Selbstmitgefühl/Selbstakzeptanz bei Überforderung/Probleme des Lebens

Hallo zusammen :blush:

Ich bin aktuell in der Klausurenphase und fühle mich wieder sehr gestresst und überfordert. Ich habe das Gefühl den Anforderungen dieser Welt einfach nicht gerecht werden zu können und auch dass ich die wichtigsten Fähigkeiten für ein erfolgreiches Leben einfach nie gelernt habe bzw. nicht entwickeln konnte.

Alles kommt mir so mühsam vor und ich brauche soviel länger als andere um Dinge zu schaffen und bin dabei soviel langsamer. Es ist wirklich anstrengend weil wir in dieser Leistungsgesellschaft leben und einem vermittelt wird, dass der eigene Wert u.a. von der Leistung abhängt und irgendwie wird mich dieses Gefühl auch nicht los egal wie sehr ich reflektiere, mich entwickele, an mir arbeite und mir bewusst mache, dass das natürlich nicht stimmt…

Ich bin eine sehr starke Person und habe bereits viel gemeistert aber ich mache das Studium in meinem eigenen Kopf viel zu wichtige und mache viel zu viel davon abhängig, dass ich es schaffen muss damit ich endlich auf eigenen Beinen stehen kann und finanziell unabhängig sein kann.

Mein Studium zu beenden wäre also nicht nur wichtig für meine finanzielle Zukunft sondern natürlich auch für meinen eigenen Selbstwert aber obwohl ich diese ganzen Dinge doch „weiß“ ist es trotzdem so präsent und das eigene Wissen darüber, gerät weiterhin so weit in den Hintergrund, das ich meistens wieder in diesem depressiven Modus bin.

Ich schlage mich zwar gut durch aber brauche sooooooviel länger als andere und bin natürlich so frustriert. Das ich dabei natürlich extrem selbstkritisch werde und die „Schuld“ bei mir suche, tut dementsprechend den Rest.

Diese heutige Welt ist für ADHSler einfach anstrengend und es ist eher Normalität zu arbeiten bis zum Burnout, das nennt man dann wohl „erfolgreich“ sein.

Also rational weiß ich das es der größte Bull*shit ist aber irgendwie bekomme ich diese Tatsache noch nicht ganz verinnerlicht. Mir fehlt es massiv an Selbstmitgefühl und das ich ruhig stolz sein kann auf alles was ich bisher geleistet habe unter diesen Umständen.

Habt ihr Selbstmitgefühl mit euch selbst?
Wie genau erinnert Ihr euch daran, das der eigene Wert nicht von einem Studium, Arbeit, Erfolg etc. abhängt.?

Einen schönen Abend :slight_smile:

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Vielleicht findest Du hier ein paar Ressourcen:

Ich habe mich damals manchmal mit einem „um zu“-Trick einfangen können: Selbstmitgefühl ist ein guter Weg, seine sieben Sinne beisammenzuhalten, so dass sich ein Umlernen und Abstellen der Selbstvorwürfe auch schon allein strategisch lohnt, „um stabiler durch die Klausuren zu kommen“. Gutes Gelingen.

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Vielen Dank für deine Antwort und für den Link. Ich werde die Übungen ausprobieren :slight_smile:

Kristin Neff sagt mir was… Sie soll gute Bücher über diese Thematik geschrieben haben. Klingt vielversprechend.

Selbst Mitgefühl?, Hm?, zum einen wurde mir persönlich sowas „ausgetrieben“, weil: schwach, und schwach darf man ja nicht sein.

Zum anderen, bin ich wahrscheinlich so darauf „konditioniert“ worden, das: Schwach=Sch**sse, keine Option ist, ich demzufolge Quasi einer Gehirnwäsche unterlegen bin, die „schwach sein“, nicht zulässt.

Demzufolge kann ich meine „echten“ Gefühle nicht spüren, und wenn, dann unterdrücke ich sie, negiere sie, bis sie so weit von mir entfernt sind, als seien das nicht meine eigenen Gefühle, als stände ich neben mir.

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Meine Mutter hatte mir mal vorgehalten das ich „sentimental“ sei, zu verträumt, sensibel, „zu gut für diese Welt“, da war ich noch ein Teenie, vielleicht 14, ich weiss es nicht mehr genau.
Jedenfalls sagte sie mir auch, das ich genau wie mein Vater sei, was in ihren Augen „schlecht“ war, denn sie machte meinen Vater, für alles was in ihrem Leben „schlecht“ war, verantwortlich.
Also implizierte sie mir damit, das ich „sentimental“ war, wie mein Vater war, das das, so wie ich war, „schlecht“ sei.
Diese Worte meiner Mutter, habe ich nie vergessen, sie führten dazu, das ich mich von dort an als „falsch“, als irgendwie „böse“, „schlecht“ empfand, wie mein Vater, der an allem was falsch lief, Schuld war.
Aber das wirklich schlimme daran war, das ich mich selbst seither nicht mehr frei entfalten konnte, das ich meinen eigenen Gefühlen nicht mehr trauen konnte, das ich es mir nicht mehr gestattet hatte meine wahren Gefühle, die ich z. B. zu meinen Vater hatte, den ich sehr gerne hatte, zuzulassen.
Ich fing an mich selbst zu hassen, wusste nicht mehr was „richtig“ oder „falsch“ ist, „gut“ oder „schlecht“, und wer war ich selbst in diesem Spiel zwischen meinen Eltern?, ihrem Streit den sie auf dem Rücken von uns Kindern austrugen?.
Adhs/ASS ist ein Aspekt in meiner eigenen Story, aber nicht der einzige.
Ich bin heute, wie Sherlock Holmes, auf der Suche nach mir selbst, und ich habe den Fall noch nicht gelöst, oder abgeschlossen.

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@AbrissBirne Vielen Dank für deine Antwort also deine sehr persönliche Antwort und das du deine leider nicht so schöne Erfahrung, dennoch mit mir/uns hier teilst. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie verletzend deine Erfahrung in deiner Jugend für dich war… Das hinterlässt einfach so tiefe Spuren und es speichert sich einfach auf der Festplatte ab und wird einfach zu einem „Lebensgefühl“ , so war das bei mir zumindest.

Mir ging es da ziemlich ähnlich wie dir weil auch meine Eltern einfach so verdammt viel verkackt haben in der Erziehung also streng genommen absolut und auf ganzer Linie versagt…

Und der Streit in der katastrophalen Ehe wurde auch auf dem Rücken von mir und meinen zwei weiteren Geschwistern ausgetragen und noch heute nimmt es kein Ende, ich kann es einfach nicht verstehen.

Ich muss aber dazu sagen das ich LEIDER aus finanziellen Gründen noch bei meinen Eltern wohne (bis zum Ende des Studiums) aber lange Story…

Ich bin guter Hoffnung, das es mit meinem Auszug viel viel besser wird und das ich einfach zuhause viel zu sehr belastet damit bin. Egal wie stark oder reflektiert man ist oder wie sehr man sich bereits abgrenzen kann, in einem Schlachtfeld wird man trotzdem irgendwie noch getroffen.

Sherlock Holmes… sehr cooler Vergleich. Bin genauso auf der Suche nach mir selbst :smiley:.

Ich hoffe ja, wir alle finden uns dann irgendwann wieder und lassen den ganzen Sch*** hinter uns.

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Wow liebe @anon94021787 , das ist eine wunderschöne Art mit solchen Themen umzugehen. :+1:
Ja, vieles im Leben hängt von Kindesbeinen an, mit Vergleichen mit anderen, Erwartungen und Enttäuschungen zusammen.
Liebe @anon94021787 danke für diesen wunderschönen, hilfreichen Gedankenanstoss, diese Anschauung hilft auch mir weiter, probiere ich mir in Zukunft vermehrt bewusst ins Gedächtnis zu rufen, Danke. :hugs::heart:

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Liebe @anon94021787, großartig geschrieben! Danke für diese Sichtweise. Der Blick zurück auf das Kind in uns selbst lässt uns viel sanftmütiger werden und verzeihender zu sich selbst, wenn wir heute Ablehnung erfahren. Danke für deine Erkenntnis und dass du sie mit uns teilst. Ich habe mir deine Nachricht kopiert und kann sie so immer anschauen bei Bedarf. Mir hilft es sehr :hugs:

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Na und? Du brauchst halt einfach länger, es macht dich weder dümmer noch fauler als die Anderen.
Ich gehe davon aus, dass du noch sehr jung bist. Glaub mir, im Laufe des Lebens wirst du erkennen, dass vieles bei den Anderen mehr Schein als Sein ist. Wer weiß womit die Anderen kämpfen müssen?

Während meines Studiums bin ich deinen Weg gegangen, ich war extrem frustriert, da ich nicht so klug und pfiffig wie die Anderen war. Eines Tages hat es aber Klick gemacht und ich sah, wie ich wirklich bin und sein kann. In allen Bereichen des Lebens bin ich anfangs langsamer im Kapieren und Tun, aber sobald ich die Zusammenhänge verstehe, können mir die Wenigstens das Wasser reichen. Eine Sache der Reife und Hartnäckigkeit!

Was ich noch fragen wollte ist, ob du je irgendwas gearbeitet hast? Eine Arbeit, egal welche Art, kann dir enorm helfen, dein Selbstwert zu steigern. Auch wenn es dir anfangs nicht gelingt und du überfordert bist, lernst du trotzdem viel anhand der Fehler! Während meines Studiums habe ich sehr unterschiedliche Sachen gearbeitet, wurde anfangs oft gemobbt und beleidigt, aber aufgeben war keine Option. Irgendwann gehörte ich zu den Besten.

Eine Nebenbeschäftigung würde dir auch helfen, aus deinem Elternhaus auszuziehen. Und dieser Schritt wird dir eine enorme Erleichterung bringen, u.a. weil du momentan in einer toxischen Atmosphäre lebst, die für dein Selbstwertgefühl nicht besonders hilfreich ist.

Und noch ein Tipp, während deines Studiums bekommen deine Eltern noch Kindergeld für dich und müssen dich weiterhin finanziell unterstützen. Da du nichts vom BAFÖG erzählst, gehe ich davon aus, dass es dir nicht zusteht, da deine Eltern eventuell zu vermögend sind?

Und zum Schluss möchte ich dir sagen, dass wir sind wie wir sind. Anfangs zwar etwas langsamer als die Anderen, aber irgendwann können wir zu Experten mutieren.
Nimmst du Adxs Medikamente?

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@anon94021787 Wow, das ist wirklich toll! Vielen Dank das du deinen Umgang damit, mit uns allen geteilt hast. Wirklich hilfreich :blush: :hearts:

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Guten Abend und Danke für deine lange Antwort :blush:. Deine Worte sind aufjedenfall sehr ermutigend!

Ich selbst bin garnicht so jung… oder zählt das noch als jung? Oder was ist für dich jung? Bin 27 :upside_down_face:

Ich habe schon sehr viel gearbeitet und bin auch aktuell neben dem Studium seit fast 3 Jahren angestellt und arbeite im Marketing und ich studiere Internationales Management. Darf ich fragen was du studiert hast @allmighty also jetzt nur aus Neugier :slight_smile:

Meine Eltern arbeite beide nicht.

Ich nehme Medikinet Adult 10 mg aber meistens nur in meiner Lernphase, wenn ich besonders lange am Stück konzentriert sein muss und manchmal auch beim Arbeiten also eigentlich nur wegen der Konzentration und nicht jeden Tag… Das Medikinet tut mir allerdings nicht so gut, daher möchte ich nächste Woche mal meinen Psychiater anrufen und nach dem Medikament „Elvanse“ fragen und es ausprobieren.

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