Ich (M47) bin seit Oktober 2023 diagnostiziert und nehme seit Novmber 2023 MPH (erst Medikinet, inzwischen 1x 27mg Kinecteen). Seit Feburar 2024 habe ich nach einer Coronainfektion chronischen Tinnitus (der grundsätzlich auf eine Hörschwäche im entsprechenden Frequenzbereich zurückzufühen ist) und Panickattacken / Angstzutsände, die aber nicht völlig aus dem nichts kommen, sondern in (längeren) Stresssituationen. In unstressigen Phasen kann das auch mal über Wochen weg sein. Da ich eine Tochter im KITA Alter und eine Frau mit einem Anspruchsvollem Job mit sehr vielen außerplanmäßigen Terminen habe, sind diese Phasen aber selten. Nach einem Jahr ist klar, dass mich diese Panik von nun an begleiten wird und ich das aktiv(er) angehen muss. Eine Therapie habe ich gerade begonnen. Dort und auch vorher schon in Gesprächen mit Freunden wurde oft gesagt, es könne sein, dass das durch die Medikamente kommt. Ich halte das für logisch, ich war ohne Medis sehr sehr aufbrausend und impulsiv und habe quasi unangenehme Gefühle direkt und ungefiltert meiner Umgebung zugemutet. Seit ich Medis nehme, ist das Verhältnis zu meiner Tochter viel besser, weil ich und meine Reaktionen viel besser für Sie abschätzbar sind. Auch meine Frau sagt, ich ziehe mich jetzt zwar manchmal in öffentlichen SItuationen zurück, hätte früher aber die ganze Zeit nur gechimpft und mich aufgeregt und jetzt sei das viel angenehmer. Im Ergebnis also ein Ansatz, der verfolgenswert ist, dass Medis und Panik in dem Zusammenhang stehen, dass ich kein Ventil mehr für meine Emotionen habe. Seit ich diesen Blickpunkt habe, habe ich auch das Gefühl, besser damit umgehen zu können, weil es Licht am Ende des Tunnels gibt.
Sport und Spaziergänge kriege ich seit einer längeren Krankschreibung im Juni ganz gut hin und habe auch tolle Unterstützung meiner Frau, mir diese Zeiten freizuschaufeln.
Weshalb ich diesen Post verfasse ist eher, ob jemand ähnliches erlebt hat mit Medikamenten und wenn ja:
Was sind eure Lösungstsrategien für den Alltag, bzw. in akuten Paniksituationen? Ich freue mich auf den Austausch.
Vorweg: Ich nehme derzeit keine Medikamente und kann dir nicht sagen ob es einen Zusammenhang gibt.
Ich kann aber sagen wie ich generell / aktut damit umgehe: Zunächst musste ich lernen was diese Situation für mich sind, die eine Panik auslösen. Jeder hat ja andere Themen.
Wenn dann „die Angst hochkommt“, bin ich meist schon vorher gestresst gewesen und habe sorge die Situation allein nicht meistern zu können.
Ich halte dann inne und bemühe mich tief und gleichmäßig zu atmen. Ich mache mir so gut es geht bewusst, dass mir nichts schlimmes passieren wird (klingt einfacher als es ist, kann man aber trainieren).
Meistesn klappt es und ich beruhige mich bevor es richtig schlimm wird. Danach bin ich dennoch sehr kaputt.
Weißt du denn genau , dass deine Angstzustände direkt damit in Verbindung stehen? Ich stelle mir vor, dass die Medikamente nicht in dem Sinne „schuld“ sind, sondern eher etwas hervorbringen das vorher schon da war, nur dass du diese Angst in Form von Wut etc, vorher ungefiltert rauslassen konntest. Ich glaube das meinst du auch oder?
Vielleicht hilft es dir zu lernen dich weniger emotioal aber dennoch auszudrücken.
ich (w27) nehme seit einem Jahr Elvanse und merke eher positive Effekte in Richtung Panikattacken.
