Ratlos/ weiterführende Schule

Hi,
ich bin schon länger stille Mitleserin. Ich habe meine Diagnose seit Mai diesen Jahres. Ich versuche gerade Termine für meine beiden Kinder zu bekommen. Es haben - wie ich mittlerweile erkenn - beide Anzeichen.

Wir haben jetzt die Empfehlung für meinen Sohn bekommen. Es ist eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung. Versteht mich nicht falsch, das finde ich super!.

Mein Problem ist, das der Lütte gern zu seiner Schwester auf die Schule möchte, er redet seit der 1. Klasse von nix anderem. Diese nimmt allerdings nur mit voller Empfehlung auf.

Im Gespräch mit der Lehrerin hat diese diverse Male erzählt, das er weit hinter seinen Möglichkeiten liegt. Problem ist, das er im Unterricht halt unregelmäßig mitarbeitet und sie das Gefühl hat, er hört nicht zu und ist immer abgelenkt.

Bis zum ersten Halbjahr der 3. sagte sie immer, sie würde sich keine Gedanken machen. Im 2. Halbjahr hiess es dann plötzlich, müssten wir mal abwarten. Dieses Jahr hatten wir bis auf das Empfehlungsgespräch gar kein Gespräch. Ich war daher etwas verwundert, das sie meinte, es würde die letzten Monate nicht so toll laufen. In den Noten spiegelt es sich nicht. Er schreibt überwiegend 2, mal ne eins, selten eine 3. Daher war ich etwas überrascht.

Ich habe vor den Sommerferien mit ihr gesprochen, das ich meine Diagnose frisch habe und vermute, das bei meinem Sohn eine Form des unaufmerksamen Typs vorliegt. Jetzt hat sie ihn immer wieder nach ganz hinten gesetzt. Was natürlich nicht so hilfreich ist. Sie sagte sie ist sich nicht sicher, ob er nicht kann oder nicht will. Also nicht arbeitet, weil er nicht will, da es an anderen Tagen ja gut klappt.

Wir sind so verblieben, das Sie die nächsten Tage sehen möchte, das er die Aufgaben in der Schule erledigt und dann haben wir jetzt in 2 Wochen nochmal ein Gespräch, sie könnte aber nix versprechen. Ich finde das Angebot wirklich toll.
Ich habe nur so eine Angst, das wir dem Lütten jetzt Hoffnung machen und in 2 Wochen heißt es, war doch nix.

Ich hatte ihr jetzt noch ein paar Anregungen gegeben, wie nach vorn setzen, Augenkontakt, Hand auf die Schulter legen etc. Natürlich ist es für sie ohne Diagnose schwierig. Ich werde aber das Gefühl nicht los, das der „genervt“ Faktor mittlerweile so hoch ist, das eine positive Veränderung gar nicht gross auffallen würde. Es ist ja auch aufreibend, mit so einem Sturkop zu arbeiten.

Ihr seht, es treibt mich um, weiß auch nicht, ob ich es verständlich ausgedrückt habe. Es musste einfach raus, sonst platzt mein Kopf.

Wenn wir der Meinung wären , er würde es nicht schaffen oder es wäre hier nur Stress, würde ich gar nicht auf die Idee kommen, ihn an diese Schule anmelden zu wollen.

Sie kennt sich leider nicht aus mit ADHS/ ADS. Was nicht schlimm ist, bis ich auf meine Diagnose „gestoßen“ bin , war es bei mir ja auch ein langer Weg und für mich immer das Bild des „zappelnden Jungen“ gewesen.

Habt ihr Tipps für Argumente oder Erfolgsgeschichten?

Lieben Dank für zuhören :slight_smile:

Nic

Hallo @NicAdahS und herzlich willkommen bei uns. Verstehe ich das richtig?

Er möchte zu seiner Schwester aufs Gymnasium
Die Schule ist nicht vollständig der Meinung, dass er es packt aber die Noten sind überwiegend gut?

Kommt mir sehr bekannt vor.
Ich habe keine eigenen Kinder, daher bin ich vorsichtig was ich schreibe, aber ich habe damals ähnliche Erfahrungen gemacht.

Meinst du hier Tipps, wie man der Lehrerin begegnen soll oder eine Meinung zu dem Thema generell?

Finde es aber gut, dass du die Diagnostik bei ihm angehen willst.

Lg Daydreamer

Hallo @NicAdahS wenn die Empfehlung fürs Gymnasium für Deinen Sohn eingeschränkt ist, also dann würde ich persönlich, wäre ich an Deiner Stelle, ehrlich gesagt darauf verzichten Druck auf mein Kind auszuüben damit das Kind trotzdem probieren sollte es irgendwie aufs Gymnasium zu schaffen.
Ich habe keine Ahnung wie das in Deutschland ist, aber bei uns in der Schweiz ist es so das sich nach dem Übertritt ins Gymnasium schon im ersten halben Jahr auf dem Gymnasium zeigt wer mit den Anforderungen klar kommt oder sonst relativ schnell wieder raus fliegt.
Und dann lieber gut durch die Sekundar Schule kommen statt vom Gymnasium zu fliegen, oder sich mit Mühe und Not durch’s Gymnasium quälen zu müssen, was dann auch trotz Methylphenidat zu einer Tortour wird.
Und nur auf’s Gymnasium zu wollen weil die Schwester dort ist, sieht für mich persönlich ehr danach aus das der Sohn denkt das er sich im Vergleich mit der Schwester dann als Loser sieht, vielleicht weil er denkt das er dann weniger Wertschätzung erfährt als seine schulisch erfolgreichere Schwester.
Und das zum Beispiel dann im Gymnasium die Lehrer die Zeit hätten um den Sohn immer in die erste Reihe zu setzen und mit ihm ständig Blick Kontakt herstellen oder ihm sogar noch die Hand auf die Schulter zu legen, solche Gedanken oder Hoffnungen würde ich an Deiner Stelle getrost so schnell als möglich wieder vergessen.
Bei uns in der Schweiz wird im Gymnasium selbständiges Arbeiten voraus gesetzt, die Schüler müssen also eine gewisse Reife mitbringen, ansonsten werden sie es ehr sehr schwer haben oder überhaupt nicht schaffen.

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Ich weiß nicht, ob Du jetzt nochmal hier reinschaust, aber ich schreibe trotzdem mal was.

Das Problem ist, dass Ihr keine Zeit mehr habt, mit Medikamenten und/oder Therapien das schulische Verhalten Eures Sohnes positiv zu beeinflussen, um eine vollwertige Gymnasialempfehlung zu bekommen. Der Zug ist leider abgefahren, und man muss schauen, was mit der eingeschränkten Empfehlung machbar ist.

Ich gehe davon aus, dass Du einschätzen kannst, ob Dein Sohn ein Gymnasium schaffen würde.
Bis zur Oberstufe halte ich das, ehrlich gesagt, in Deutschland mittlerweile für nicht mehr so sonderlich schwierig, abgesehen von Bayern, aber ich vermute, dass Ihr da nicht wohnt, so wie Du schreibst.
Mittlerweile wechseln über 40% eines Jahrgangs auf ein Gymnasium. Da sind viele eher mittelmäßige Schüler dabei, die bei uns damals (NRW) nicht bis in die 9. Klasse gekommen wären. Das sehe ich an der 9. Klasse unseres Sohnes (auch NRW).

Daher würde ich an Deiner Stelle zusehen, dass Dein Sohn an einem anderen Gymnasium unterkommt und davon ausgehen, dass das mit Therapien/Medikamenten funktionieren wird.
Die Gesamtschulen sind hier vom Niveau her deutlich unterhalb der Gymnasien. Außerdem braucht man da Ellenbogen und Haare auf den Zähnen. Für sensible ADS-Kinder, die oft zur Zielscheibe werden, ist das nichts.

Lehrer kennen sich leider selten mit AD(H)S aus. Außerdem sind viele Kinder in den Klassen, die aus diversen Gründen besondere Aufmerksamkeit bräuchten. Bei 25 bis 30 Kindern kann ein Lehrer das nicht leisten.
Da hat man am besten ein Schreiben von einem Therapeuten, wo drauf steht, dass das Kind vorne sitzen soll und andere Dinge, die es braucht.
Ansonsten wird man leider öfter nicht ernst genommen.

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Mein Sohn hat sich in der Grundschule ziemlich schwer getan. Die großen Klassen waren gar nicht seins. Er hatte ne gute Auffassungsgabe, konnte sein Wissen aber nicht entsprechend auf´s Papier bringen. Dazu kam dann noch ne LRS. Es zeichnete sich schon ab, dass er an einer Regelschule untergehen würde. Er war auch eher still und verträumt, vom Sozialverhalten her ziemlich fit. Er ging dann zur Montessorischule. 2 standen zur Auswahl, eine mit einem sehr guten Ruf, eine mit eher mittelprächtigem Ruf. Er schaute sich beide Schulen an und wollte dann unbedingt auf die mittelprächtige. Da kam er dann auch hin. Erst gab es ein paar Bedenken, weil es hieß, die Schüler:innen müssten schon ein gutes Maß an Selbsorganisation mitbringen, davon war der kleine Träumer Lichtjahre entfernt. Aber vom ersten Tag an war es sein Ding: kleine Gruppen aus 2 Schuljahren (die ältern kümmerten sich um die jüngeren), viele Projekte, in welchen Schuljahren welche Fächer gemacht wurden konnten sie selbst entscheiden, Unterricht bis Nachmittag aber keine Hausaufgaben, Schulsachen blieben in der Schule, keine Noten dafür superausführliche Beurteilungen mit viel Wert auf soziale Entwicklung, tolle Beziehungen zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen, man duzte sich und die meisten Lehrkräfte hatten Spitznamen. Vor dem Quali ließ mein Sohn sich diagnostizieren und erhielt Medikinet. Das nutzte er für die Prüfungen und danach noch für die Prüfungen zur mittleren Reife. Er kam mit viel Selbstbewusstsein aus der Schule und befindet sich nun im 3. Jahr der Erzieherausbildung. Die macht ihm auch richtig Spaß. Dazu macht er Fachabi und dann will er Psychologie studieren. Das kriegt er auch hin.

Es kostet natürlich Geld. Ich bin dafür vom Tag- in den Nachtdienst gewechselt, mit dem Nebeneffekt, dass diese Arbeit meiner ADHS viel mehr taugt, als die vorherige. Schulgeld zahle ich natürlich keins mehr und mittlerweile auch keinen Unterhalt, aber ich bleibe im Nachtdienst und nutze die finanziellen Möglichkeiten um mich nebenher fortzubilden.

Mein Fazit: Mein Sohn wusste damals gleich, was die richtige Schule für ihn war. Mit nem Dopaminhaushalt der von der Wand bis zur Tapete reicht, ist das ja auch irgendwie logisch. Die Schulform ist für die „Karriere“ erstmal zweitrangig, jeder Abschluss kann nachgeholt werden. Für das, was er jetzt macht, habe ich damals 12 Jahre gebraucht (vom Realschulabschluss bis zur erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung). Für mich war die gesamte Schulzeit nur Horror und danach wurd´s erst richtig schlimm. Bin so froh, dass ihm das erspart blieb. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich nur empfehlen: Schaut euch verschiedene Schulen an und lass deinen Sohn zumindest mit entscheiden. Er sollte sich gleich wohl fühlen, sonst wird´s wohl schwierig.

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Hm, bin ehrlicherweise zwiegespalten. Ich verstehe dass Eltern ihren Kindern den Weg in die Zukunft ebnen und alle Chancen nutzen möchten.

Ich finde aber auch, manchmal macht man unbewusst vielleicht Kindern zu viel Druck und das Gymnasium ist auch nicht das Nonplusultra eines glücklichen Lebens.

Es gibt so viele tolle Berufe, bei denen man mit Ausbildungen erfolgreich sein und ein glückliches zufriedenes leben führen kann .
Daher weiß ich nicht ob das vielleicht zu viel Druck sein könnte für den Kleinen.

Ich sollte früher auch unbedingt aufs Gymnasium und ich war so unglücklich dort , ich habe kaum gelernt, es ist ein Wunder dass ich sehr gut durchs Abi gekommen bin.

Man muss nicht zwangsweise auf ein Gymnasium und studieren. Die Universitäten sind völlig überlastet und der Bachelor ist heutzutage so etwas wie eine Ausbildung früher.
Es muss nicht jeder Mensch Arzt und Anwalt werden es gibt so viele tolle Berufe qauch im Handwerk wo Menschen sich ganz ganz toll entfalten können und ein wunderbares Leben führen können.

Vielleicht lohnt sich ja auch einmal ein Perspektivwechsel und auch der Blick einer neutralen außenstehende Person? Familienberatungen, die da noch mal ganz anders draufschauen können sicher sehr wertvoll sein.

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@NicAdahS Hier 1 Kind Gymnasiumempfehlung, wollte aber auf Gemeinschaftsschule (nach Schnuppertag), ist dort glücklich und macht, wenn es so weitergeht, „trotzdem“ Abi. Und zwar G9, was ich besser finde.

Das 2. Kind ist sehr neurodivers inkl LRS, hat nach dem Lernen eine 6 im Diktat, dafür sprachlich einer der Klassenbesten, in Mathe kann es Sachen erklären die erst in 3 Jahren in der Schule dran kommen würden. Geht wenn es so weit ist auf og. Schule.

Ich bekomme situationsbedingt regelmäßig mit, dass Eltern das Gymnasium wählen, dann in Klasse sechs bei der Gemeinschaftsschule anflehen ob das Kind aufgenommen werden kann, was dann nicht immer klappt. Das Kind ist dann schon von der „Niederlage“ geprägt und braucht länger um sich davon zu erholen.

Wir sollten unsere Unterschiede akzeptieren und den passenden Weg wählen, statt wie Aschenputtels Stiefschwester die Zehen abhacken damit der Schuh passt.

Dieses Bild ist für mich „typisch Gymnasium“:

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