Unretardiertes MPH auf Kassenrezept (bei Erwachsenen)

Hallo zusammen,

ich habe bisher hier im Forum immer nur passiv mitgelesen, mich aber nie zu Wort gemeldet. Das ändere ich jetzt hiermit.

Ich möchte direkt auch ein neues Thema starten. Undzwar habe ich oft mitbekommen, dass Dank Zulassung kein retardiertes MPH auf Kosten der GKV in Deutschland rezeptiert werden kann. Aber das ist formal falsch. Selbst ohne Off-Label-Genehmigung etc.
Unretardiertes MPH als „Ritalin Tabletten“ ist nämlich sehr wohl für Erwachsene zugelassen. Das gilt aber nur für dieses Produkt. Medikinet Tabletten etc. sind beispielsweise formal nicht für Erwachsene zugelassen.
Heißt das, dass jeder Erwachsene mit ADHS zu Lasten der GKV Ritalin Tabletten verordnet bekommen kann? Nein, leider nicht. Denn die Ritalin Tabletten sind für unter 18 Jährige eben für ADHS zugelassen. Anders sieht es aber bei Narokolepsien aus. Bei solchen kann und wird Ritalin unretardiert an Erwachsene zu lasten der GKV rezeptiert. Selbes gilt auch für andere Hypersomnie (=übermäßiges Schlafbedürfnis tagsüber).
Ich persönlich habe z.B. eine idiopathische Hypersomnie. Und somit bekomme ich Ritalin Tabletten á 10mg verschrieben. Morgens nehme ich Elvanse (wegen ADHS) und mittags dann unretardiertes MPH.
Warum ich das schreibe? Denn Hypersomnien sind relativ häufig allerdings oft nicht diagnostiziert. Und ich möchte einfach ermutigen, bei Tagesschlägrigkeit ein Schlaflabor mal zu besuchen bzw. einen neurologischen (!) Schlafmediziner. Wird dann eine Hypersomnie neben dem ADHS diagnostiziert kann man über diesen Behelf auch Ritalin Tabl. verschrieben bekommen. Ich kenne sogar Erwachsene, die Attentin zu Lasten der GKV aufgrund dieser Problematik bekommen :wink:

Manchmal muss man einfach einen Trick kennen und schon geht’s.

LG Timo

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Kannst du mir das mit der Hypersomnie mal genauer erklären. Wie äußert sich diese bei dir?
Ich habe auf der Arbeit oft das Problem, dass mir bei langweiligen Vorträgen egal wie sehr ich mich bemühe immer wieder kurz die Augen zufallen. Sowas kommt bei mir oft am späten Vormittag oder auch nachmittags, aber nie direkt am morgen, auch wenn ich da oft auch müde bin.
Tritt das bei dir auch während für dich interessanten Beschäftigungen auf?
Wenn ich im Homeoffice bin, kann ich zum Glück einen Mittagsschläfchen machen. :slight_smile:

„Die Symptome beginnen häufig in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter, können aber in jedem Alter auftreten. Idiopathische Hypersomnie mit langer Schlafdauer ist gekennzeichnet durch einen verlängerten (mehr als 10 Stunden) nächtlichen Schlaf von guter Qualität und/oder übermäßige Tagesschläfrigkeit mit verlängerten, nicht erholsamen Schlafepisoden und manchmal Schwierigkeiten beim Aufwachen am Morgen oder nach dem Mittagsschlaf, mit Schlafträgheit oder Trunkenheit. Die idiopathische Hypersomnie ohne lange Schlafdauer ist durch eine isolierte übermäßige Tagesschläfrigkeit mit unwiderstehlichen und mehr oder weniger erholsamen Tagesschlafphasen gekennzeichnet. Der nächtliche Schlaf ist normal oder leicht verlängert, dauert aber weniger als 10 Stunden, und die Qualität des Erwachens ist oft normal.“ So kann das auf der Seite orpha .net nachgelesen werden.
Das Krankheitsbild ist sehr unterschiedlich. Eintönige Vorträge können dann eine Schlafattacke sehr stark triggern. Mein Eindruck ist, dass bei einigen ADHS Betroffenen die Kriterien für eine Hypersomnie vorliegen. Ob es da eine statistische Häufung gibt weiß ich nicht. Auch eine gute Quelle ist dieser Patientenratheber, schau gerne mal rein: https://www.dgsm.de/fileadmin/patienteninformationen/ratgeber_schlafstoerungen/04_DGSM-Narkolepsie_barrierefrei.pdf
Falls Du weitere Fragen hast kannst du mich auch gerne anschreiben. Adressen von ExlertInnen (deutschlandweit) findest Du unter https://narkolepsie-netzwerk.de/services/s2/kompetenzzentren-fuer-narkolepsie/kompetenzentren-narkolepsie-details/
Leider gibt es da nicht sehr viele. Ich hatte das Glück einen Neurologen gefunden zu haben, der mich direkt an die richtige Stelle überwiesen hat. Dafür nehme ich auch gerne persönlich etwas mehr Anfahrt „in Kauf“. LG Timo

Ich bekam Mal unretardiertes MPH verschrieben (habe ADHS, keine Narkolepsie), was sich im nachhinein jedoch als ein Versehen herausstellte.

Ich hatte mich schon gewundert weshalb ich, ein mir unbekanntes, Präparat in der Apotheke bekam. Da jedoch MPH draufstand, hab ich das einfach Mal so hingenommen. Dementsprechend meine Dosis halbiert und öfter nachgelegt. Es war von der Wirkung dann gleich, also es war tatsächlich unretardiert in Tablettenform.

Die Kosten dafür wurden von meiner GKV übernommen wie sonst auch, und es wurde auch nie nachgehakt. Keine Ahnung ob das einfach unterging bei denen und bei mehrmaliger Verschreibung dann doch ein Thema geworden wäre, oder ob es tatsächlich konform war, mir das als Kassenrezept zu verschreiben. Bei mir hatte zumindest niemand nachgefragt.

Da hast Du dann „Glück“ gehabt wahrscheinlich. Ich weiß jedoch von anderen Forenmitgliedern, dass manche das MPH unretardiert öfters mal privat beziehen müssen bzw. eben nicht über die Krankenkasse. Aber manche Ärzte sind da auch etwas weniger besorgt wie mir scheint. :slight_smile:

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Klar, wenn du es auf Kassenrezept verschrieben bekommen hattest, musst du nur die Zuzahlung leisten.
Was man als Patient_in aber nicht mitbekommt, ob der/die verschreibende_r Ärzt_in Jahre später dafür einen Regress bekommt. Gerne mal googlen für die Details was das ist und wie das abläuft. Da die allermeisten Patient_innen haben davon noch nie gehört (keine Schuldzuweisung!), ist es sinnvoll sich damit ei mal kurz zu beschäftigen, um ggf. auch (Nicht) Verordnungen besser einordnen zu können.

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Ah verrückt, hab ich tatsächlich nicht von gehört zuvor. Ich habe es beim Folgetermin angesprochen, wo er anmerkte es sei nur ein Versehen gewesen seinerseits. Passiert ihm hoffentlich nicht regelmäßig. :sweat_smile: Scheint ja doch teuer werden zu können.

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