Spezifische Ängste und Adhs (2. versuch)

Ich probiers jetzt nochmals, da mein Beitrag aus irgendeinem Grund gesperrt wurde, ihn alle sehen konnten aber niemand kommentieren. Dabei bin ich so gespannt auf Inputs- darum hier unten nochmals:

Hallo zusammen

ich frage mich gerade, wer noch mit krasser Lethargie/Demotivation und Angstzuständen zu kämpfen hat, seit er/sie* sich erinnern kann.
ich scheine ads zu haben (vor 5 Jahren diagnostiziert), habe aber meiner Meinung nach gute coping-strategien.
seit ich mich erinnern kann, habe ich immer mit „Freizeit“ zu kämpfen, z.B. früher in den Schulferien - heute sind es meine frei-Tage. ich stehe auf, verliere mich in den sozialen Medien, es ist 14Uhr - und ich fühle mich einfach leer und gelangweilt, esse was und trödle weiter. alles ist irgendwie sinnlos - ich habe einen Job, der eigentlich gabz ok ist - aber der Alltag, die Arbeit, Sport, Abhängen mit Freunden, langweilt mich einfach. Ich bin auch in einer glücklichen Beziehung und hatte diese Gefühle die ersten zwei Jahre nicht mehr. Jetzt kommt alles zurück, obwohl ich eigentlich glücklich bin.

Ich habe auch Angst in öffentlichen Verkehrsmitteln - jeden Morgen beginnt mein Tag mit dem Stress, die Bahn zu nehmen, weil die Leute dort einfach zu nah und eklig sind. Ich habe Panik, stecken zu bleiben.

ugh, es ist echt irgendwie endlos. Hätte nicht gedacht, seit meiner glücklichen Beziehung, dass ich den „faden, langweiligen Geschmack des Lebens“ je wieder schmecken werde- aber hier bin ich. Öde.

Hat jemand mit denselben Problemen zu kämpfen der Adhs ist?

Hallo runicat,

ich verstehe dein Problem nicht wirklich.

Ödet dich dein Leben an, weil du mit deiner freien Zeit nichts anzufangen weißt oder hast du Lust auf Action, kannst dich dazu aber nicht motivieren?

hi andromache

denke es ist ein Teufelkreis, habe schon tausend Ideen- aber fällt mir wahnsinnig schwer mich aufzuraffen. Oft beginne ich halt auch sachen aber kann mich nicht so darin vertiefen oder mir vergeht die Lust dazu- dann denk ich an all die Erfahrungen und denke: macht ja eh kein Sinn anzufangen, da ichs eh wieder hinschmeiße :woman_shrugging:t4:

Ja, da bist du nicht allein! Ich kenne das auch, nur die Ängste in der Form nicht - aber viele ADHSler haben auch Angststörungen.

Lies mal das:


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Hey @runicat

Da ich im Urlaub bin nur kurz:
Angststörungen sind bei Adhs tatsächlich häufig.

Schau mal hier findest du wertvolle Infos

Und hier Wertvolles zum Thema Langeweile usw.:

Also, du kannst sicher sein, du bist nicht allein.

Und in der Bahn ist es tatsächlich oft ekelig, vor allem im Sommer. Vielleicht kannst du mehr Fahrrad fahren? Oder E-Roller? Im Sommer richtig schön :wink:

Ansonsten: ablenken in der Bahn zB Airpods, am Handy lesen, daddeln, Kalender pflegen oder träumen was du am nächsten Wochenende machen magst usw…

Alles Liebe für dich :sunny:

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Mir fehlen manchmal die Worte um die Dinge zu erklären. Als wenn ich nicht darauf zugreifen kann. Wie dement mit einer Aphasie.

Aber mir fällt dazu noch ein „Dysphorie bei Inaktivität“

Und dieses Video (hier mit zusätzlichen Zeitstempeln):

Schau mal bei Dysphorie und auch Ängstlichkeit.

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Textbuch ADHS

  1. Du prokastinierst an freien Tagen vor dich hin und fühlst dich mies dabei.
    Dysphorie bei Inaktivität.
    Du machst nichts was dein Hirn fordert, sondern quasi nix. Viele verfallen in eine art depressive Stimmung.

  2. Du findest was spannendes und Neues. Nach 2 Jahren Beziehung bist du zwar Glücklich mit dieser, aber du fühlst dich gelangweilt und willst jetzt was neues, aufregendes haben.
    Novelty seeking. Das ist absolut nicht unüblich und zeigt sich oft in Beziehungsdynamiken, man kann damit aber umgehen, indem man offen und ehrlich ist.

  3. Du willst zwar was neues machen, hälst dich aber davon ab, weil dir dass dann zu viel arbeit ist.
    Klassische exekutive Funktionsstörung aufgrund zu vieler Eindrücke und nicht priorisieren können. Das überfordert dich.
    Du hast theoretisch alle Möglichkeiten der Welt etwas Neues zu machen. Vieles findest du spannend, am liebsten würdest du alles gleichzeitig machen wollen, du weißt aber, das geht nicht. Du müsstest dich entscheiden. Kannst es aber nicht, weil du nicht weiß, was dir lieber/wichtiger wäre. Du bist mit den Gedanken was neues anfangen zu wollen komplett überfordert und gehst das gar nicht erst an. Stattdessen fängst du an zu prokastinieren und deine Zeit zu vertrödeln.

  4. Probleme in Umgebungen mit vielen Menschen. Das überfordert. Klassische Reizfilterschwäche. Du fühlst dich dann beengt und kriegst panische Gefühle. Du kannst schlecht Dinge ausblenden.

Ich bin nicht sicher, ob es tatsächlich eine komorbide Angststörung ist, oder doch schlicht ausufernde ADHS Symptome. Das könnte dir nur nen Psychologe/Therapeut/Psychiater sagen.

Aber ich kann dir versichern, du bist nicht alleine damit. :wink:

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Kleine Beispiele meinerseits:

Früher (also lange vor meiner Diagnose und Medikamenten) waren Menschenmengen okay.
Hab ich sogar lange Zeit unter solchen Bedingungen gearbeitet (und das freiwillig, habe es sogar sehr gerne gemacht).

Jetzt geht das gar nicht mehr.
Warum?
Eben weil ich jetzt merke wie anstrengend und extrem stressig „das“ (Menschen halt) ist.

Stress:
Früher kein Thema.
Hab ich sogar irgendwie gebraucht
Klar, kommt immer darauf an was für welcher.

Auch etwas auf das ich mittlerweile sehr negativ reagiere.

Ach ja:
Menschenmengen (vor allem dicht an dicht) erzeugen mittlerweile extremen Stress.

Du wirst mich in diesem Leben vermutlich auch nicht mehr in öffentlichen Nahverkehr bekommen.
War mir früher schon hochgradig unangenehm und geht heute halt absolut gar nicht mehr.

Das nur als kleinen Abriss.
Denke dass das eine mehr oder weniger „normale“ Begleiterscheinung deiner (ungewollten) ADHS Superkraft ist.

Übrigens bin ich, anders als manche andere Therapeuten, nicht unbedingt der Ansicht dass man Situationen „einfach mal aushalten“ muss.

Ja, es gibt wenige Situationen in denen es nicht anders geht.
Aber wenn dir partout was zu viel ist, dann schau bitte dass du dich aus der Situation rausziehst.

Ach ja, richtig eingestellte Medikamente und noise cancelling Kopfhörer können da übrigens echt sehr gut helfen :slight_smile:

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Freu mich wenn du aus dem Urlaub zurück bist und mehr erzählen magst- bis dann geniess deine Ferien! :blush:

Ja, mir dem Fahrrad bin ich auch oft unterwegs- aber da darf ich kein Stress haben- sprich schlecht wenn ich irgendwo pünktlich sein muss, da der Strassenverkehr in der Stadt auch schon meeega viel „Attention“ braucht und mega viel los ist (am Morgen zur Arbeit, bei mir unvorstellbar😅)

Airpods hab ich und jep, probier mich immer abzulenken- aber schon krass sobald das Gefährt anhält komm ich in Stress- und obwohl ich mein Leben lang „übe“ werden die Situationen kaum besser aushaltbar oder es geht besser und dann kommt es mit einer Wucht zurück.

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woa! dieser Text ist schon grad krass zutreffend! :open_mouth: Danke dir vielmals!

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Woaaaa so toll all eure Inputs und Erfahrungen zu lesen! Danke vielmals! Das hilft mir schon etwas und bin nicht mehr so unsicher und lost über meine Diagnose- der ich immer nicht ganz traue und meine ich müsste das alles doch irgendwie „hinkriegen“.

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Danke für deine Urlaubswünsche :hugs:

Wir bekommen das hier alle gemeinsam hin. Du bist nicht allein und gehörst zur Adxs-Family. Gemeinsam schaffen wir das, durch alle Höhen und Tiefen :blush: :v:

Daher: fühl dich mal lieb umarmt von mir :hugs:

Schönen sonnigen Tag wünsche ich dir :two_hearts:

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Ja, das kenne ich… ich bin ja ein ADHS-Mischtyp und habe schon echte ADS-Phasen gehabt, wo genau das passiert… einerseits soo viel Ideen und Interessen und andererseits schon bevor es losgeht, von den Themen gelangweilt… weil ich ja weiß, dass ich spätestens nach drei Tagen sowieso davon gelangweilt sein werde… und dann sitze ich da und träume vor mich hin, was ich alles tun könnte, wenn ich es tun würde…

Ich habe nicht direkt Angst (oder doch?) Mir ist jedenfalls mulmig bei dem Gedanken, dass ich jetzt bis zum nächsten Halt nicht weg kann… ich muss das aushalten, egal wer oder was mir begegnet… ich musste mal ein paar Wochen mit einem Zug fahren, der hauptsächlich voll mit Schulkindern war, von drei Schulen… Hölle! Eigentlich waren es zwei Züge hintereinander… voll! War zum Glück nicht lange, dann waren Ferien und danach hatte ich wieder ein Auto…

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ja, ich denke bei mir ist der Ursprung auch, dass mich Menschen die „zu nahe“ sind, einfach ekeln. Und ich krieg dasselbe Gefühl von „ich muss es aushalten, egal was kommt oder was ich sehen werde“. Vorallem wenn das Gefährt dann stehen bleibt. Aber ev. schon auch mit Angststörung vermischt, k.a.
Gut kannst du Autofahren! :slight_smile: ich hab eben n bisschen bammel- ob ich das hinkriege mit all dem Verkehr und so. Hab deswegen noch keinen Führerschein.

Hast du denn Medis welche bei dir was verbesserten? Mit diesen "Lethargy-Tagen"und das mit den Menschen im Öv?

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Auto fahren ist sogar etwas, was mich völlig entstresst. Ich kann durch die ADHS-eigene Superwahrnehmung sehr vorausschauend fahren, auch mit Medikamenten… Wobei ich für den Führerschein über zwei Jahre gebraucht habe… ich brauchte zwischendurch immer eine Art Auszeit für ein paar Wochen…

Hm, nee, ich habe meine Medikamente wie immer genommen… und ich fahre seit Jahren so gut wie nie öffentlich… Aber ich hatte das viel schlimmer vor meiner Diagnose… da war ich eben einfach nicht erreichbar für meine Umwelt… Das war auch irgendwie bekannt in der Familie und auch unter Kollegen… aber auf Arbeit war es etwas einfacher, weil ja die Aufgaben von außen gestellt werden, da habe ich wenigstens funktioniert…

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Also ich habe keine Diagnose, habe erst seit einigen Monaten den Verdacht, dass auch ich an ADS leide. (Hab dazu auch ein Beitrag erstellt)

Aber als ich gerade dein Problem mit der Freizeit gelesen habe, hatte ich wieder diesen Moment. Ich hab’ mich da sofort selbst gesehen. Auch dieses leere Gefühl, dieses Sinnlose irgendwie. Ich würde es zwar auch mit Sinnlos beschreiben, aber so ganz ist es nicht, was ich empfinde. Wie ist das bei dir?

Da ich in einer kleinen Stadt wohne, habe ich keine Erfahrungen mit solchen Menschenmengen und Situationen.

Das kenne ich sehr gut und kann es so auch für mich unterschreiben, bis auf die Angst vor öffentlichen Verkehrsmitteln.

Bei mir wurde ADHS sowie eine Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, die daraus wahrscheinlich resultiert und deine Symptomatik hört sich für mich sehr danach an. Mir wurde eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen.

wow- richtig kraass mit was er sagt, bei dieser „Dysphorie“- das mit dem Nachhause kommen nach Arbeit/Schule, und nicht wissen wohin oder was tun- das hatte ich schon von Klein auf immer nach der Schule! Ich kannte diesen Begriff gar nicht, vielen Dank! :pray:

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okay, ja eben- ich frage mich was wohl zuerst da war, „das Huhn oder das Ei“- nach etlichen Therapiejahren wurde mir halt einfach immer gesagt, ich hätte eine Angststörung und sei nunmal stark traumatisiert. Daran habe ich auch immer geglaubt, aber nach über 20 Jahren frage ich mich schon auch, wieso die Angst denn nicht zurückgeht, wie man das so hört bei Angststörungen und „Konfrontationstherapie“.

ja „sinnlos“ ist vielleicht nicht zu 100% treffend- da meinen immer auch gerade viele ich sei depressiv. Obwohl dieser Zustand bei mir meistens von sehr kurz (bis eine „Stimulanz von aussen“ kommt- oder je nachdem den ganzen Tag) dauert. Es ist irgendwie einfach mehr eine Trägheit/Lethargie aber die geht für mich ein bisschen mit „Sinnlosigkeit“ einher :woman_shrugging: kanns schwer ausdrücken, sry :stuck_out_tongue:

hehe, vielleicht nicht schlecht in einer kleinen Stadt zu wohnen, fragte mich auch schon ob das nicht besser für mich wäre :wink: