Tipps für das Zusammenleben und die Akzeptanz gesucht

Guten Abend,

Ich wende mich mal an euch da mich interessiert, wie ihr es geschafft habt, euer Kind so zu akzeptieren wie es ist. Ich bin ehrlich, ich tue mir sehr schwer damit.
Wir sind aktuell im Urlaub bei Oma und Opa und hier läuft es fast immer sehr unkontrollierbar. Unser Sohn (6) ist Out of Control. Er ist wie aufgescheucht, macht Sachen kaputt, es ist unerträglich.
Er hat nun zweimal eine Nacht bei der Tante geschlafen und, ehrlich, es war so schön. Ich habe ihn 0 vermisst :disappointed_face:
Wenn er den Raum betritt dann fühlt es sich so an als würde eine Bombe einschlagen.

Ich habe Probleme damit das alles so zu akzeptieren und komme auch in der Erziehung nicht weit. Er macht was er will, ist frech etc.
Ich bekomme unsere Bindung einfach nicht gestärkt..

Bevor die Frage aufkommt: wir haben im Mai Auswertungsgespräch im SPZ aber es ist ziemlich eindeutig, dass er ADHS hat…

Was tut man wenn das Kind 0 kooperiert? Sich immer durchsetzen will? Ab wann kann man von PDA sprechen?

Hallo, ich bin auch neu hier wir haben eine 12 jährige Tochter mit ADHS. Sie ist auch ein kleiner Wirbelwind und dort wo sie sich bewegt, herrscht das Chaos. Sie probiert gerne viel aus und hinterlässt eine Verwüstungsspur. Täglich fallen Dinge herunter, es wird was ausgeschüttet und sie redet einen in Grund und Boden :joy: Es ist bei uns selten ruhig und sie ist immer präsent. Wir können tolle Momente haben die im Bruchteil einer Sekunde wieder kaputt sind ohne großen für uns erkennbaren Grund. Eigentlich ist alles 3x so anstrengend als es mit der großen Schwester war.

Wenn sie bei der Oma schläft haben wir auch manchmal das Gefühl sie nicht zu vermissen. Ist ja auch klar da man dann einfach mal durchatmen kann und zur Ruhe kommt. Lange könnte man es aber trotzdem auch ohne sie nicht aushalten.

Mit der Diagnose letztes Jahr war schon ein Teil der Akzeptanz dann da. Man hat jetzt zumindest einen Grund, warum die Dinge so anders laufen. Das allein macht es natürlich nicht alles besser. Ich habe mich viel in das Thema eingelesen und einen tollen Podcast darüber gehört. Mache auch aktuell ein Online Elterntraining. All die Dinge helfen zumindest das Verständnis zu erlangen und das Gefühl zu spüren das man nicht alleine ist.

Wir für uns schauen das jeder einfach mal seine Zeit mit den Dingen verbringen kann die er für sich alleine braucht um Kraft zu tanken und dann noch die Tage an denen sie mal zur Oma geht um auch zu zweit mal wieder etwas zu machen. Inzwischen ist sie auch in einem Alter da gehen wir einfach in Ruhe einkaufen (wie Urlaub :sweat_smile:) oder drehen eine kleine Runde draußen. Das ist mit 6 Jahren noch nicht ganz so möglich wahrscheinlich.

Habe mir auch mal eine paar Dinge zusammen geschrieben die ich sehr positiv an meinem Kind finde. Man ertrinkt ja immer in den negativen Dingen die täglich um einen herum sind und verliert so den Blick dafür was eigentlich auch schönes dabei ist.

Vielleicht hilft es auch Zeit allein mit dem Kind zu verbringen und sich zusammen mit den Dingen beschäftigen die den Kindern gefällt. Evtl ein gemeinsames Thema finden das einen interessiert. Ich halte mehr mit ihr mit und merke auch wie es ihr gut tut, wenn wir draußen sind sie sich auspowern kann. Hier wird gern geschwommen, geturnt, Skateboard gefahren. Dabei kommen wir uns oft viel näher und können den Stress aus dem Alltag auch mal hinter uns lassen. Zumindest für eine Weile.

Alles hält nicht ewig an und wir haben täglich Momente in denen wir an unsere Grenzen kommen. Meinem Mann hilft Humor (klar geht auch nicht immer). Abends sind wir oft ko und erschöpft vom Tag und den Zuständen. Versuche aber auch immer wieder das Schöne zu fassen das gut gelaufen ist. Evtl. Hilft es sich das aufzuschreiben.

Wenn die Diagnose dann steht hat man auch Möglichkeiten in Form von Verhaltens- oder Ergotherapie bzw. Medikation. In der Summe kann dadurch das Leben zu Hause wieder etwas entspannter werden.

Das Posting trifft bei mir einen Nerv.
Ich verstehe dich und ich bin sicher, das tun viele Eltern von Kindern, die anders ticken.

Ich habe auch wirklich Probleme mit manchem Verhalten von meinem Sohn(8).

Vorab: Ich liebe ihn! Vor allem wenn keine Schule ist, ist er bis auf ein paar Macken echt super. Er ist extrem schlau, kreativ, süß einfach. Ich war auf ihn ehrlich gesagt vor der Schule immer besonders stolz, weil er ist, wie er ist.

1.) Er schlägt in letzter Zeit (denke die Schule setzt ihm sehr zu) immer häufiger mal zu. Letztens hat er mir, als wir Pflanzen gesetzt haben, einen dreckigen Handschuh aus Wut in den Nacken geschmissen. Ich bin so aus der Haut gefahren in dem Moment. Ich fand das eklig (mich hat es echt sehr gegraust), demütigend und respeklos. Und das ganze wegen einer Kleinigkeit. Ich bin schon generell nervlich belastet, dass mich gerade solche Situationen schon sehr aus der Ruhe bringen
Generell habe ich ein Problem mit Gewalt, weil ich vor allem nicht einsehe, dass ich dem ausgesetzt werde und ehrlich auch Angst habe, wie sich das weiterentwickelt. Manchmal fühle ich mich da bei ihm unsicher. Sehr unschönes Gefühl! :anxious_face_with_sweat:

2.) Er ist oft so unruhig (wundert dich jetzt sicher :rofl: ). Wir sehen einen Film und er hüpft herum, kann das ganze nicht aushalten, weil zu viel/aufregend für ihn. Und wenn er mal halbwegs am Platz sitzt, fragt er dauernd Sachen wegen der Handlung oder kommentiert den Film. Das macht mich auch total unruhig und das nervt natürlich auch meinen Großen…

3.) Er hat auch ein Problem mit Regeln. es nervt ihn total, dass wir Eltern die Regeln machen. Das findet er wirklich extrem UNFAIR. Naja, und FAIR ist das wichtigste überhaupt für ihn. Er kann das stundenlange diskutieren, warum er das nicht akzeptieren kann und es echt superunfair und unmöglich findet…

4.) Wenn eine Aufführung ist und genau mein Kind hampelt rum, weil es zu aufregend ist. Das ist auch unschön. Wenn ich ehrlich sein soll, ist er für mich ein Partycrasher und es ist auch schön, wenn man sich da als Eltern vom Hampelmann so vorgeführt fühlt… Gut, da muss ich drüberstehen und es akzeptieren - das kann ich auch immer besser und zum Glück gibt’s eh kaum Aufführungen und wenn kann er meistens eh nicht teilnehmen, weil ihm vom Lärm schlecht wird und wir ihn vorher holen müssen… :zany_face:

5.) Wir kommen zu einem Termin (haben ja einige wegen seiner Macken) und er sitzt schon gelangweilt dort. Zeigt nur per Handzeichen wie ein römischer Kaiser seine Anworten und sagt nach nicht mal 5min „ich will nach Hause“. Uff,… ich muss sagen, das ist mir dann auch peinlich. Aber da habe ich an mir gearbeitet. Das nehme ich einfach nicht mehr als Beweis, dass ich in der Erziehung völlig versagt habe, sondern er ist halt so…

6.) Alternativ zu 5. wenn es ihm dort halbwegs gefällt, ist er ein Zappelphillip und kann nicht still sitzen oder bei der Sache sein.
Das ist z.B. beim Kinderneurologen. Dort geht er gerne hin. Dort gibt’s ein riesiges Playmobilhaus, das er liebt. Nur er kann dort kein Gespräch führen, weil er will nur mit dem Haus spielen… Sobald er dort spielen darf, ist er im Hyperfocus und selig.
Blöd nur, weil der Neurologe glaubt mir nicht, dass er so gar nicht ist. Vor allem in der Schule. Er ist in der Schule der stille Träumer und auch im normalen Alltag ist er nicht so überdreht (außer siehe Fernsehen und so :grin: )

7.) Kaputt macht er auch gern Sachen. Gern auch Sachen, an denen ich hänge. Mich ärgert vor allem, wenn ich ihm verbiete was anzugreifen und er muss da ran und seinen berühmten Griff machen - ja, es ist scho eine Gabe. Ein Griff und hin ist’s. :roll_eyes:
Als er ein Baby war, war das schon so eine Sache. Wenn man ihn angesprochen hat, hat er die Sachen sofort in hohem Bogen von sich geworfen. Man wusste nicht was tun. Ihn nicht anreden und er ruiniert’s oder ihn ansprechen und er wirft’s und ruiniert’s. :face_exhaling:
Er ist der Tüftler Typ, der gerne Sachen mal zerlegt und neu kombiniert. :see_no_evil_monkey:

Superanstrengend ist sonst an sich hauptsächlich der Schulalltag. Vor der Schule oder auch in den Ferien ohne Aufregung ist er super, weil er einfach sein Ding durchzieht und da geht er voll drin auf. Ehrlich ohne Schule hätte ich echt kaum Probleme mit ihm.
Aber neben ihm sitzen, wenn er Schulsachen machen muss, ist wie Vorhölle! Man will irgendwann nur, dass er endlich fertig wird… aber stattdessen nach jedem Wort das er malt, weiß er sonstwas zu tun. Er zieht es auf jede erdenkliche Weise in die Länge, nachdem er einen vorher ewig hinhält überhaupt zu beginnen. Und man wird ständig angeschrien, wenn man was sagt - sei es eine Verbesserung, sei es dass er weitermachen soll.
Überhaupt, wenn er es falsch macht, muss man sich auf eine halbe Stunde Diskussionen gefasst machen, warum das angeblich nichts macht oder warum das angeblich doch so richtig ist, wie er es macht. :weary_face:

Meinen Mann und mich belastet das vor allem im Alltag echt extrem. Ich selber bin nervlich (im wahrsten Sinne des Wortes - ich laboriere gerade eine Nervenentzündung mit Lähmungen aus :weary_face: ) ziemlich am Ende inzwischen.

Wir haben uns daher jetzt beim Jugendamt eine Hilfe geholt. Ich bin gespannt, ob uns das entlasten kann. Aber ich bin schon froh, weil die sind bis jetzt von den Gesprächen echt super.
So etwas würde ich dir auch empfehlen. Ich habe lange gezögert - zu lange!

Übrigens: Ich liebe mein Kind echt sehr. Man kann ja jemanden lieben und dessen Verhalten ablehnen. :smiling_face_with_sunglasses:

Noch ein bisschen Tipps:

Wir haben ein Buch, wo wir (auch der Bruder) schönes und positives für meinen Sohn reinschreiben. Da machen wir auch mal Pickerl rein. Ist für ihn aber auch für uns wichtig.

Ich kuschle meinen Sohn jeden Tag in der Früh. Er kommt extra vor dem Aufstehen dafür zu mir. Das ist wunderschön. Da ist der Tag noch neu und ich noch nicht genervt und wir lieben das.

Und wie gesagt: Hilfe vom Jgendamt holen. Wir hoffen, dass wir dann an einem Tag kein Hausaufgabendrama mehr haben zumindest…

Achso. insgesamt kann ich meine Probleme mit meinem Sohn zusammenfassen mit Grenzen.
Er hält meine Grenzen nicht ein.

Er ist oft übergriffig - auch beim Kuscheln. Er akzeptiert nicht, wenn ich etwas nicht mag. Entweder findet er es lustig, nimmt es nicht ernst oder hört nur kurz auf um in 2-3min spätestens wieder weiter zu machen. :face_with_symbols_on_mouth:
Er schlägt mich.
Er macht mit MEINEN Sachen rum, obwohl ich das nicht will.
Er „verschwendet“ meine Zeit, indem er nicht weitermacht…

Das mit den Grenzen ist so auch mein Thema. Ich bin da sehr empfindlich. Ich hasse das, wenn man das nicht einhält…