Sozialer Rückzug durch ADHS-Medikamente?

Hallo zusammen,

seit meiner ADHS-Diagnose letztes Jahr (vorwiegend unaufmerksamer Typ, innere Unruhe) hat sich einiges getan. Ich habe ein paar Medikamente ausprobiert aber nehme seit Oktober Lisdexamfetamin Ratiopharm. Der Start mit 30 mg Elvanse hat nicht so gut funktioniert, aber jetzt mit 40 mg von Ratiopharm (2x 20 mg morgens) ist es mal ok, mal weniger…

Was ich im Vergleich zu MPH an LDX besser finde, ist die lange, gleichmäßige Wirkung und der sanfte Wirkungsabfall. Einige positive Effekte habe ich bemerkt, in dem ich am Wochenende mal abgesetzt habe. Insgesamt bin ich ein bisschen ruhiger, kann ein bisschen besser zuhören, bin nicht so impulsiv. Außerdem keine Heißhungerattacken mehr, um Emotionen oder Ablenkbarkeit zu kompensieren.

Ob ich aber tatsächlich konzentrierter bin, ist schwer zu sagen. Ich kann nicht genau sagen, ob ich mich wirklich besser fokussiere oder ob ich einfach gestresster bin und mich mehr dazu zwinge, aufmerksam zu bleiben. Beim Autofahren merke ich eine kleine Verbesserung, aber ich bin dabei extrem unruhig, mit spürbaren hohem Puls, obwohl ich keine Angst davor habe o.ä.

Meine Motivation ist insgesamt schlecht. Auf der Arbeit geht es noch, aber wenn ich etwas für mein Studium machen muss, wird es schwierig.

Neben Muskelanspannung (die ich mit Magnesium, Massagen etc. nur minimal verbessern konnte) belastet mich besonders mein sozialer Rückzug.

Ich war immer ein offener Mensch, hatte kein Problem mit Small Talk und Unterhaltungen. Seit ich LDX nehme, bin ich total merkwürdig. Ich rede wenig, und wenn ich es tue, wirke ich unsicher. Ich bin leiser und weniger offen, werde oft gefragt, ob es mir gut geht. Ich habe mittlerweile Schwierigkeiten mit Small Talk und verspreche mich viel, wahrscheinlich weil ich dadurch nervös werde. Das belastet mich sehr. So kann ich nicht weiter machen.

Ich frage mich nun:

  • passt die Dosis nicht?
    oder
  • ist LDX einfach nicht das Richtige für mich?

Ich überlege die Dosis auf 50 mg zu erhöhen (vielleicht erst aufgelöst in Wasser) oder eine Kombination aus 20 mg LDX Ratiopharm + 30 mg Elvanse auszuprobieren. Oder wäre die Kombi nicht schlau?

Wäre das ein sinnvoll oder würdet ihr sogar runter gehen? Oder wäre ein Medikamentenwechsel besser? Falls ja, würde ich nur Ritalin nochmal testen. Medikinet hat zu kurz gewirkt, Ritalin zwar ähnlich, aber ohne Essen besser steuerbar. Mit MPH hatte ich gefühlt mehr Motivation und Fokus, aber das ständige Nachdosieren (alle 4-5h) war unpraktisch, und der Rebound am Abend war heftig.

Was denkt ihr? Ich wäre dankbar für eure Erfahrungen und Meinungen. :pray:

Also vor allem denke ich, solltest du das mit deinem Arzt besprechen, bevor du wild irgendwas mixt oder erhöhst oder wechselst. Er ist da dein erster Ansprechpartner.

Ansonsten keine Ahnung, ich nehme auch Elvanse aber habe diese Probleme nicht :woman_shrugging:t2:

Ich denke, wahrscheinlich stimmt die Dosis noch nicht richtig. Ich würde mal den Arzt fragen, was du ausprobieren darfst (zB 50mg).

Ansonsten vielleicht mal Concerta versuchen?

Hallo @Hamsti21

Was du berichtest kann ich gut nachempfinden.

Ich bin zwar konzentrierter, aber das Thema (worauf ich mich konzentriere) spielt weiterhin eine Rolle. Ich suche weniger nach Dopamin in der Küche und bin ruhiger und regulierter (Stress, Emotionen), was sich eben auch auf meine sozialen Kontakte auswirkt.
Ich denke das gehört dazu. Innere Ruhe die vom Außen wahrgenommen wird. Eigentlich ein Zeichen, dass die Medikamente wirken.

