Hallo! Ich bin neu hier und nachdem ich hier schon das ein oder andere gelesen habe, dachte ich, dass vielleicht auch jemand ein paar Tipps für mich im Umgang mit meinem Sohn hat
Mein Großer ist 4 und ich habe den starken Verdacht, dass er ADHS hat (Bei seinem Vater wissen wir es sicher). Er war zwar kein Schreibaby, aber schon immer sehr fordernd. Mit seinen 4 Jahren ist er eigentlich nur in Bewegung, still sitzen zum Essen ist nahezu unmöglich, Basteln/Malen/Kneten machen wir nie, da ihm dazu die Geduld fehlt, vor allem wenn es etwas „vorgegebenes“ ist. Selbst gesuchte Beschäftigungen die ihn interessieren kann er hingegen deutlich länger verfolgen, z.b. Lego bauen oder an seiner Werkbank „werkeln“. Wenn man allerdings nicht aufpasst fängt er alles mögliche an und wendet sich schon nach 1 Minute dem nächsten zu, so dass in Nullkommanichts ein wahnsinniges Chaos herrscht. Er selbst macht gerne und viel Lärm, reagiert aber super sensibel auf Lärm von außen und trägt dann auch gerne Kopfhörer. Insgesamt ist er schnell Reizuüerflutet und es kommt dann zu entsprechenden „Meltdowns“ nach denen er völlig k.o. ist und manchmal auch einfach einschläft, als würde der Kopf den Notaus Knopf drücken. Er quatscht ohne Unterlass und auch ständig dazwischen, Warten geht für ihn absolut gar nicht und er macht aus allem einen Wettbewerb. Soziale Interaktionen mit anderen Kindern scheinen ihm schwer zu fallen, ich sehe meine 1,5 Jahre alte Tochter da bereits sicherer interagieren als ihn. Vom Kindergarten bekommen wir die Rückmeldung, dass er es leider noch nicht geschafft hat richtige Freunde zu finden, er verbringt immer noch sehr viel Zeit mit beobachten der Kinder und wirkt dort eher zurück gezogen. Sie sind immer wieder erstaunt über sein Wissen in bestimmten Bereichen (wenn ihn Themen interessieren entwickelt er einen unglaublichen Wissensdurst). Und damit sind wir bei meiner 1. Frage. Sehr oft fragt er mich warum etwas so ist oder warum ich eine bestimmte Vorgabe mache. Ich habe ehrlich gesagt Angst ihn zu überfordern wenn ich ihm immer alles so genau erkläre, aber er ist tatsächlich super frustriert wenn ich das nicht tue. Auch von außen höre ich manchmal, dass ich ihm doch nicht zu viel erklären soll, gerade weil er so reizoffen ist und vieles durchdenkt. Wie sind da eure Erfahrungen?
Vom Kindergarten haben wir bisher nie die Rückmeldung erhalten, dass er wegen Impulsivität aneckt, sie machen sich wie gesagt eher etwas Sorgen dass er so viel beobachtet (Ich Stelle es mir wie Hyperfokus vor, denn er kann wohl 2 Stunden da sitzen und den anderen Zusehen). Bewegungs- und Rededrang zeigt er aber wohl im Kindergarten auch, sowie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Zuhause und auch bei den Großeltern oder auch wenn wir uns mit einem Kind zum Spielen treffen sieht es mit der Impulskontrolle anders aus. Er ist sehr körperlich, rennt in andere (vorzugsweise mich natürlich) rein, boxt und haut, hängt sich an Klamotten dran. Anfangs habe ich versucht die Emotionen dahinter zu verstehen um das benennen zu können, aber da ist keine Wut dahinter. Es ist teilweise eine Art Kontaktaufnahme, teilweise wie so eine Art kurzer Ausbruch, wenn sich zu viel angestaut hat. Wenn wir mit anderen Kindern zusammen sind achte ich gut darauf und handel sofort (handeln statt reden funktioniert bei uns gut), muss allerdings sagen dass er sich bei fremden Kindern auch etwas mehr zurück hält als z.b. bei uns in der Familie. Und damit sind wir bei meiner zweiten Frage. Wie gehe ich mit diesen Ausbrüchen um? Er meint das in dem Moment wirklich nicht böse (klar haben wir auch treten, hauen beißen während Wutanfällen, aber das ist dann anders) , es ist als ob er das in dem Moment nicht wirklich kontrollieren kann. Maßregel Ich ihn zu stark geraten wir in einen negativ Kreislauf und er wird wütend und enttäuscht, dann intensiviert sich das Verhalten zusehends. Ignorieren erscheint mir auch falsch, denn es tut ja oft ziemlich weh und kommt teilweise aus heiterem Himmel. Oft genug auch in eigentlich positiven Situationen, quasi aus freudiger Erregung heraus. Er ist ja auch erst 4, so dass bewusstes Umlenken ebenfalls noch sehr schwer ist. Trotzdem scheint mir das bisher als der beste Weg, ruhig darauf hinweisen dass das weh tut und nach Alternativen suchen. Doch wie können die aussehen, damit sie für ihn auch abrufbar und durchführbar sind?
Danke, dass ich diesen Roman hier schreiben kann. Wir haben noch mit keiner Diagnostik begonnen, da wir bisher mit unserem Erziehungsweg gut klar kommen, auch wenn es natürlich viel Kraft kostet. Aber ich habe so langsam das Bedürfnis mich auszutauschen, da wir vor „Problemen“ stehen die sonst keine Familie in unserem Freundeskreis hat. Mein Mann hat seine Diagnose auch erst spät bekommen, so dass wir uns da gerade viel erarbeiten, aber eine riesige Hilfe in Bezug auf meinen Sohn ist er mir da bisher noch nicht.
Sozial ist er hinterher (wie viele ADHSler). Da bringt pushen eher wenig.
Wenn er im Wissensdurst und dem Verständnis voraus ist, warum ihn dort ausbremsen?
Fühl hin, wann es ihm zu viel ist, und bis dahin: guten Wissenshunger
Ich weiß nicht, ob es an mir liegt (bin neurodivergent) und, was ich aus der Familie kenne, aber das Verhalten scheint mir noch im normalen Rahmen zu sein. Klingt wirklich sehr anstrengend. Mein Kind ist genauso.
Vom Jungendamt kann man Familienhilfe bekommen. Dann kann man sich absprechen und muss das nicht mit Eltern tun, die das gar nicht kennen. Hängt vermutlich davon ab, wer genau kommt, ob es mehr oder weniger hilfreich ist.
Mir wurde das schon mehrfach empfohlen, aber ich hab auch andere Baustellen und komme mit dem Kind noch ok zurecht. (Vielleicht bin ich zu tolerant und es wird ganz ungezogen. Keine Ahnung. )
Ich erwarte auch, dass ich bei einem Vierjährigen (körperlich) Handeln muss, einfangen, halten, anziehen usw. Also nicht so viel anders als bei Zweijährigen. Aber ich erkläre auch viel den ganzen Tag. Auch vorher oder nachher, wieso etwas nötig ist oder wieso wir etwas machen, wie wir es machen. Ich höre aber sofort auf, wenn nicht mehr zugehört wird. Oder ich stelle auch Fragen, dann muss ich nicht ganz so viel reden. Was denkst du, warum (dann die gestellte Frage)…
Ich hab auch schon Rückmeldungen aus der Kita, dass das Kind extrem viel fragt… führte schon zur Heiserkeit. Deren Körper will nicht mehr antworten
Kinder zeigen in der Regel, wenn ihr Wissensdurst gesättigt ist. Also erkläre weiter, du wirst - oder er wird es dich schon merken lassen.
.Ich hab als Kind immer alles gefragt, genau wissen wollen. Ich hab das auch in der Ausbildung gemacht.
Ich kann mich erinnern, daß ich mit einem Ausbilder das Gespräch hatte, ob ich ihn vorführen wollte, weil ich so viele Fragen stelle, er selbst nicht mal die Antworten kennt und sich dadurch selbst klein und dumm vorkäme. Mir war es immer wichtig und ist es auch heute noch jedes kleinste Detail zu verstehen. Entsprechend frage ich und möchte es dann wissen, daraus kann ich sehr viele technische Details, Abläufe in ähnlicher Basis nachvollziehen, sehe es vor Augen, kann aber auch durch dieses Verständnis den Wissentransfer auf andere Maschinen, Prozesse und co umsetzen.
Könnte es sein, daß dein Sohn hochbegabt ist und ähnlich sich seine Wissensbank, sein Google im Kopf aufbaut, auf das er dann ein Leben lang super zurückgreifen kann?
Ich kann auch auf Sachen von vor 20 Jahren die ich nur am Rande aufgenommen habe vom Sinn abspulen, grob erklären nach genauerem im Internet mit Suchmaschinen suchen und es erschließen sich sehr viele tolle Sachen.
Für Eltern und Familie ist so viel Wissen oft eher erschlagen und teils auch unangenehm erdrückend.
Ich habe auch Reportagen im TV leise laufen, dazu Radio, lese Texte oder Fachzeitschriften und lerne dann für Prüfungen, erstelle Abrechnungen, Anträge mit Begründungen etc.
Alle finden das erschlagend grausam und ich fühl mich wohl für mich ist das normal und trotzdem nehme ich von allem was nebenbei läuft das Wesentliche mit vielen Deteils auf.
Das wirkt glaube ich immer für außenstehende komisch, weil es ihren Bedürfnissen widerspricht und sie das immer gleich bewerten statt zu schauen ob es nicht gar deinen Sohn fördert