Psychosomatische Bauchschmerzen

Hallo zusammen,

ich würde gerne mal fragen ob jemand ähnliches wie wir erlebt hat und ggf. eine Lösung gefunden hat. Unser 9-jähriger Sohn hat vor einiger Zeit angefangen Medikamente zu bekommen. Angefangen mit Medikinet und dann Methylphenidad Ratiopharm Retard. Bei beidem hatte er Bauchschmerzen, Rebound und starke Appetitlosigkeit. Dann haben wir zu Elvanse gewechselt und sollten mit 30 beginnen, was sich aber als zu hoch dosiert herausgestellt hat. Nachdem ihm von Elvanse 30 so übel war, hat er sich geweigert weiter Medikamente zu nehmen. Wir haben dann ganz klein angefangen zu dosieren und ihm mehrere Wochen Elvanse bis zur guten Dosierung (2/3 Kapsel) ohne sein Wissen in die Milch getan, das hat er gar nicht mitbekommen, es ging ihm super! Keine einzige Nebenwirkung! Da wir das aber nicht weiter ohne sein Wissen machen wollten haben wir es ihm gesagt. Er hat auch verstanden warum und war ok damit. Jetzt hat er aus freien Stücken wieder die Medikamente genommen und sofort sagte er er hätte solche Bauchschmerzen! Wir und auch er wissen, dass es psychosomatisch ist. Er sagt selber, sein Kopf springt aufgrund der vorherigen Medikamente sofort in den Antimodus, obwohl er weiß, dass es wichtig und er (als er es unwissend bekommen hat) vorher keine Bauchschmerzen hatte. Wenn er es nicht weiß hat er keine Bauchschmerzen, sobald er es weiß hat er total Bauchweh.
Was kann man da tun? Wir sind total ratlos. Er verdirbt sich alles, wenn er die Medis nicht nimmt. Es ist gerade wirklich wichtig!

Liebe Grüße
Isa

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Hört doch mal gemeinsam mit ihm in seinem Bauch. Der Bauch wird wichtige ernstzunehmende Gründe haben warum er Elvanse nicht in sich haben möchte.
Jeder noch so „nichtig“ wirkende Grund kann trotzdem so wichtig sein dass der Körper es deswegen abwehrt und wenn es die Pinke „Mädchenfarbe“ der Kapsel ist……
Also irgendeine tiefe Sorge oder Ablehnungsgrund was sich psychisch verinnerlicht hat. Manchmal müssen Kinder ja auch nur irgendwo was negatives aufschnappen.

Solch Reaktion sind Schutzfunktionen !
Vielleicht findet ihr gemeinsam eine Lösung wo das unbewusste sich erleichtert fühlt?

Alternativ kann er ja vielleicht den Bauch malen was er plötzlich macht wenn Elvanse kommt

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Er könnte jetzt auch statt der Kapsel, das Pulver auflösen oder mit Joghurt etc. essen. Vielleicht macht ihm das keine Bauchschmerzen.

Und ihr sagt ihm, dass ihr gelesen habt, dass man dadurch vielleicht keine Bauchschmerzen mehr bekommt?

Das haben wir schon gemacht, er hat es wochenlang als Pulver in seiner Milch gehabt und es ging ihm super! Wir haben ihm auch gesagt, dass es ein neues Medikament ist was keine Bauchschmerzen mehr verursacht. Irgendwie ist da eine Blockade. Neuerdings haben wir das gleiche mit Autofahren. Es ist ihm 1x schlecht geworden, jetzt will er nie wieder Auto fahren. Er steigt nur ein und ihm ist schlecht. Wir gestehen ihm ja zu, dass er sich in diesem Moment tatsächlich so fühlt, aber es ist kopfgesteuert .

Es ist leider sehr schwer ihn zum Reden zu bekommen. Ich versuche es ihn in Ruhe aufschreiben zu lassen. Vielleicht finden wir so etwas heraus.

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Was denn genau?

Schule, Freundschaften, Hobbys, Spaß…

Machen ihm denn seine Hobbys und Freundschaften überhaupt Spaß? Und was klappt dann nicht ohne Medikament?

Edit: Interessiert mich jetzt einfach mal, weil vor meiner Medikation hatte ich eigentlich, mein Leben lang Spaß an meinen Hobbys, Freunde ist immer so ein Ding, aber eigentlich, wenn man die richtigen hat, brauch man doch dafür keine Medikamente? Kann mich aber auch Täuschen.

