Stationäre Behandlung sinnvoll?

Hallo Forum,

ich hoffe das ist hier richtig aufgehoben ansonsten bitte verschieben.
Ganz kurz zu mir:

bin 36 und wurde als Kind (damals noch zerebrale Dysfunktion) und dann als Jugendlicher nochmal mit ADHS diagnostiziert. Da ich auf Grund einer hohen Begabung in manchen Bereichen „irgendwie klarkam“ hat man leider in Richtung Therapie nicht viel gemacht (lag aber auch an Vernachlässigung durch die Eltern und anderen Dingen…). Mit ca 19/20 entwickelte ich dann zusätzlich zu Depressionen noch Ängste und hatte meinen ersten Klinikaufenthalt. Es gab halt die volle Dröhnung gegen die Depressionen, aber so wirklich geholfen hat es nicht. Dann „kam ich eine Weile wieder klar“, also nach Absetzen der Medikamente, welche bis auf Nebenwirkungen irgendwie keine Wirkung zeigten.
Dann ein Paar Jahre später wieder in eine Klinik, auch wieder der Fokus auf Ängste. Bekam diesmal Venlafaxin und naja was soll ich sagen, das wirkungsvollste war eigentlich, dass ich nach der Klinik mich komplett von meiner Familie verabschiedet habe und zu meiner damaligen Freundin zog. Die Ängste und Depressionen gingen allerdings nie weg, ich habe es halt unter extremen Anstrengungen geschafft irgendwie zu funktionieren.
Habe nach fast 2 Jahren dann das AD wieder aus geschlichen und dann weiter funktioniert. Ängste blieben nach wie vor aber waren zu managen. Die ganze ADHS Symptomatik wurde lustigerweise nie zum Thema, obwohl sie mein Leben ungemein anstrengend macht.
Fast forward vor 2 Jahren bekam ich Covid und meine ganzen Symptome sind außer Kontrolle geraten und die Ängste wurden wirklich schlimm und schränken mich deutlich im Alltag ein, auch die ganzen ADHS Symptome wurden nochmal extrem hochgedreht. Dinge mit denen ich Jahrelang irgendwie klarkam werden immer stressiger.
Jetzt hat meine Psychotherapeutin vorgeschlagen ich sollte doch (sie versteht nicht warum es nie probiert wurde) einmal Medikation für das ADHS zu probieren, welches sie auch nochmal diagnostiziert hat und vermutet dass ich damit auch die Ängste besser regulieren kann. Sie würde mich allerdings eher stationär untergebracht sehen.
Ich arbeite ganz normal (IT Home Office) und bekomme den Alltag bewältigt. Verreisen geht überhaupt nicht (Angst) und auswärts Essen ist auch teilweise schwierig, ansonsten funktioniere ich soweit.
Es gibt halt eigentlich kaum Kliniken welche erwachsenen ADHS überhaupt vernünftig behandeln (bin in BW) und ich bin ehrlich gesagt komplett ratlos und überfordert damit wie ich jetzt weiter machen soll. Werde mir vielleicht von einer niedergelassenen Neurologin jetzt mal ADHS Medis verschreiben lassen und hoffe dass es damit besser wird, ich habe allerdings auch Angst vor den Nebenwirkungen und tue mich allgemein schwer damit Medis zu nehmen, weil ich relativ sensibel reagiere.

Wenn ich mich in stationäre Behandlung begeben sollte habe ich halt die Sorge dass man mich am liebsten wieder mit was gegen Depressionen, was gegen Ängste und dann noch für das ADHS „zudröhnen“ will und sobald ich das hinterfrage als „unkooperativ“ gelte.

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Hallo @akarin , ich verstehe absolut wie Du Dich fühlen musst, auch mir wurde damals von meiner Psychiaterin vorgeschlagen mich von ihr kurzfristig in eine Psychatrie einweisen zu lassen, was ich damals aber sofort vehement abgelehnt hatte.

Denn ich wusste ja was meine Probleme sind, und auch das ich trotz allem immer noch in der Lage dazu war um trotzdem weiterhin irgendwie klar zu kommen, und ich das auch auf jeden Fall weiterhin so beibehalten wollte.

Denn ich war zwar erschöpft, aber nicht soweit das ich nicht mehr bereit dazu gewesen wäre um aus eigener Kraft weiter zu kämpfen, einen Weg zu finden wo ich mich aus meiner eigenen Kraft wieder an die Oberfläche hätte kämpfen können.

Und das respektierte meine Psychiaterin und überwies mich deshalb an eine Psychologin die auf Adhs spezialisiert ist und sich mir und meinen Problemen vollständig annehmen konnte.

Und das war mein grosses Glück, nicht nur weil diese Psychologin eine sehr erfahrene Fachkraft ist, sondern auch weil sie menschlich ein grossartiger Mensch ist, mir die Zeit gab die ich für alles benötigte, auch wenn das hiess das wir uns lange immer wieder für neue Termine treffen mussten, vor allem auch um vieles aus meiner Kindheit die durch elterliche Gewalt und Vernachlässigung geprägt ist durch eine Therapie „durchzukämpfen“ in der ich zum ersten mal in meinem Leben mir endlich mal von der Seele reden durfte, was ich eigentlich alles hinter mir habe.

Wie auch immer, jedenfalls habe ich damals, vor Corona, noch Glück gehabt das es dort noch möglich war das Psychiater* und Psychologen* noch mehr Zeit für ihre Patienten hatten als das heutzutage der Fall ist.

Mittlerweile bin ich selbst wieder auf psychologische Hilfe angewiesen und erfahre derzeit aus eigener Erfahrung wie schwierig es ist überhaupt irgendwo Hoffnung zu haben das man als neuer Patient überhaupt noch aufgenommen wird, weil sehr viele Praxen eben hoffnungslos ausgebucht sind.

Selbst meine alte Psychiaterin hat ihre Warteliste geschlossen, heisst ich habe Null Chancen noch mal mit ihr in Kontakt treten zu können.

Leider habe ich jetzt während des Schreibens den Faden verloren was ich eigentlich noch schreiben wollte, jedenfalls habe ich Verständnis für Dich, und ich wünsche Dir ganz viel Kraft und alles Gute.

Ah ja, etwas ist mir noch eingefallen, wegen den Medis musst Du meiner persönlichen Meinung nach keine Angst haben, wichtig ist das man Geduld hat und das man keine Wunder erwartet, obwohl es aber laut vieler positiver Berichte trotzdem so ist das die Adhs Medikamente für Betroffene wie eine „Gehhilfe“ wirken, manche vergleichen es auch gerne mit einer Brille, und das ist doch schon mal was, oder nicht?.

Von daher, probiere es mal aus, eventuell musst Du mit der Dosierung etwas Zeit und Geduld aufbringen, eventuell auch mal ein anderes Medi ausprobieren, nur zu schnell aufgeben würde ich nicht. :heart::people_hugging:

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Wenn ich mal ganz böse Gedanken dazu habe, also auf meinen Frust ausrutsche, denke ich, wenn man eine Bank ausräumt, Nackt durch die Stadt rennt oder total ausflippt, bekommt man eine Behandlung, dann sind plötzlich Kapazitäten da.
Aber so weit muss es ja nicht kommen.
Unmögliche Zustände!!!

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Hallo @Hypoborea , Danke für Dein Verständnis, und ja ich hatte letzhin tatsächlich ganz ähnliche Gedanken wie Du.

Mit bösen Gedanken hat das aber nichts zu tun wenn wir beide solche Gedanken haben, höchstens damit wie beschissen es ist wenn man Hilfe benötigt und die dann nicht kriegt wenn es wirklich dringend nötig ist.

Aber ja, es ist schon lange mehr als Fragwürdig was da eigentlich in unserem Gesundheitswesen alles falsch läuft, vor allem weil das Phänomen ja mehr oder weniger anscheinend weltweit ziemlich ähnlich ist.

Aber eben, was können wir da schon machen?, und sowieso, ausgerechnet wir wo ja sowieso schon total ausgepowert sind, und nur noch irgendwie durch die Gegend krebsen damit wir unseren Alltag überhaupt noch irgendwie hin bekommen.

Ja das alles ist ziemlich beschissen, sogar so beschissen das ich damit angefangen habe immer öfters mal wieder zur Flasche zu greifen.

Und ja ich weiss, dass macht natürlich überhaupt nichts besser, im Gegenteil, sondern das ist sogar wirklich ziemlich grosse Sch…, aber was für Sch… macht man nicht alles wenn man verzweifelt ist.

Aber Naja, irgendwie geht es schon weiter, egal wie, es muss ja immer irgendwie, aber das kennst Du ja auch, da muss ich Dir ja nichts erzählen, Du musst ja auch immer extrem stark sein und immer weiter kämpfen.

Und das müssen wir auch, trotz allem wie beschissen das alles ist immer weiter kämpfen und weiter machen, und sowieso, was bleibt einem sonst schon übrig.

Ich habe übrigens Deinen Post wegen dem betreuten Wohnen gelesen, dass ist ja auch eine ziemliche Kacke, dass alles tut mir wirklich sehr leid für Dich, deshalb sende ich Dir hier an dieser Stelle freunschaftliche Grüsse und wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft. :heart:

P.s. wenn ich wieder eine Absage bekomme bleibt mir möglicherweise nur noch der Gang zum psychiatrischen Notdienst, damit habe ich Null Erfahrung, Naja ich werde dann schon sehen wie das dort läuft, oder je nach dem auch nicht, da ich echt keinen blassen Schimmer habe wie alles weiter gehen wird, jedenfalls bleibt es irgendwie spannend, oder auch nicht, man wird sehen. :person_shrugging:

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Ich hoffe, du hast dich nicht verletzt :adxs_zwinker: aber so ist es und je interessanter der Fall, umso größer die Schar der Kümmerer… :zipper_mouth_face:

Dann sei sehr vorsichtig und fang wirklich niedrig an, besteh zB bei Medikinet Retard darauf, erstmal mit 5mg Kapseln anfangen zu können, langsam steigern. (Von Ritalin gibt es retardiert 5mg glaube ich gar nicht.)

Weil man Medikinet so schlecht bzw eigentlich nicht teilen kann, ist eigentlich Elvanse günstiger. Das ist bei Ewachsenen eigentlich durchaus schon als erstes Medikament möglich. Machen nur leider viele Ärzte nicht.

Denn wenn man Elvanse auflöst und mit der Spritze aufzieht, kann man es wunderbar in kleine Dosen teilen.

Da Du sagst, dass Du sensibel reagierst - Du könntest erstmal von 5mg aus anfangen. Dann in 5mg Schritten wöchentlich steigern. Da es immer drei Tage dauert, bis die eigentliche Wirkung da ist (steady state) macht es keinen Sinn, täglich zu variieren.

Alles natürlich bitte mit Deinem Arzt besprechen…

Erstmal danke für eure Antworten. Also…ich bin ein bisschen gestresst weil meine „Langzeitherapie“ nur noch 2 Sitzungen hat. Habe damals mit dem Fokus Angst angefangen, da meine ganzen psychischen Probleme nach meiner ersten Covid Erkrankungen irgendwie alle auf 10 gedreht wurden. Konnte kaum was Essen und die Wohnung kaum verlassen, das hat sich wieder verbessert, allerdings würde ich es mir aktuell nicht zutrauen in den Urlaub zu fahren oder ähnliches. Bei der Therapie kam halt das ADHS welches im Jugendalter diagnostiziert wurde immer wieder zur Sprache aber jetzt gegen Ende wäre ich bereit einfach aus Verzweiflung eine Medikation dafür zu probieren, da es ja scheinbar viele gibt, bei denen das ganze Leben einfacher wird sobald sie dies behandeln. Ich habe halt den Eindruck dass die normalsten Dinge für mich schon immer die zehnfacher Anstrengung erfordern.
Jetzt ist die Situation halt wirklich cool. Wir haben nur 2 niedergelassene Psychater und einer davon verschreibt aus Prinzip kein „BTMG“ und bei der anderen bin ich auf der Warteliste.
Meine Therapeutin meint immer noch ein Klinikaufenthalt sei indiziert, aber wie bereits erwähnt auf Grund von schlechten Erfahrungen sehe ich das einfach nicht. Ich glaube nicht dass ich in so einem Umfeld genesen könnte. Die eine Klinik in der ich einmal war hat mich eher traumatisiert. Es ist wirklich sehr mühsam.

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Mir wurde gerade gesagt, dass die Einstellung stationär wohl schneller und reibungsloser funktionieren kann. Voraussetzungen sind natürlich dass alles passt. Wäre mir mit meiner ganzen Alltagslast als fünffache Mutter niemals so möglich, weshalb ich nach anderthalb Jahren immer noch die „richtig perfekte“ Dosis suche :face_with_open_eyes_and_hand_over_mouth:

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Ja kann mit Sicherheit sein, wenn man eine entsprechende Klinik findet (gibt es diese überhaupt?). Mir wurde schon mehrfach gesagt „nur mit der Diagnose „ADHS“ würde man mich nicht aufnehmen“, da muss schon noch mindestens was „anderes dabei sein“ :smiley:
Ich mein das ist ja grundsätzlich nicht das Problem, zeigt aber wie gut die Versorgung ist.

Kennt jemand in BW eine entsprechende Klinik? Bis auf die Schönklinik in Norddeutschland konnte ich leider nichts finden.

Ich kenne mich nicht in BAWÜ aus….

„Nur mit ADHS“? Gibt es das?

Die Kliniken sind nicht halb soviel Ansturm ausgesetzt wie die niedergelassenen Ärzte, ist mein Eindruck.

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Hallo @Antigonea , ich als Schweizerin kenne mich in BAWÜ ebenfalls nicht aus, auch wenn dieses deutsche Bundesland an die Schweiz angrenzt.

Was ich persönlich aber vermute, zumindest wenn ich an mich selber denke, dass ist die Erkenntnis, dass ADHS vermutlich nie „nur alleine“ auftaucht.

Sondern das sich ADHS vermutlich sehr oft mit anderen „Leiden“ überschneidet, genauso wie manche körperliche Erkrankung ja meistens auch nicht „nur alleine“ auftauchen, sondern auch in diesem Fall meistens ein ganzer Rattenschwanz von anderen Nebenerscheinunugen bei einer Krankheit auftauchen.

Aber was weiss ich, ich bin heute extrem müde und erschöpft, keine Ahnung warum ich hier überhaupt irgendwas schreibe, da ich sowieso eigentlich extrem unkonzentriert bin und nicht bei der Sache bin. :face_exhaling: