Präsentationen in der Schule

Ihr lieben Eltern und Betroffenen,

mein Sohnemann, 7. Klasse, hat ADS und ich sehe deutlich die Problematik der Rejection Sensitivity (RS).

Er hatte schon als Kleinmensch das Problem nicht im Mittelpunkt stehen zu wollen, er lehnte Geburtstagsständchen ab, spielte im Kiga nicht bei Aufführungen mit (außer als Busch im Hintergrund ohne dass man ihn sieht.

Nun muss man schon ab der 1. Klasse Präsentationen machen. Sich vor die Klasse stellen und irgendwas sagen. Das ging schon ab der 1. Klasse bei ihm nicht. Keine Präsentationen, keine Gedichte, keine Was-habe-ich-am-Wochenende gemacht- Erzählungen. Wenn man ihn zwingt (es reicht schon die Drohung) wird er panisch, sagt nichts mehr, zittert.

Nun weist die Schule darauf hin, dass er nur einen Schulabschluss bekommt, wenn er mit einer Gruppe etwas erarbeitet und vor einer Prüfungskommission präsentiert. Ich habe das recherchiert, es scheint für Hessen zu stimmen.

Er hat noch 2 Jahre bis zum Hauptschulabschluss.

Er lehnt Psychotherapien ab. Er will nicht über seine Probleme sprechen, die gehen keinen was an.

Ich brauche Schwarm-Ideen!

Nachteilsausgleich beantragen? Braucht
man aber vermutlich was schriftliches vom Arzt.

Wegen RS? Ist das ne offizielle Diagnose?

Geht es denn wenn er in der Gruppe was vorträgt?

Frag ihn was er sich wünscht und was es braucht um das zu erreichen.
Wenn er keine Therapie machen will, dann soll er Lösungen suchen ( alleine, mit euch). Das wird ein längerer Prozess.
Pubertät + Ängste, da will ich gar nicht in seiner Haut stecken.
Aber vielleicht findet er Lösungen, von denen wir gar keine Vorstellung haben. Trau ihm was zu.
Kannst du mit ihm reden? Oder ist er verschlossen?

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Müsste man fragen, was dafür vorliegen muss.
Ich kenne das von Autismus. Vielleicht kommt man auch anders ran, dass der Arzt was bescheinigt.

Vielleicht könnte er alleine, ohne Klasse vortragen…?

Es sind nur Gedanken, ich weiß nicht, was genau bescheinigt werden muss, um einen Nachteilsausgleich zu bekommen.

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…oder ein Video von seinem Vortrag :adxs_gruebel:

Ginge vielleicht , wenn er mit der Gruppe erarbeitet, aber zu Hause vorträgt und du nimmst es auf?

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Ich fand das mit dem Video erst eine super Idee und prima Lösung! Dann hab ich mir das für mich vorgestellt und fand es noch schlimmer, als einen Vortrag zu halten :see_no_evil: Da muss man sich womöglich noch selbst dabei angucken und es ist quasi für immer festgehalten :scream: Aber das ist mein persönlicher Graus, vielleicht wäre es in diesem Falle ja wirklich eine gute Lösung!

Ansonsten hab ich mich gerade gefragt, ob es möglich ist was am Setting zu machen. Gibt es etwas, dass dein Sohn richtig gern macht oder wo er sich sehr wohl fühlt und weniger schüchtern ist?
Vielleicht kann man da eine Situation draus ableiten, in der er was erzählen würde. Es muss ja vielleicht nicht klassisch im Klassenraum sein oder alle stehen vorne und gucken zur Prüfungskommission.
Ist eher das Präsentieren oder die Rückmeldung /Kritik schwierig für ihn?
Wie offen ist denn die Schule/die Lehrer für andere Lösungen?

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Mir fällt außerdem noch dazu ein:
Ein Referat/Präsentation zu erarbeiten besteht ja aus mehreren Leistungen. Das Erarbeiten des Themas, die Organisation in der Gruppe (Absprachen, Aufgaben verteilen etc.), ein Handout vorbereiten und die Vorstellung des ganzen.
Vielleicht könntet ihr mal rausfinden, wie die Bewertung insgesamt zusammen kommt. Was wäre, wenn er an allem beteiligt ist, nur am Vorstellen nicht. Könnte das für eine 4 reichen? Er würde dann ja trotzdem einen Teil der Aufgabe erfüllen…

Es ist natürlich immer ein schwieriges Abwägen, ob die Vermeidung der Situation am Ende die ‚richtige‘ Lösung ist. Aber da macht ihr euch wahrscheinlich eh schon selbst genug Gedanken drüber (ich plage mich da jedenfalls immer sehr mit und weiß ‚nie‘ was denn nun ‚das Richtige‘ ist :tired_face:).

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Das Problem ist nicht immer die Schule, sondern auch die Eltern und Mitschüler.
Wenn er Therapie ablehnt, kann er sich auf eine Sonderbehandlung in der Schule einlassen?

Auf alle Fälle würde ich versuchen mich zu informieren. Wenn durch eine Diagnose und Therapie die Möglichkeit eines Ausgleiches für die Präsentation gegeben ist, vielleicht lässt er sich darauf ein.

Ich vermute nur, er wird Zeit dafür brauchen. Solange ihr ihn drängt macht er dicht, oder?

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Du wirst eine Diagnose und einen Arzt brauchen der das bescheinigt, dann steht ihm Nachteilsausgleich zu und dort darf er dann auch beantragen, daß er die Prüfung in einer anderen Form erbringen darf. So wäre z. B. mit Bescheinigungen von Ärzten und Therapeuten es mühelos möglich die Gruppenarbeit in eine Hausarbeit zu ändern.