Edit: Schule ist klar, da sollte man ja schon Konzentriert sein, kenn mich damit jetzt aber auch überhaupt nicht mit aus.

Ich frage mich nur warum, dass was eigentlich Spaß macht, aus seiner selbst heraus, ihm ohne Medikament keinen Spaß macht?

Ja, er macht nur Sachen, die ihm Spaß machen. Das Problem in der Schule ist, dass er sehr schlau ist, aber es nicht abrufen kann, wenn er überall allen Geräuschen nachgeht und in Klassenarbeiten nur bis zur Hälfte kommt oder völlig andere Sachen schreibt , weil er dauerabgelenkt ist. Mit Medis schreibt er ohne Mühe Bestnoten. Er möchte aufs Gymnasium und er muss sich mit dem Halbjahreszeugnis bewerben, sabotiert sich ohne Medis aber selbst und ärgert sich drüber. Ich versuche den Druck schon komplett rauszunehmen. Desweiteren ist er von der Verarbeitung der ganzen Reize so in Anspruch genommen, dass er sozial nach der Schule nichts mehr aushalten kann. Keine Verabredungen, Geburtstage etc. Mit Medikamenten ist das alles möglich und er möchte auch so gerne. Er sagt selber ganz klar, dass er weiß das sein Kopf die Ursache ist, aber er weiß nicht warum. Ich habe ihn gefragt, ob er gestresst, überfordert etc. ist. Er meint nein und kann es sich selbst nicht erklären.

Nerven ihn die Geräusche oder findet er die Abwechslungsreich weil ihm langweilig ist? Vielleicht Helfen Ohrstöpsel (z.B. Loop Earplugs), zumindest für den Pausenhof, ich weiß nicht ob es sowas auch für den Unterricht gibt. Viele hier, im Forum haben Probleme mit Lauten Geräuschen, vor allem bei Stress, was mich jetzt auch zu nächsten Frage führen würde.

Kann er diesen überhaupt richtig wahrnehmen? Wenn er ständig erschöpft ist, zumindest versteh ich jetzt deine Aussage so, klingt das für mich nach viel Stress, vermutlich durch die Reizüberflutung, vielleicht sorge vor Veränderung durch den Schulwechsel, Leistungsdruck usw… Wenn alles laut und hektisch ist, anstehende Veränderungen, kann dies ziemlich Stressig werden und auslaugen.

Edit: Ich zum Beispiel trag meine Ohrstöpsel auch oft Zuhause, dass macht mich ruhiger und Konzentrierter weil mich so ziemlich alles Nervt an Geräuschen. Selbst die kleinsten, vergesse und oder merke es nur nicht immer… da muss man ganz schön Achtsam sein manchmal.

Edit: in Kombination mit dem Medikament klappt das natürlich super.

Edit: ich sag’s mal noch dazu, Bauchschmerzen können auch ein Symptom von Stress sein. Ist halt doof wenn man das nicht richtig weiß und merkt sondern nur, auf einmal Bauchweh bekommt.

Ja, ich würde das auch ernst nehmen, aber ich habe selbst (allerdings in ganz anderen Zusammenhängen) die Erfahrung mit meiner Tochter gemacht, dass man mit Ursachenforschung und Änderungen manchmal leider überhaupt nicht weiter kommt. Für uns finde ich es dann auch ok, mir Placebos und positive psychosomatische Wirkungen zu Nutze zu machen. Ich würde hier zB ein Antibauchweh-Medi dazu geben, vielleicht ja was homöopathisches, was im besten Falle sogar zu der Symptomatik passt oder eine schöne Einreibung, einen Tee etc. Gerne natürlich auch mit tatsächlich wirksamen pflanzlichen Mitteln wie Kamille (wirkt körperlich UND psychisch entsprechend) oder Engelwurz.
Und dann das Kind bitten, mit so einer Unterstützung und dem Versprechen, es bei Bauchweh ohne Diskussionen von der Schule abzuholen, mindestens eine Woche durchzuhalten, selbst wenn es nochmal auftritt.

Hört sich jetzt vielleicht banal an, aber vielleicht findet er es zum kotzen zu Kotzen???
Es ist ekelig und man hat keine Kontrolle über den Körper und der Nachgeschmack lässt auch zu wünschen über :nauseated_face::sweat_smile:

Vielleicht setzt ehr Bauchweh mit automatisch Erbrechen gleich und möchte es verhindern.

Vielleicht ist eine homöopathische Begleitung wirklich ne Überlegung wert. Da geht es ja um die Gesamtkonstitution.

