Folgendes, was ich als Stigmatisierung einordne, habe ich jüngst mit einer Freundin erlebt, die mich lange kennt (noch vor der Diagnose) und die von meinem Adhs weiß.
Sie lebt in der anderen Ecke von Deutschland und ab und zu so 1x im Jahr besuchen wir uns. Dabei haben wir auch immer Auseinandersetzungen, weil wir uns eben selten sehen, unterschiedlich sind, beide jeweils große Erwartungen an die Treffen haben und was erleben wollen. Außerdem haben wir unterschiedliche finanzielle Mittel (sie hat eine Halbtagesstelle und ich eine Ganztagesstelle).
Letztes Mal als sie bei mir war, wollte sie morgens ausschlafen. Meine Wohnung ist sehr hellhörig und ich habe normal geduscht, Frühstück gemacht und den Geschirrspüler ausgeräumt. Danach war sie sauer auf mich und hat mir vorgehalten, dass ich keine Rücksicht auf Sie genommen hätte. Als ich sagte, dass das nicht stimme, war sie noch erboster. Ist sie bei mir, übernachtet sie selbstverständlich bei mir. Fahre ich zu ihr, will sie inzwischen immer, dass ich im Hostel übernachte und argumentiert dies über ihre Wohnsituation (1 WG Zimmer, ich hab 3 Zimmer). Sie bietet aber auch nicht im Gegenzug an, selbst bei mir in der Stadt im
Hostel zu wohnen. Ich bezahle immer die Tankfüllungen alleine, bin ich bei ihr, will sie die Hälfte haben etc.
Jedenfalls erzählte sie mir jüngst als ich bei ihr war, dass sie einer mir unbekannten Freundin von sich von ihrem letzten Aufenthalt bei mir berichtet hätte, dass es „gemischt“ gewesen sei (also bisschen gut und bisschen schlecht). Sie bezog sich dabei auf den besagten Vormittag und sagte dann zu mir flötend „aber weißt du, ich habe ihr gesagt, dass eine Krankheit dahinter steckt.“
Ich dachte ich höre nicht richtig. Hab ihr dann zwar meine Sicht erklärt, es dann aber auch 2 Tage sacken lassen und ihr letztlich nochmal verdeutlicht, dass ich das unmöglich von ihr finde.
Denn - ich finde sie hatte völlig überzogene Erwartungen, wie ich mich in meiner eigenen Wohnung verhalten soll, während sie ausschlafen will, wenn ich dagegen bei ihr immer ins Hostel soll und dann herzugehen und diesen Konflikt vor sich selbst und einer fremden Person meinem Adhs anzulasten finde ich einfach total übergriffig.
Und ich denke die Freundschaft ist wahrscheinlich vorbei, weil sie keinerlei Einsehen hat und nicht kapiert worum es mir geht. Sie hat sich dafür entschuldigt, dass sie von Krankheit statt Adhs gesprochen hat, aber es ist ja vollkommen egal wie sie es nennt - es geht ja darum, dass sie ihre eigene Verantwortung in unserem Konflikt ignoriert und die Schuld immer bei mir sieht. Ich fühle mich da eben nicht ernst genommen und im Gegenteil total stigmatisiert. Wie seht ihr das?