Hallo, ich bin neu hier und bräuchte mal eure erfahrenen Meinungen - Unsicherheit lässt Grüßen
Seit einiger Zeit lässt mich einfach der Gedanke nicht los, dass ich ADHS haben könnte. Es würde zumindest sehr vieles erklären. Mich belastet es einfach unheimlich mittlerweile, dass ich mit Anfang 30 immer noch keinen richtigen Berufseinstieg geschafft habe. Langsam werde ich einfach müde, hab keine Lust mehr auf Sonderrunden im Leben und möchte einfach mal irgendwo ankommen, beruflich und privat. Deshalb möchte ich auch unbedingt meinem Verdacht mit ADHS nachgehen. Bin auch bereit für die Diagnose selbst zu zahlen, damit ich schneller Gewissheit habe. Auch, weil ich gerade in einer herausfordernden Phase bin und aktuell auch Bewerbungen schreiben sollte. Aber dann kommt da auch wieder die Unsicherheit, dass ich mich in alles reinsteigere…
Ein Hauptgrund für die Unsicherheit ist, dass ich als Kind null auffällig war. In der Grundschule war ich eine „Traumschülerin“. Mein erstes Zeugnis war ein 1,0er-Zeugnis, danach hatte ich immer nur in Sport und Rechtschreibung eine 2. Ich war mit jedem in der Klasse befreundet, hab so schnell Arbeitsaufträge und Hausaufgaben erledigt, dass ich weitere Aufgaben machen konnte oder hab Mitschülern geholfen. Mir hat die Schule Spaß gemacht und vor allem, mir fiel alles leicht.
Das hat sich dann mit dem Wechsel auf’s Gymnasium geändert. Ich hab ein Jahr gebraucht, um in meiner neuen Klasse Freunde zu finden (genauer gesagt, eine Freundin). Meine Noten wurden von Halbjahr zu Halbjahr schlechter. Wenn ich jetzt mit dem Wissen über ADHS and die Zeit zurück denke, dann kann ich schon einige Symptome erkennen. Vergesslich und tollpatschig war ich schon immer und meistens komm ich immer ein paar Minuten zu spät. Damals musste ich regelmäßig morgens zum Bus rennen. Hausaufgaben hab ich oft vergessen (oder nicht aufgeschrieben, oder vergessen, dass das ja schon morgen ist). Alles was mit viel Schreibarbeit verbunden war, habe ich gehasst und versucht zu vermeiden. Meine mündlichen Noten haben mich oft noch zusätzlich runtergezogen. Wurde ein neues Thema begonnen, kam ich nach einer Woche nicht mehr mit. Ich dachte halt damals einfach, dass ich zu faul bin und einfach immer zu spät mit lernen anfange. Es hat mich geärgert, aber es war jetzt auch kein Problem. Da waren andere Probleme akuter (soziale Ängste, Essstörung…). Meine Eltern haben zu der Zeit auch wenig mitbekommen und hatte auch damals schon das Gefühl, dass sie gar nicht so richtig wussten wer ich bin und wie es mir wirklich geht. Ich hab halt funktioniert und unbewusst versucht keine zusätzliche Last für meine Eltern zu sein.
Das ich wirklich Probleme mit der Aufmerksamkeit habe und nie mein Potential ausschöpfen kann, hab ich dann an der Uni gemerkt. Ich bin jedes Semester eine andere Lerntaktik gefahren. Die Ergebnisse waren trotzdem alle ähnlich. Heute denke ich, dass ich nichts wirklich kann und selbst in dem was ich studiert habe, bzw. studiere, nicht kompetent genug bin. Wenn ich im Beruf nicht ständig das Gefühl bekomme, dass ich etwas erfolgreich abgeschlossen habe und dass ich gut darin bin, kommen die Selbstzweifel. Dann fängt das negative Gedankenkarussell an…
Mich macht es extrem unsicher, dass bei mir die evtl. ADHS-Probleme eigentlich erst so richtig mit dem Studium und Beruf angefangen haben. Denk dann immer, dass ich halt zwanghaft nach einer Erklärung für all das Chaos in meinem Kopf suche… Bin halt nur so extrem unsicher, dass ich mich da verrenn und am Ende selbst für die Diagnose zahl und diese dann negativ ist.