Aber versuche doch mal eine Dosis höher um zu schauen ob es für dich besser ist. Da beides der gleiche Wirkstoff ist sehe ich keine Bedenken (Ich hatte auch mal 20mg MPH ratiopharm und 30mg Ritalin weil die Apotheke die 30er von ratiopharm nicht bestellen konnte)

Wenn es mit 50mg keine Verbesserung gibt, überlege ob du für ein paar Tage aussetzt. Letztendlich ist es wichtig herauszufinden womit es dir am Besten geht.
Wenn du weiterhin ratlos bleibst, dann gehe zum Arzt und bespreche es mit ihm.

Hi @Hamsti21!

Vielleicht brauchst du ja auch einfach noch etwas Zeit, um dich „neu kennen zu lernen“? Das Medikament verändert dich, so kennst du dich ja auch noch nicht, du hast, wie du erzählt hast ja jetzt erst mal Zeit gebraucht überhaupt das richtige zu finden.

Ich schließe mich dem hier gesagten an.

Hier berichten ja auch immer viele von ihren Zweifeln überhaupt an der Diagnose und vielleicht passiert bei dir das gleiche, nur in Bezug auf das Medikament?

Hast du mit Concerta Erfahrungen gemacht?

Ich selbst nicht, aber mein Mann & Sohn nehmen beide Concerta.

Das hat Concerta eben auch. Plus weil MPH tendenziell bessere Wirkung auf Konzentration/Fokus.

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Das hatte ich anfangs auch überlegt… vielleicht bin ich einfach nur ruhig und das wird so wahrgenommen? Aber leider bin ich so ruhig, dass ich mich selbst nicht mehr erkenne. Und mein Kopf ist zwar ein bisschen ruhiger, aber die Gedanken sind trotzdem da. Nur halt in slow motion und nicht soo durcheinander​:smiling_face_with_tear::rofl:

Ich war damals nicht zuuu gesprächig, sondern einfach normal, offen und selbstbewusst. Jetzt kann ich nicht mal normal mit den Arbeitskollegen quatschen. Ich höre zu und kriege kaum ein Wort raus. Und wenn ich was sage, dann verspreche ich mich und bin (aus meiner Sicht) socially awkward. :slight_smile:

Ich denke ich werde es morgen erstmal mit 50mg ausprobieren

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Kann sein… es ist schlimm, wenn man selbst unsicher ist und das nicht einschätzen kann. :frowning:
Habe es auch mit einem Tagebuch probiert. Mal denke ich, ach es ist gar nicht so schlimm und dann kommen die „downs“…und die Verzweiflung.

Vielleicht wäre das ja was für mich…

Müsste mich ein bisschen einlesen und schauen inwiefern es sich von Ritalin unterscheidet und wie viel länger es wirkt. Und die Frage ist, falls ich damit anfangen würde, müsste ich dann wieder von 0 anfangen und eindosieren… oder einfach mit der Dosis beginnen, die ich damals mit Ritalin hatte?

Hier findest du die Umrechnungstabelle. Bei null anfangen ist nicht notwendig.

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Versteh ich gut, habe das mit dem Tagebuch auch aus u. a. Unsicherheit angefangen und weil ich schlecht im selbst einschätzen bin. Scheint dir nicht so sehr geholfen zu haben. Das ist schade. :cry:

Hast du im Moment evtl noch andere Faktoren, die dich stressen/traurig machen? (Bei mehr Stress habe ich hier im Forum schon öfter gelesen, dass dann höhere Dosis sowieso sinnvoll ist.)
Sind bei dir noch andere Sachen mit diagnostiziert oder wäre es vllt nötig noch auf andere Sachen drauf zu gucken?

Wünsche dir jedenfalls, dass du bald schaffst das richtig einzustellen. :four_leaf_clover:

Danke dir!

Danke!
Und bezogen auf Stress & co. - ich denke es gibt nichts offensichtliches. Ich bin halt schon immer ein innerlich unruhiger Mensch gewesen und das ist vor allem in der Nacht bemerkbar, da ich immer knirsche. Ansonsten habe ich eine ungeklärte Tachykardie (auch schon immer so gewesen). Man kann sich vorstellen wie unangenehm sich das anfühlt, wenn ich auf Medikamente bin und Auto fahre (das was ich in meinem Text beschrieben habe), mein Herz schlägt (manchmal) so schnell…:grimacing:

Leider ist mein Arzt ein sehr beschäftigter Mensch und hat nicht so viel Zeit um mit mir alles in vollem Umfang zu besprechen. :slight_smile:

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Das verstehe ich gut, mit Menschen arbeiten und das im Akkord ist gar nicht einfach, aber im Moment hast du ja ein für dich wirklich belastendes Problem, also überleg dir, ob du diesmal von ihm mal die Zeit einforderst.
Sonst kann auch ein guter Apotheker dir Sachen erklären. Gerade wie ein Medikament auf der körperlichen Ebene wirkt wissen die oft sogar besser als der Arzt. Vllt hast du da ja wen?