The Real Warriors - Migranten mit ADHS in Deutschland

Inspiriert durch das Video über Senna Gamour Senna Gammour - Schlimmer als Geld? Fame! | GERMANIA - YouTube , das Khan zuvor gepostet hat, eröffne ich diesen Thread über Migranten mit ADHS in Deutschland. Overthesky kommt aus behüteten Verhältnissen in der schwäbischen Reihenhausidylle. Ich kann sagen, ich habs nicht immer leicht gehabt. In gewisser Hinsicht stimmt das bei mir auch. Diejenigen aber, die wirklich kämpfen mussten und müssen, das sind solche die Gastarbeiter-Kinder oder generell „Nicht-Biodeutsche“, die mit 8 Geschwistern in beengten Wohnverhältnissen in nicht nur Duisburg-Marxloh als Extrembeispiel, sondern Mannheim oder irgendwo in Deutschland aufgewachsen sind, die von der Lehrerin in der Grundschule in ihren Talenten nicht erkannt, dort oftmals insgeheim verachtet wurden mit unterschwelligen Ressentiments, nicht gefördert wurden und die tatsächlich kämpfen mussten. Das gilt insbesondere für Frauen, die nicht nur gegen die Ressentiments des „biodeutschen“ Establishment ankämpfen mussten, sondern auch gegen die strengen und rigiden kulturellen Konventionen ihrer Herkunftsfamilien. Als Migrant muss man kämpfen, als Migrant bzw. Migrantin mit ADHS erst recht.

Erfahrungsberichte sind jederzeit willkommen :hugs:

Das ist eine schöne Idee!

Vorhin am Frühstückstisch habe ich mir grade die Frage gestellt, wer eigentlich bei Migrantenkindern danach schaut, ob sie vielleicht ADHS haben, damit sie die passende Unterstützung für ihren Schul-, Ausbildungs-, Berufs-, und Lebensweg bekommen?

Wird das in den Familien erfolgen, wenn die Erwartungen an den Lebens“erfolg“ häufig niedrig sind, weil man froh ist, hier zu sein und es einem per se dadurch vielleicht besser geht als vorher?

Aber sie wissen vielleicht nicht so genau, welche noch besseren Möglichkeiten es gäbe, wenn man ein ADHS erkennen und behandeln würde.

Wissen Lehrer, Förderlehrer, Jugendamt genug über ADHS??

Mein Sohn geht als „Neurodiverser“ mit Schulassistenz in eine „I“-Klasse, also integrative Klasse, einer Gesamtschule.

Die Lehrerin hat die Integration von Migrantenkindern als Zusatzqualifikation.

Jetzt hat sie eine Klasse bekommen aus 20 kulturell zu integrierenden Kindern plus fünf Neurodiversen, teilweise mit Schulassistenz.

Die arme Frau… wem soll sie gerecht werden… ich bin an ihr verzweifelt, weil sie sich weigert, auf die jeweilige Besonderheit der Neurodiversen einzugehen. Die bekommen, wenn sie ihre Tablette vergessen haben, genauso einen Eintrag in ihr Heft wie alle anderen… das mag bei Größeren OK sein. Aber ich finde, es kommt schon noch drauf an, in welchem Entwicklungsstadium einer ist und wieviele Jahre jemand vor der Medikation gelitten hat und auch gemobbt wurde und ob er überhaupt mal eine entspannte Zeit erleben durfte (mein Sohn nur ein Jahr, die 4. Klasse)… aber sie interessiert sich nicht für die Vorgeschichte einzelner Schüler.

Dieses „ich bilde mir meine unvoreingenommene Meinung“ kann genau bei Migrantenkindern sehr richtig und wichtig sein. Aber bei Neurodiversen ist es m Mn nach was Anderes.

Soweit dazu.

Mein Sohn erzählt oft von dem Chaos und Durcheinander im Unterricht und besonders in der Freiarbeit, die jeden Tag in zwei 60 Minuten-Blöcken vorgesehen ist. Er sagt, dass öfters gar kein richtiger Unterricht möglich ist.

Es gibt Jungs, die sich immer wieder in der Freiarbeit treten oder prügeln. Wiebitte??

Hier ist das Schulsystem am Limit angekommen, natürlich auch so eine Fachkraft…

Ich frage mich, ob eigentlich bei den auffälligen Kindern je eine geschulte Person mal schaut, ob sie vielleicht ADHS haben… es muss eben nicht immer von Flucht-Trauma oder prekären Verhältnissen kommen…

Gut, in der 5./6. Klasse kann Pubertät eine Rolle spielen… aber eigentlich doch noch nicht in dem Maße wie später…

Meiner Meinung nach wird viel zu Vieles auf die Pubertät geschoben. Und erst recht, wenn eine eingeschworene, erfahrene IGS-Lehrerin mit Streetworker-Charakter am Werk ist.

In der 5./6. Klasse sind ja noch nicht 80% der Schüler wegen Pubertät so. Und auch längst nicht alle Migranten haben eine Flucht hinter sich…

Ja, das habe ich hier mal so von mir gegeben, ohne das Video angeschaut zu haben (Videos sind für mich Reizüberforderung).

Bin gespannt auf andere Erfahrungen und Meinungen…

Struktur im Unterricht, statt Laissez-faire!

Zu der esoterisch anmutenden Ideologie des selbstgesteuerten Lernens hier <LINK_TEXT text=„ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl. … lerautoren“>ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.</LINK_TEXT>

„Während es einem Schüler aus dem bildungsbürgerlichen Berlin-Mitte leichtfallen mag, sich den Unterrichtsstoff selbst zu erarbeiten, kann der Hartz-IV-Junge aus Neukölln damit große Probleme haben. Er braucht eher klare Strukturen statt Selbstorganisation. Erst kürzlich hat die große Metaanalyse des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie belegt, wie gefährlich es ist, den Pädagogen im Klassenraum zu marginalisieren“

Ansonsten ebenfalls mehr dazu hier: <URL url="Neue Lernkultur bei ADHS - Heilsbringer oder vom Regen in die Traufe? text=„viewtopic.php?f=17&t=159“>Neue Lernkultur bei ADHS - Heilsbringer oder vom Regen in die Traufe?

Hab das Video auch nicht angeschaut …—

Aber…Na na na bitte nicht so Pauschalisierungen gegenüber Grundschullehrinnen .
Da kannst du in einer Brennpunktschule als Penistragende Lehrerversion ebenso an deine Grenze kommen , oder es wegen Persönlicher Einstellung nicht hinbekommen.

Definitiv glaube ich auch das unerkanntes ADHS ein Rolle dort spielt.
Jedoch kommt der kulturelle Hintergrund auf anderer Ebene erschwerend hinzu.
Die Rolle der Frau wo vielleicht der Grundschullehrerin der Austausch mit den Eltern erschwert wird oder der Junge schon so geprägt ist.
Die sprachliche Barriere
Die Rolle des Jungen im Familiensysthem , der vielleicht auch mangels Grenzen etwas grenzenloser ist.
Das Temprament was vielleicht etwas lebendiger ist
Einen andere lebendigere Geselligkeit in Großgruppen im Kreise dieser Kultur, dementsprechend das Verhalten in der Klasse
Wie stehen diese Menschen überhaupt zu Psycholgischen Themen ?

Hier würde es meines Erachtens einer noch spezielleren Diagnostik inc Kultur und Sprachkenntnisse bedürfen.

ADHS und „deutsche“ Kinder ist doch schon ein Problem und dann jemand aus einer anderen Kultur, der bleibt erst recht hinten an, was vieles noch schlimmer macht.

@Overthesky
Stell dich doch mal genau vor so einer Klasse wie Nono beschreibt , vorrangig zu deiner Fähigkeiten ADHS herauszufiltern und eine Diagnose anzuregen, haben die Lehrer das Dilemma des Bildungsauftrages der ebenso erfüllt gehört , ach ja und dann sollst du auch noch dafür sorgen das du den Unterricht so gestaltest , dass alles ruhig und ADHS freundlich abläuft und aktuell noch dich und deine Klasse digital fit machen.

Eigentlich benötigt jeder Lehrer eine Unterstützung in der Klasse die frei vom Bildungsauftrag sich um all die anderen zusätzlichen Dinge kümmert.

Freies lernen bedarf immer auch mit einer gewissen Struktur angeleitet oder unterstützt oder beigebracht. Freies lernen bedeutet nicht , mach alles alleine.
Es wäre einfach grundlegend gut wenn es unterschiedliche Lernsystheme gibt und jedes Kind indivduell dort landet.

und hatte wir nicht alle dies „Chaoten“ in der Klasse wo so gut wie nix half???und gheörten wir einwenig nicht auch genau zu diesen Chaoten :wink:
und Nicht immer der Lehrer ist das Problem sondern auch viele viele Fehler in unserem Systhem

Das mit der Struktur ist völlig richtig @Overthesky .

In einer integrierten Gesamtschule werden Schüler aller Schultypen (Haupt-, Realschule und Gymnasium, dazu ein Teil, der früher auf die Sonderschule gegangen wäre) in einer Klasse beschult.

Das basiert auf zwei bis drei Stunden Fachunterricht mit Input und dann zwei Stunden Freiarbeit, die aber von Lehrern betreut werden. In der Freiarbeit findet dann die wesentliche Differenzierung nach Schulform statt.

Gut finde ich an dieser Schulform, dass man je nach Fach stärker oder weniger gefordert werden kann. Wer zu sehr pubertiert, wird nicht so getriezt und wenn es wieder geht, kann man eine richtig gute Mittlere Reife hinlegen…

Freiarbeit muss also nicht Chaos bedeuten…

Mein Sohn darf mit drei anderen Schülern alleine in einen Nebenraum gehen zum Arbeiten, weil die Lehrerin ihnen zutraut, dass sie auch was tun. Es gibt allerdings auch mindestens einen Schüler mit Assistenz dabei, sodass die Aufsicht gewährleistet ist.

eine vielleicht sehr humorvolles leicht ADHSigges „Comedy“ Youtube zu diesem Thema, aus der Sicht von nicht Deutschen

ab Minute 9:00 6) Chaotische Schulzeit Teil 1 | KAMIKAZE - Der Podcast mit Hany Siam & Salim Samatou - YouTube

in den weiteren Folgen geht es auch darum

Mein Mann hatte zwar nicht 8 Geschwister, ist aber mit seiner Familie im Alter von 5 Jahren nach Deutschland gekommen, wo sie die erste Zeit im ziemlich beengten Asylantenheim verbracht haben. - Er fand’s toll dass immer jemand zum Spielen da war.
In der Schule (90er Jahre) ist er zwar aufgefallen, aber niemand kam darauf, dass es ADHS sein könnte. Seine „Andersartigkeit“ und Probleme im Unterricht wurden darauf zurückgeführt, dass Deutsch halt nicht seine Muttersprache ist. Dass seine Eltern fast nie zu Elternsprechabenden gegangen sind, hat natürlich auch nicht gerade zur Problemlösung beigetragen (was v.a. bei Sprachbarrieren und/oder ADHS-Eltern sicher häufiger vorkommt).
Bei seiner Mutter habe ich auch gedacht, es sei die Sprachbarriere, dass sie deshalb so oft nach Wörtern sucht. Aber mein Mann sagte, dass sie in ihrer Muttersprache genauso spricht, ungern liest und schreibt.

Ich denke deshalb, dass ADHS durch den Migrationshintergrund seltener erkannt wird. Es sei denn, der behandelnde Arzt spricht die Muttersprache des Patienten und ADHS ist in der Kultur ein Thema.

Hey, hier meine 50 Cent dazu. Ich arbeite als Lehrer an einer Schule wo nur 10% der Schüler keinen Migrationshintergrund haben.
Der größte treibende oder hemmende Faktor sind immer die Eltern. Wenn die sich quer stellen oder sich einfach nicht kümmern, geht fast nichts. Auch nicht mit Jugend- und Ordnungsamt. Unabhängig von Migrationshintergrund.

Grundeinstellungen sind wichtig. Ich hatte schon die komplette Bandbreite von Eltern und Kindern in meinen Klassen.

Komplett verwahrloste Kinder wo die Eltern jede Nacht feiern und die Kids eher zufällig mal in der Schule auftauchen bis hin zu Familien, die sich sehr gut kümmern. Auch unabhängig vom Migrationshintergrund oder der Nationalität.

Ob ein Kind unaufmerksam und hyperaktiv ist, erkennt man auch ohne fundierte Sprachkenntnisse recht gut. Wenn das eher so introvertierte Träumer sind ist es schwieriger.

Sehr schwierig ist es allerdings immer, das den Eltern beizubringen.