Aber nichts ohne Ärzte, Atteste die eben diese Thematik explizit thematisieren und die Prüfungsform als nicht zu absolvieren hält für ihn und seine Benachteiligung

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Hey Tüdelmama,

Für mich klingt es als hätte sich dein Sohn fast schon ein Gefängnis aus Ängsten gebaut. ADS und ADHS können bereits vorhandene Ängste stark verstärken. So ist auch die Wahrscheinlichkeit eine Angststörung „zu bekommen“ mit ADHS und ADS viel höher. Alles was mit seiner Grundangst zutun hat lässt ihn sofort Dicht machen. Es ist wie eine Liste an Aussagen, Blicken, Verhaltensmuster die bei deinem Sohn Alarm, also Panik, auslösen.

Da du es als schon sehr schlimm beschrieben hast, klingt es nicht, als könnte man schnell helfen. Auch wenn es schlimm für ihn sein könnte, ist Therapie wohl das beste. Wenn er da einmal war, lockert sich die Angst vor der Therapie da es (wahrscheinlich) nur eine „Schlussfolgerungsangst“ ist. Von da aus kann ihm dann geholfen werden.
Zuerst würde ich erstmal versuchen eine Art Attest zu bekommen, sodass die Schule nicht einfach den Schulabschluss vorbehalten kann. Kenne mich damit aber leider nicht gut aus.

Ich hoffe, dass sich eure Situation schnell löst
Viel Glück :purple_heart:

Evtl. über einen ADS Nachteilsausgleich ?

Waren ja schon viele gute Ideen dabei. Nur muss die Schule da auch noch mitspielen.

Ich glaube ihr könnt immer nur anbieten, dass ihr ihm da helfen würdet und Ideen sammeln und schauen worauf er irgendwie positiv reagiert.

Es sind ja auch noch zwei Jahre, vielleicht setzt er sich so kurz vor knapp doch noch notwendigerweise damit auseinander?

Hat er denn schon eine Berufsidee? Praktikum steht ja auch noch an , da tut sich manchmal auch was.

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Hallo Tüdelmama,
ich kann leider nichts dazu beitragen, obwohl mein Sohn ADS hat. Aber er hat diesbezüglich keine Probleme.

Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass es auch noch eine mündliche Prüfung in Englisch geben wird.

Versuch mal, mit dem Schulamt Kontakt aufzunehmen. Ich meine mich zu erinnern, dass gewisse Nachteilsausgleiche bei den Abschlussprüfungen nicht akzeptiert werden.

Wenn ich noch eine Idee habe, melde ich mich.

Gruß
Strini

Danke! Für alle Eure Antworten und Ideen!

Im Moment darf er seine Präsentationen auf Video aufnehmen. Alleine in seinem Zimmer. Für die Lehrer. Ich schaue mal wie das klappt.

In einer Gruppe arbeiten klappt leider auch nicht. Ich habe diese Gruppenarbeiten auch gehasst, dieses Durcheinander an Persönlichkeiten, Meinungen, Ideen, Arbeitsverweigerungen, Arbeitsverteilung, Schlechter Laune und individuellen Katastrophen. Das können Erwachsene oft schon schlecht, Pubertiere sind dafür mMn vollkommen ungeeignet…und einer, der schon einem 2-Leute-Gespräch kaum folgen kann, Arbeitsaufträge nicht überblickt, keinen Plan von nichts hat, geht da vollkommen unter.

Also darf er jetzt alleine machen. Er macht auch irgendwas. Ob er dabei tatsächlich was schafft oder die Recherchezeit nutzt, um YouTubeVideos zu gucken, weiß ich nicht. Tollerweise muss er gerade auf diese Weise zwei Präsentationen vorbereiten. Da kommt man dann auch gut durcheinander. Bei der einen weiß er nichtmal bis wann.

Pubertät ist phantastisch! Pubertät mit Ängsten, ADS, Selbstwertproblemen und einem Hang zu digitaler Verblödung ist oberphantastisch.

Was passiert eigentlich, wenn man in der 9. Klasse seinen Hauptschulabschluss nicht schafft? Ich recherchiere das mal.

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Wie ist geht denn die Schule (bzw. die Lehrer) mit ihm und seinen Problemen um? Eher wohlwollend oder eher Druck machend?

Das Problem mit den Gruppenarbeiten hat mein Sohn auch. Nach einem Gespräch mit seiner Klassenlehrerin wurde das so gelöst, dass er Gruppenarbeiten nur noch mit den 1-3 SchülerInnen machen muss, mit denen er klar kommt. O-Ton Lehrerin: „Die X ist quasi er in weiblich, das passt.“ Das funktioniert tatsächlich ganz gut, weil er sich nicht ständig auf neue Leute und neue Arbeitsweisen einstellen muss.

Feel You. :adxs_trost:
Pubertät ist irgendwann zu Ende. Bis dahin müssen wir Eltern da irgendwie durch - genau wie die Pubertisten. :hot_face:

Kommt aufs Bundesland an und darauf, wie viele Schuljahre er voll hat (Wiederholungen mitgerechnet). Je nach Bundesland gibt es 9 oder 10 Jahre Vollzeitschulpflicht, teilweise noch bis zu 3 Jahre Berufsschulpflicht.

Aber selbst wenn er keine Schulpflicht mehr hätte, wird man ihm wohl nahelegen, die 9. Klasse zu wiederholen, um einen Abschluss zu bekommen.

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Vielleicht werden es YT Videos für die Schule, könnte ja sein, dass das genau sein Medium wird.

Soll es tatsächlich geben, aufblühen auf YT aber im real life eher unsicher.

Daumen sind gedrückt, für eine gute Lösung :four_leaf_clover: :four_leaf_clover: :four_leaf_clover:

Man kann seinen Schulabschluss auch online nachholen :wink: