Tramadol Alternative?

Hallo,

ich hab neulich ein paar Tage lang Tramadol retardiert genommen und zwar 100mg am Tag. Da ich mir bei meiner Diagnose immer noch nicht so sicher bin, es schwankt zwischen eher Depression mit ADxS-Symptomen und Adxs mit Depri-Symptomen stellt sich immer wieder die Frage, was wirkt.
Mit Trramadol war eigentlich die Wirkung wie ich sie mir wünsche, Antrieb, Stimmung, Gelassenheit und vor allem unter innerer Ruhe waren sehr gut. Tramadol erhöht ja die Serotonin- und Noradrenalin-Konzentration.

Ich hab mich jetzt mal mit SSNRI beschäftigt mit dem Ziel, da was ähnliches zu finden. Kennt sich da einer aus und kann was dazu sagen?
Es gibt bspw Milnacipran was Serotonin und Noradrenalin gleich stark hemmt, Duloxetin hemmt Serotonin stärker als Noradrenalin und Venlafaxin hemmt Serotonin nochmals stärker… Was würde Tramadol ähneln?

Danke, wenn jemand was dazu sagen kann!

Ich würde sagen:
Finger weg. Selbst bei Restless legs. Die Nebenwirkungen können böse sein.

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Ich suche eine Alternative zu Tramadol…etwas, dass ähnliche Wirkung hat, evtl ein SSNRI… Steht alles im ersten Post.

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Ich denke, das mit der gewünschten ähnlichen Wirkung ist genau das Problem…

Du weiß wahrscheinlich schon, dass Tramadol ein Opioid-Analgetikum ist, also ein Schmerzmittel aus der Gruppe der Opiate. Das heißt, es ist zwar gut dazu geeignet, mittlere bis starke Schmerzen zu lindern, bringt aber auch einiges an Nebenwirkungen mit, insb. Übelkeit und dann, wenn der Grund für die starken Schmerzen wegfällt, die Gefahr einer Suchtentwicklung. (siehe z.B. Opioidkrise in den USA). Ist zwar vermutlich deutlich geringer als bei anderen Opioiden, aber vorsichtig wäre ich trotzdem.
Dass sich das Ganze gut anfühlt ist dabei genau das Problem an der Sache, mal vereinfacht gesprochen, würde sonst ja auch niemand heroinabhängig werden, wenn nicht dieses gute Gefühl auftreten würde.

Also ja, eine Depression mit Antidepressiva zu behandeln ist sicher eine gute Idee, die Du mit Deinerm Psychiaterin besprechen solltest. Welches der Medikamente man dann genau einsetzt, macht man meistens eher davon abhängig, wie es mit dem Antrieb und weiteren Symptomen aussieht, aber auch, womit die behandelnde Person Erfahrung hat. Wie so ein Algorithmus aussehen kann, siehst Du z.B. hier: Welches Antidepressivum gebe ich wem? – Psychiatrie to go

Die Erwartung, dass es sich wie ein Opioid anfühlt, würde ich als eher unrealistisch einschätzen, einfach weil sie eben nicht wie Tramadol auf die Opioid-Rezeptoren wirken. Typischerweise ist es bei Antidepressiva z.B. so, dass es bis zur vollen Wirkung schon mal zwei, drei Wochen dauern kann, dabei ist der Antrieb oft schneller besser als z.B. die Stimmung.

Danke für die Antwort. Ich habe schonmal Escitalopram genommen, glaube bis 20mg oder so, das hatte bspw. auf den Antrieb so gar keine Wirkung. Tramadol hebt halt die Stimmung und den Antrieb, so will ich mich eigentlich fühlen. Es ist ja retardiert, nicht zu verwechseln mit unretardiertem Tramadol, also Rauschzustände bekommt man nicht. Ich frage mich halt, durch was für ein Antidepressivum eine ähnliche Wirkung ausgelöst werden kann. Wenn es nicht auf den Antrieb wirkt bringt es mir zB gar nichts.
Und ich finde es halt interessant,mich damit zu beschäftigen, weshalb Tramadol den Anstrieb steigert. Es hemmt ja Serotonin und Noradrenalin. Ich weiß nur nicht, wie stark beides im Vergleich zu einem SSNRI gehemmt wird und wie groß der Unterschied zu einem reinen SSRI wie Escitalopram ist.

Genau, wenn man eine steigernde Wirkung auf den Antrieb möchte, braucht man ein SSNRI, das die Wiederaufnahme (nicht die Transmitter selbst, sonst hätte man ja das genaue Gegenteil) von Serotonin und Noradrenalin hemmt.

Das können die schon, der Unterschied zum Tramadol ist halt, das die das nicht gleich (auch bei Retardierung ist das ja schon noch am selben Tag) passiert, sondern erst Wochen später.

Und ja, man merkt mir vermutlich an, dass mir beigebracht wurde, das Tramadol einfach grundsätzlich ein doofes Medikament ist… wirkt nicht allzu stark gegen Schmerzen und blockiert damit die Rezeptoren, auch wenn man was Stärkeres nachgeben möchte, dann wirkt es aufgrund von Polymorphismen auch noch extrem unterschiedlich bei verschiedenen Personen, und was es (wohl wegen der serotonergen Wirkung) auch noch macht ist Übelkeit und ein gewisses Abhängigkeitspotential (wobei ich aber ehrlich gesagt nicht weiß, ob da auch die Retardierung miteinbezogen wurde). Alles in allem einfach eine Wundertüte an Wirkungen (auf medizinisch „dirty drug“) und nicht schön steuerbar.

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Ja klar, hemmt die Wiederaufnahme, das wollte ich auch sagen! Mir ist ja auch klar, dass Tramadol keine mittel- oder gar langfristige Lösung ist und okay, ich verstehe jetzt die Sicht von derjenigen Person, die es verschreibt. Es wirkt aber toll bei mir, nur eben, wie alle einstimmig sagen, nicht für den längeren Gebrauch geeignet.
Was ich daran mag: es entspannt, was schon dazu führt, mit 90% aller Sachen deutlich positiver umzugehen, ich fühle mich ausgeglichen und irgendwie besser und ich stehe auf einmal auf und mache Sachen, die ich sonst vor mir herschiebe. Mal schauen ob mir meine Psychiaterin überhaupt ein SSNRI verschreibt. Hatte bislang ja MPH oder Elvanse, die haben aber am Ende zu nichts mehr gewirkt, außer dass ich mich gestresst und irgendwie Angst gefühlt habe,

Ich denke, so wie Du das beschreibst (depressive Stimmung, Antriebsminderung), klingt das schon so, dass ein SSNRI auch für Psychiater*innen naheliegend klingen müsste.

Ich drück die Daumen!

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Ich schreibe mal meine Erfahrungen mit Tramadol/ Codein/ und Co, auch wenn dies alles Laienhaft ist.
Seit meiner Kindheit habe ich ADHS mit stark autistischen Zügen, das allerdings nie behandelt wurde. Ich bin ü50 und mit dieser Diagnose konnte damals niemand umgehen.

Nach einer katastrophalen Kindheit/ Jugend kam ich als junge Erwachsene zu Codein. Damals noch als Hustensaft frei käuflich und ich merkte, dass ich damit total entspannt/ euphorisch wurde. Leider driftete ich natürlich in die Abhängigkeit, welche mir einen ( sehr grausamen ) Entzug bescherte.

Im Laufe meines Lebens bekam ich ständig Antidepressiva, die aber nicht das brachten, was sie sollten. Dann kam Tramal / Tillidin und das Elend fing von vorne an. Natürlich half es mir. Ich war entspannt und mein Kopf war innerlich ruhig. Ich konnte wieder leben. Welch trügerischer Trugschluss.
Zum Schlafen brauchte ich Zopiclon und Quetiapin, um überhaupt zur Ruhe zu kommen. Alleine das Zopiclon habe ich über 5 Jahre ( ich glaube es war sogar noch länger ) genommen.

Dann habe ich endlich von meinem Arzt eine Überweisung zum Neurologen bekommen, weil er meinte, dass in meinem Kopf irgendetwas anders gepolt sein muss, um diese Reaktion hervorzurufen.

Die Neurologin ist sofort auf mein Hauptproblem ADHS eingegangen und hat mir Ritalin verschrieben. Anfangs musste ich es selber zahlen, nach Telefonaten mit der KK wurde es als Kassenrezept genehmigt.
Bis dato war ich vollgestopft mit Citalopram/ Quetiapin / Zopiclon und dann das Ritalin.

Tatsächlich konnte ich das Citalopram auf nur noch 10mg runterdosieren, das Zopiclon komplett weglassen ( wundert mich heute, dass ich das tatsächlich innerhalb von zwei Wochen geschafft habe ) und nehme nur noch 25mg Quetiapin zu schlafen.
Ritalin muss ich über den Tag verteilt 50mg nehmen, um mich gut zu fühlen. Das Citalopram muss ich ( bisher ) noch gering dosiert weiter nehmen, da ich beim Versuch dies wegzulassen nervlich durchknallte.

Man kann das Eine mit dem Anderen kombinieren und mir persönlich hilft es gut.
Leider ist ADHS ja so komplex, dass es manchmal nicht reicht " nur " ein Medikament zu nehmen. Dies ist aber meine Geschichte und ich kann nur raten die Finger von Tramal und Co. als Dauermedikation zu lassen, da dies nicht hilft, sondern nur in dem Moment Befriedigung verschafft, die in eine nicht enden wollende Katastrophe führt.

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