Hey @laurinski,
hier einmal meine Erfahrung, die dir hoffentlich weiterhilft.
Ich habe mit einer sehr niedrigen Dosis Medikinet angefangen, die langsam gesteigert wurde. Zunächst habe ich mit 5mg Medikinet angefangen, die dann wöchentlich in 5mg Schritten bis auf 20mg erhöht wurde. Damit kam ich dann ein paar Wochen gut klar bis die Wirkung immer kürzer anhielt. Irgendwann verspürte ich nur noch 4h effektiv eine Wirkung, die mir am Ende nichts mehr brachte, da ich Vollzeit arbeitete. Also wurde meine Dosis auf 30mg erhöht. Das ging auch für ein paar Tage gut, doch mit dieser Dosis verspürte ich erstmals einen Rebound (bei mir emotionale Instabilität und starke Unkonzentriertheit, Vergesslichkeit, Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion und dadurch das Triggern von Ängsten und Minderwertigkeitskomplexen). Außerdem hatte ich schnell dasselbe Problem wie bei den 20mg also sollte ich nun weiterhin morgens 30mg nehmen und nach 4h bzw. sobald ich spürte, dass die Wirkung nachließ 10mg nachnehmen. Das funktionierte über den Tag sehr gut, jedoch wurde ich beim nachlassen der Wirkung diesmal aggressiv. Und zwar nicht nur ein bisschen… ich fühlte mich wie ein impulsives emotionales Monster und wahrscheinlich war ich es auch
Ich erkannte mich kaum wieder.
Daraufhin habe ich (nach ca 6 Monaten Medikinet) dann 20mg Elvanse bekommen und hatte das erste Mal in meinem Leben diesen sog. Aha-Effekt. Ich kann es nicht beschreiben, man muss es erleben.
Elvanse wirkte länger und stärker als Medikinet und ohne Rebound. All das was mich verzweifeln lies war, damit erledigt (alle paar Stunden Tabletten nehmen und die Uhr im Blick haben, um auf das Leben klar zu kommen).
Ich habe ca. 10 Monate 20mg Elvanse genommen, bis schließlich auch hier der Gewöhnungseffekt Einzug hielt und ich daraufhin auf 30mg Elvanse hoch bin. Dazu muss man aber auch sagen, dass ich auf 20mg Elvanse an Gewicht zugenommen habe, was aber auch eine positive Veränderung war, da ich eher zierlich bin. Vielleicht war es kein Gewöhnungseffekt im klassischen Sinne, sondern einfach der Effekt, dass ich vom leichten Untergewicht ins Normalgewicht gerutscht bin🙂 aber wer weiß das schon. Am Ende zählt, dass es einem gut geht.
Die Erhöhung auf 30mg ist nun 3 Monate her und ich bin seitdem erstmal fertig eingestellt (laut meiner Psychiaterin).
Wie sich die Dosierung auf PMS auswirkt, kann ich dir leider nicht sagen, da ich die Erfahrung noch nicht gemacht habe. Denn ich nehme bezüglich meines emotional und körperlich anstrengenden PMS die Pille.
Hier einmal, was sich unter der Wirkung bei mir verbessert hat und woran ich gemerkt habe, dass ich die richtige Dosierung habe:
Innere Gelassenheit
Konzentration (aber nicht übermäßig, wie auf Hyperfokus. Also Fähigkeit abgelenkt zu werden und danach direkt wieder die Tätigkeit fortzuführen)
Gesagtes schneller und besser verstehen (bessere Verarbeitung, geringere Geräuschempfindlichkeit)
Verringerte Ablenkbarkeit und Impulskontrolle
Weniger Chaos im Kopf und Sprunghaftigkeit (sowohl gedanklich als auch in der Gesprächsführung)
Informationen abrufen, wenn ich sie brauche, sowie besseres langfristiges lernen (verbessertes Arbeitsgedächtnis denke ich?)
dadurch:
Ängste münden nicht mehr sofort in Angstkreisläufen, Katastrophisierung und Einschlafschwierigkeiten (gelerntes bleibt länger hängen und kann umgesetzt werden)
Verringerte Hyperaktivität (schnelles Sprechen, durch die Gegend flitzen)
Keine Tollpatschigkeit (daneben greifen oder zu ruckartig nach etwas greifen, Dinge dabei umwerfen oder Fallen lassen)
Leichter motiviert auch für unliebsame Tätigkeiten (Haushalt, Einkauf, Dinge organisieren)
weniger bzw. kein Tagträumen oder Lethargie
Höhere Frustrationstoleranz, Geduld und weniger schnelle emotionale Erregbarkeit (Wut, Angst, Frust)
Besseres Wahrnehmen körperlicher Phänomene (Schmerz, Muskelverspannungen Harndrang, Hunger, Durst — anfangs jedoch weniger! Es ist auch mit viel Selbstbeobachtung und Achtsamkeit verbunden)
Abendliche Müdigkeit (anfangs, mittlerweile nehme ich abends insgesamt 1500mg Tryptophan, um runterzufahren und besser zu schlafen. Gleichzeitig ist es ein natürliches Antidepressivum)
Und wahrscheinlich noch mehr. Das sind jedoch die wichtigsten und entscheidendsten für mich, die mir einfallen.
Das war jetzt doch etwas mehr als gedacht😅 also hier noch mal mein Fazit.
Am Ende hat meine Eindosierung ca 1 1/2 Jahre gedauert. Man sollte aber beachten, dass ich nebenbei noch akut unter einer Angststörung litt die erst nach ca. 6 Monaten mithilfe von Psychotherapie behandelt wurde (musste ganze 6 Monate warten…
). Außerdem habe ich während der Eindosierung wieder mit der Pille angefangen und währenddessen mehrmals die Pille gewechselt, sowie an Gewicht zugelegt. Ich denke bzw. bin mir jetzt im Nachhinein relativ sicher, dass das alles große Einflussfaktoren während der Eindosierung waren.
Was mir am Ende am meisten geholfen hat war jedoch der eiserne Wille und die Hoffnung auf ein stressfreieres und in meinem Fall zugleich angstfreieres Leben mit der Aussicht auf ein funktionierendes Gehirn — zumindest dann, wenn ich es brauche.
Ich wünsche dir alles Gute! Bleib am Ball, denn es lohnt sich 