Nur Neues kickt - wie kann man das nutzen?

Novelty seeking ist der Symptomname dafür…

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Hey @Bieber,

vieles von dem, was du schreibst, kenne ich.
Neue Hobbys, neue Aufgaben und der Hyperfokus, der dann entsteht. Ich schreibe hier bewusst „entsteht“, da ich es so erfahre, wie @UlBre es auch formuliert: ich habe wenig Einfluss darauf, was mich motiviert. Das ist ein Zusammenspiel aus den Umständen, in denen ich mich befinde plus meiner Sozialisierung, meines Charakters, etc.

Es geht mMn auch nicht einfach nur darum, ob etwas neu ist. Es muss auch interessant sein und natürlich mit einer positiven Belohnung verknüpft sein. Diese kann sich dann schnell „abnutzen“. Und dann geht das Interesse verloren.

@UlBre schreibt: Aufmerksamkeit folgt Motivation.
Das kann ich so unterschreiben.

Und als Folge: Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Soll meinen: überall, wo du deine Aufmerksamkeit hinlenkst, dahin fließt deine Energie.
Das erklärt auch, warum wir adxsler oftmals so erschöpft sind. Weil wir dieses nicht so gut steuern können.

Nur das Wissen darüber kann eine Methode sein, deine Aufmerksamkeit bewusst wahrzunehmen.

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Schon dass Du es „bis ins kleinste Detail“ entwickelst, finde ich bewundernswert. Ehrlich. Der ungewaschene Nachbar des Problems ist doch das „Ich habe es genau im Kopf. Mir ist aber schon zu langweilig, es bis ins kleinste Detail auszuarbeiten. Müssen andere machen.“

Das sind dann die Chefs, die ihren Mitarbeitern ein paar Brocken als Bananen-Idee (reift noch nach bei der Ausführung…) vor die Füße werfen und es hinterher als eigene geniale Eingebung ansehen und der Welt präsentieren. Oder diese Management-Gurus, die in der Werbung vor YouTube-Videos von Dubai aus mit Umsatz und Mitarbeitern prahlen und es als Riesenerfolg verkaufen, dass sie inzwischen nur noch surfen und reintelefonieren und Leute zusammenscheißen. So ginge es ja offenbar auch…

Was mir aufgefallen ist: Das Problem haben wir ja massiv und alle. Selbst die, die noch mit einem Bein auf der Sonnenseite stehen. (In Deinem Fall wohl sogar noch eineinhalb Beine.) Ist eben, wie von @UlBre beschrieben, so nah an der Wurzel.

Als ich es als Dein Problem gelesen habe, war ich motivierter, mal wieder intensiver darüber nachzudenken… Warum? Gute Frage. Weil es für jemand anderen ist. Weil es nicht mit Selbstvorwürfen von „immer mach ich das soundso blöd“ belastet ist. Und weil es eben „neu“ ist. Usw.

Wer die Antwort auf das „Wie kann man das nutzen?“ findet (und bis ins kleinste Detail ausarbeitet!), bekommt den ADHS-Nobelpreis 2023 und schreibt das Selbsthilfe-Buch, das wir alle kaufen werden. In den Vorjahren ging der Preis ja immer konkurrenzlos an @UlBre. Dürfte ein Anreiz sein. Strengen wir uns also an und bleiben wir an der Frage dran…

Und die Herausforderung ist ja eigentlich neu. Denn es geht ja jetzt darum, wie Du es zum zweiten Mal schaffst, obwohl nicht mehr neu, und vielleicht diesmal sogar ohne Vermeidung von JoJo-Nachteilen. Langsamer oder schneller, usw. Verallgemeinerbar sogar?

Ähnlich Deiner Spiegelstrich-Liste hängt bei mir eine Postkarte:

Wie geht das möglichst einfach?
… möglichst sicher?
… möglichst schnell?
… möglichst stressfrei?

Fand ich erst super. Dann bald langweilig.

Deshalb lese ich inzwischen:

… einfachER, sicherER, schnellER…

Ich habe auch schon mit dem Gegenteil davon experimentiert: Aufgaben schwerer machen. Nur auf einem Bein stehen dabei oder in der Hälfte der Zeit, usw.

Manches davon geht eine Weile, aber ist auch bald schal und „schneller“ zB. ist auch nicht ideal, weil kein präzises SMARTes Ziel, sondern irgendwo im Komparativ. Also noch nicht Nobelpreis-verdächtig.

Als „Absicherungskonzept“ für den Selbstwert: Vielleicht wollen wir da auch die eine Facette von ADHS fixen, die gar nicht kaputt ist?

Ist es als Chef überhaupt Deine Aufgabe, Ideen zu reproduzieren? Ist Nokia nicht daran eingegangen, dass sie sich selbst reproduziert und eben nichts mehr neu erfunden haben?

Und wie könnte man absichern, dass man nicht eingeht? Indem man vielleicht zur Mangelware Mitarbeiter super wertschätzend ist, weil die etwas tun, das man selbst nicht kann? Komplexe Routine-Aufgaben sorgsam ausführen z.B., die kein shiny new toy mehr sind, usw?

Und während man rumläuft und die Gegenwart wertschätzt und damit die Früchte der Vergangenheit bestmöglich absichert, kommt vielleicht die neue Idee eines noch besseren Marketingskonzepts… Oder noch innovativerer Absicherung, usw.

Und das ist dann vielleicht das Beste aus allen Welten für alle Beteiligten. Nur so ne neue Idee von mir gerade. Musste ich teilen, bevor sie alt wird.

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Evtl ist es auch dieser Intensitätsabfall, der dich irritiert.
Zu Anfang volle Power auf das Thema, hohe Begeisterung, schnelle Resultate.
Später wird die Lernkurve flacher und die Begeisterung flacht ab. Dann kommt Langeweile auf, man baut auf Bekanntem auf anstatt Neues zu entdecken.
Erfolge brauchen länger, aber auch das kann Spaß machen. Und hat man das herausgefunden, dann bleibt man evtl dabei.

Ich kenne dein Problem: ich habe auch so viel angefangen. Bin ich dann mal in die Retrospektive gegangen und habe festgestellt: alles kannste ein bisschen, nichts richtig. Das will ich so nicht!
Kommt bei mir die Lust auf was Neues auszuprobieren wäge ich vorher ab, ob ich realistisch dabei bleibe oder nicht. Wenn nicht, dann lass ich es bleiben. Fotografie ist so ein Beispiel. Tolles Hobby, aber teuer und ich muss raus xD
Also nein.

Das ist aber gar nicht genderkonform….

Das Einzige, was mir als funktionierendes Rezept einfällt, ist delegieren.
Funzt halt erst, wenn ne kritische Masse erreicht ist (es muss jemand da sein, an den man delegieren kann)
Außerhalb von Unternehmen nennt sich sowas dann oft Beziehung. Vielleicht bekommt das Interesse an Polyamorie so eine ganz neue Bedeutung…

Und der Notausgang des Delegierens ist bei AD(H)S halt auch noch oft durch Exekutivprobleme (vulgo: Organisationsprobleme) verbaut.

Jetzt noch mal ernsthafter: Delegieren ließe sich auch als ernsthaftes Instrument für AD(H)S-Betroffene organisieren. Ich werfe nochmal die Idee einer Delegierungsbörse in den Ring. Ein Thread („Wie du mir, so ich dir, nur anders“), indem man Hilfe für das suchen könnte, was man nicht mag und daher verprokrastiniert kann und Hilfe anbieten mit dem, was man gerne macht, wäre vielleicht ein Einstieg…

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Den hatte ich extra als Test-Ballon liegenlassen. Und was soll ich sagen: Nicht nur der ADHS-Nobelpreis, sondern auch der Ehrenfeminist-Orden geht wieder mal an …

Optimismus heißt dafür rückwärts sum SI(E) mit Po.

Gutes Gelingen mit der Delegierungsbörse. Wenn die Anonymitäts-Hürde genommen werden kann, bin ich optmistisch mit Sumsi-Po. Wäre auch transparenter, fairer und feministischer als die sicher nicht selten zum Behuf von Bügel- und Putz-Delegation genutzten Partner-Börsen.

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Klar, wenn man Partner oder Partnerin (Singular oder Plural) als Funktionsträger betrachtet…

Gibt’s auch in der Variante „ich brauch die Kontrolle und mikromanage alles so chaotisch, so dass die Mitarbeitenden es letztlich eh selber machen müssen und ich dann dennoch alle Lorbeeren einheimsen kann“.
Beide Vorgesetzten-Extremfälle sind wohl eher frustrierend für Mitarbeitende.

Ansonsten würde ich für diesen thread mal @Epigen auf den Plan rufen.
Ich denk schon, dass man sich manches schmackhaftER machen kann… oder sonst auf den letzten Drücker und mit Augen zu uns durch. Es gibt sicher nicht das eine Schweizer Sackmesser, das immer und überall einsetzbar ist, aber es kann auch schon geholfen sein, wenn man bei ein oder zwei von drei Aufgaben eine Starthilfe anwenden kann.

„Inspirational“ ist da für mich auch immer wieder Ron Swanson aus Parks and Recreation: „Never half ass two things. Full ass one thing.“

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Nur mit der vollen Ironizität. Dreiviertel Sarkastizismus tuts aber wohl auch :wink:

Ja klar! :wink:

Bekomme ich von jemandem zu Weihnachten ein neues Handy mit gutem Touchscreen, der nicht verrückt spielt und meine Nachrichten eher abschickt? :slight_smile:

Da bin ich :grin:

Ich finde, es kommt darauf an, wie weit die jeweilige Aufgabe von deinen Interessen, Fähigkeiten und vor allem der eigene Persönlichkeit entfernt ist. Oder anders gesagt: Je weiter eine Aufgabe von der Komfortzone entfernt ist, desto größer der innere Widerstand und desto größer die Selbstsabotage.
Man versucht dann gegen sich selbst und den inneren Schweinehund zu kämpfen. Meines Erachtens, durch Beobachtung und Erfahrung gestützt, nicht wirklich erfolgsversprechend, weil der innere Schweinehund vielleicht keiner ist, sondern ein gleichwertiger Persönlichkeitsanteil, der Aufmerksamkeit verdient hat. Man unterdrückt ihn, was aber zwangsweise zur inneren Spaltung führt. Ich denke, viele inner- und zwischenmenschliche Probleme ergeben sich aus diesem Mechanismus. Man könnte es Selbstablehnung nennen. Bei ADHS verschlimmert es die Symptome, so dass man handlungsunfähig werden kann. Neurotypische Menschen können dennoch ganz gut funktionieren, jedenfalls bis ihr innerer Konflikt sich in Form von beispielsweise Depressionen äußert.

Ein Beispiel zum Verständnis: Ein sehr lebendiges und emotionales Kind wird jedes Mal von den Eltern zurechtgewiesen, wenn es lebendig und emotional ist. Es lernt also diese Anteile zu unterdrücken. Es prägt sich dann durch den Glaubenssatz „Es ist schlecht, wenn ich lebendig und emotional bin“ tief in das Unterbewusstsein ein.
Als Erwachsener ist die Person dann rational und kühl, man merkt ihr eventuell ihre Gehemmtheit an; denn sie kämpft ja gegen das an, was in ihrem innersten liegt.
Sie ist damit unzufrieden und nimmt sich vor lebendiger und offener zu werden. Beliest sich und probiert alle möglichen Methoden aus. Beispielsweise sagt sie sich, wie cool, spannend und herausfordernd die Aufgabe ist. Sie geht beispielsweise auf eine Party, dort möchte sie eig. umherspringen und lautstark mitsingen, aber sie traut sich einfach nicht, denn der innere Widerstand, die Selbstsabotage ist zu groß; denn selbst, wenn sie sich dazu zwingt, kommt der innere Glaubenssatz hervor, der ihr sofort sagen wird: „Du bist schlecht. Lebendigkeit ist schlecht.“ Andererseits fühlt sie sich auch schlecht, weil sie nicht aus sich kommen konnte. Das wird dann dafür sorgen, dass die Person nie wirklich aus ihrem „Käfig“ ausbrechen kann.
Der Versuch führt bei einem ADHSler dann zu der ganzen Palette an Symptomen, beispielsweise Prokrastination oder Ablenkbarkeit, um sich bloß nicht mit der Aufgabe zu beschäftigen. Das sind unterbewusste Prozesse, die sich grundlegend biopsychosozial auswirken. Zugleich auch notwendig, um den eigenen Selbstwert aufrechtzuerhalten. Die Person kann wenig dafür, muss aber diese Problematik für eine Besserung erst einmal erkennen und annehmen - dazu gleich mehr.

Das wars erst einmal mit dem Beispiel (was teilweise auch auf mich zutrifft). Ich habe, denke ich, etwas dargelegt, was viele betrifft und zugleich auch auf viele unterschiedliche Situationen übertragbar ist.

Wie kommt man da raus?
Also ich denke, es sind gewisse Erkenntnisse, die man gewinnen muss, rein intellektuell ist es schwierig zu verstehen.
Ich erkläre es anhand des kalten Duschens:
Wenn ich damals ans kalte Duschen dachte, da habe ich sofort gemerkt, wie sich mein Körper anspannt und ich inneren Widerstand aufbaue. Also ein Teil von mir wusste um die körperlichen Vorteile, ein anderer Teil wusste um die quälende Kälte. Der innere Konflikt (kognitive Dissonanz, den Begriff habe ich von @AWOL) führte dazu, dass ich die Aufgabe entweder vermied oder mich dabei komplett verkrampft habe.
Keine gute Voraussetzung, um etwas lebenslang zu machen.

Hier ist es fundamental zu verstehen, dass es möglich ist, den inneren Widerstand loszulassen.
Denn das kalte Duschen und die damit verbundenen Emotionen sind die eine Sache, aber man erschafft sich ein zusätzliches Problem, wenn man die Emotionen und Empfindungen nicht zulässt, weil sich eben innerer Widerstand aufbaut.
Also das eigentliche Problem ist, dass kaltes Duschen kalt ist und ich es unangenehm finde. Ich erschaffe mir aber ein zweites Problem, wenn ich inneren Widerstand gegen meine Emotionen aufbaue und sie nicht zulasse.

Es wird also ein Kampf gegen mich selbst und gegen das kalte Wasser, kompetetiv, aber wie wäre es, wenn man das Paradigma ändert und sich selbst, seine Empfindungen und Emotionen, auch im Angesicht der Aufgabe nicht unterdrückt, sondern voll und ganz zulässt; somit nicht gegen sich selbst kämpft, sondern seine inneren Anteile in Einklang bringt und ihnen auch gewährt unterschiedlicher Meinung zu sein. Statt dich zu schlagen, umarme dich lieber.

Gut, ich verlasse die Abstraktion.
Also ich versuche mich vor der kalten Dusche zu entspannen und zu spüren, ob da innerer Widerstand ist und frage mich weshalb er dort ist. Könnte ja sein, dass ich als Kind einmal fast erfroren wäre. Ist nicht der Fall. Aber ich verspanne meine Muskeln, also löse ich die Spannung, frage mich, was ich fühle und lasse es einfach zu, ohne es zu bewerten, sondern ich fühle, was ich fühle und denke nicht darüber und wenn ich doch denke, dann lasse ich auch das zu.
Den Wasserhahn komplett aufdrehen und gleich mit dem Kopf beginnen, das wäre nicht wirklich wohlwollend sich selbst gegenüber, lieber klein beginnen, dann baut sich auch kein zu starker Widerstand auf. Also fange ich bei den Füßen an.
Das ganze Duschen ist somit fast schon meditativ, ich genieße die Empfindungen, selbst, wenn es unangenehm ist, weil ich währenddessen ganz bei mir bin.

Auch das lässt sich auf viele andere Situationen übertragen, aber mir reicht es erst einmal mit Schreiben. Vielleicht ergänze ich später noch etwas. :slight_smile:

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Hab’s gemacht…

Es steht ohnehin seit Tagen in meinem Dopamin-Detox-Aufgabenheft… Vor allem aber hast Du es so unwiderstehlich gut beschrieben. 90 % meiner Inneren Anteile hattest Du so hypnotisch in Trance gequatscht, dass die es echt wollten…

Angeführt von dem Inneren Antreiber, der ohnehin immer sagt, dass das Leben kein Ponyhof ist und wenn ich nicht mal das mit dem Kaltduschen hinkriege, dann wird auch der Rest nichts und Wim Hof und überhaupt!

Vor

hätte ich aber wohl noch 1, 2 Sätze gebraucht. Denn da regten sich die rebellischen Anteile:

  • Heißduschen ist doch bisher ein Hort des Friedens. Da kommen auch immer gute Ideen.
  • Soll auch die Duschtemperatur eine neue Bastion des möglichen Versagens werden? Überleg Dir das nochmal.
  • Epigen hat nicht geschrieben, ob auch Haarewaschen in kalt. Wir müssen erst genauere Instruktionen abwarten. (Anteil wurde widerlegt durch „nicht gleich mit dem Kopf beginnen“, also Kopf dann wohl doch auch irgendwann, im Gegenschluss.)
  • Schöne warme Worte, zugegeben. Aber es bleibt kalt!!

