Topaktuelle Fan-Fiction Zeitschrift aus Seligenburg!

Ich habe heute übrigens auch ein neues Wort gelernt: „gewerweisst“.

Ist das ein übliches Wort bei Euch oder auch eher selten genutzt?

Meine Murmelbahn kullerte erst Richtung Werwölfe, dann zu „wer weiß denn sowas?“ und erst dann fiel mir auf, dass die Seite aus der Schweiz ist und das wohl so was wie „gerätselt“ oder „gemutmaßt“ heißt?

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Danke Dir. Gleichfalls. Allein dafür hat es sich schon gelohnt. :kissing_heart:

Bin jetzt weg aufräumen, „begehbar machen“, bis Tür 12. Meine Lieblingstür, aber auch nie nerdigste von allen. Konnte nicht anders.

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Gar nicht so unüblich eigentlich…

Der Duden kennts auch:
Bedeutung: hin und her raten, sich überlegen
Beispiel: „Alle haben gewerweißt, was zu tun sei.“

Aber lustig, dass es der Duden mit ß schreibt, obwohl wir diesen Buchstaben in der Schweiz gar nicht benutzen :smile:

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@Elementary @moya hat es schon gut beantwortet wegen dem „gewerweisst“, und ja ist nicht unüblich, aber es kommt auch darauf an aus welchem Kanton man kommt, aber mir ist der Ausdruck gut bekannt, und auch das wegen dem ß kann ich bestätigen, dass haben wir in der Schweiz zum Glück nicht. :grinning:

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Tür 12 Machen, dass es schneit

Der Start des Dopamin Detox war für Niklas härter als gedacht. Paul hatte ihm deshalb vorgeschlagen, an den ersten Nachmittagen zusammen den Keller aufzuräumen. Niklas würde weg vom Rechner sein und nicht alleine. Der Keller könnte ihr Abenteuerspielplatz werden, eine Suche nach Familienschätzen. Niklas durfte auch den Soundtrack bestimmen.

Ob er sich an Paul rächen wollte, im Hyperfokus war oder es wirklich am besten gegen den Entzug half, wusste Paul nicht: Niklas hatte jedenfalls vor über 90 Minuten einen Track von „Schmyt feat. Majan“ auf Repeat gestellt. Er wippte beim Aufräumen im Takt von „Tangobounce Freestyle“ und weigerte sich, irgendetwas anderes anzumachen. Stille ertrug er erst recht nicht.

Das Lied hatte Paul auf der Fahrt nach Seligenburg nach den ersten Takten übersprungen. Als er es jetzt zum 30. Mal hörte, während er Osterdekoration aus vier Jahrzehnten in ein Regal sortierte, spannten sich rote Fäden vom Schaubild in der Garage quer durch seine Synapsen zu den Punkten vom Küchenplan.

„Connect the dots! Leni!“ rief er. Er nahm die Bluetooth-Box mit und lief in die Küche. „Verbinde die Punkte!“

Niklas protestierte: „Mann, ich räume doch hier nicht alleine auf! Lass mir wenigstens die Musik da!“

Außer Atem stellte Paul die Box in der Küche vor Leni, die gerade mit Julia und Mario Butterplätzchen ausstach: Mäuseköpfe und Sterne.

"Leni, hör Dir das an…:
Tangobounce, rotes Kleid.
Sie gibt mir einen Blick.
Sie kann machen, dass es schneit."

Leni schüttelte den Kopf: „Paul, das läuft seit über einer Stunde bei Euch und die Bässe kamen bis hier. Ich höre so etwas aus Prinzip nicht. Hallo? Drogenverherrlichung? Und was für ein Frauenbild wird da transportiert?“ Sie stach weiter Sterne aus.

Paul winkte ab: „Hör doch mal auf den Text. Wer kann ‚machen, dass es schneit‘? Wer das kann, ist unser Täter hinter dem Schneemann! Oder Täterin, natürlich. Danach müssen wir suchen!“

Niklas kicherte: „Cluedo Sonderedition 2024! Ich möchte lösen: Es war Frau Holle auf dem Waldweg mit der Schneekanone!“

Leni sah ihren Onkel besorgt an: „Paul, hast Du Fieber? Soll ich Dir was aus der Hausapotheke holen?“

Sie klang jetzt besorgt: „Die Superkraft in dieser Familie ist, dass wir alle möglichen Informationen schnell verknüpfen können. Ja. Aber das ist Segen und Fluch zugleich, Paul. Du siehst Verbindungen, wo keine sind!“

Sie wirkte ernsthaft besorgt: „Macht da im Keller mal das Fenster auf. Und macht mehr Pausen! Pomodoro: nach 25 Minuten Arbeit immer 5 Minuten Pause! Ihr habt Taskwechsel-Probleme, beide. Auf jeden Fall hört andere Musik. Coldplay zum Beispiel, für einen kühleren Kopf.“

