Rsd/Oppositionelles Verhalten bei Erwachsenen oder einfach Selbsterhaltung?

Hi ihr Lieben,

ich wollte Mal fragen, ob es jemandem außer mir so geht, dass ihr oppositionelles Verhalten habt…
Ich frage mich ob es Rsd ist oder woher das kommt.

Ich rassle regelmäßig in meinem Arbeitsleben mit Vorgesetzten zusammen, weil es häufig einfach so ist, dass sie a sagen und b machen… das kann ich mir durch meinen Autismus ganz ok erklären, aber gleichzeitig passieren auch Dinge wie folgende:

Ich spreche offen über die gesundheitlichen Einschränkungen und es wird mir ein leidensgerechter Arbeitsplatz versprochen und dann nix eingehalten. —> natürlich bin ich entsprechend sauer und fordere das ein

Mein Chef erkennt meine Berufserfahrungen nicht an und bezahlt mich schlechter als er muss → beantrage daraufhin (aus reinem Trotz) Grundlagenfortbildungen die Zeit und Geld kosten, weil ich als Berufsanfänger eingestellt wurde

Es gibt so viele Beispiele, wo ich dann einfach sehr direkt sage, dass ich mich nicht verarschen lasse… Ist das dann schon oppositionelles Verhalten oder einfach gesundes Selbstbewusstsein?

Mir passiert das leider immer wieder in Arbeitsverhältnissen und ich werde langsam so alt, dass ich mir das nicht mehr „leisten“ kann…
Gibt es Medikamente dagegen oder Skills, die man nutzen kann?

Danke im voraus.

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Hey @0nomatopo3si3

Ich denke, das ist eindeutig RS. Ich habe den Eindruck, dass du das, was dein Arbeitgeber oder dein Vorgesetzter sagt, möglicherweise anders aufnimmst und sensibler darauf reagierst. Das ist etwas, das oft mit AD(H)S in Verbindung gebracht wird – ich kenne das auch aus eigener Erfahrung.

Schau mal hier ist es anschaulich erklärt, Auch im Hinblick auf oppositionelles Verhalten, vielleicht findest du dich wieder und es hilft dir.

Liebe Grüße von Lea

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Ich persönlich denke das ein opositonelles Denken bereits in der Vergangenheit der Menschheits Geschichte, und ebenso aber z.T. auch bis heute, je nach dem wo man lebt, oder um welches Thema es geht, schon immer brandgefährlich war.

Heisst schon immer ein heisses Eisen für jeden war der sich der vorherrschenden Macht nicht fügen wollte, und z.B. eigene Gedanken hatte, auch dann wenn er oder sie seine eigenen Gedankengänge eigentlich zum Wohle aller einsetzen wollte, und dann wie die Geschichte zeigt, sehr oft zum Schweigen gebracht wurde.

Und das in den meisten Fällen ganz einfach nur deshalb weil diese Person, oder Personen, ihre eigenen Ansichten hatten und sich nicht vollständig unterwerfen wollten, schlussendlich egal um was es ging, und dann mit dragkonischen Massnahmen zum Schweigen gebracht wurden, oder z.B. wie im Mittelalter, unter Folter zum Widerruf ihrer Ansichten gebracht wurden, und aber falls die Folter nichts gebracht hatte, kurzerhand oft grausam hingerichtet wurden.

Wie auch immer, jedenfalls ist es mehr oder weniger auch heute nicht anders z.B. an einem Arbeitsplatz, entweder man erfüllt die Anforderungen die an einen gestellt werden, oder man spürt die Folgen seines Ungehorsam.

P.s. ich bin jetzt müde, schaue jetzt mit meinem Freund zusammen noch die Serie der Tudors fertig, gute Nacht und schlaft alle gut, habe die zwar schon mal gesehen, aber habe leider schon viel davon schon wieder vergessen.

Ich denke bei dir ist es Beides , denn wenn was nicht fair und in Ordnung ist oder es Zusagen gab , die nicht eingehalten werden ,sollte man für sich einstehen. Trotzreaktionen zählen da natürlich nicht so zu .:sweat_smile::wink:
Es gibt ja unter uns auch den PeoplePleaser, der wiederum zu viel mit sich machen lässt.

Mit hilft die Medikation in Beiden Fällen , weil ich nun öfter bedachter an die Sachen rangehe , oder bevor ich reagiere mich mit jemanden austausche .
Zunächst nachdenken und dann reagieren gelingt mir unter Medikation besser aber halt auch nicht immer. Aber wir sind nunmal auch so.

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Ich finde das manchmal schwierig. Mir wird auch bereits seit der Kindheit immer wieder oppositionelles Verhalten vorgeworfen. Und ja zugegebenermaßen bin ich oft anderer Ansicht über gewisse Themen, Aussagen und und und. Und ja ich sage es dann häufig auch.

Nur wie oft habe ich es schon erlebt, dass durchaus einige meiner Meinung waren, nur wenn es dann drauf ankam diese unter deutlichen Loyalitatsproblemen litten und einen Rückzieher gemacht haben und ich schlussendlich allein da stand und eben die war, die oppositionelles Verhalten zeigt.

Oft stelle ich auch fest, dass ich häufig das Gefühl habe, dass ich mich versuchen muss über die Masen anzupassen, um eben nicht anzuecken und andere sich aber irgendwie wenig Mühe geben wollen, sich meinen Besonderheiten anzupassen. Wenn ich dann frustriert reagiere. Bin ich am Ende halt wieder die mit oppositionellem Verhalten.

Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht auch häufiger mal ins Klo greife und auch hin und wieder gewisse Grenzen sprenge und besser mit meinen Emotionen umgehen müsste und mich manchmal ungeschickt ausdrücke und bei der zwischenmenschlichen Kommunikation durchaus auch noch Luft nach oben ist, nur bin ich durchaus Kritik fähig, bekomme nur einfach häufig auch viel davon und sehe es auch einfach als menschlich, dass ich dann ab einem gewissen Punkt versuche meinen Selbstwert zu schützen.

Ich für meinen Teil, kann mich aber sehr gut entschuldigen, wenn ich drüber war und Grenzen verletzt habe. Oft erlebe ich aber leider, dass wenn meine Grenzen verletzt wurden, ich keine Entschuldigung oder Erklärung erhalte. Und dann, wenn mich das frustriert, bin ich wieder die Oppositionelle.

Klar das kann alles meiner verschrobenen Wahrnehmung geschuldet sein und auf RS geschoben werden. Nur wenn ich das immer tue, in welchen Punkten darf ich dann überhaupt noch meiner Wahrnehmung trauen?

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Verlent man über die Jahre. Sollte man dran Abreiten wieder mehr zu vertrauen.

Mir hilft manchmal, so blöd es klingt, andere Erwachsene wie „Kinder“ zu behandeln und die merken es nicht einmal. Hilft mir nachsichtiger zu sein mit ihnen, darum geht’s mir. Gut oft bin ich aber auch selber eins, spiel aber gern den Erwachsenen. :grin:

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Meiner Erfahrung nach, begreifen einige Autisten ihre Welt logisch und faktisch. Wenn sich jemand nun unlogisch und gegen die Faktenlage verhält, weil die Person, nach ihrem Halbwissen oder Status agiert, reagierst du wie es viele andere im Autismusspektrum auch tun würden.

in dem Fall ist es kein oppositionelles Verhalten, sondern eine logische Reaktion auf die teils ableistische Umwelt.

Menschen werden „Be-Hindert“ an Teilhabe, in ihrer Kompetenz etc.

Medikamente gibt es wohl kaum, Skills, am Besten für deinen Chef :adxs_zwinker:

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Je nach Branche kann Berufswelt schon ziemlich autistenfeindlich sein, wenn Schaumschlägerei und Socializing wichtiger sind als das Arbeitsergebnis oder Qualität. Wahrscheinlich wird es bei Autisten auch häufiger versucht, sie auszunutzen und an ihnen etwas einzusparen. Stören tut es aber auch andere, z.B. Frauen.

Schlussendlich schwingt oft vermutlich beides mit:

  1. Ursprünglich eine reale Irreführung/Kränkung. Da finde ich schon, das sollte man nicht alles immer mit RSD abtun, sofern es Klärungsversuche gab.
  2. Darauf das mehr oder weniger zielführende Ausgleichsverhalten. Fortbildungen bezahlen lassen, die man nicht braucht, klingt jetzt nicht so ganz zielführend.

