Probleme nach der Einschulung

Hallo ihr Lieben,
mein Sohn geht seit 3 1/2 Monaten in die erste Klasse und gehört dort zu den jüngsten. Wie auch andere berichten, war auch er schon im Kindergarten auffällig, aber er ist dort ganz gut klargekommen.
Doch mit dem Wechsel in die Grundschule und den neuen Anforderungen ist die Situation dann total eskaliert.
Wir hatten mit Schwierigkeiten gerechnet, aber mit Schwierigkeiten in diesem Ausmaß nicht. Er fällt besonders durch impulsives und aggressives Verhalten auf und dadurch, dass er sich angewöhnt hat, Auszeiten zu nehmen, wenn es ihm zu viel wird, und dadurch, dass er den Schulstoff verweigert.
Wir leben im Ausland und haben hier sehr schnell eine Diagnose bekommen und seit 3 Monaten nimmt er Concerta. Da mein Schwester auch ADHS hat, war ich nicht sehr verwundert über die Diagnose und offen für Medikamente. Zuhause haben wir viel weniger Probleme, aber uns war wichtig, dass er einen guten Start in der Schule hat. Er geht auch zur Ergotherapeuten und einem Psychologen.
Zuerst war die Wirkung wie gewünscht, aber schon nach ein paar Wochen verschlimmerte sich die Situation, so dass er jetzt schon seinen ersten Schulausschluss hat. Ich bin total erschrocken, wie schnell das hier eskaliert und etwas ratlos, was wir als Eltern tun können.
Im Moment suchen wir noch nach der richtigen Einstellung, aber die gewünschten Ergebnisse stellen sich leider nicht ein.
Die Schule will, dass wir einen Schulhelfer zahlen, den wir uns aber nicht leisten können. Ein Schulwechsel ist auch nicht möglich.
Habt ihr Tipps, wie man Kindern mit ADHS den Schuleinstieg erleichtern kann? Oder müssen wir ganz anders denken? Ihn z.B. wieder aus der Schule nehmen und hoffen, dass mit der Medikamentierung und der Therapie im nächsten Sommer ein besserer Start möglich ist. Wir haben wirklich Sorgen, dass er durch die Erfahrung gänzlich die Lust auf Schule verliert.
Mit dem Stoff kommt er übrigens sehr gut klar, obwohl er in der Schule nicht mitmacht. Dadurch, dass wir im Ausland sind, versteht er drei Sprachen und spricht neben Deutsch diese auch zum Teil. Kognitiv ist er also sicher reif genug für die Schule.
Falls ihr ähnliche Erfahrungen mit der Einschulung gemacht habt, freue ich mich über Rückmeldungen.

Ein paar Gedanken aus Pädagoginnenperspektive: Gerade wenn er das jüngste Kind ist, kann es sein, dass er einfach in der sozialen und emotionalen Entwicklung noch nicht so weit ist wie die anderen Kinder. Dann kann er den Schulstoff zwar kognitiv folgen aber hat eben Schwierigkeiten im Klassenverband.
Solange die Kinder kognitiv nicht sehr unterfordert sind z.b. im Kindergarten wird dann häufig geraten lieber den später möglichen Schuleintritt zu wählen damit die Kinder in der sozialen und emotionalen Entwicklung noch Zeit haben. ADHS spielt da dann natürlich auch nich mal eine riesen Rolle Stichwort: emotionale Dysregulation

Das mal nur aus Anregung. Ohne eure genaue Situation zu kennen und das Schulsystem in dem ihr euch befindet.

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Das ist bei ADHS keine gute Idee.
Wenn es so läuft, lieber ein Jahr zurückstellen.

Schau mal dazu hier:

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Hallo :blush:

Auszeiten nehmen ist doch aber ziemlich gut? Dass er es merkt und entsprechend Konsequenzen zieht und handelt? Wann tritt das aggressive Verhalten genau auf? Und wie äußert es sich?

Wichtig ist, die Funktion seines Verhaltens herauszufinden. Denn herausforderndes Verhalten hat immer einen Zweck. Wenn man den nicht kennt und ihn entsprechend berücksichtigt, wird man Verhalten nicht langfristig verändern können. Eventuell habt ihr die Möglichkeit, mal in der Schule zu hospitieren? Es gibt auch Beobachtungsbögen für Pädagog:innen, die Verhalten, Auslöser und Funktion dokumentieren sollen. Dass er zu Hause ausgeglichener ist seit der Medikation ist super, allerdings werden dann vermutlich die schulischen Rahmenbedingungen für ihn noch nicht passen. Das Medikament hilft ja nur, aber fängt nicht alles auf.:confused:
Wenn er aggressiv wird, wirkt es dann wie ein klassischer Wutanfall oder eher wie ein kompletter Kontrollverlust? Hat er bestimmte Verhaltensweisen (außer Rückzug) bei Anspannung und Reizüberflutung? Kannst du ein bisschen über ihn berichten zur besseren Einordnung?

Generell können Fidget-Toys zur Anspannungsreduktion ausprobiert werden. Also zum Beispiel ein Knetball oder so. Geräuschunterdrückende Kopfhörer für Arbeitsphasen, Strukturen und Rituale sowie Visualisierungen und Wenn-Dann-Pläne, verbunden mit positiver Verstärkung, könnten ebenfalls helfen. Bestünde die Möglichkeit einer Schulzeitverkürzung?

Liebe Grüße

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Weil ich noch so klein und zart war, hatte man bei mir die Vorschule überlegt. Da ich wiederum nicht auf den Mund gefallen war und motorisch auch alles gut , ging es dann doch direkt in die Grundschule und wollte nach drei Tagen schon am liebsten in den Kindergarten zurück.

Als ich in der 8ten dann sitzen blieb fühlte ich mich von erster Sekunde an irgendwie zugehörig, in der Klasse davor waren die alle viel weiter und reifer und ich konnte mit denen nicht so viel anfangen und umgekehrt wohl auch nicht. Das sitzenbleiben war eines meiner wichtigsten positiven Wendepunkte im Leben.

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Danke dir. Er wurde am Wochenende vor der Einschulung 6 und wir waren uns immer unsicher, ob er schon gehen soll. Der Kindergarten war aber überzeugt davon, dass er in die Schule gehört und er hat diesen Wunsch geäußert. Daraufhin haben wir uns dafür entschieden.

Die Schule hatte zu Beginn auch nichts dagegen, aber jetzt stört er den Unterricht und sie beschreiben es eher wie eine Verweigerung. Mein Sohn ist vom Typ aber auch so, dass wenn du ihm den kleinen Finger gibst, will er auf Dauer die ganze Hand. Als sie mir in der ersten Woche erzählten, dass sie ihm von sich aus immer wieder anboten, er könnte auch auf dem Spielplatz spielen gehen, weil er müde aussah, habe ich schon gewarnt, dass das nach hinten losgehen könnte.

Inwiefern unterscheiden sich denn totaler Kontrollverlust und Wutanfälle?

Für uns wäre es auch überhaupt nicht schlimm, wenn er das Jahr wiederholen würde, wir sind da ganz entspannt. In der Klasse hat er jedoch mittlerweile auch Freundschaften geknüpft und er fühlt sich dort wohl. Er sagt, dass er dort bleiben will.
Wir haben festgestellt, dass er sich schwer tut mit allem, was neu ist. Das wäre jetzt meine Sorge, wenn er wieder in eine neue Gruppe käme.

So doof es klingt, aber im kompletten Verlust der Kontrolle.:sweat_smile:
Hat er zu Hause denn von ihm selbst „entwickelte“ Routinen oder Regeln, die ihm wichtig sind? Wie reduziert er Anspannung und Reizüberflutung meist?

Kann er selbst sagen, warum? Oder haben die Schule oder du eine Vermutung?