Hey,
Ich (28, weiblich, vor einem Jahr diagnostiziert, in Therapie und mit Medikinet eingestellt) neige öfter mal dazu (vor allem wenn das Medikinet nicht mehr wirkt ) emotional überzureagieren bzw. unter rejection sensitivity. Seit 2 Jahren habe ich einen neuen Partner, der seit 1,5 Jahren bei mir und meiner Tochter (8 Jahre alt) wohnt. Meine Tochter hat ihn absolut akzeptiert und alles in allem läuft es gut bei uns.
Schon zu Beginn der Partnerschaft wusste mein Partner von meinen Panikattacken und meiner Vergangenheit mit Missbrauch. Er hat mich sehr unterstützt zur Therapie zu gehen und nach jeder Sitzung unterhalten wir uns darüber. Wenn ich meine üblichen „Ausraster“ habe bleibt er immer ruhig, das hilft mir ungemein.
Allerdings haben wir nur zu Beginn der Beziehung zweimal miteinander geschlafen, seit 1,5 Jahren gar nicht mehr.
Meist habe ich da keinen Drang zu und er offenbar auch nicht, hin und wieder, vor allem zu Beginn und wegen meiner schlimmen Erfahrungen aus meiner letzten Beziehung haben wir viel darüber geredet und es war bisher meist okay für mich dass er halt nicht so gern körperliche Nähe mag (täglich 5-10 Minuten kuscheln, ein paar Umarmungen und kurze Küsse sind immerhin drin und mir deutlich lieber als zu viel Nähe) . Auch das hat also recht gut gepasst bei uns.
Er hat schon lange einen starken Kinderwunsch, auch darüber haben wir intensiv gesprochen und während ich zu Beginn dagegen war ( meine Tochter habe ich lang allein großgezogen) , hat das mit uns so gut geklappt als Familie, dass er mich überzeugt hat, wir alles geplant haben und ich meinen Zyklus sogar getraggt habe und richtig begeistert von der Idee bin nochmal mutter zu werden.
Wir hatten uns dann darauf geeinigt es ab jetzt zu versuchen und seit einer Woche blockt er jeden Abend Annäherrungsversuche ab , sagt „morgen ganz bestimmt“ und bisher bin ich ruhig geblieben, ich möchte niemanden drängen und ein Nein wird immer respektiert.
Allerdings ist die Woche in der ich potentiell fruchtbar bin fast vorbei und ich hatte so in meinem Kopf verankert, dass wir es versuchen, dass es mich richtig getroffen hat und ich gestern Abend dann deshalb etwas ausgeflippt bin, noch bis tief in die Nacht geweint habe und er sich furchtbar fühlt.
Ich hatte ihn gebeten es wenigstens zu versuchen aber auch das wollte er nicht, ich habe darauf hingewiesen dass meine fruchtbare Phase fast vorbei ist und dass er sich das so sehr gewünscht hat. Außerdem weiß er wie unfassbar schwer es mir fällt Intimität zu initiieren , gerade aus Angst vor Ablehnung, wäre ich nicht so fokussiert auf meinen Kinderwunsch hätte ich das nie getan . Es war einfach ein furchtbares Gefühl jetzt nach 1,5 Jahren so zurückgewiesen zu werden.
Zunächst haben wir ruhig über all diese Punkte geredet und er hat dann versucht zu erklären dass er nicht weiß woher diese Blockade kommt und Vermutungen geäußert, darunter waren Dinge wie dass er sich selbst momentan, weil er zugenommen hat ,nicht so mag und dass er bis zu seiner letzen Beziehung das ganze noch mochte , dort aber auch sehr gedrängt wurde und es jetzt anders ist - soweit so gut. Dann hat er allerdings erwähnt dass meine Tochter ja auch nicht so einfach sei, auch wenn er sie liebt hat und er Sorge hat überfordert zu sein „wenn das Kind so wird wie ich“. Sprich wenn das Kind ADHS bekäme.
Und während ich mich bis dahin halbwegs im Griff hatte , hat mich das so getroffen dass ich mich von ihm losgerissen und distanziert habe, geweint und meinen Ärger lautstark mitgeteilt habe. Er hat so lange ein Kind gewollt und das schon beim ersten Date thematisiert und jetzt ist er plötzlich unsicher.
In meiner Wut habe ich auch mehrfach gesagt dass 1,5 Jahre schon sehr lang sind und so eigentlich keine Beziehung funktioniert. Es tat ihm leid und ich bin mir jetzt unsicher ob ich überreagiert habe und es noch tue, diese Enttäuschung hört nicht auf und es fällt mir schwer mich zusammenzureißen, ich denke immer wieder daran mich zu trennen und das obwohl meine Tochter ihn schon Papa nennt.
Ich weiß nicht ob ich überreagiere, schließlich war ja sonst bisher alles gut. Nur irgendwie kann ich es nicht auf sich beruhen lassen - möchte aber auch ihn nicht unter Druck setzen, wo ich doch weiß wie schlimm das sein kann und dass das nicht helfen wird.