Hallo zusammen,
ich bin w, 51 und habe meine Diagnose seit letzter Woche. Vorher jahrzehntelang Überforderung, Depressionen, Essstörungen, Verzweiflung, ambulante und stationäre Therapien und Klinikaufenthalte, Selbsterfahrungs- und Persönlichkeitsentwicklungsseminare - und nix hat so richtig geholfen. Insofern ist es für mich eine große Erleichterung, dass ich jetzt endlich weiß, dass ich einfach auf das falsche Betriebssystem geschult und sozialisiert worden bin. Auch wenn das alles jetzt natürlich sehr, sehr verwirrend und ganz schön viel für mich ist…
Meine Tochter ist 11 und hat seit einigen Monaten starke Ängste, die unser Leben teilweise sehr einschränken. Sie traut sich zum Beispiel nicht mehr, in ihrem Bett zu schlafen, ist sehr anhänglich und vermeidet Situationen (oder versucht es zumindest, meistens lasse ich sie nicht) und ist oft bedrückt. Sie fühlt sich in ihrer neuen Klassen nicht wohl, sie sagt, weil es ihr dort zu laut ist und sie nicht richtig aufpassen kann. Sie hat auch andere Interessen als die anderen Kinder (z.B. keine große Handyaffinität, glücklicherweise) und macht mit ihrer neuen Freundin, die sie in der Klassen gefunden hat, ihr eigenes Ding - sie ist noch eher kindlich.
Sie konnte sich noch nie gut regulieren, sie ist emotional häufiger drüber (sie ist dann so verzweifelt und/oder auch wütend, dass sie ihr eigenes Drama kaum noch aushält) und ihre Stimmungen schwanken stark. Sie ist eine gute Schülerin. Sie ist mehr träge als hyperaktiv. Sie kann sich super alleine beschäftigen, bastelt und malt viel, aber ihr Zimme ist immer das reinste Chaos - für mich der reinste Horror, weil es mich auch sehr stark triggert - vielleicht/vermutlich weil sie immer viele Dinge anfängt und dann wieder was anderes macht - anders kann ich mir diesen chaotischen Dauerzustand nicht erklären.
Ich frage mich, ob ich sie testen lassen soll. Unser Umfeld (ihr Vater, mein Freund, Freundinnen) findet das verfrüht und übertrieben. (Die kommen aber auch im Moment alle gerade nicht mit, bei mir kam das Thema erst Ende Mai auf und jetzt habe ich schon die Diagnose, das ging jetzt alles ganz schön schnell. Ich komme ja selber kaum mit). Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, dass sie so lange so leiden muss wie ich. Aber ich bin mir unsicher, weil es ja nicht das klassische ADHS-Erscheinungsbild ist. Wobei es das bei mir auch nicht war und ist, ich habe auch eher die nach außen unaufällige, stille Variante.
Was meint Ihr? Findet Ihr, dass Anzeichen und Kontext für einen Testung reichen? Ich bin gespannt auf Eure Meinungen und Erfahrungen!
Danke und liebe Grüße
Astrid