Niklas erklärte Paul: „Wenn der niedliche Chris Martin von Coldplay ‚I will fix you‘ singt, ist das nämlich total ok in Sachen Frauenbild.“

Und zu Leni: „Hallo? Coldplay singt da „Ich werde dich reparieren“. Als hättest Du 'n Defekt und der Ritter in strahlender Rüstung repariert Dich! Muss ich Malte erzählen. Sein Vater kauft ihm dann sicher eine Ritterrüstung und ein weißes Pferd, damit er fix…“

Leni warf empört mehrere Keksteig-Sterne nach Niklas.

"Ich pflück Dir Sterne aus der Dämmerung" klang es zeitgleich aus der Bluetooth-Box. Immer noch derselbe Track.

Niklas fing die Sterne auf: „Wow! Sterne! Für alle Sinne! Magisch! Profiler Paul, das ist ein Zeichen!“

Paul schlug zurück, indem er eine Hand voll Mehl von der Arbeitsplatte nach Niklas warf. Der rief im Tangobounce-Takt hüpfend: „Paul kann machen, dass es schneit“ und warf Teig-Sterne zurück.

Am Ende der Familien-Keksteig-Schlacht musste Super-Mario schon wieder in die Waschmaschine, und Niklas ging seine üblichen 45 Minuten unter die Dusche.

Hauptsache, er ist offline, dachte Paul. Leni fegte die Sterne und das Mehl zusammen und knetete neuen Teig, aber das war es auch ihr wert.

Als Paul zurück in den Keller ging, hatte er das Gefühl, einen Schritt vorangekommen zu sein: in dem „Cold Case der SoKo Schneemann“, aber vor allem in seiner geheimen Mission, Geschwister wieder zu Komplizen zu machen. Nur der Keller war immer noch ein Chaos.

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Ich hatte es gleich gesagt: „Nobody wants to read your shit. Ein Bild meines Adventskalenders sagt mehr als 24 Textwände.“ Aber mir Dopamin-Detox-Bedarf andichten…

Like, wer’s kennt.

Niklas

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Das ist das cleverste, was ich seit langem gesehen habe. Nix einsortieren in Döschen, nix extra rumstehen haben. So einfach und doch so genial.

Wäre mir als Adventskalender aber doch zu wenig :wink:

Ich lese hier unheimlich gerne und für mich könnte die Geschichte noch viel langsamer und detailreicher erzählt werden.
Aber da es Andere eher kurz mögen und es ja eben auch ein Kalender und kein Roman ist machst du es genau richtig.
Ich mag deine Charaktere, deine wertschätzende Art zu schreiben, deinen sensiblen und ehrlichen Umgang mit den Schwierigkeiten, die Echtheit.
Hab vielen Dank :heart:

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Für Kalender-Insider haben wir auch noch eine OO_hDuFröhliche-Version vorbereitet…
N.

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Sehr cool, diese Analogie mir den Blistern…:sweat_smile:

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Zur Abwechslung neuer KI-Support bei der „Was bisher geschah? :male_detective:“-Zusammenfassung (Einstieg jederzeit möglich)

Tür 1: Route wird neu berechnet Paul Krampitz, neurodiverser Psychiater in den besten Jahren, macht sich nach einem Anruf aus der Notaufnahme auf den Weg nach Seligenburg, um seiner Schwester Rike und ihren Kindern nach einem Unfall beizustehen.
Tür 2: Leni, Niklas, Julia und die Super-Ratte Die Begegnung mit seinen Patenkindern, Chaos und erste Herausforderungen wie ein kryptischer Familienzeitplan stellen Paul auf die Probe.
Tür 3: Der Sherlock Holmes von Seligenburg Paul entdeckt Detektivarbeit als Familientradition (wieder), entschlüsselt Codes auf dem Whiteboard und versucht, Struktur ins Chaos zu bringen.
Tür 4: Manche Menschen sind es wert, dass man für sie schmilzt Rike kämpft mit Scham und Überforderung, während Paul versucht, ihre Herausforderungen und ihre Wahrnehmung ernst zu nehmen.
Tür 5 und 6: Dialog mit dem Protagonisten, aus Gründen Paul und die Verfasserin diskutieren über Grenzen und Prioritäten sowie die weitere Entwicklung der Adventsgeschichte.
Tür 7 und 8: Rein und raus aus der Scheiße - das neue Therapie-Tool mit Dr. Paul Krampitz Paul bewältigt einen absurden Alltag, als er eine durch ein Familienmitglied verstopfte Toilette reparieren muss. Niklas’ Schulstress und Selbstzweifel kommen zur Sprache, während Paul ihm beisteht und derweil die Plüschratte Super-Mario rettet.
Tür 9: Ratten auf dem Abenteuerspielplatz Paul nutzt einen strategischen Ausflug zum Abenteuerspielplatz, um Niklas Alternativen zu seiner digitalen Welt aufzuzeigen.
Tür 10: Dopamin Detox Challenge Eine „Dopamin Detox Challenge“ bringt Niklas‘ Gewohnheiten ins Wanken und stellt Pauls Geduld auf die Probe.
Tür 11: Sonderkommission Schneemann in der Garage Die Familie gründet die „Sonderkommission Schneemann“ in der Garage, um anhand von sichergestellten Beweismitteln den Unfall zu untersuchen.
Tür 12: Machen, dass es schneit Beim Aufräumen des Kellers führt Musik (zentraler Soundtrack: „Tangobounce“) zu weiteren Erkenntnissen über den Schneemann und zu einer Keksteig-Schlacht.

Wie geht es weiter? :christmas_tree: :snowman:

Paul Assistentin, Frau Meyerling, ist abergläubisch und möchte daher nicht am Freitag, den 13., als Überschrift der neuen Folge veröffentlicht werden. Andernfalls droht sie mit Kündigung. Daher die Tür 13 optional vorab und ganz nach eigener Impulskontrolle der Leserschaft zu öffnen, nämlich als Klapptür wie von @SneedleDeeDoo gelernt ( :pray:)

Tür 13 Frau Meyerling kündigt - kündigt nicht - kündigt...

"Sehr geehrter Herr Dr. Krampitz,

bitte ignorieren Sie meine Mails von 6 Uhr 40 und 7 Uhr 45 sowie 8 Uhr 30 vom heutigen Tage. Ich möchte vorerst das Arbeitsverhältnis nun doch nicht kündigen, aber es besteht dringender Handlungsbedarf: In der Praxis häufen sich unerklärliche Vorgänge.

Da war ja letzten Monat diese Anfrage einer neuen Patientin, der Sie per Mail mitgeteilt hatten, dass Sie auf Basis der Studien eine Ashwagandha-Intensivtherapie nicht empfehlen. Die Dame rief vorhin plötzlich an: Vorgestern habe sie ihren Schal vergessen und wolle diese gleich abholen.

Wie Sie wissen, war aber vorgestern gar keine Sprechstunde am Nachmittag!! Wie auch? Sie sind ja immer noch weg, Herr Dr. Krampitz! Aber der Schal lag tatsächlich im Wartezimmer, direkt bei den Orchideen.

Als die Dame dann kam, sagte sie, wie zufrieden sie sei. In echt seien Sie ja viel zugewandter als bei dem Mail-Kontakt. Und auf dem Instagram-Account der Praxis würde Ihr Co-Therapeut so viele hilfreiche Tipps zur Nahrungsergänzung geben. Endlich fühle sie sich wirklich ernst genommen.

Dann kam noch eine Mail von einer Person, die sich erkundigte, ob Ihr auf Facebook und in dem ADHS-Forum neu angekündigtes ‚Gruppen-Waldbaden mit Pilzsuche:mushroom: am Sonntag um 10 Uhr trotz der Wettervorhersage stattfinde. Was soll ich da antworten?

Also, meine Mutter und ihre Zimmernachbarin im Pflegeheim sind beide der Ansicht, hier spukt es, seit Sie weg sind.

Ich halte ausschließlich Ihrer Schwester und den Kindern zuliebe noch die Stellung, bis Sie wiederkommen. Tun Sie das jedoch schleunigst.

Hochachtungsvoll,
Meyerling"

Instagram? Facebook? Paul mied Social Media und Internet-Foren von Anfang an: Er schätzte sein eigenes Abhängigkeitsrisiko als viel zu hoch ein, dopaminbedingt.

Verwirrt ging er zu Leni in die Garage: „Wahrscheinlich habe ich einen zweiten Auftrag für Sherlock-Leni: Online-Ermittlungen. Hast Du noch Kapazitäten?“

Leni hielt das zunächst für eine Testfrage. Kürzlich hatte sie mit Paul Strategien des Zeitmanagements besprochen. Sie antwortete, wie sie es geübt hatten: „Im Prinzip gern, aber kann ich darauf zurückkommen, sobald ich in mein Bullet Journal gesehen habe?“

Paul lobte die gut trainierte Antwort anerkennend, aber zeigte ihr dann die Mail von Frau Meyerling.

Leni schlug vor: „Morgen früh kommt Malte wegen der Drohne. Er hat mehr IT-Kenntnisse als ich. Ich frage ihn, ja?“

Niklas war inzwischen auch in die Garage gekommen: „Malte hat auch Tools und Gadgets! Er ist außerdem extrem motiviert! Vielleicht kommt er ja auch als Ritter auf seinem neuen weißen Pferd.“

Niklas hatte sich aus dem hinteren Regal Rikes altes Stockpferd gegriffen und ritt darauf davon.

Leni schüttelte verwirrt den Kopf und wandte sich an Paul: „Ihr müsst das mit Niklas’ Dopamin-Detox wirklich sozialverträglicher gestalten, Paul.“

Zu Rate gezogene KI rät hier zu Interaktion mit den Lesern: „Hey, glaubst Du auch, dass es in der Praxis spukt? Steckt der Schneemann dahinter? Schreib Deinen Verdacht in die Drunterkommis!“

(Tür 13 inspired by @CirillaVonCintra :pray:)

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Vielleicht hat da einer in die Praxis gespuckt…

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Noch sind alle Rätsel ungelöst, auch dieses.

Aber ich mag die liebevolle Augenli(e)der-Anspielung Deiner Spuk-Deduktion!

(CN: Emetophobie-Betroffene können den Kalender unbesorgt konsumieren. Es mag spuken, aber es übergibt sich niemand!)

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Hinter Tür 14 erwartet Euch: das Schnee-Geständnis :snowman: :snowflake:. Dazu folgender Vorspann, weil ich etwas unsicher auf meinen blutjungen Autorenbeinchen rumhampele…

Meine erste Handlungsidee in Sachen „Schneemann“ hatte gewisse naturwissenschaftliche Plausibilitätslücken in den Details.

Die Handlungsentwicklung jetzt ist wissenschaftlich tragfähiger - aus Sicht der konsultierten Schnee-Experten zumindest. Ich dachte, dass das einigen von Euch vielleicht wichtig ist… (Mir ja nicht so. Ich stehe mit einem Bein im magischen Zauberwald, blöderweise. Hätte ich mir auch nicht ausgesucht, aber ist eben so.)

Wenn ich selbst die jetzige Handlung mit der ersten Idee vergleiche, ist sie jedenfalls: bedeutend besser.

Aber Ihr habt ja den Vergleich nicht. Und vielleicht habt Ihr daher den Eindruck, dass da nicht nur der Schnee leise rieselt…

Aber nicht verzagen: Das 2. viel zentralere Rätsel :mushroom: ist ja schon da! Und meine Lieblingstüren kommen erst noch! Und Tür 24, hohoho! Das kann ich sagen, weil ich die voraussichtlich nicht alleine gestalte…

Öffnet Tür 14 und die folgenden daher hinter der Klapptür, wann immer für Euch der richtige Moment ist. Die Kühlkette ist ausreichend lange gesichert. Ihr könnt auch in Etappen lesen. Ich bin ein paar Tage weg in Seligenburg…

Tür 14: Das Schneegeständnis

Torben Schmeling fuhr in einem weißen Porsche vor, als er seinen Sohn Malte brachte.

Niklas sah die beiden als erster durch das Kellerfenster: „Weiß! Pferd auf der Motorhaube! Sie kommen wirklich auf einem weißen Pferd! Ich bin der Seher Niklas Nostradamus!“

Mit Maltes Besuch hatten sie wegen der Drohne gerechnet, aber nicht mit seinem Vater, der nun seltsam förmlich um „ein paar Minuten Eurer Zeit“ bat. Die Küche war gerade am ordentlichsten. Paul bat sie rein und kochte Tee.

Während Malte auf seine Turnschuhe starrte (schneeweiße Air Max), übernahm Torben die Gesprächsführung. Malte habe seinen Vater letzte Nacht ins Vertrauen gezogen nach mehreren Tagen „Schulabsentismus aus Herzschmerz“. Erst durch Lenis Anruf und die Bitte um die Drohne hätten sie jetzt von Rikes Unfall erfahren. Also, es sei so:

Beim letzten Schnee in Seligenburg, kurz vor den Winterferien letztes Jahr, hätte die Chemie AG auf dem Schulhof wohl zusammen einen Schneemann gebaut? Rike habe Malte damals gesagt, das sei ihr glücklichster Tag seit langem. Sie liebe Schneemänner.

Malte habe den Schulhof-Schneemann daraufhin eigentlich in einem der Gefrierräume des Hotels für Leni konservieren wollen. Sie hätten einen Kühltechniker befragt. Es sei aber so, dass sich Schnee im Gefrierschrank über die Monate verändere und eher zum Eisklumpen werde.

Diese „kleine Schnee-Romanze“ und die Schneebegeisterung der Jugend habe Torben aber auf eine Geschäftsidee gebracht: Kürzlich habe man in seinem Hotel ein „sehr exklusives Event“ veranstaltet, das „Selige Winter Wonderland“ mit Prominenten und zahlreichen Influencern. Paul habe ja vielleicht auf Instagram die Ankündigung gesehen?

Nein, leider nicht, sagte Paul. Kein Instagram bisher, aber er höre davon immer mehr gerade.

Nun ja, fuhr Torben fort, sie hätten jedenfalls eine absolut perfekte Kulisse für Influencer geschaffen. Das habe dann wahnsinnig tolle und gelikte und geteilte Bilder gegeben. Ob sie mal sehen wollten? Er zog ein IPhone der neuesten Generation raus.

„Torben, geht das später, bitte? Ich verstehe immer noch gar nichts…“

Richtig, also für das Event habe man Schnee besorgt, Schlitten, Glühwein und Lichterketten. Eine Schneekanone sei ja nun ein zu teures Gadget. Auch wenn er eigentlich immer großzügig sei bei Investitionen in Technik. Dann noch der CO2-Footprint! Im Ergebnis habe man einen Tiefkühl-LKW voll Schnee anfahren lassen aus Altkirchen, dem nächsten Ski-Ort mit Schneegarantie. Ein befreundeter Jugendherbergsvater von dort habe geholfen.

„Da waren wir sogar mal zusammen auf Ski-Freizeit, Paul, glaube ich?“ fragte Torben.

Paul bejahte. Er habe gerade kürzlich aus Anlass des Bircher Müslis daran gedacht, das es hier im Haus immer morgens gebe. „Overnight Oats“, korrigierte ihn Niklas.

Jetzt war es Leni, die seit Beginn des Gesprächs still gewesen war, aber nun genervt stöhnte: „Euer Ernst jetzt? Zur Sache!“

Naja, also Malte sei dann am Rande des Events auf einmal eine Idee gekommen - „connect the dots-mäßig“ - da ist Schnee, da ist Lenis kommender Geburtstag! Was für ein Timing! Zwei Säcke voll hätten sie am Tag nach dem Event dann in den Tiefkühler gestellt. Ein romantischer Portier habe noch zwei Knöpfe von einer alten Hotelpagen-Jacke und eine Karotte aus der Hotelküche besorgt. Dann habe Malte noch mit einer Drohne Lenis Schulweg beobachtet, um Zeit und Schneemann-Standort zu optimieren.

Leni blickte auf Malte. Malte blickte weiter auf seine Turnschuhe.

Naja, aber dann habe „der Bub“ nach all der Vorfreude und Planung aus dem Schulfenster gesehen, dass Leni ausgerechnet an dem Morgen von einer Frau mit dem Auto gebracht wurde - auf ganz anderer Strecke! Sie habe den Schneemann also gar nicht sehen können. Da sei Maltes Enttäuschung wohl so immens gewesen, dass er sofort nach Hause geflüchtet sei, die Tür geknallt und drei Tage sein Zimmer nicht verlassen habe, nur noch World of Warcraft gespielt.

Jetzt blickten sie alle auf Malte. Malte blickte weiter auf seine Turnschuhe.

Torben fuhr fort, er habe heute morgen schon seinen Rechtsanwalt kontaktiert. Der sei zwar kein Spezialist für Strafrecht, aber könne in dem Schneemann kein Verbrechen erkennen. Rike sei ja auch nicht wegen Schnee und Glätte gestürzt, sondern abgelenkt gewesen? Trotzdem sei die ganze Familie Schmeling natürlich „am Boden zerstört“ wegen Rikes Verletzung. „Auch für meine Frau Gesine möchte ich das sagen. Das hat natürlich niemand gewollt.“

Rike, Paul und die Kinder seien nach der Reha zu einer besonderen Party in der „Seligen Burg“ eingeladen: einem eigenen Familien-Wonderland. Sie sollten doch bitte so viele Übernachtungsgäste mitbringen, wie sie mögen. Und wenn Rike oder Paul Verdienstausfall hätten oder sonst etwas… „Die Schmelings möchten sich kümmern.“

Paul sammelte sich als erster. Er könne hier nicht für Rike sprechen oder für die ganze Familie. Aber ihn selbst bewege Maltes Idee und auch seine Aufrichtigkeit. Erstmal wolle er jetzt Rike anrufen, damit die nicht mehr an ihrem Verstand zweifeln müsse.