Das ist nicht banal, sonder eine sehr gute mögliche Erklärung!

ABER:
ich habe zwar keine Kinder, spreche aber aus eigener Erfahrung. Manchmal müssen Eltern „einfach“ mal eine Entscheidung treffen, ohne diese mit den Kindern bis ins Detail auszudiskutieren.
Den Placebo-Trick eurem Kind gegenüber zu kommunizieren war ein Fehler und nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und ihr müsst euch etwas neues ausdenken.

Als Grundschülerin hatte ich aufgrund der schweren Krankheit meiner Mutter jeden Abend psychosomatische Bauchschmerzen. Dagegen half nur ein Stück Zucker mit bestimmten Tropfen.

Die Tatsache, dass meine Familie mir ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch ein Stück Zucker mit einigen Tropfen Wasser gab, habe ich erst Jahrzehnte später erfahren. Das war auch gar nicht schlimm, denn mir war ja trotzdem geholfen worden.

Also bitte, macht euer Kind nicht kirre, indem ihr alles mit ihm ausdiskutiert. Ich denke, damit schadet ihr der Situation noch mehr. Denn damit zeigt ihr eurem Kind auch, dass ihr ratlos seid und verunsichert es noch mehr. Ein Kind wünscht sich von seinen Eltern Lösungen und nicht noch mehr Verunsicherung.

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Ich kenne diese Symptomatik selber von mir.
Hatte mit 20 selber psychosomatische Belastungen.
Dadurch hat sich eine Hypochondrie gebildet.

Mir hat hier nur eine Therapie geholfen.
Man entwickelt die Angst vor der Angst, und geht zu „vorsichtig“ durchs leben.
Man nimmt keine Medikamente mehr weil man Angst hat es würde es nur schlimmer machen etc.

Dadurch verbaut man sich selber den Weg zu besseren Dingen.

Vielleicht kriegst du deinen Sohn dazu mit einem Kinderpsychologen zu reden, das kann helfen. :blush:

Viele Grüße
Chris

Er hat noch nie davon erbrochen, das vermute ich eher nicht. Es ist bei ihm eher so, dass wenn er 1x etwas negatives erlebt hat sich das in seinem Kopf festsetzt und dazu generell ohne Medis eine starke oppositionelle Trotzhaltung besteht. Den Placebotrick mussten wir aus der Not heraus kommunizieren, weil er morgens keine Lust mehr hatte überhaupt etwas zu sich zu nehmen, nicht mal Wasser und erst in der Schulpause essen wollte und wir können es schlecht mit in die Schule geben. Wir versuchen nun vermehrt mit Klarheit, Entspannung & Belohnungen zu arbeiten. Es stimmt schon, wenn wir keine Struktur & Lösungen vorgeben, dann wird alles nur noch unsicherer.
Einen Kinderpsychologen habe ich angefragt, allerdings ist das momentan on top zu der Ganztagsschule ziemlich viel für ihn!

Das finde ich sehr gut! Wie gesagt, ich gehe immer nur von mir aus und von Erfahrungen, die wir als Kinder einer anderen Generation gemacht haben.
Versteh mich bitte nicht falsch; ich finde es gut, dass man auf die Befindlichkeiten der Kinder und Jugendlichen heute mehr Rücksicht nimmt.

Aber auch hier gilt das ABER: Kindern tut es sicherlich auch nicht gut, wenn sich alles um ihre Befindlichkeiten dreht und jeder Pups, der quer sitzt, thematisiert wird.
Es ist für euch als Eltern sicherlich schwierig, da den Mittelweg zu finden, aber manchmal muss man Kinder einfach mal „sein lassen“, damit sie wieder zu sich finden. Kinder haben einen untrüglichen Instinkt dafür, wenn es darum geht, Grenzen in ihrem eigenen Interesse zu verschieben.

Wenn man Trotzphasen auch noch durch zu viel Aufmerksamkeit unterstützt, hilft man dem Kind nicht, sondern es hat meistens den gegenteiligen Effekt.

Ich war auch ein sehr trotziges Kind, das sich nur um sich selbst drehte. Als ich dann in ein Internat kam, waren da dort noch sehr viele andere Kinder und ich musste mich selbst durchboxen. Ich musste erkennen, dass ich meine Launen nicht mehr durchsetzen konnte und nach und nach habe ich mich der Situation angepasst. Die Bauchschmerzen waren dann auch irgendwann verschwunden.