Interessanterweise drehte dann der Innere Anteil auf (auch den Wasserhahn), der fand, Du hast das so schön und mühevoll beschrieben… Alle Anteile sollten schon deshalb jetzt alle für @Epigen kalt duschen. Der Anteil hat die anderen auch in der Oberstufe in „1 Jahr Russisch-Unterricht in der 9. Stunde“ bequatscht, damit genug Leute da waren und die Referendarin die Prüfung machen konnte… Er heißt ab jetzt „Sibirien-Empath“.

Also ja, Beine und Arme ganz kalt nach Anweisung. Dann Rest normal und dann Rest nochmal „nicht-warm“, aber nicht ganz kalt.

Und Haupterkenntnis: Ich hatte vorher nicht mal mehr Lust auf warmduschen. Denn das schien mir auch schon zu kalt… Sollte da eine Strategie schlummern?

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Min Jott, Epi, jetzt hol ich dich hierher und lese dich erfreut und nu werd ich dir den Kopf kalt waschen müssen. :joy:
Nein, nur schlechter Wortwitz.
Hast echt viel Wissen aufgebaut und weiterentwickelt. Und Emotionen eingebaut - als essentiellen Baustein sogar.
Ich hoff es ist ok, wenn ich n bisschen einhake, so unter Gleichgesinnten.

Vllt gleich zu Beginn, um es dann abzuhaken:

Legst du damit nahe, dass so manch ADxS-Symptome erst mit der Zeit entstandene Abwehrreaktionen sind?
Also ne angelernte Störung durch Abwehr?
Interessanter psychodynamischer Ansatz. Bin ich nicht grundsätzlich dagegen, es ist nur ein potenzielles Minenfeld. Wie ist es denn dann mit schlechtem Zeitmanagement? Abwehr? :upside_down_face: Beispiel: Meine Therapeutin etwa biss sich jedes Mal die Zähne aus, wenn sie heruminterpretieren wollte, warum ich zu spät kam. Dabei war es gar nicht so tief. Ich ging gern zu ihr, aber ich habe gelernt, dass ich wirklich dann erst pünktlich bin, wenn ich vorher fixe Abfahrtzeiten für die Straßenbahn einhalten musste und nicht mit dem Rad kam, wo es mehr Freiheitsgrade gibt und ich locker zu spät dran war, denn vllt fuhr ich einfach schneller oder hatte Glück bei der Ampel. Egal wie chaotisch ich vorher war oder wie viel Lust ich auf die Therapieeinheit hatte. Es war mehr Bewusstmachen darüber was funktioniert, als Abwehr. In dem Fall. Jedenfalls wäre ich vorsichtig mit Abwehr.
Abwehrreaktionen können zu ner Vielzahl von Störungen führen bzw. diese triggern oder verstärken. Nature and Nurture (ja, bewusst nicht „versus“) und bei ADxS ist viel nature im Spiel.
Und manchmal ist es eher die Frage, ob man an der richtigen Stellschraube gedreht hat (fixe Abfahrtzeiten bei mir).
So, nun zum eigentlichen Inhalt.

Toller Satz.
Chance: wenn dieser Widerspruch einem bewusst gemacht wird, auf respektvoll bis wertschätzende Weise, möglichst selbst erkannt und nicht vorgeführt (in doppeltem Sinn), dann kann aus dem als sehr unangenehm gefühlten Widerspruch eine sehr große Änderungsmotivation wachsen. Es ist dabei ganz nützlich ne Anleitung oder Begleitung zu haben, die einem hilft die Gedanken weiterzuspinnen, statt dass man ruminiert oder wieder einen Schritt zurückgeht, bzw sogar zurückschnellt - wie es leichter mal passiert, wenn man alleine in seinem Kopf bleibt und Kreise um den Widerstand zieht (wie in nem Zen-Garten, nur mit mehr repetitiven Wahnsinn).