Er brachte Torben zum Auto. Malte ging noch kurz mit Leni in die Garage. Dann bestieg auch er das „weiße Pferd“, wie Niklas nochmal sagte, als er sich zu Paul stellte: „Da reitet er hinfort, Dein Detektiv-Freund. Er kann machen, dass es schneit! Crazy. Bestes Leben. Ob es auf seinem ‚Influencer-Rat Park-Event‘ auch Koks gab?“

Paul bat Niklas vor allem um Stillschweigen rund um die SoKo Schneemann: „Ich liebe Deinen Humor, Niklas. Aber was hier gerade in der Küche passiert ist, bleibt in der Küche, ja? Rike braucht Ruhe, und für Malte und Leni gilt das sicher noch mehr.“

Dann rief Paul Rike an. Sie war in der Tat erleichtert. Nun wolle sie erstmal nachdenken. Paul ging zu Leni in die Garage. Sie schwiegen, während Leni die Asservate in eine Kiste räumte, beschriftet mit „SoKo Schneemann“.

Schließlich versuchte es Paul: „Weißt Du, Leni, kann sein, dass … Dopamin und die anderen Botenstoffe verursachen in solchen Situationen wilde Turbulenzen, manchmal.“

„Alles gut, Paul. Wie mit der Diagnose: Es löst nicht alle Probleme, aber da sind zumindest weniger Rätsel an der … Tischtennisplatte. Und wir haben ja schließlich schon einen Folgeauftrag, auf den wir uns konzentrieren müssen. Malte recherchiert und meldet sich morgen per Teams. Er kann wohl Ablenkung gut gebrauchen.“

Niklas kam dazu und schaute sich in der Garage um: „Haben wir hier irgendwo weiße Farbe? Ich würde gern Mamas altes Stockpferd hier upcyclen. Könnte Julia vielleicht zu Weihnachten gefallen?“

Paul scheuchte ihn aus der Garage, um Leni noch etwas Zeit zu geben: „Gehen wir lieber in den Keller, Coldplay hören und weiter aufräumen. Da ist sicher weiße Farbe aus vier Generationen und alle Schätze, die Du sonst noch suchst.“

„Auch Dein Detektivausweis von 1957?“

Tür 15: Elternsprechtag und Ermittlungsarbeit

Das Wochenende war knackvoll: Der EST - Elternsprechtag - stand am Samstag auf dem Plan. Und danach dann der Übergang von „SoKo Schneemann“ in „SoKo Pilze“.

Rike hatte Paul um den Besuch in der Schule gebeten. Aber er hatte ja keine Erziehungserfahrung? Er beschloss, aus der Not eine Tugend zu machen und - „in Vertretung für meine kleine Schwester, die leider nach einem Sturz mit einem gebrochenen Bein im Klinikum liegt“ - nur zuzuhören. Niklas’ Lehrer schütteten ihr Herz bald aus wie in Pauls Sprechstunde.

Paul nickte, bestätigte, validierte und paraphrasierte. Nach drei Stunden hätte er Burnout-Diagnosen und Rezepte am Fließband ausstellen können. Die ganze Schule bräuchte eigentlich eine Systemtherapie samt Familienaufstellung im Lehrerzimmer, wenn man Paul fragte. Aber er war ja nur zum Zuhören gekommen.

Dem Latein-Lehrer hatte Niklas mit seiner jüngsten „3–“ fast den Glauben an seinen Beruf zurückgegeben. „Der Knabe macht sich! Geht doch! Weiter so!“

Paul antwortete: „Das hat Niklas nur für Sie getan! Per aspera ad astra, wie wir Lateiner sagen!“ Durch den Mehlstaub zu den Sternen, dachte er bei sich. „Ich pflück Dir Sterne aus der Dämmerung“! (Und da war er wieder, der Tangobounce-Ohrwurm, und würde den Rest des EST bleiben, safe.)

Das „E mit Blitz“, also Niklas Englisch-Klausur am Donnerstag, war Paul komplett durchgerutscht, trotz Küchen-Plan. Offenbar fiel Englisch Niklas aber ohnehin leichter als Latein. Der Lehrer spielte in seiner Freizeit in einer Punk-Band. Er schilderte einen komplett anderen Niklas als die anderen Lehrer: den Niklas, den auch Paul jetzt immer öfter zu Gesicht bekam.

Am Ende schaute Paul noch bei Lenis Chemie-AG-Leiter vorbei. Paul dankte ihm, dass er den Nerds und Geeks eine Heimstatt bot. Er habe mitbekommen, wie wichtig das für die Kinder sei: der gemeinsame Schneemann-Bau als Lenis „glücklichster Tag seit langem“. Paul weihte ihn grob ein, aber bat um Diskretion. Der AG-Leiter war sichtlich gerührt und versprach, mehr als ein Auge auf Malte und Leni zu haben. Teambuilding, so wichtig, vermutete Paul: Es braucht ein Dorf, um Kinder großzuziehen, sagte man ja in Afrika.

Auf dem Weg nach Hause war Paul in Gedanken versunken und noch ohne Plan: Sollte er den Kindern vermitteln, dass die Schulzeit vor allem eine Frage von Durchhalten sei: sowohl in den Schulstunden als auch in den Pausen? Dass „Jetzt nicht Immer“ sei, obwohl es sich zu oft so anfühlte? Dass ein Leben danach wartete, mit mehr Gestaltungsfreiheit, wenn sie nicht an der Schulzeit zerbrachen oder zu viele Komorbiditäten entwickelten?

Zum Glück hatte Paul das ja nicht zu entscheiden. Er schickte Rike eine extralange Sprachnachricht, eher einen Podcast zum EST und zum Verlauf der vergangenen Woche. An manchen Tagen hatte er komplett die Zeit vergessen.

Dann ging es schnell in die Garage. Dort wartete gute alte Detektiv-Arbeit. Malte hatte mit seiner Online-Recherche alles zusammengetragen, was sie an Sachverhalt brauchten. Da waren:

  • ein Beitrag aus einem ADHS-Forum mit 14 Antworten, überwiegend pilz-kritisch
  • ein neu eröffneter Praxis-Facebook-Account, überwiegend pilz-euphorisch
  • ein neues Instagram-Profil „Pilze-Praxis Krampitz“
  • diverse weitere Screenshots und Header-Daten.

Leni hatte - mit Malte virtuell verbunden - schon eine Übersicht der W-Fragen an der Tischtennis-Platte begonnen: wer, was, wo, wann, warum und wie?

Paul besah sich die Ermittlungsergebnisse und war fassungslos: „Das müssen wir sofort alles stoppen. Das kann mich in Teufels Küche… bis hin zur Ärztekammer. Wer macht denn so etwas?“

Er scrollte durch die Bilder, die Malte zusammengetragen hatte: „Moment mal, ich kenne den Mann! Das ist Gustav. Der hilft bei mir als Gärtner für die Orchideen im Wartezimmer und so. Er ist mit … egal, sagen wir ‚einem eigenen Problem‘ gekommen und da habe ich das als soziales Projekt gesehen. Was mache ich denn jetzt, ohne meine Schweigepflicht…?“

Auf einem Bild hielt Gustav einen übergroßen Pilz in die Kamera wie andere Männer ihren Fischfang. 67 Likes hatte das Bild schon.

  • @RitaLean67 hatte z.B. kommentiert: „Die spirituellsten Pilzbauern haben die dicksten Exemplare. Nice catch, Gustav!“

  • @MoniMannheim nutzte seltsame Gemüse-Emojis und schrieb: „Einmal so angefasst werden, wie Gustav seine Pilze berührt!“

Paul drehte sich angewidert ab. Und das wurde online jetzt mit seiner Praxis in Verbindung gebracht?

Tür 16: Gruppen-Waldbaden mit Pilzsuche

In der Garage suchte die ehemalige „SoKo Schneemann“, jetzt „SoKo Pilze“, schon eine ganze Weile die beste Strategie. Paul schrieb mit Julias bunter Straßenkreide auf Lenis Tischtennis-Tafel.

Jetzt alles sofort bei den sozialen Medien melden und sperren lassen? Würden sie so Beweise verlieren? Oder Zeit? Würde es die schnellste Lösung bringen oder war eine gewisse „Kooperation“ mit Gustav der effektivere und auch für ihn beste Weg? Sollte Paul selbst zu dem Waldbaden-Termin fahren?

Torben, der sich gerade mehr Zeit für seinen Sohn Malte nahm, schaltete sich in den Teams-Call ein. Er bot Paul an, ihn und Leni zu dem „Waldbaden-Pilz-Event“ zu fahren: „Mit meinem Porsche sind wir ruckzuck da - und auch wieder weg, falls nötig.“

Niklas hielt - zum Glück außer Reichweite der Laptop-Kamera - das Stockpferd hoch, das er inzwischen abgeschliffen hatte und gerade weiß bemalte. Paul warf mit Kreide nach ihm.

Torben aber war weiter Feuer und Flamme: „Ich wäre echt gern dabei, Paul: wie in alten Detektiv-Club-Zeiten! Und vielleicht komme ich ja sogar auf eine neue Event-Idee für das Hotel!“

Von Torben konnten sie wirklich alle noch viel lernen, dachte Paul. Vor allem: Phantasie und harten Geschäftsalltag zu verbinden.

Sie fuhren also im Porsche zum Pilz-Waldbaden. Dort ging alles ganz schnell. Das von früher noch gut eingespielte Detektiv-Club-Duo ging arbeitsteilig vor.

Der befehlsgewohnte Torben löste mit großer Autorität das gut besuchte Event auf: „Gehen Sie weiter. Hier gibt es nichts mehr zu sammeln.“ Paul bat derweil seinen Patienten Gustav zu einem längeren Waldspaziergang samt ernstem Gespräch.

