wenn diese Leute ihre Erektionsstörung oder ihr Enddarmproblem behandeln lassen, wollen sie es dir sicher auch nicht sagen, vermute ich.

Was den eigenen (Ehe-)Partner betrifft, würde ich es aber sagen, der/die kann auch zur Diagnostik beitragen. Eltern, Schwiegereltern, Geschwister geht es nichts an, wenn man erwachsen ist.

1 „Gefällt mir“

Hallo und Vielen Dank für eure Antworten.

Der (bzw. wohl eher die ) existiert nicht, daher fällt das schonmal raus. Vermute übrigens, dass diese Beziehungslosigkeit auch mit dem ADS zusamenhängt. Dafür aber sehr neugierige Freunde, da muss ich mir wohl wirklich Mühe geben :adxs_biggrin:.

Glaube ich dir - leider schlägt mir die Vorstellung wegen einer psychischen Sache einen Arzt zu konsultieren extrem auf die Nerven. Das wäre irgendwie so eine Art Stigma mir selbst ggü., und auch jedem der davon erfahren sollte. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich mich überhaupt überwinden konnte, das in Betracht zu ziehen. Und mit der Vorstellung, das auch noch öfter zu müssen, kann ich mich nach wie vor kaum arrangieren. Ist natürlich alles voll irrational, aber so empfinde ich halt. Mag auch daran liegen, dass der Leidensdruck bei mir nicht unerträglich wird, da ich mein Leben so halbwegs irgendwie auf die Reihe kriege. (Aber eben auch nicht mehr als das.)

Liebe Grüße,
Arno Nühm

Hallo Arno,
vielleicht hilft es dir, es nicht als „eine psychische Sache“ anzusehen, sondern davon auszugehen, dass es eine Stoffwechselstörung im Gehirn ist?
Dieser Stoffwechsel wird dann durch Medikamente reguliert.
LG
Elchi