Tipps um der Familie zu sagen, dass man adhs hat

Hallo,

Ich hab seid diesem Jahr meine adhs Diagnose und mein Leben hat sich zum besseren verändert. Endlich weis ich, dass ich nicht zu dumm oder zu faul war, oder mich einfach nicht stark genug angestrengt hab. Ich wurde erst mit 29 diagnostiziert und wünschte natürlich, dass ich es früher gewusst hätte, schon zu Schulzeiten und so.

Anyways, ich bin die erste in meiner Familie dis diagnostiziert wurde und ich hab es bis jetzt nur meiner Schwester und Cousine gesagt. Meine familie ist kompliziert (evtl. weil einige undiagnostiziert sind LOL), aber ich will es jetzt erzählen. Vor allem, weil meine andere Cousine sich weigert ihren Sohn zu testen. Ihr wurde von einer Kindergärtnerin empfohlen das checken zu lassen, aber sie glaub nicht das er es hat und will ihm kein Label aufdrücken und blablabla.
Ein Großteil meiner Familie wird ähnliche Ansichten haben.

Ich will mich vorbereiten.

Was sind wichtige Punkte die ich notieren sollte oder welche Infos sollte ich bereithalten.

Was waren typische Fragen oder Aussagen, die ihr bekommen habt?

Wie lief es bei ähnlichen Familien.

Her mit euren Tipps :slight_smile:

Vielen Dank :slight_smile:

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Kannst Du evtl. nochmal dazu schreiben, ob Du nur noch „WIE“-Tipps suchst und schon felsenfest entschieden bist? Oder noch offen für Erwägungen, warum und OB überhaupt…?

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Liebe Roggenkumpelin,

herzlich willkommen im Forum! Wie schön, dass du hier bist! :adxs_knuddel:

Ich empfehle dir, es vorläufig einfach zu lassen. Auch wenn es schwer fällt und es ganz schlimm ist zusehen zu müssen, dass die Tochter deiner Kusine leidet.

Deine Kusine hat ihre Einstellung und muss nach und nach darauf kommen, dass die Erzieherinnen im Kindergarten vielleicht doch recht haben. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Da spielen viele Dinge mit herein, wie die Angst als Mutter in Frage gestellt zu werden, die Angst die Tochter einer falschen Ideologie auszusetzen usw., und das Bequemste ist erst einmal, die Sache abzuwehren.

Die Aussichten, dass du das schnell änderst, sind gering, und der Preis, indem du dich angreifbar machst, ist hoch.

Es gab und gibt in den letzten Jahrzehnten so viele Leute in meiner Umgebung, sowohl beruflich als auch in der Familie, denen ich dringend geraten habe, nach ADHS bei sich oder ihrem Kind gucken zu lassen, und bin auf so viel Widerstände gestoßen, das ist echt unglaublich. Da denkt man von außen, es könnte den Leuten viel besser gehen, aber die Abwehr ist sehr groß.

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Ach eigentlich will ich es ihnen auch sagen.
Ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass es nicht richtig ernst genommen wird oder was weiß ich was. Trotzdem, ich find es nervig, ich will nicht das es so ein großes Ding ist. Ich mein mach auch ein größeres Ding draus, aber meine cousine (sie wurde auch gerade diagnostiziert) meinte, dass ich mich schon etwas vorbereiten sollte und nicht im Nebensatz einfach „ach übrigens, ich hab adhs. Was gibt’s heute Abend zum Essen?“ erwähnen sollte.

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Was wir anbieten könnten, wäre z.B. eine Bingo-Karte.

Wir haben dafür sehr viel Material vorbereitet… Und wenn es nicht den von Dir erhofften Verlauf nimmt, dann könntest Du immer noch gewinnen: beim Bullshit-Bingo.

Oder man könnte es sogar als Familien-Bingo-Spiel gestalten. Wer auf seiner Karte das hat, was er/sie eigentlich gerade sagen wollen würde („Der Vetter meiner Nachbarin hatte eine neurodiverse Katze. Die hat es auch mit Meditation statt Medikation geschafft. Versuch das doch einfach mal!“), der/die darf den Punkt auf der Karte abkreuzen, muss aber schweigen…

Im Ernst: Zeig Ihnen, dass sich Dein Leben zum Besseren verändert hast. So sehr, dass sie es nicht ignorieren können und Dich vielleicht fragen, was mit Dir los ist. Dann mach ein Geheimnis daraus. Und dann noch eine Runde „Besseres Leben vorleben“, bis sie es gar nicht erwarten können, dass Du Dein Geheimnis des neuen Lebenswandels endlich teilst…

So machen es auch Menschen, die keine Diagnose finden, sondern gleich Jesus.

Viele Argumente haben wir auch hier schon gesammelt: https://adhs-forum.adxs.org/t/praesentation-fuer-mein-buero-outing/23911

Selbst, wenn das Gespräch ok ist: Bei nächster Gelegenheit, bei der Du Dich eigentlich auf der richtigen Seite fühlst, kommt dann aufs Butterbrot „Du kannst Dich nicht auf Deiner Diagnose ausruhen.“ / „Ich habe hier mal einen Experten rausgesucht für Prokrastination. Ruf den doch einfach mal an.“ / …

Für Dich getestet. Deshalb schreibe ich das. Ich würde mich gern irren und wünsche Dir bessere Erfahrungen, von Herzen.

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Ja eben, es ist gar kein großes Ding. Es ist vor allem auch eine private Sache, ob man zur Psychiaterin geht und Psychopharmaka nimmt.

Ich meine, mit 29 ist man erwachsen und aus dem Haus, und du erzählst Eltern und Kusinen auch nicht unbedingt, wie du verhütest.

Das Schlimme ist, man wird zum Diskussionsgegenstand. So wie das ganze Volk darüber diskutiert und sich eine Meinung anmaßt, ob ein Nationalfußballspieler das Tor noch hätte schaffen können oder auch nicht, obwohl 99,9 % aller Diskutanten selbst jämmerlich selbst Fußball spielen können im Vergleich zu einem Profi. Oder wenn du verkünden würdest, du wärest jetzt vom Mann zur Frau oder von der Frau zum Mann geworden. Da wird dann jeder, ohne viel Ahnung zu haben, seine Ansicht äußern, ob es wirklich so ist.

Edit: Elementary hat es wieder mal viel treffender und witziger geschrieben als ich.

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Sorry, anderes Thema, aber musste kurz lachen :rofl: weil ich red da offen mit meinen Eltern drüber und erst gestern auch mit meinem Cousin… :joy:

Anyways, zurück zum Thema:

Meine Mutter war erst sehr ungläubig, sie wollt es nicht wahrhaben - mein Bruder ist Autist und in ihren Augen war ich immer „normal“, nun ja, ich hatte keine Wahl, ich wurde da als Kind einfach übersehen und musste mich anpassen, friss oder stirb.
Aber nach dem ersten Schock war sie dann doch sehr interessiert am Thema, inzwischen liest sie selber viel darüber, fragt nach wie es mir mit meinen Medikamenten geht, war letztens erst bei einem Vortrag über Autisten und ADHSler, und reflektiert sich - sie macht sich vorwürfe, dass sie es nicht gemerkt hat usw.
Mein Vater (auch Autist) hat nicht wirklich was dazu gesagt, aber gut, das ist bei ihm einfach so. Er nimmt dinge zur Kenntnis und gut ist.

Meine Cousins waren da ganz locker, die waren nur so „Ach okay krass, und nun, nimmst du Medis, wie geht das damit“ usw, alles entspannt. Onkel und Tanten wissen nichts, meine Verwandtschaft wohnt aber auch weit weg und ich seh die nur 1-2x im Jahr, da denk ich mir, muss ich denen nicht über WhatsApp schreiben. Erzähl ich vielleicht irgendwann mal beim Familienessen hehe.
(Ach so, hab meine Diagnose erst seit 3 Monaten)

Hier im Forum sind irgendwie voll viele so Anti-Sagen, egal ob auf der Arbeit, der Familie, den Freunden… :woman_shrugging:t2:
Auf die würd ich nicht so viel geben, wenn du es erzählen willst, mach :wink: ich erzähl jedem davon, ich hau das einfach raus, auch Leute die ich erst seit 5min kenne :rofl: ich mein, wenn Leute Diabetes haben oder Legasthenie oder sowas, dann erfahre ich das auch immer schnell von denen, das ergibt sich so - ist ja alles nichts schlimmes.

Meine SHG (Selbsthilfegruppe) ist da auch super offen, wir bestärken uns gegenseitig, damit so offen wie möglich umzugehen. Damit es eben kein TABU mehr ist. Und bisher waren unsere Erfahrungen alle positiv. Klar, kann schon sein, dass man mal an jemanden gerät, der da nen dummen Spruch macht- muss man halt einfach wegignorieren. Für Idioten habe ich keine Zeit :wink: ich hab aus meinem Leben die letzten Monate schon Leute aussortiert, die mein ADHS nicht ernst nehmen. Tschüss, ade, auf wiedersehen :wave:t2:
Und auch Familie kann und darf man aussortieren :love_you_gesture:t2: du musst dich mit niemandem abgeben, nur weil ihr Verwandt seid.

Das hat nicht unbedingt pauschal was mit „anti“ zu tun, sondern einem wohl überlegten Abwägen, wozu genau die Erfahrungen und Meinungen beider Seiten helfen sollen. Es ist individuell, da gibt es kein richtig oder falsch.

Bei mir hat es z.B. auch berufliche Gründe.
Und aktuell würde es mir auch keinen Zugewinn bringen.
Letztendlich muss ich eh alles mit mir selber abmachen und alles was ich tue oder nicht tue bleibt trotzdem in meiner Verantwortung. Stresse ich Menschen damit, weil ich zu spät komme ändert sich der Stress für die nicht , nur weil die wissen , dass ich ADHS habe.

Bei einem Verwandten habe ich erlebt , dass es ihm das erhoffte Verständnis nicht gebracht hat, als er es über all erzählte . Ich fand es anstrengend als er auch noch alles mit ADHS entschuldigte.

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Hi @Roggenkumpelin

Unter diesen Voraussetzungen würde ich mir sehr gut überlegen, wem ich was von meiner Diagnose erzähle.

Wenn Du meinst, die eine Cousine könnte ihre Meinung zu einer Diagnostik für ihren Sohn ändern, wenn sie von Deiner Diagnose weiß, dann rede doch erst Mal nur mit dieser Cousine.

Je nachdem, wie sie reagiert, kannst Du danach entscheiden, ob Du es auch noch anderen erzählst.

Wenn Du wirklich aufklären willst und denkst, dass Du die Leute zum Umdenken bewegen kannst, dann solltest Du Dir Wissen anlesen: Was genau ist ADHS, was sind die Auswirkungen, welche Behandlungsmöglichkeiten sind sinnvoll, wie wirken die Medis, welche Auswirkungen kann es haben, wenn ADHSler nicht behandelt werden… Wenn Du da gut Bescheid weißt, kannst Du eigentlich jede Frage beantworten.

Von meiner Diagnose wissen nur sehr wenige Menschen. Aus meiner Familie nur Mann und Kinder und meine Schwester.

Mir hat es schon gereicht, bei meinen Mann den Erklärbären zu machen, weil er die üblichen Vorurteile wegen der Medikation hatte. Dass meine Schwester Diagnose und Medikamenten positiv gegenüber steht, wusste ich. Wäre es nicht so gewesen, hätte ich ihr nichts erzählt.

Die erste Reaktion war großes Erstaunen. Gefragt wurde hauptsächlich nach meinen Symptomen und ob ich Medikamente nehmen will.

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