Leni wartete in Torbens Porsche. Seltsam, die ganze Situation, aber immerhin mit Sitzheizung. Torben erzählte ihr dann noch vom Detektiv-Club und fragte nach der Schule und Rikes Genesung, bis Paul und Gustav wieder am Auto waren.

Vor Leni und Torben als Zeugen nahm Paul dem zerknirschten Gustav noch das Versprechen ab, sofort restlos alle Pilz-Online-Aktivitäten zu löschen und in der Praxis ab jetzt wirklich nur noch Orchideen zu gießen. Bei Frau Meyerling sollte er sich persönlich entschuldigen mit Blumen seiner Wahl.

Kurz bevor Gustav - wie versprochen - als Account-Inhaber die gesammelten Profile löschte, fand sich noch ein neuer Kommentar von @MoniMannheim: „So typisch!!1! Der Herr Schulmediziner kommt mit dem weißen Porsche an und macht Expärten, die uns wirklich helfen, das Leben schwer! Danke, Merkel!“

Und eine andere Userin schrieb: „Schaut mal hier: Hier gibt es eine tolle Doku über das geheimnisvolle Leben der Pilze“.

Paul konnte das alles immer noch nicht fassen. Und er wusste noch nicht mal, dass der wahre Ernst seiner Zeit in Seligenburg erst noch vor ihm lag.

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Ich LIEBE es.
Wolltichnurmalsagenbevorichweiterlese.
Danke!!!

Und die nächsten Türchen lese ich erst wenn es der Kalender zulässt.
Vorfreude schlägt alle Geduldherausforderungen…

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Vielleicht hätten die wahren Prompt-Zauberer unter uns ein glücklicheres Händchen, aber mir scheint „eine Tischtennisplatte, hochkant an die Wand gelehnt, als improvisiertes Whiteboard“ ein KI-Endgegner.

Ich habe kein einziges Bild bekommen, auf dem die Platte nicht spielbereit im Raum steht…

Stimmung gefällt mir trotzdem. Bisschen zu „begehbar“ vielleicht sogar…

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So jetzt habe ich die drei Türchen nachgelesen… hier musste ja erst die Krastination voll- und beendet werden sowie Leibesübungen in Kraul- und Bauchschwimmform absolviert werden, bevor die Türchen geöffnet werden durften.

Aber… was sich mir dann da präsentierte, so ein Feuerwerk der Phantassioziation, einfach fantbombastisch!!! Bzw fantom-bastisch!!!

Ja also ich bin vor sprachlosigkeit stumm im meiner wortreichen Vergeisterung!!

:orange_heart: 🩵 :green_heart:

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Krass, woran die so scheitern.
Die KI bekommts echt nicht vernünftig hin, aber schön chaotisch ist es :see_no_evil:

KI ist doof



Ich muss auch noch paar Türchen lesen :see_no_evil:
Ausrede: Die schreiben hier alle so viel und mein Kopf will das alles lesen :adxs_jamma: :adxs_weird: :crazy_face:

Ich brauche eine To-Do Liste für „Türchen öffnen“.
Lesezeichen… so!

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Wow, die sind super geworden! 1000 Dank. Was ist Dein Trick/Prompt: ein „ADHS-Keller“ ;-)?

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Voll anstrengend manchmal, aber ich glaube, die braucht das so :joy:

Wie der Mensch die KI besiegte
  • Erstelle ein Bild von einem chaotischen Werkstattraum, in dem mittig vom Raum eine Tischtennisplatte hochkant als Whiteboard steht, an dem Notizen heften.

  • Nochmal!

  • Eine Hälfte der Platte soll hochkant stehen und als Whiteboard genutzt werden!

  • Die Tischtennisplatte steht nicht hochgeklappt an der wand!

  • Immer noch falsch!

  • Die Platte soll zur Hälfte hochgeklappt stehen. An dieser Hälfte sollen dann Notizen hängen

  • Nochmal ohne Netz in der Mitte!

  • Nochmal! An der hochkantigen Hälfte der Platte hängt eine Karotte. Auf dem Boden um den Tisch herum wachsen rot weiße Pilze.

Das Netz hat die natürlich nicht mehr entfernt :smile:

Und wer hängt sich in der Werkstatt Pfannen an eine Korktafel? Voll unrealistisch.

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Sehr lehrreich, vielen Dank!

Ich mache so ähnliche Fehler wie auch mit meinem Arbeitsgedächtnis: Alle Informationen auf einmal hinballern und dann genervt immer nur auf „nochmal generieren“.

Mit dem ersten Versuch rund um „Krimi und Pilze“ bin ich sogar an den Nutzungsbedingungen gescheitert.

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