Pharmakodynamik Elvanse Duloxetin

Hallo.
Ich bin 27 Jahre alt und habe nach einer schweren Depression Ende 2021 meine ADHS Diagnose bekommen. Seit Anfang 2021 nehme ich SSRI (damals Escitalopram) und habe danach eine Zeit lang zusätzlich Medikinet adult genommen. Seit etwas über 1 Jahr nehme ich nun Elvanse adult statt des Medikinets.
In den letzten Jahren habe ich einiges an antidepressiven Medikamenten ausprobiert, da ich seit der Einnahme dieser vor allem zu starkem Schwitzen neige und mich das wirklich stark beeinträchtigt. Ausprobiert habe ich in den letzten Jahren schon Escitalopram, Sertralin, Agomelatin, Fluoxetin, Mirtazapin und jetzt Duloxetin. Nie gab es bezüglich des Schwitzens eine Verbesserung.
Das Elvanse hilft mir gut und ich nehme je nach Bedarf und psychischer Ausgangslage (Depression = mehr Bedarf) 30-70mg.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass mein Körper irgendwie im Ungleichgewicht ist. Ich habe vor allem abends, wenn das Elvanse aufhört zu wirken, oft Phasen von tachykardem und hämmerndem Herzschlag und ab und an Extrasystolen. Das Schwitzen zeigt mir ja auch, dass mein vegetatives Nervensystem ordentlich in Fahrt ist. Außerdem habe ich immer wieder Schwindel, aktuell starke Schlafstörungen (brauche Zopiclon zum Schlafen) und habe auch oft innere Unruhe bei gleichzeitiger Hemmung im Ausleben dieser Unruhe (durch Depression, ADHS).
Ich bin etwas hilflos, was medikamentös gesehen der richtige Weg für mich sein mag. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass mein Sympathikus sehr angeregt ist, aber komme nicht so richtig auf einen grünen Zweig dabei.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, oder auch Ideen, wo ein Problem sein könnte?

Ich bin auch dankbar über wissenschaftliche Artikel oder Studien zum vegetativen Nervensystem bei ADHS und Depressionen und der medikamentösen Therapie.
Da ich beruflich bedingt medizinische Grundkenntnisse mitbringe, interessieren mich immer mehr die Veränderungen im vegetativen Nervensystem bei den Erkrankungen und die Pharmakodynamik der medikamentösen Therapie, um zu verstehen, was in meinem Körper gerade vor sich geht.

Danke schonmal!
Katharina

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Hi :slight_smile:
Nur damit ich dich richtig verstehe:
Du hast dir SSRI bzw SNRI in Verdacht in puncto Schwitzen und Herzfrequenz/extrasystolen?

Nicht das Elvanse?

War das Schwitzen denn mit Medikinet+antidepressivum gleich stark?

Vielleicht könnte man hier brainstormen und per ausschlussverfahren die Wahrscheinlichkeiten ausloten.

Zu meiner Psychopharmaka-Karriere

  • citalophram/ kein schwitzen, keine cardio Effekte
  • Venlafaxin/ SEHR EXTREMES schwitzen, geringe cardio Effekte (minimal höherer Blutdruck, Puls war normal)
  • bupropion/ gar keine Nebenwirkungen
  • Medikinet adult/stärkeres schwitzen und herzrasen

Wenn du das schwitzen mit/ohne Elvanse vergleichst?

Edit:
Warum erwähne ich das mit Venlafaxin:
Es ist, wie duloxetin auch, ein SNRI und wird in seiner Wirkung ähnlich beschrieben mit folgendem Unterschied:
Venlafaxin wirkt in erster Linie aufs Serotoninsystem, und erst am Mittel- mit hoher Dosierung auf Noradrenalin.
Im Vergleich dazu wirkt Duloxetin ausgewogener auf die beiden Botenstoffe und besitzt nur eine etwa zehnfach größere Selektivität für Serotonin

Halten wir mal fest:

Escitalopram = SSRI
Sertralin = SSRI
Agomelatin = Melatonin-agonist und (geringgradig auch) serotoninwiederaufnahmehemmer
Fluoxetin = SSRI
Duloxetin = SSNRI

Das einzige, was die alle gemeinsam haben, ist, dass sie Serotonin-Reuptake-Hemmer sind.
Vielleicht löst das die stressreaktion an den schweißdrüsen und Herzfrequenz aus.?

Hast du bei mirtrazapin wirklich auch so stark geschwitzt?
Mir fiele jetzt nämlich als Idee echt nur ein, nach Ausschleichen (!) bupropion zu testen (NICHT serotonerg wirkend) und dann zu gucken ob du das schwitzen dann immer noch hast.

Übrigens: ich habe nach absetzen von Venlafaxin noch weitere 1,5j deutlich stärker geschwitzt als vor Beginn der Medikation. Keine Ahnung warum sich das so gezogen hat.

Hallo:) Danke für die Antwort!
Ich bin mir einfach nicht so sicher… Das Schwitzen an sich hatte ich auf jeden Fall auch schon vor Elvanse. Das kam damals mit dem Beginn der Einnahme von Escitalopram. Das habe ich bestimmt 8 Monate genommen, ohne Medikinet oder Elvanse. Und seitdem hat es sich nicht verändert. Ich habe das Gefühl, dass das Elvanse es schon verstärkt, aber ohne ist es auch da.
Ich habe halt überlegt, ob es an der serotonergen Wirkung liegt.

Ach Wahnsinn, dass das so lange anhielt…

Ich habe das Mirtazapin nur etwa 1,5 Wochen nehmen können, weil die appetitsteigernde Wirkung bei mir so stark war und meine Essstörung wieder ordentlich getriggert hat, obwohl ich die seit Jahren ganz gut im Griff habe.
Also muss es auch ein Antidepressivum sein, was nicht appetitsteigernd wirkt. Das macht es auch nicht leichter bei der Auswahl😅

Ich habe bald einen psychosomatischen Klinikaufenthalt auf einer Station, die auf ADHS im Erwachsenenalter und Begleit- bzw Folgeerkrankungen spezialisiert ist. Mein Plan für dort ist, alle Medikamente auszuschleichen und dann einmal zu sehen, wie es ist.

An Bupropion hatte ich auch schon gedacht. Meine Psychiaterin war davon nicht sehr überzeugt, wegen der Kombi mit Elvanse.
Sie sagt, da das Bupropion, wie auch Elvanse, viel über das Dopamin wirkt, wäre das quasi doppelt gemoppelt…

Nimmst du auch Medikinet regelmäßig und hast du Elvanse zu der antidepressiven Therapie mal versucht?

Ich habe während meiner dritten Depression (2016) Bupropion genommen, weil ich keinen weiteren Venlafaxin-Versuch wollte. Von allen Antidepressiva habe ich es am besten vertragen. Keine Fressanfälle mehr (bei mir ist Binge eating ein Thema), keine Schlafstörungen, normale Sexualität, schwitzen und Herz/Kreislauf war auch im Rahmen. Meine adhs Diagnose kam erst vor 4 Monaten, daher noch sehr frisch.

Mir fällt auf, dass ich die meisten meiner ADHS Symptome ganz gut mit Strategien im Griff habe (ich bin mir auch schon 33 und habe mir einiges davon unbewusst angeeignet), Solange es mir sonst mental gut geht. Aber sobald ich in eine depressive Episode reinrutsche, kann ich auf gar keine Strategie mehr zurückgreifen. Momentan verliere und vergesse ich alles, was nicht an mir festgewachsen ist. Und mein Haushalt ist das peinlichste, was ich je zu bieten hatte. Die fressanfälle werden auch zunehmend schlimmer (wie auch mein Gewicht), und die Exekutive Dissfunktion führt auch dazu, dass ich meinen ganzen Pflichten überhaupt nicht mehr nachkomme.
Ich habe zuerst mit medikinet adult angefangen, aber das hat kaum gegen das Motivation Tief und meine Impulsivität gewirkt, dafür waren die Nebenwirkungen auf meinen Herzschlag, sowie der Rebound total extrem. Jetzt habe ich mit Elvanse begonnen Und kann immer noch keine abschließendes Fazit nennen.

Ich habe aber mit meiner Psychiaterin ausgemacht, dass wir notfalls auf Planet zurückgreifen, und einfach wieder mit Bupropion anfangen, wenn alle Stricke reißen. Weil ich das eben so gut vertragen habe, und dieser NorAdrenalin – Wiederaufnahme meine Motivation ziemlich gut gepusht hat, und gleichzeitig meine ungebremste fressVerhalten gut gedrosselt hat.

Leider hat es gegen die Grund – Verpeiltheit nicht viel ausgerichtet, so dass ich immer noch ziemlich Angst vor dem Autofahren habe, und trotzdem vieles einfach eilen. Aber wie gesagt, ich glaube es ist immer gut, wenn man drumherum mental gesund ist. Ich kann nur für meinen Teil sagen, dass ich mit behandelter Depression gleichzeitig meine ADHS – Symptome, viel weniger stark wahrnehme. Und sollte das jetzt mit Stimulanzien Nicht gut gehen, werde ich wohl auch auf Antidepressiva zurückgreifen, um dann indirekt die Depression zu behandeln und zu hoffen, dass sich mein ADHS auf ein erträgliches Maß wieder runterschrauben kann.

Es gibt durchaus ein paar User hier, die mit der Kombination Bupropion plus Elvanse Ganz gut zurecht kommen. Aber es stimmt schon, dass man wegen dieser synergistischen Wirkung aufs dopamin Gucken muss, wie man die Dosierung anpasst. Also entweder deutlich weniger Stimulanz, wenn man dazu Bupropion nimmt – oder eben eine sehr niedrige Dosierung von Bupropion.

Wenn es dir nicht zu persönlich ist – magst du kurz schildern, was ist mit deiner Essstörung auf sich hat?

Und wie war es bisher, wenn du nur Stimulanzien übernommen hast, und auf Antidepressiva verzichtet hast? Viele ADHSler Berichteten Jahr, dass sie alleine unter der Medikation mit Stimulanzien deutlich rückläufige, depressive Symptome haben. Hat das bei dir nicht gereicht?

Ich bin aktuell bei der eindosierung von Elvanse Und eigentlich war bei mir auch die stille Hoffnung, dass mir das reichen würde.
Mich beschleicht allerdings das Gefühl, dass meine Depression fast stärker ist als meine ADHS. Oder mindestens gleich stark. Ich kann mich kaum entscheiden. Mal so, mal so.