Probleme in der Kommunikation

Hallo!

Ich bin neu hier. Ich bin Anfang 40 und habe ADHS wahrscheinlich. Eine Test zur Diagnose habe ich erst in 6 Wochen.

Ich habe leider meine Antidepressiva selber abgesetzt, da ich 20 Jahre auf Depressionen behandelt wurde. Ich habe mehrere Therapien gemacht und habe Routinen entwickelt.

Doch seit meinem absetzen von Antidepressiva sind alle Menschen um mich herum komisch und ziehen sich zurück. Ich rede ehrlich mit Familie und Freunden, aber alles bleibt seltsam. Teilweise denke ich, wir haben Kommunikationsprobleme, aber keiner redet offen mit mir darüber. Ist nen bisschen so, wie ich muss selber auf alles kommen und das versteh ich nicht.

Ich bin Therapiemüde, aber ich lasse mich auf Diagnostik und Medikamente ein. Es geht mir gut und ich möchte nur leben. Aber meine Leute um mich herum scheinen mich nicht zu verstehen. Oder liegt das an mir aufgrund der Tatsache, dass ich 20 Jahre Antidepressiva genommen habe?

Teilweise kommt es mir so rüber, dass andere denken, ich soll wieder mehr Spaß im Leben haben. Das habe ich aber, doch zeige ich das nicht so. Außerdem habe ich ne schwierige Kindheit gehabt und Traumas die nicht behandelt wurden und mit denen ich aber ehrlich leben kann und tue.

Meine Eltern haben sich früher immer in Freundschaften gemischt, was häufig dazu geführt hat, dass ich Freunde verloren habe. Deshalb sind mir meine Freunde auch heute so wichtig. Es geht mir nicht darum, dass ich meine Freude nur aus Freundschaften ziehe, aber andere scheinen das zu denken. Ich musste mich früher immer selber beschäftigen, dadurch dass ich wenige Freunde hatte. Doch im Moment bin ich es leid, andauernd nur Sachen für mich alleine zu machen, weil mich gefühlt jeder meidet. Ich möchte ein Mittelmaß zwischen Sachen für mich machen und Freundschaften, aber es kommt so rüber, dass ich nur alleine bleiben soll und ich verstehe nicht warum. Ich gewöhne mich mehr an ADHS, akzeptiere es und gewöhne mich daran mehr und mehr.

Hinzu kommt, dass ich mehrere Fehler mit meinem Ex Freund gemacht habe, der wohl auch ADHS hat und ich keinen Kontakt zu ihm bekomme und weiß nicht, wie ich das ändern soll. Hab mich mehrfach entschuldigt, aber der Kontakt bleibt mir versagt. Liegt das daran, dass er Zeit zum heilen brauch oder woran?

Hat jemand nen Rat oder ne andere Sichtweise für mich? Darüber würde ich mich sehr freuen.

Hallo Ela,

mhm, es ist schwer Deine Frage zu beantworten, wenn man gar nicht weiß, wie du mit deinen Freunden umgehst?

Spontane Erklärungen, die mir in den Sinn kommen:

  1. Du bist ADHS bedingt übersensibel, was Ablehnen angeht. Diese Eigenschaft wurde irgendwie durch die AD überdeckt und kommt nun zum Tragen. Bei diesem Symptom, deutet man viel zuviel, was anderes sagen oder tun gegen sich.

  2. Eine Eigenschaft, die nervt, wurde von den AD überdeckt und kommt nun durch und irritiert deine Freunde und sie können damit nicht umgehen. Spontan fällt mir „zuviel reden“, Spezialthemen, Rumgezappel ein.

  3. Du bist wieder depressiv und siehst die Welt daher negativer als sie ist und deine Freunde können das nicht ausgleichen.

  4. Du bist voll Energie und verlangst zuviel Aufmerksamkeit, Zusammensein, Aktivitäten,… Von deinen Freunden.

  5. Deine Freunde sind gar keine, das realisiert du gerade und dein neues Leben benötigt auch neue Freunde.

Fühl Dich schonmal von mir gedrückt! ADHS, Depressionen, Traumafolgen. Das ist ein schwerer Packen, den du da trägst. Pass gut auf dich auf!

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Hi, erstmal vorweg, ich finde es super, dass du dich trotz Therapiemüdigkeit mir dir und deinem Verhalten beschäftigst.

Ohne konkrete Situationen kann ich auch keinen Ratschlag geben, sondern nur Vermutungen anstellen.

Die erste wäre, du hast dich nach dem Absetzen der AD verändert. Und dein Umfeld weiß nicht, wie es reagieren soll.

Als ich depressiv war und ich „stabil“ eingestellt war (habe chronische, aber funktionale Depressionen) war ich gut „integriert“. Als meine AD angepasst wurden, kam mein ADHS durch und die Probleme begannen. Auch mit Medikinet blieb ich „schwierig“ und „anstrengend“ für andere. Durch eine Verhaltenstherapie speziell für diese Situationen wurde es besser, aber soziale Beziehungen sind schwierig für mich.

Zweite Vermutung, durch das Absetzen der AD bist du empfindlicher geworden und spiegelst das durch deine „ehrliche rede“. Folgen siehe oben.

Und zu deinem Ex-Freund: Wenn er keinen Kontakt zu dir möchte, ist das sein gutes Recht. Basta. Du kannst ihm einmal mitteilen, dass du es schön findest würdest, wieder neutralen Kontakt zu haben und er!!! gerne auf dich zukommen kann. Aber dann muss Schluss sein. Wenn er nicht reagiert, hast du es zu akzeptieren. Ständig Kontakt aufnehmen zu wollen, ist grenzverletzend und Stalking. Zahlreiche Menschen können dir Horrorstories erzählen, wie unangenehm und belastend ein solches Verhalten ist.

Ich weiß, es klingt hart, aber es ist die traurige Wahrheit. Vielleicht überlegst du dir doch noch mal, dir eine Hilfe zu suchen.

Egal wie du dich entscheidest, ich wünsche dir alles Gute.

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Hallo @Ela13,

mit dem Gefühl „einfach nicht so sein zu können“ und „einfach nicht so fühlen zu können“ wie die anderen, bist du hier auf jeden Fall nicht allein - egal ob auf Grund von ADHS oder eines anderen Themas.

Ist doch erstmal super, dass du in 6 Wochen schon einen Termin hast, um den Verdacht ADHS checken zu lassen. Wenn es sich bestätigt und du die für dich passenden Medikamente findest, kann es passieren, dass du viele Aha-Momente haben wirst und die Dinge in einem anderen, klareren Licht siehst. Deine Wahrnehmung entspricht dann wahrscheinlich etwas mehr der Wahrnehmung der anderen, sodass du dich ein bisschen weniger wie ein Alien fühlst… So ging es zumindest mir.

Diese scheiß Situation - so ätzend sie auch sein mag - könnte zu einem echten Wendepunkt in deinem Leben führen. Denn diese Unzufriedenheit in Kombination mit dem Verständnis, was ADHS mit dir macht und den richtigen Medikamenten wäre eine super Voraussetzung um bisherige Muster infrage zu stellen, neue Ideen zuzulassen und die Bereitschaft und Entschlossenheit einen neuen Weg zu gehen.

Ich drück dir jedenfalls die Daumen, dass du mit der ADHS-Diagnostik einen Schritt weiter kommst und dich selbst ein bisschen besser verstehen kannst!

Fühl dich gedrückt :slight_smile: