Tiefenpsychologie bei AD(H)s sinnvoll?

Super! Das hört sich doch sehr gut an. Ich drücke euch ganz fest die Daumen :slight_smile:

Ja ist krass aber die Kinder sind ja nicht blöd. Die verstehen mehr als man oft denkt. Und ich finde, sie hat damit auch schon recht.
Die Medikamente ändern einen. Aber sie ändern nicht das Ich-Gefühl und man kann sie jederzeit wieder absetzen. Vielleicht kannst Du ihr das sagen.

Im Prinzip geht es gerade für sie auch einfach darum, dass sie damit konfrontiert ist, dass sie mangelhaft und ungenügend ist. Das meinte ich damit, dass Deine Tochter da eventuell kongnitiv noch nicht so weit ist.

Meine Tochter hat erst durch massive schulische Probleme erfahren, dass sie einfach Hilfe braucht. Die Diagnose hat ihr dann sehr geholfen weil sie dadurch erfahren hat, dass es nicht ihre Schuld ist und gleichzeitig bekam sie bescheinigt, dass sie intelligenzmäßig sogar weiter ist als ihre Altersgenossen.

Hab ihr auch erklärt, wie das im Gehirn so abläuft (Dopamin und co.) und einfach ganz viel über ADHS erzählt. So konnte sie es gut akzeptieren und hat die Medikamente aus eigenem Antrieb genommen.

Ich denke, das ist der wichtigste Punkt. Das Kind muss das wollen und zwar für sich und nicht für einen Arzt, nicht für die Schule oder für die Eltern, sondern weil es für sich erkannt hat, dass es in der Beziehung eine Beeinträchtigung hat, die es damit überwinden kann. Das gilt auch für die Angststörung.

Die Freiheit eine Behandlung jederzeit abbrechen zu können muss auf jeden Fall gegeben sein.

Dass Du ihr das vormachen willst verstehe ich, aber wie gesagt, das kann ganz leicht nach Hinten losgehen. Gerade wenn Du ihr sagst die Medikamente verändern einen nicht. Aber was ist wenn sie es bei Dir tun? Dann fängst Du an zu maskieren weil Du ihr ja zeigen willst wie toll das ist. Damit setzt Du Dich auch selbst ganz schön unter Druck.

Unterschätze eine Eindosierung nicht. Das mache ich gerade durch und die erste Woche war ziemlich schlimm. Jetzt wird´s besser aber bei manchen dauert das Monate, bis eine Besserung eintritt.
Natürlich bin ich immer noch der Selbe. Aber ich verhalte mich anders. Das ist ja das Ziel, auch wenn das im Moment noch nicht so läuft wie beabsichtigt.

Meine Tochter hatte auch erst Nebenwirkungen aber weil sie darüber aufgeklärt war und die Medimamentierung ja selbst wollte hat sie das ertragen und war geduldig. Hat bei ihr auch zwei Monate gedauert bis es gut war. Dann war es wieder schlechter und man hat nochmal das Präparat geändert, was dann wieder gut war.

Deine Tochter ist ja erst 6. Da passiert schulisch noch nicht so viel, also zumindest verpasst sie nichts Lebenslaufkritisches. Ernst wird es erst wenn es um die weiterführende Schule geht, denn ein intelligentes Kind sollte nicht auf die Realschule nur weil es ADHS hat.

ADSH Kinder brauchen ganz viel Fürsorge und Zuversicht. Sie haben oft ein schlechtes Selbstwertgefühl und sind höchst sensibel dafür zu merken, wenn man sie irgendwo hindrücken will und auch für das Gefühlsleben der Eltern.
Nimm also vielleicht einfach dir selbst ein wenig Druck raus.

Solange sie auf die normale Schule gehen kann und noch keine Weichen gestellt werden, musst Du Dir da noch nicht so den Stress machen finde ich. Weiß aber nicht, wie es da bei euch aussieht. Ich habe zu wenige Daten um das richtig beurteilen zu können.
Verzeih also bitte wenn ich manches vielleicht falsch sehe.

Toll! Viel Erfolg

:+1: :clap: Bingo !!!

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Das ist von Deiner Tochter absolut verständlich und wirklich beachtlich für eine 6jährige.
Für mich selbst - als Erwachsene - kann ich sagen, dass ich durch die Medikamente sogar noch mehr das Gefühl habe, ich selbst sein zu können. Ein bisschen wie ein Bild, das immer mehr oder weniger verwackelt war, nun klarer erscheint.

Wenn Du magst und es sich richtig anfühlt, kannst Du ihr das gerne erzählen :slightly_smiling_face:
Ohne sie zu irgendwas überreden zu wollen oder überzeugen zu wollen, einfach so als Erfahrungsbericht. Jeder hat seinen eigenen Weg, damit umzugehen, auch die Kinder.

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Hallo,
ich habe als Erwachsene lange vor meiner ADHS-Diagnose zweimal eine langzeitg-tiefenpsychologische Psychotherapie gemacht und sehr davon profitiert, ob das bei einem Kind auch so ist, kann ich nicht einschätzen. Wenn du bei der Therapeutin ansich aber ein guten Eindruck/ein gutes Gefühl hast, würde ich es ausprobieren. Man merkt relativ schnell, ob eine Therapie unterstützend und hilfreich ist oder eben nicht.
Euch alles Gute und viel Erfolg.

Ich selbst bleiben, aber weniger verpeilt. Eigentlich mehr ich selbst als ohne, finde ich.

Mein jüngeres Kind nennt es „Meine Denktablette“.

Die Gefahr besteht, dass sie durch den zögerlichen KJP in dieser Angst noch bestätigt wird.

Von nichtmedikamentösen Therapien können ADHS-ler/innen fast immer besser profitieren, wenn auch Medikamente gegeben werden.

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Jetzt habe ich dann doch den Impuls :wink:, etwas dazuzuschreiben: Bei mir ist im Rahmen einer tiefenpsychologischen Weiterbildung ADHS diagnostiziert worden. Und für mich kann es da durchaus einen relevanten Zusammenhang geben. Und zwar aus folgendem Grund: ADHS ist ja zu rund 80% genetisch bedingt, der Rest kommt durch die Umwelt. Und diese verbleibenden 20% kann man sich tiefenpsychologisch anschauen. Warum ist zum Beispiel bei Jungs das ADHS öfters durch Aktivität gekennzeichnet, während es bei Mädchen eher zu „Träumereien“ kommt. Weil die Umwelt es eher akzeptiert und die Kinder sich anpassen.

Ich selbst zum Beispiel war als Junge eher der Träumer, da es sonst auch körperliche Ermahnungen gab, wenn ich zu unruhig wurde.

Insofern kann die Tiefenpsychologie natürlich schon etwas beitragen. Die Fragen ist allerdings, was ihr wollt? Welches Ziel wollt ihr erreichen?

Würde ich ein Ranking bei Kindern geben würde ich wie folgt vorgehen: 1) Medikamente, damit die Ursache erstmal ruhiger wird. 2) Verhaltenstherapie, die durch die Medikation auch besser umsetzbar ist und eventuell, dann später Tiefenpsychologie. Ich würde aber tatsächlich die TP vor allem bei Erwachsenen sehen.

Liebe Grüße.

Umwelt ist leider viel mehr als psychologische Mechanismen:
Gifte, Viren, Krankheiten, Verletzungen…
Viele führen dann zu epigenetischen Veränderungen.
Da bleibt dann für prägende Erfahrungen (wie z. B. Trauma) nur noch ein bescheidener Rest…
…und davon sind nicht alle überlernbar, meine ich.

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Wir hatten mittlerweile das Schnuppergespräch bei der Verhaltenstherapeutin. Sie war sehr nett und einfühlsam, hat aber noch nicht viel Erfahrung. Das merkt man. Meine Tochter fand sie super und hat sich dort wohl gefühlt. Das ist ja das wichtigste. Im Januar haben wir den nächsten Termin.

Parallel habe ich meine ADS Diagnose bekommen und kann dann wahrscheinlich immJanuar wie geplant mit Medikamenten starten.

Danke für den Hinweis! Ich glaube das haben wir momentan alles ganz gut im Blick. In der Schule ist sie gut und das ist mir ehrlich gesagt auch nicht so wichtig. Mir geht es darum, dass sie Anzeichen für eine beginnende Depression zeigt und die Ängste so ausgeprägt sind, dass sie selbst darunter leidet. Deshalb möchte ich nicht warten. Gleichzeitig darf sie natürlich entscheiden, ob sie Medikamente nehmen möchte und auch meinen Mann möchte ich da nicht übergehen. Die aktuelle Forschungslage sagt ja ganz klar, dass Medikamente am hilfreichsten sind und daher finde ich es auch wichtig das anzugehen.

Danke euch allen für die vielen tollen Rückmeldungen! Das hat mir/uns sehr geholfen. Eure Einschätzung zur Wirkungsweise der Medis gebe ich auf jeden Fall an meine Tochter weiter, sobald das Thema wieder konkreter wird. Eine tolle Community ist das hier :heart_hands:

Freut mich, dass es in der Schule trotzdem klappt. Finde es auch ganz toll wie Du Dich kümmerst.

Ich wollte nur noch eins hinzufügen:
Die Angststörung ist vermutlich wie Du sagst auf das ADS zurückzuführen, aber aus zwei Gründen wenn ich das richtig analysiere:

  1. sensorische Überempfindlichkeit
  2. negative Erfahrungen mit Menschen

Den zweiten Punkt kannst Du mit ADHS-Medikamenten nicht richten. Zumindest nicht schnell. Deswegen finde ich die Aussage, Medikamente sind da am hilfreichsten etwas kritisch.
Natürlich willst Du gerne erst mal das „Leck stopfen“. Aber Wasser abschöpfen ist auch gut. Das wäre dann eben die Therapie.
Oder aber auch ein Medikament, das direkt gegen Angststörungen wirkt. Aber da kenne ich mich nicht gut aus.
Wollte es nur mal in den Raum werfen.

Wie auch immer, das wird schon!!
Alles Gute euch und auch Dir viel Erfolg mit Deinen eigenen Problemen!