Solche oppositionellen Aktionen habe ich auch schon gemacht inkl. nicht zielführendem Verhalten, allerdings den Auftrag trotzdem erfolgreich durchgeführt. Ich sollte für das Audit zu einer Projektverlängerung im universitären Kontext jede Menge Powerpoint mit albernen Bullshit-Phrasen zusammenstellen, Vorträge auswendiglernen, alle waren total im Stress wegen diesem Mist und hatten sich komplett in Organisation überschlagen. Ich ging davon aus, dass ich so ein Projekt am überzeugendsten spontan vertreten kann, sofern wir alle inhaltlich darüber gut Bescheid wissen und uns argumentativ sicher bewegen können. Mein „Team“ sah das allerdings anders und hat mir mächtig Stress gemacht. Dabei waren die von ihrem Background her weiter als ich von den Profs weg, die das Audit durchführen sollten. Schon diese Situation hatte ich als extrem kränkend und als Verarschung empfunden, dass irgendwelche Verwaltungsleute mir Vorschriften machen sollen. Ich machte als Vorbereitung nur genau zwei Dinge:

  1. Das Projekt gut kennen (Ziele, Fortschritte usw.)
  2. Die Forschungsthemen der Profs recherchieren.

Im Gespräch lässt sich das Projekt dann nämlich gut auf das jeweilige Arbeitsgebiet hin darstellen und das hat am Ende auch sehr gut funktioniert. Den Rest der Vorbereitungszeit hatte ich (ganz oppositionell) mit Folgendem verbracht:

  • Mich über Powerpoint lustig machen
  • Noch dümmere Formulierungen einbauen, die Managerin hat es nicht mal gemerkt
  • Die Assistentin animieren, die Farben noch schriller zu machen („Es soll doch ordentlich thrillen“)
  • Bei den Generalproben gelangweilt rumsitzen, wo sich alle gegenseitig auswendig gelernte Argumente vorspielen
  • Aufgaben nicht erledigen und nur so tun
  • Je mehr Stress und Chaos die veranstaltet hatten, desto demonstrativer wurde meine zur Schau gestellte Tiefenentspannung.
  • Auf die unterschwellige Drohung, es würde damit ja auch um die Fortsetzung meines Jobs gehen, mit Gleichgültigkeit reagieren

Da war schon ein gutes Stück oppositionelles Verhalten dabei, weil ich denen einfach nur die Kränkung zurückzahlen wollte und ihnen zeigen, dass man mit Druck bei mir nichts erreicht.

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Ich will als „newcomer“ nur so am Rande erscheinen, weil ich noch nicht so viel persönliche Erfahrung mit der Behandlungen von ADHS-spezifischen Verhaltensweisen habe.
@tamaracha hat da als Psychologin eigentlich den besten Überblick, aber weil der TE explizit fragt, was man gegen oppositionelles Verhalten tun kann, mal anders gefragt:

  1. willst du denn wirklich nicht-oppositionell sein und es gelingt dir am Ende nicht (aufgrund von geringer Impulskontrolle, dass dir deine Mimik entweicht oder ein abgepisster Spruch entfleucht)?
  2. oder ist es eigentlich so, dass du weiterhin einer Veränderung möchtest und dich deshalb eigentlich gar nicht anpassen „kannst“ weil das unter Umständen auf dich wie ein „akzeptieren der Misstände“ wäre, gegen die du ja ankämpfen willst…?
    Ist Aufgeben vs Loslassen für dich ein Synonym für exakt das Gleiche?
    Ich tue mir sehr schwer damit, Dinge zu akzeptieren mit denen ich nicht einverstanden bin.

Unter meiner ADHS-Diagnose steht in Bericht zusätzlich noch „depressive Störung“ und „Anpassungsstörung“.

Die Frage ist, was dich am Ende des Tages mehr leiden lässt: das nicht-ausagieren deines Frusts und den dadurch vielleicht gleichbleibenden Bedingungen am Arbeitsplatz,
Oder dem permanenten Anecken, der etwaigen Sanktionierung des oppositionellen Verhaltens?

Um deine Frage zu beantworten:
Wenn es wirklich ersteres ist, dass du dich ‚gerne‘ (die Formulierung ist schräg) unterordnen würdest, dir aber deine Impulsivität einen Strich durch die Rechnung macht:

Es gibt in der Ergotherapie auch ADHS-Erwachsenengruppen mit Schwerpunkt auf Impulskontrolle. Vielleicht hilft dir auch die Anwesenheit von Gleichgesinnten, die noch mal andere Perspektiven mitbringen