Non-Reponse - Kein ADHS Medikament wirkt - was nun?

Hey ihr!

Vor einem Jahr habe ich mit Mitte 30 meine ADHS-Diagnose erhalten und nehme seitdem Medikamente. Ich hatte große Hoffnungen in die Medikamente, dass sie zu einer Verbesserung meines Alltags führen.

Aber bisher hat kein Medikament gewirkt. Ich habe Elvanse, Medikinet, Atomoxetin und nun auch Intuiv ausprobiert. Zwar habe ich anfangs zu viel rumgespielt mit den Dosen, aber dann habe ich ziemlich genau die Eindosierungsempfehlungen auf adxs.org befolgt.

Bei Medikinet und Elvanse habe ich in niedrigen Dosen nichts gespürt und in höheren eher eine Verstärkung der Symptome (vor allem innere Unruhe ). Es gab bei MPH allenfalls eine leichte Antriebssteigerung. Bei Atomoxetin gab es keine Wirkung und eher eine depressive Nebenwirkung. Und bei Intuiniv nehme ich jetzt seit 1,5 Wochen 8mg (von 2 mg gestartet) und es macht mich nur müder und erzeugt Durchschlafschwierigkeiten.

Das Jahr war mit dem ständigen Ausprobieren der Medikamente und deren Nebenwirkungen ziemlich zermürbend und ich hab langsam keine Kraft mehr. Ich weiß, dass ich noch Buprion probieren könnte, oder vielleicht auch nochmal ganz niedrig dosiert mit Elvanse versuchen - aber richtig Hoffnung habe ich gerade nicht. Ich überlege dieses „Experiment“ schweren Herzens nun erstmal fallen zu lassen und mich mehr auf den Umgang mit ADHS zu konzentrieren. Aber es fällt mir schon schwer.

Ich bin mir mit der Diagnose eigentlich nach recht ausführlicher Beschäftigung damit ziemlich sicher, da sie sehr viel in meinem Leben erklärt.

Kennt ihr andere Fälle, wo keines der Medikamente eine positive Wirkung entfaltet hat?
Was würdet ihr jetzt machen? Soll ich nochmal ein Medikament ausprobieren (oder Intuniv doch noch länger)?

Vielen vielen Dank!!

Mit recht verzweifelten und ernüchternden Grüßen,
Klabrooks

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Puh, das war dann aber vielleicht auch etwas sportlich, wenn man es mit der Fachinformation vergleicht. Wobei es da natürlich speziell für Kinder und Jugendliche und aufs Körpergewicht bezogen geschrieben steht und nicht für Erwachsene.

Dosisanpassungen können wöchentlich in Schritten von maximal 1 mg vorgenommen werden, je nach Patientenreaktion und Verträglichkeit.

Während der Dosisanpassungsphase sollte einmal wöchentlich eine Untersuchung auf Anzeichen von Schläfrigkeit, niedrigem Blutdruck und verlangsamtem Herzschlag stattfinden.

Im ersten Behandlungsjahr sollte mindestens alle drei Monate eine Untersuchung auf Anzeichen von Schläfrigkeit, niedrigem Blutdruck, verlangsamtem Herzschlag und Gewichtszunahme durchgeführt werden. Nach dem ersten Jahr sollten diese Kontrolluntersuchungen alle sechs Monate erfolgen.

Zu Beginn der Behandlung ist eine sorgfältige Dosistitration und Überwachung des Patienten erforderlich, da die Erzielung einer klinischen Besserung und die Risiken für das Auftreten verschiedener klinisch signifikanter unerwünschter Reaktionen (Kreislaufkollaps, Hypotonie, Bradykardie, Somnolenz und Sedierung) dosisabhängig sind.

Sehr häufig auftretende Nebenwirkungen bei der Anwendung von von Guanfacin umfassen Somnolenz, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Ermüdung.

Diese Müdigkeit kann auch mehrere Wochen andauern.
Für einen kurzen Versuch scheint mir Intuniv daher eher nicht geeignet, weil es sich noch verändern könnte.

Um das und auch die passende Dosis herauszufinden, müsste man es dann wahrscheinlich längere Zeit durchziehen.

Misst du zufällig regelmäßig Blutdruck / Puls?

Hi,

hast du den Symptomtest gemacht?
Ich würde mir den gerne mal genauer anschauen. Falls du magst, schick mir deinen Zugangsnamen für den Testaccount als PM.

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Hey, ich glaube, es geht mir ähnlich. Falls ich den Text richtig verstanden habe. Ich bin zur Zeit sehr unkonzentriert, deshalb im voraus sorry, falls du nach meiner Antwort denkst, das habe ich doch gar nicht gefragt.:see_no_evil_monkey:

Ich bin spätdiagnostiziert und habe mich hochmotiviert auf die Eindosierung gestürzt. Das war im letzten Sommer.
Ich begann mit Methylphenidat 10 mg und sollte wöchentlich um 10 mg Steigern bis auf 30 mg.
Am Anfang war ich im Himmel. Fokussiert, entspannt und Energie geladen.
Nach ca einer oder zwei Wochen fühlte ich mein Herz sehr unangenehm, unabhängig von Puls oder Blutdruck. Ich konnte es nicht zuordnen.
Schlimmer aber war, dass ich sehr depressiv wurde. Laut Psychiaterin gibt es das nicht. Ich habe mehrfach getestet- 20 mg weniger depressiv, 30 mg schwer depressiv. Also eindeutig das Medikament.
Dann Wechsel auf Elvanse 30 mg.
Die Fokussierfähigkeit ließ immer mehr nach.
War ich mit Medikinet in der Lage zu schlafen und morgens einfach aufzustehen und meine mir vorgenommenen Aufgaben zu erledigen, reduzierte sich diese Fähigkeit mit Elvanse täglich.
Ich gierte auf die nächste Erhöhung, welche 50 mg sein sollte, wollte es aber langsam angehen und bat um 40 mg.

Irgendwann fiel es mir auch wieder schwer, meine Körperhygiene durchzuführen. Alles war wieder ein Kampf. Ich verkrampfte immer mehr und konnte meine Muskulatur nicht länger als 30 sec. entspannt halten.
Aus Verzweiflung probierte ich viele Espressi, half sehr kurz, also auch keine Lösung.
Ich hätte gerne schneller erhöht, hatte aber mit 40 mg extreme Durchblutungsstörungen, Ringfingerspitze und Füße, welche auch nach 24 Stunden nicht abklangen.

Nun gut, dank der Tipps meiner Hausärztin nehme ich hochdosiert Vitamin B und L-Arginin und es wurde besser.

Seit gestern habe ich ein Rezept für 50 mg und habe Angst vor verschlimmernden Durchblutungsstörungen, gleichzeitig kann ich so aber auch nicht weiter machen.
Als ich der Psychiaterin meine Ängste schilderte und um Rat bat, bzw. Information, wie ich weiter vorgehen kann, falls es schief geht,
bekam ich zu hören, dass sie keinen Zauberstab hätte. Ab dem Moment war ich nicht mehr fähig logisch zu denken und meine vorbereiteten Fragen lösten sich in Luft auf.
Ich fragte, ob es möglich wäre Medikinet und Elvanse zu kombinieren. Antwort: auf gar keinen Fall und warum ich das wöllte. Entweder, oder. Ich erklärte nun schon etwas aufgeregt noch einmal, welche Nebenwirkung bei welcher Dosierung…
Sie sagte: das können Sie gerne auf eigenes Risiko tun. Da riss mir doch ein wenig der Geduldsfaden und ich antwortete, dass das ja wohl nicht ginge, da ich ohne ihre Rezepte die Medikamente nicht bekäme. Im Nachhinein überlegt, hätte ich sie wohl fragen sollen, ob sie mir gerade wirklich empfahl, mich auf den Schwarzmarkt zu begeben.

Es ist ja okay zu sagen, es geht nicht weil es nicht erlaubt, verträglich oder so ist.
Aber sie behandelte mich wie ein bockiges Kind, welches einen Nachtisch will, obwohl es weiß, dass es vorher aufessen muss. Und es muss doch in Ordnung sein, zu fragen? Wozu gehe ich denn sonst zu ihr.
Sie tut so, als müsste ich das ganze Medikamentwissen selber haben und jede Frage ist eine Frechheit.
Sie bot mir dann 30 mg an und reagierte unwirsch auf meine Aussage: nein 50 mg. Wieso? Ich denke Sie bekommen Durchblutungsstörungen?
Ja, aber mit zu wenig Wirkung geht es mir halt SEHR schlecht. Versteht sie offensichtlich nicht.
Ach ja, und mehr Möglichkeiten gäbe es nicht. Dabei hatten wir ganz am Anfang mal über die dritte Möglichkeit gesprochen und sie hatte gesagt, man probiert erst mal Medikinet. Unterm Strich ist sie nicht die beste Ärztin für mich, aber die Wahlmöglichkeiten sind da ja für mich nicht gegeben. Muss ich durch.
Aber dir ging es ja darum, ob noch jemand nicht gut auf die Medis anspricht.
Also bei mir funktioniert es bisher auch nicht so gut.
Und ich bin verzweifelt, weil ich mich nicht gut betreut und beraten fühle und wenig Hoffnung habe, dass dritte Medikament endlich helfen könnte. Und das Leben geht ja auch nicht auf Pause, während man die richtige Dosierung sucht.

Hoffe, es hilft dir irgendwie und war nicht zu viel Information und durcheinander

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Hi @Klabrooks

Wie ist denn ein üblicher Tagesablauf? Regelmäßig, ausreichend Pausen, regelmäßig essen und trinken, kein Koffein? Oder mehr/viel Stress, unstrukturiert, keine Zeit zum Essen/Trinken?

Hattest Du vor der Medikation schon (irgendwann) Depressionen?
Schon mal versucht, ein Antidepressivum zum Elvanse/Medikinet zu nehmen (oder früher mal eins genommen)?

Welche ADHS-Symptome machen Dir denn denn die meisten Probleme?

Innere Unruhe, Konzentrationsstörungen, Antriebslosigkeit können auch Symptome einer Depression sein - und die kann man zusätzlich zu ADHS haben. Vielleicht lohnt es sich, mal in Richtung Komorbiditäten und „Co-Medikation“ zu schauen, wenn sämtliche ADHS-Medis gar nichts bringen oder den Zustand verschlechtern? ADHSler haben ja oft mehr im Gepäck als „nur“ ADHS.

Hab ihn gemacht und dir geschickt @UlBre Tausend Dank dir!!

Vielen Dank euch für die Antworten!!

Also ich hab ja mit 2mg Intuniv gestartet und das jeweils immer wie vorgesehen mindestens 1 Woche oder sogar mehr als 2 Wochen beibehalten. Habe außer Schlafatörungen nichts bemerkt.

Würdeat du also Intuniv @SneedleDeeDoo noch länger nehmen?

Hm, mir fällt - bin Freiberufler - ein regelmäßiger Tagesablauf schon schwer, aber versuche schon okay zu essen und zu trinken. Wieso?

Ich hatte früher Depressionen, die auch behandelt wurde, aber so richtig habe ich mich in der Diagnose auch nicht so wiedergefunden (also mal kurz akut, aber die Jahre dannach nicht). Und die Therapien waren auch nicht so erfolgreich. Ich hatte mal kurz Venlaflaxin benutzt, aber ohne richtige Begleitung (gespührt habe ich auch nix).

Symptome sind vor allem innere Unruhe, Aufschieben, nicht gut planen können, Zeitblindheit, immer im Kopf usw.

Unregelmäßiger Tagesablauf, zu wenig Pausen, zu wenig essen/trinken, Koffein kann sich negativ auf die Wirkung der Medis auswirken.

Wie kurz war das mit dem Venlafaxin? Antidepressiva brauchen üblicherweise mehrere Wochen, bis sie richtig wirken.

Dass die Therapie nicht so erfolgreich war, heißt nicht, dass Du keine Depression hattest. Vielleicht war es die falsche Therapie, falscher Therapeut, war nicht der richtige Zeitpunkt für dich…

Depressionen können sich sehr vielfältig zeigen. Das typische „niedergeschlagen, komme nicht aus dem Bett, gehe nicht mehr vor die Tür, keine Ahnung wann ich das letzte Mal duschen war…“ ist eher das Ende der Fahnenstange. Davor kann man durchaus noch „funktionieren“, trotz Depression.

Vielleicht auch allgemein nochmal schauen, bzw. Blutuntersuchung machen (wenn noch nicht geschehen oder schon länger her): Schilddrüse, Langzeitzucker, Nieren-, Leber-Werte, Vit. D, Eisen…

Vielen Dank für deine Rückmeldung!

Ich würde auch nicht sagen, dass ich nicht auch mal eine depressive Episode hatte. Aber ich find mittlerweile die Hypothese, dass dies eine Folge von ADHS war, plausibler. Ich hatte insgesamt drei Therapien über mehrere Jahre bei unterschiedlichen Therapeut*innen und sowohl Verhaltenstherapie als auch tiefenpsychologisch und all die Behandlung der Depression war wenig erfolgreich.

Venlaflaxin habe ich damals ein halbes Jahr genommen - aber wie gesagt, schlecht begleitet.

Intuniv 8mg nehme ich jetzt seit 2 Wochen ohne positive Wirkung.

Habt ihr noch Ideen? Würdet ihr weiter probieren mit Bupropion oder erstmal „aufgeben/pausieren“. Bin halt ziemlich zermürbt von dem Jahr Medikamentenfindung, aber würde soo gerne ein Medikament haben, das wirkt… :frowning:

Hey, ich grüße dich
Ich hatte meine Diagnose vor ungefähr 6 jahre , und habe eine schwere zeit hinter mir.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen mit den Medikamenten, und der ständigen nachdosierung. Hat mir langfristig nichts gebrachrt. Das einzig wahre was mir geholfen hat und mir mehr Lebensqualität gebracht hat , ist eine Therapie ! Ich habe vor einem halben jahr ein Therapeut gefunden mit dem ich sehr zufrieden bin. Ich lerne bei ihm meine gefühle und Gedanken unter kontrolle zu bekommen , und erlerne Techniken die mir helfen mein beruf und privatleben zu bewältigen. Parallel dazu nehme ich Elvanse adult , was gut funktioniert. Aber inzwischen lässt die wirkdauer des Medikamts auch schon wieder nach , was meinen Symptomen nicht so gut tut. Aber dank meinem regelmäßigen besuch in der therapie , habe ich das recht gut im griff.

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