Der innere Konflikt, Widerspruch, all das, muss also nicht dazu führen, dass man verkrampft. (Außer man bleibt im Ruminieren und behält so die Scheuklappen auf. Wir sind ja alle größtenteils Gewohnheitstiere oder Wiederholungstäterinnen, denn Gewohntes bedeutet Sicherheit, Fremdes macht Angst, auch wenn es einem noch so gut täte.) Jedenfalls: An sich ist ein bewusst gemachter innerer Konflikt ein Katalysator für ne Änderungsmotivation.
-Und da mag ich deinen „the only way out is through“ Ansatz sehr. Und dieses durchziehen nicht als selbstkasteiendes, sondern als liebevoll aushaltendes Handeln.
Ohne Unterdrückung, sondern alle Anteile nach vorn lassend und ihren Senf abgeben lassend. Im weiteren Sinne (bzw der Traumatherapie) ist es dann ne Besserung durch Integration der Anteile, statt durch Spaltung.
Loslassen und Zulassen.

So, das war das wichtigste. Danke dir für den tollen Text!
Ich geh jetzt… Duschen. Mal sehen wie kalt.

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Wow @Epigen und @Elementary , cool euren inneren Dialogen zu lauschen. Sie kommen mir so bekannt vor, nur habe ich bislang selten die von anderen mitbekommen können. Danke.

Seit einigen Jahren mache ich innere Team-Meetings (vgl. Miteinandr reden 3, v. Thun), insbesondere wenn sich etwas in mir sperrt.
Das alle Stimmen sich auf einen Kompromiss einigen ist bei mir leider noch nicht vorgekommen. Aber das Viele wahrgenommen und gehört werden entspannt schon einmal. Und oft versteht man sich selber dann besser. Die Blockieren haben ja zumeist gute Gründe.
Jedoch kommt es auch vor, dass ich 6h Zeit investiere und 10 Seiten innere Dialoge aufschreibe und tolle Erkenntnisse gewinne aber weiterhin vor dem gleiche Dilemma stehe und die Aufgabe nicht tue.

Irgendwie dachte ich eine Aufgabe im Vorfeld interessant zu machen hätte nichts mit dem inneren Dialog zu tun, sondern wäre eine andere methodische Baustelle. Aber vielleicht ist alles im Wiederhall der inneren Stimmen.

Aber nochmals die Frage: wie kann man sich Aufgaben schmackhaft machen?

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Hallo @AWOL

Habe deinen Post erst gerade gelesen, wir habe wohl gleichzeitig geschrieben

Ja, „the only was out is through“ ist oft die Lösung. Der liebevolle Erwachsene (oder das ICH oder der Innere Kapitän) muss irgendwann eine Entscheidung treffen und durchziehen. Nur passt sie einem inneren Teil nicht wird es trotzdem schwer, nur man weis warum, oder?

Die Heilsversprechen z. B. von Focussing, das sich innere Wiederstände auflösen wenn sie nur gehört werden habe ich selten erlebt. Trotzdem tut es gut sie in sich wahrzunehmen und von ihnen zu lernen. Auch wenn der Konflikt bleibt.

Das Experiment fand ich auch dazu durchaus sinnvoll: Ich wollte ohnehin duschen, ganz normal, aber dunkel, bald Winter, diesdas, morgen früh dann usw.

Mit der experimentell höher gelegten Latte rutschte das „normal temperierte Duschen“ einfach mit durch und ich war nur auf die Zusatz-Hürde der Kälte fokussiert.

Das lässt sich vielleicht ja verallgemeinern. Mach es einen Tick schwerer als es muss. Gerade so, dass es reizvoll ist, aber machbar scheint. Dann erreichst Du vielleicht nicht Dein Ziel (=Komplettkalt), aber das prokrastinierte, an sich nicht reizvolle Pflichtprogramm (=Warmduschen) rutscht unter dem Blockade-Radar durch.

(Allerdings wirkt wohl Kälte doch etwas anders als andere Stressoren, weil bei Kälte primär Noradrenalin ausgeschüttet wird. Muss dazu noch mehr lesen. Folgt mir gern in das rabbit hole des Dopamin-Detox mit Kälteschocks.)

Und vom Inneren Dialog nehme ich auch was mit: Das der Innere Sibirien-Empath mich „anderen zuliebe“ wo „reinmanipuliert“ und gewohnheitsmäßig alle anderen Anteile überstimmt, ist mir ja kein neues Phänomen.

