Ritalin am Anfang super, verfalle wieder in alte Muster

Hallo zusammen,

kurz zu mir:
Ich habe Anfang des Jahres mit 29 meine ADHS Diagnose bekommen. Die größten Probleme habe ich mit meiner Konzentration, dem Prokrastinieren, Gefühlsregulation und der riesigen Überwindung Dinge anzugehen die nicht in meinem Interesse Gebiet liegen.

Ich bin nach der Eindosierung bei 20-20-(10) gelandet. Die 10 Abends eigentlich nur, wenn ich Nachtschicht habe. Bin bis Dato auch gut damit klar gekommen.
Meine Konzentrations- sowie sozialen Fähigkeiten haben sich total verbessert und ich habe auch „meine Innere Mitte“ wiedergefunden.

Ich merke aber langsam, das sich alte Verhaltensmuster wieder einschleichen, meine Kaffee Sucht wird wieder stärker, ich komme morgens nicht aus dem Bett, meine Motivation ist wieder viel schlechter und die Konzentration springt auch wieder viel mehr von Thema zu Thema.

Hatte jemand einen ähnlichen Effekt? Ich würde die Dosis ungerne Monat für Monat erhöhen, zumal ja irgendwann auch die max. Dosis erreicht ist.

Ich habe von einem Freund, welcher auch ADHS hat, gehört dass Elvanse super sein soll.

Hat da jemand Erfahrung, ist ein umstieg Sinnvoll?

Vielen Dank schonmal für eure Antworten und liebe Grüße
Nick

Hallo und herzlich willkommen,

du musst nicht immer wieder erhöhen. Nach ein paar Monaten erlebten viele von uns ein Nachlassen und mussten einmal (!) ihre Dosis erhöhen. Das wiederholt sich dann aber nicht mehr.

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Wie lange nimmst du es schon?
Hast du evtl das Präparat gewechselt?
Könnte es auch zyklusbedingt sein ?

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Moin,

erstmal Danke für die Antworten.

ich nehme es jetzt seit ca 4 Monaten.

Nehme seit Beginn Ritalin Adult zuerst die 10mg Kapseln und jetzt 20mg.

Zu Beginn bin ich mit 10mg gestartet, das ging die ersten zwei Wochen. Das war auch soweit ok, außer das nach ca 4 Std Schluss war. Nach Rücksprache mit meiner Psychiaterin bin ich dann auf 20-0-0 hatte dann richtig das Gefühl Motivierter zu sein und vorallem war es kein Kraftakt mehr Dinge zu erledigen und ich konnte meine Gedanken lenken und Gedanken verfolgen (was am Anfang Wahnsinn war :smiley: ) aber auch das nur 4-4,5Std Bin dann auf 20-20-0 und bin da bis auf die Nachtschichten super mit klargekommen.
20-20-0 mach ich ca. seit 2,5 Monaten. Seit 2 Wochen merke ich aber wieder eine deutliche Verschlechterung bei gleichbleibenden Umständen und ich verstehe nicht so richtig woran das liegen könnte.

Wie alt bist du denn und hast du evtl in der Ernährung / Getränke oder Suplemente was geändert oder zugefügt ?
Isst und trinkst du ausreichend ?

ich bin 30, meine Ernährung ist gleich, Trinke ausreichend und mache sonst auch alles wie vorher, deswegen verstehe ich es auch nicht.. Eine Toleranz baut man ja auch eher selten auf, wenn ich das richtig nachgelesen habe…
Vielleicht ist es wirklich einfach nicht das richtige Medikament für mich?

Wie gesagt, das ist noch keine echte Toleranz, davon würde ich eher sprechen, wenn das erste halbe Jahr vorbei ist und man immer wieder steigern müsste.

Das ist eher die körperliche Gewöhnung, so wie eine Tasse starker Kaffee jemand, der Koffein absolut nicht gewöhnt ist, aus den Schuhen hauen kann, anders als wenn man das jeden Tag trinkt. Ich vermute stark, du musst jetzt einmal erhöhen (vielleicht auf 30 - 20?) und dann viele Jahre nicht mehr.

Apropos Kaffee- die Kombination mit MPH tut Manchen von uns nicht gut.

Danke euch für die Antworten, ist für die erste Einschätzung echt Hilfreich gewesen.
Werde dann mal mit meiner Psychiaterin sprechen und weiter schauen und Probieren bis ich die für mich Beste Lösung gefunden habe, ist für mich vieles noch Neuland!

Zum Thema Kaffee, ich habe da bis vor den besagten 2 Wochen keine Tasse getrunken. Durch die verminderte Wirkung der Medikamente schreit mein Körper förmlich wieder danach, was vorher überhaupt nicht mehr der Fall war. Spielt da aber vielleicht auch mit rein, werde Ihn jetzt erstmal wieder ganz weglassen.

Hallo Nick,
ich teile hier gerne mal „kurz“ meine Erfahrung. Ich (m, 28) nehme seit gut 2 Monaten Methylphenidat und ich konnte das gleiche feststellen wie du. Nach einem Monat erhöhte ich von 10-10-(10) auf 20-10-(10), da ich bei nur 10mg nichts wirklich spürte. Bei 20mg war es dann plötzlich, als würde jemand die Dunstabzugshaube ausschalten und das Rauschen/der Nebel verfliegt. Ich war so richtig anwesend und habe es geliebt. Seit 1-2 Wochen habe ich allerdings mehr und mehr das Gefühl, dass die Wirkung nachlässt und ich diesen Effekt nicht mehr spürte. Meine wirren Gedanken kamen zurück und wurde wieder leichter ablenkbar. Ich habe daher nach Absprache mit meiner Psychiaterin noch einmal erhöht und nehme nun seit ein paar Tagen 30-20-10. Hierzu ein paar Beobachtungen von mir:

  1. Je nach dem, wie spät mein Tag beginnt oder wie schlecht ich geschlafen habe, verändert sich auch die notwendige Dosis. Stehe ich vor 9 Uhr auf und beginne den Tag, dann macht die 30mg absolut Sinn. Schlafe ich allerdings mal aus, dann ist es dennoch ratsamer, mit 20mg zu starten. Zusätzlich gibt es natürlich noch weitere Faktoren wie bspw. Ernähurng, die den Dopamin-Haushalt beeinflussen.
  2. Bei jeder Erhöhung gab es bei mir eine kurze Phase, wo sich der Körper an die neue Dosis gewöhnt. Bei 20mg dachte ich zuerst, ich wäre überdosiert, weil ich ein richtiges Kribbeln spürte. Nach ein paar Tagen legte sich das Gefühl und die Wirkung war verlässlich stabil. Aktuell beobachte ich das bei der 30mg erneut. Hier hilft Essen vor der Einnahme, um den „Kick“ zu Beginn erträglicher zu machen.
  3. Je höher die Dosis, desto länger ist auch die Wirkung (bei mir). Das ist natürlich nur meine Beobachtung, aber ich war bei meiner jetzigen Erhöhung auf 30mg etwas naiv und habe meinen gewohnten Abstand von 4,5 Stunden beibehalten. Nun merke ich den 3. Tag in Folge, wie ich nach der zweiten Dosis mit 20mg übelst kribbelig werde, Gedanken rasen, Herzklopfen und Stimmungsschwankungen - quasi wie nach nem doppelten Espresso. Erst jetzt kam mir die Erkenntnis, dass ich die 20mg viel zu früh genommen habe und mich unbewusst überdosiert habe. Ich wäre hier sehr vorsichtig und würde mich bei jeder neuen Dosis nochmal rantasten, wie lange die Wirkungen wirklich hält. Vor allem weil…
  4. …Kaffee und Methylphendiat sind eine explosive Mischung (wurde hier ja auch schon erwähnt). Zu Beginn meiner Eindosierung hatte ich komplett auf Kaffee verzichtet, um meinen Eindruck nicht zu verzerren. Mittlerweile greife ich bei extrem starker Müdigkeit sporadisch zu einem Kaffee am Morgen, wobei ich mich immernoch häufig frage, ob ich einen Kaffee brauche, oder höher dosieren muss… An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich beim Thema Kaffee aus dem ADHS Raster falle und schon immer eher neurotypisch auf Kaffee reagiert habe. Daher nur der Tipp, vielleicht erstmal komplett auf Decaf umzusteigen. Der Placebo Effekt wirkt auch hier tatsächlich mehr als man glauben mag. :smiley:

Vielleicht kannst du ja etwas wertvolles für dich mitnehmen. Bei Fragen gerne melden. :slight_smile:

Hallo Muc,

danke dir für deine ausführlichen Erfahrungsbericht!!!
Das was du beschreibst trifft meine Situation wirklich zu 100%.

Hätte ich deine Antwort mal etwas früher gesehen… Ich hatte heute einen Termin bei meiner Psychiaterin und war, wie typisch für mich mal wieder zu ungeduldig und teste jetzt die nächsten 30 Tage Elvanse 50mg. :upside_down_face:

Bin mal gespannt, wie das für mich ist und ob es mein Hauptproblem des Aufschiebens und Aufraffens löst oder ob ich dann wieder bei Ritalin lande…

Vielleicht habe ich auch zu hohe Erwartungen an die Medikation, dass es ein kompletter Problemlöser ist.. Ich bin gespannt..

Ich werde Berichten :smiley: :victory_hand:

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Hey,

zum Thema Kaffee kann ich auch berichten.

Ich hatte auch eine Phase (bevor ich wusste, dass dringend davon abgeraten wird während der Eindosierung Koffein zu sich zu nehmen), in der ich Kaffee auf Medis getrunken habe und es mir dann immer kurz richtig gut ging. Auch ohne Kaffee habe ich durch die Medis einen weniger stabilen Schlaf bekommen und gerade mit Kaffee haben sich dann meine Schlafprobleme weiter verstärkt, sodasss ich ein umso stärkeres Verlangen hatte mich am nächsten Morgen mit Kaffee hochzupuschen (was mit den Medis eben auch sehr gut ging).
Das Problem war dann auch dass ich dadurch auch das Gefühl bekommen habe, dass die Medis ja gar nicht mehr so viel machen (ohne Kaffee).
Als ich den Teufelskreis erkannt hab, hab ich dann strikt mit Koffeein aufgehört, auch wenn es manchmal schwer fällt weil mein Gehirn jetzt weiß wie gut es mir immer kurz auf Kaffee mit Medis geht. Vorher hatte ich mit Koffeinsucht nie so Probleme, doch auf Medis passiert es jetzt sehr viel schneller.

Ich kann es mir vielleicht so erklären, dass Stimulanzien und Kaffee sich bei mir gegenseitig pontenzieren und eine überstimulation mit Dopamin bewirken. Dann reagiert das Gehirn mit der Bildung neuer Rezeptoren, sodass dann ohne den Kaffee ein Mangel da ist, also die ADHS-Symptome auch stärker werden.

Es hat sich jedenfalls dann Teilweise schon viel mehr wie ein Rauschzustand angefühlt.

Weiss ja nicht ob das bei dir auch das Problem ist, aber vielleicht kannst du dich ja in meiner Erfahrung wiederfinden.

Allgemein hängt mein Gefühl, dass die Medis mir helfen auch sehr stark von Stress uns Leistungsdruck ab. Als würden sie einem immer wieder sagen ‚Du kannst uns nicht als doping benutzen‘. Trotz Medis sind die mentalen Kapazitäten eben begrenzt und werden ja eher verfügbarer als dass sie mehr werden. Heißt, auch mit Medis muss man eben genau die Dinge tun, die auch neurotypische Menschen tun um im Alltag klarzukommen. Eine Balance finden, Entspannung finden, sich abgrenzen und ‚nein‘ zu Dingen sagen, Sport machen, sich gut ernähren, bla bla.
Und wenn ich diese Balance nicht finde, dann merke ich auch die positiven Wirkungen der Medis weniger.

Viel Erfolg weiterhin!

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