Ü40 und noch keine Diagnose

Hallo, ich bin bereits Ü40 und hatte bis vor kurzem nicht daran gedacht, dass ich evtl. ADS habe. Ich bin selbstständig und arbeite im Homeoffice. Es fällt mir schwer mit Aufgaben zu beginnen und wenn kann ich mich nicht lange darauf konzentrieren bzw. lasse mich leicht ablenken. Mein Studium habe ich auch (noch) nicht beenden können. Ist es überhaupt möglich, dass ich es habe, wenn bisher niemand auf die Idee gekommen ist, dass ich es habe?

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Hey @Froggy :heart:lich willkommen!

Ich habe meine Diagnose 2x erhalten, 1x als Kind und auch nochmal in ungefähr deinem Alter (aber dann mit richtiger Behandlung)

Mir wurde gesagt, dass ADHS bereits als Kind bestanden haben muss, um überhaupt als solches gewertet zu werden. Aber: bei Menschen über 40/50 war man früher nicht soweit. Man hat es als „wächst sich schon aus“-Thema gesehen, daher kann ich dich beruhigen, es ist eher normal dass, dass es nicht erkannt oder schlicht und einfach ignoriert wurde.

Hattest du bereits Auffälligkeiten als Kind, in der Schule? Konntest du z.b. eine Ausbildung abschließen oder eher nicht? Gab es Auffälligkeiten im Zwischenmenschlichen z.b. in der Interaktion mit anderen Kindern, Erwachsenen?

Dass bislang nicht abgeschlossene Studium und deine mangelnde Konzentration, Prokrastination sind Hinweise, aber noch kein Beweis.
Daher mein Tipp: lass dich testen, dann hast du Gewissheit!

Viele starten erst Ende 40/Anfang 50 mit einer Diagnose und Behandlung, denn bis dahin hat das Leben dir soviel Energie abgezapft, es geht halt nichts mehr, was früher noch zu kompensieren war.

Schau nach vorn und denk bitte daran: es kann dir geholfen werden, du bist nicht allein! Es gibt HEUTE Möglichkeiten!

Viel Glück wünsche ich dir, du schaffst das :adxs_daumen: :four_leaf_clover:

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Vielen Dank für deine Antwort.

Eher nicht, in der Schule war ich sehr ruhig und unauffällig. Aber zu Hause gab es doch öfter Probleme.

Habe nur mein Studium fast abgeschlossen.

Ich bin eher schüchtern und ruhig.

Wie läuft denn so ein Test ab? Wie schnell bekommt man ein Ergebnis?

Hey @Froggy
Zunächst einmal brauchst du einen Psychiater, der auf adhs spezialisiert ist (oder eine Ambulanz). Bei uns ist es eine Klinik mit ambulantem Bereich, da kannst du dich als Patient anmelden. Dann gibt es mehrere Termine zu Gesprächen und Tests. Diese werden bewertet im Hinblick auf adhs und dann wird deine weitere Behandlung festgelegt

So ein Test ist in der Regel ein mehrstündiges Interview. Es wird alles beleuchtet: Kindheit, Schule, Eltern, Ausbildung, Freundeskreis, Partner, Finanzen, Job usw
Es gibt bei den Tests offizielle Kriterien, die zur Anwendung kommen um adhs entweder zu bestätigen oder auszuschließen.

Bitte schau mal hier Onlinetests zu AD(H)S - ADxS.org - adxs.org

Ich meine dort gibt es auch eine Ärzteliste, die du anfordern kannst.

Bitte habe Geduld, es gibt meist Wartezeiten aber es lohnt sich sehr.

Ich muss leider jetzt gleich schon ins Office, daher nur kurz meine Antwort hier, später ggf mehr :slightly_smiling_face:

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Ja.

Es geht auch noch mit Ü50 und darüber hinaus. Und selbst mit abgeschlossenem Studium könnte es der Fall sein.

Wer betroffen ist, kann auch noch im Seniorenalter davon profitieren, es zu erfahren.

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@Froggy
Das ist garnicht so untypisch.
Gerade intelligente Menschen schaffen es durch Copping (Bewältigungsstrategien) ihre Erkrankung zu verschleiern oder vielmehr auszugleichen. Irgendwann klappt das nicht mehr.
Habe meine Diagnose letztes Jahr im 45.Lebensjahr erhalten.
Hatte vorher auch immer gedacht das ich faul oder manchmal auch zu dumm für manche Dinge bin.

Kann mich nur den Vorredner/innen anschließen:
Such dir einen Spezialisten!
(Leider lange Wartelisten, das bedeutet für Dich aber etwas Vorlauf um ALLE Schulzeugnisse heraus zu suchen & Kopien für die Untersuchung anzufertigen, du wirst dann vom Doc noch diverse Fragebögen bekommen und noch ein paar Konzentrationstests usw. machen mü, die Auswertung ist dann aber nach 2-4Wochen fertig).

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Also ehe Du mit Kanonen auf Spatzen schießt (Termin ausmachen kannst ja trotzdem): Auch wenn Du (noch) keine Diagnose hast: dagegen kannst du aktiv etwas tun.
Achtsamkeitstraining, Sport und ein vernünftiges Zeitmanagement können Dir da schon sehr gut weiterhelfen.
Prokrastination - also pathologisches Aufschieben kann (wie anderes auch) ähnliche Symptome hervorrufen, wenn es um die Ablenkbarkeit, innere Unruhe etc. geht, wie ADHS. Und manchmal geht das dann über auf andere Bereiche, kann zu Ängsten, innerer Unruhe etc. führen. Oder die Ängste führen zur Prokrastination.
Gerade wenn Du eher ruhig und schüchtern bist - vielleicht brauchst Du auch andere dazu, um vernünftig zu funktionieren? Bist im Team besser? Wie fühlst Du Dich mit der Tätigkeit, die Du zu tun hast - machst Du das gerne?

Ach ja: ein großes Blutbild ist auch nicht schlecht - am besten mit Schildkrötenwerten und (muss man leider selber zahlen) Vit D3. Vor allem letzterer wird gerne unterschätzt…

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Ruhe-EKG nicht vergessen

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Danke für die zahlreichen Antworten.

Ich habe eine Frage zu dem Fremdbewertungstest, ich habe da mal kurz rein gesehen und festgestellt, dass es auch Fragen gibt wo es nicht um X geht. Z.B. „Wie häufig reagierst Du Stress nach aussen ab?“ Ist das so richtig, soll da wirklich die andere Person Fragen zu sich selbst beantworten?

Nein zu Dir - Du nimmst eigene Verhaltensmuster teilweise nicht mehr wahr. Türenschlagen, lauter Reden, Zettel zerknüllen, etc.