Hier konkret war das alles fein und funktional. Bei anderen Gelegenheiten mag es meinen eigentlichen Zielen aber widersprechen. Auch daher gutes Training, den Inneren Dialog mitzukriegen und evtl. gegenhalten zu können.

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Ich glaube ich hatte einen Hinweis von @Epigen übersehen: du sagtest bei den Tun nimmst du alle inneren Stimmen wahr. Ich hatte immer versucht vor dem Tun die inneren Stimmen zu einem gemeinsamen Ja bewegen zu müssen.

Ja, du hast Recht.
Es gibt wahrscheinlich viele verschiedene (Teil-)Lösungen. Widerspruche bewusst fühlen/ Anteile validieren usw., das ist wahrscheinlich ein möglicher Schritt Richtung „Aufgaben angehen, auch wenn sie noch so unschmackhaft sind“.
Oft reicht dieser (erste) Schritt ja sicher. Manchmal hat man den aber schon so durchgekaut, oder die anderen Anteile haben so dermaßen keine Lust, dass es was anderes braucht.
Mir kommt vor das Thema hatten wir schon oft hier im Forum. Es ist einfach eines der Themen, wo man immer wieder ansteht und nicht voran kommt. Somit eh gut, es immer wieder aufleben zu lassen, vllt kommt ja Neues dabei raus.

Geht’s dir denn darum, Bekanntes wieder schmackhaft zu machen, auch ohne den Reiz eines shiny new toys? Ein happily ever after für die Zeit mit dem matten alten Spielzeug, quasi.
Oder geht’s auch um das Motivieren für Unliebsames an sich?

Hab jedenfalls noch zwei Quellen für dich.
Falls du dich reinlesen willst, so hab ich das sonst noch (Achtung, ist gleich n PDF von nem Buchkapitel). Es ist ein wenig trocken, aber immerhin kurz und anschaulich über: Nettonutzen, eigene Erwartungen an die Aufgabe, Phasen der Veränderung (motivierende Gesprächsführung (auf die spielte ich vorher an) oder EPOS. Halt nicht unbedingt Sachen die man alleine schafft.

Falls du dich reinhören willst, so gibt’s diese Podcastfolge von „Betreutes Fühlen“. Die beiden machen das nicht zu trocken, sondern lustig und es wirkt trotz der Länge kurzweilig. Man kann die Inhalte jedenfalls gut nehmen.
Notes dieser Folge sind sonst auch auf dieser Seite aufgelistet und erklärt. Da gibt’s echt viele Ideen. Manche fad, manche vielleicht einen Versuch wert.

Vllt ist was für dich dabei.
Oft klingen manche Ideen ja eher blöd und man muss sich dann dafür nochmal überwinden und sie ausprobieren. Das kann sich aber manchmal überraschend lohnen.

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Die Unterscheidung hat mir - im Nachfrösteln meiner Kälte-Erfahrung - gerade auch nochmal weitergeholfen. Danke!

Wenn sich bei solchem inneren Ausdiskutieren über 10 Seiten am Ende immer dieselben - ohnehin schon übergewichtig dominanten und siegessicheren - Inneren Anteile durchsetzen, entstehen doch auch keine neuen Erfahrungen? Vielleicht können wir dem „nur Neues kickt“ so beikommen.

Ohne Disziplin für Routine und Gewohntes reißen wird uns immer wieder in den immer wieder selben Situationen das mit dem Hintern ein, was wir vorher aufgebaut haben. Wir stehen immer wieder vor denselben Hürden.

Aber wird das nicht auch irgendwann laaaangweilig? Soll das über 40 Jahre so weitergehen? Weil: ADHS und Novelty Seeking?

Ist das 37. shiny new toy wirklich noch neu oder nicht alter Wein in oberflächlich neu polierten Schläuchen?

Wenn hingegen mal ein ungewohnter Innerer Anteil den Sieg davonträgt, entwickelt es sich vielleicht in ungewohnten Bahnen weiter. Es gibt neue Erfahrungen (z.B.: kalt, aber lässt sich überleben. Interessant, wie es sich die nächsten Stunden anfühlt. Jedenfalls neu. Und „jetzt ist nicht immer“. Beim nächsten Mal kann wieder ein anderer Innerer Anteil den Joker kriegen und sich durchsetzen).

Vielleicht lässt sich das ausbauen. Vielleicht ist meine Körperkerntemperatur aber auch nur immer noch zu niedrig für neue Gedanken.