Ich muss dazu sagen, dass ich eher die unaufmerksame Variante von ADHS habe, zwar mit ausgeprägter motrischer Unruhe und Ticks, meine Hyperaktivität ist aber eher kognitiv. Zusätzlich habe ich keinerlei Reizfilter, was ohne Medis zu einem täglichen Grundstresslevel führt, weil mir jedes Geräusch dann zu viel ist. Für mich fühlt sich dann alles laut und chaotisch an, Geräusche sind dann grundsätzlich gleichlaut, weshalb ich nicht filtern kann.
Mit Elvanse ist das nahezu weg. Ich kann dadurch problemlos als Pädagogin mit Kindern arbeiten. Lediglich gegen Abend merke ich dann manchmal (tagesformabhängig), dass wieder gereizter werde.
Ohne Elvanse habe ich meistens erst gemerkt wie überreizt und überfordert ich bin, wenn ich kurz vor einer Dossiziation oder einer Panikattacke stand. Entweder war ich nicht mehr ansprechbar und versteinert oder hatte das Gefühl alles in mir will weglaufen und schreien.
Seit ich Elvanse nehme habe ich das kaum noch. Elvanse wirkt aber glaube ich stärker auf die Wahrnehmungsstruktur als andere ADHS Medis.
Mein Psychiater sagte mir aber mal, dass gerade Stimulanzien Ängste und Panikattacken manchmal verstärken können. Da wird dann gerne mal noch was Angstlösendes als Medikament zusätzlich eingesetzt.
Das könnte bei dir der Fall sein. Vielleicht passt die Dosierung aber auch nicht ganz. Oder du kommst nach einer Zeit in den Rebound Effekt (bei Elvanse gibt es den nicht oder kaum, bei den anderen Medis ist das stärker). Im Rebound sind die Sympome die man ohne Medis hatte dann verstärkt. Manchen Menschen hilft dann Nachmittags noch ein bisschen was nachzunehmen. Würde ich aber mit dem Arzt absprechen.
Wie fühlst du dich denn sonst so unter den Medis? Also zwecks Nebenwirkungen undso.
Find ich ganz toll!! Bei mir hat die Therapie sehr viel geholfen in Bezug auf Panik/Angstattacken. Ich hab die Therapie vor der Medikation gemacht und bin dadurch viel mehr ins “Spüren” gekommen.
In Bezug auf die Medikamente kann ich dir leider auch nicht wirklich weiterhelfen, ich nehme Methylphenidat STADA, da hat sich diesbezüglich nicht viel verändert. (War aber wie gesagt vorher auch schon sehr gut.) Wenn ich zu viel nehme, oder mit dem Koffein nicht aufpasse, ist die Angst/Panik aber definitiv schlechter.
Das finde ich sooo schön! Bei mir, bzw. uns, ist das ähnlich. Ich bin viel kontrollierter ggü. meinem Sohn und alleine dafür zahlt es sich aus die Medikamente zu nehmen!
Vielleicht mal mit der Dosierung spielen? Oder mal wieder wie am Anfang mittracken ob Zusammenhänge Medis/Stress/div. Situtionen besteht?
Ich finde du/ihr als Familie seid auf einem super Weg!
Danke für deine netten Worte und schön, dass das bei dir und deinem Sohn auch besser ist.
Vielleicht hätte ich das im Ausgangspost noch deutlicher machen sollen. Mittracken oder ähnliches muss ich gar nicht. Ich habe die Attacken tatsächlcih nur im Zusammenhang mit akutem Stress über mehrere tage bis Wochen bei der Arbeit. Oft tritt es dann auch nach der Arbeit auf, weil das Fass für den Tag shcon voll ist.
Ich ahbe bisher immer den fehler gemacht, dann so lange weiterzumachen, bis halt gar nichts mehr geht. Das habe ich bereits erkannt, und diesbezüglich mein Verhalten geändert und auch Chef und Team mitgenommen (ich habe da richtig viel Glück, dass ich mit meinem Chef super offen über alles reden kann und er total lösungsorientiert ist. Deshlab bin ich auch noch in diesem Job, obwohl er nicht ganz unursächlcih für meine Situation ist).
Ich hatte mit Medikinet eigentlich nur probleme mit dem Rebound zwischen den beiden Einnahmen.Seit Kinecteen habe ich quasi keine Nebenwirkungen und keinen Rebound mehr. Ich musste meine Blutdruckmedikamente zu Anfang etwas höher dosieren, das hat sich aber auch total gut eingependelt.
Vor dem ersten Auftreten im letzten Jahr kannte ich sowas wie Panik/Angst zustände überhaupt nicht. Überreizung und Überforderung an sich kenne ich aber “natürlich” auch sehr gut.
Das ich empfindlcih auf Geräusche/Menschenmengen/soziale Situationen reagiere, habe ich tatsächlich erst mit 46 nach der Diagnose gerafft. Ich wusste zwar von mir, dass ich mich manchmal zurückziehen kann/muss, auch für einige Tage. Aber außer wirklich großen Stadtfesten habe ich eigentlich keine Situation bewusst vermieden. Ist jetzt ganz anders. Da spielt allerdings auch der Tinnitus eine Große Rolle.
Ja so ähnlich versche ich das auch gerade. Die Situatione frühzeitig erkennen und entweder vermeiden oder mit mehr “Bewusstsein” rein gehen.
Du hast recht, die Erschöpfung sit hinterher danns ehr groß, aber man fühlt sich insgesamt doch etwas besser.
ich habe mir und meinem Enkel Canceling Noise besorgt. Die kann man steuern um die Geräusche zu dimmen oder ganz zu verhindern. Das ist besonders bei Stress wichtig, es beruhigt und man kann sogar Musik hören. Mich beruhigt grünes Rauschen. Mein Enkel ist noch nicht diagnostiziert. Aber Hyperaktiv und neigt zu Aggressionen da hauts einem die Kinnlade runter. Er hat seine Stöpsel immer dabei und lernt sich zu beruhigen. Vielleicht etwas für dich.
Hallo Franzi1, grundsätzlich eine gute Idee. Geht leider nicht wegen meinem Tinnitus. Den bei Stress im Noicecancelling “einzusperren” bewirkt leider das Gegenteil.
Hallo:) ich bin neu hier und suche ebenfalls Austausch bezüglich Angstzuständen/Panikattacken. Ich (w/31) habe die Diagnose seit ca. 5-6 Jahren erhalten nach einem Burnout mit Begleitdepression. Ich habe seit meinem Jobwechsel (vorher Sozialpädagogin, neu im Sozialdienst) immer wieder solche Angstzustände bis hin zu Panikattacken (hoher Puls / Herzklopfen, flacher Atem, bis hin zu Schwindel und rauschen in den Ohren). Ich hatte dies vorher eher selten, v.a. wie du beschreibst in stressigen Phasen bei der Arbeit (z.B. langanhaltenden Krisensituationen von Menschen, welche ich betreute). Nun seit meinem Wechsel in den Sozialdienst habe ich ständig solche Zustände und frage mich, ob es alleine auf meine Unsicherheit (fehlende Erfahrung, Angst zu wenig kompetent zu sein) oder auch mit erhöhtem Stress auf anderer Ebene (hohe Anforderung an Eigenverantwortung, Selbstdisziplin, Fähigkeit zur Selbststrukturierung etc. „crasht“ quasi zusammen mit ADHS-Defiziten genau in diesen Bereichen) zu tun hat. Ich gehe wöchentlich zur Therapie und mache Neurofeedback. Methylphenidat nehme ich nur, wenn ich weiss, dass ein besonders stressiger Tag auf mich zu kommt. Mich beruhigt es eher und hilft mir mit den Ängsten. Zur Zeit versuche ich die Attacken wie folgt zu handeln:
bewusst wahrnehmen, was mich gerade triggert / stresst
Gefühl zulassen, innerlich benennen und annehmen, dass es da ist anstelle zu versuchen es zu unterdrücken. Vermeidung des Gefühls, verstärkt bei mir meist die körperlichen Symptome wie Schwindel, hoher Puls etc.
Hand auf Bauch legen und versuchen dort hin zu atmen. Mir selbst zureden, dass Angst haben menschlich ist und es anderen auch so geht.
Das sind zur Zeit meine Strategien, bin aber auch dankbar für weitere geteilte Erfahrungen, was euch in den Situationen hilft.
Aber warum nimmst du es dann nicht durchgängig wenn es dir so gut hilft.
Die Medikation ist nicht nur für stressige Situationen gedacht , sondern das der gesamte Alltag bestenfalls dadurch stressfreier wird.
Ich habe es eine Zeit lang durchgängig genommen, habe aber Haarausfall bekommen und auch rebounds relativ stark gehabt. Da konnte ich zwar gut arbeiten, aber dann am Abend die Freizeit nicht mehr gleich geniessen. Was mir ausserdem auch sehr hilft, ist regelmässig Sport zu treiben.
Haarausfall hatte ich auch schon , ist aber wieder weggegangen.
In welcher Dosierung hast du den was genommen und wie oft?
Eigentlich sollte man so eindosiert sein, das der Rebound mit aufgefangen wird.
Was meinst du denn damit, dass du dann deine Freizeit nicht mehr genießen konntest?
Mir hilft die Medikation auch in der Freizeit.
Ich hatte immer die niedrigste Dosis Concerta Retard also 18mg. So viel ich weiss sollte der rebound Effekt eigentlich schwächer sei bei Retard-Präparaten, ich fühlte mich teilweise jedoch fast verwirrt. Bezüglich Freizeit meinte ich, dass die rebounds oft dann um die Zeit kamen, wenn ich nicht mehr bei der Arbeit war und somit das „Verwirrtheitsgefühl“ dann in der Freizeit „reinkickte“.
Dann reichen bei dir die 18mg Concerta nicht aus.
Das ist schade weil du ja eigentlich von MPH in der Wirkzeit profitierst.
Ich bin damals mit Medikenet Adult eindosiert worden und wegen dem abendlichen Rebound und weil ich Abends auch noch Unterstützung benötigte bekam ich 10/10/10mg Medikinet Adult und alternativ auch unretradiertes MPH.
Nun nehme ich 5mg unretardiert zum starten und 36mg/18mg Concerta und komme da mit gut bis in den Abend.
Ich denke du brauchst einfach nur ne vernünftige Tages- und Abendabdeckung. Sprich mal mit deinem Arzt.
Ja, ich habe direkt mit Concerta angefangen. Ich habe noch gar nichts anderes ausprobiert. Vielleicht hätte ich wirklich länger dran bleiben sollen, aber ich konnte einfach nicht über den Haarausfall hinwegschauen. Wie lange hattest du Haarausfall und der hat einfach so wieder aufgehört?
Im Moment kommt für mich keine neue Einstellung in Frage, da ich versuche schwanger zu werden und dann sowieso nichts nehmen möchte. Wenns klappt, dann werde ich vielleicht nochmals einen Versuch wagen, wenn mich die neuen Anforderungen als Mama irgendwann beanspruchen werden. Zumindest habe ich oft gehört, dass das Muttersein mit ADHS auch viele Herausforderungen birgt. Aber jetzt schweife ich total vom Themenbeitrag ab.
Das hat immer einige Wochen gehalten.
Ich hab dann Vitamin B-Komplex, Biotin und Schüsslersalze genommen, aber ob es nur die Zeit war oder die Sublemente, weiß ich natürlich nicht.
Haarausfall ist aber definitiv voll ätzend und unangenehm.