Unsicher mit Diagnostik

Hallo zusammen,

ich bräuchte einmal eure Einschätzung.

Ich bin weiblich, 40 Jahre alt, mit 30 Stunden/Woche berufstätig und habe zwei Kinder im Alter von 12 und 9 Jahren. Mein Sohn hat letztes Jahr seine ADHS-Diagnose erhalten.

Ich bin seit Mitte Juli krankgeschrieben aufgrund von Depressionen und Panikattacken. Ich war bereits 2021 für einige Monate krankgeschrieben (schwere Depression, Burnout..) und im Jahr 2023 wieder aufgrund Burnout für einige Monate raus. Bis Anfang des Jahres war ich noch in Therapie, diese ist leider weggebrochen, da mein Kontingent aufgebraucht war und das niemand auf dem Schirm hatte. Meine Therapeutin hat auf jeden Fall im vergangenen Jahr den ADHS-Verdacht bei mir geäußert. Ich bin seither auf der Suche nach eine Diagnostik gewesen, habe mich viel damit befasst, habe Selbsttests gemacht usw. Rückblickend würde es enorm viel erklären, vor allem, warum ich meinen Alltag nicht geregelt bekomme und immer wieder in psychische Ausnahmezustände gerate, die am Ende zu längeren Krankschreibungen führen.

Ich habe nun vor zwei Wochen einen ersten Termin bei einem Psychiater gehabt, bei dem ich neben den allgemeinen Beschwerden auch von dem ADHS-Verdacht berichtet habe. Er hat mir angeboten, das zu testen. Ich war natürlich froh über diese Möglichkeit, hatte aber aufgrund diverser Bemerkungen wie “alles steht und fällt mit den Grundschulzeugnissen” schon ein weniger gutes Gefühl, zumal ich weiß, dass der Psychiater nicht auf ADHS spezialisiert ist. Ich habe ihm dann die Zeugnisse zukommen lassen (da steht was von Zerstreutheit drin, aber im weiteren Verlauf auch von “gut konzentrieren können”). Ich habe dann einen Fragebogen zur aktuellen Symptomatik ausfüllen müssen. Die gleichen Fragen sollte dann eine mir nahestehende Person beantworten. Bei dem darauf folgenden zweiten Termin haben wir das dann mehr oder weniger besprochen (nach Kindheit wurde nicht groß gefragt, das habe ich dann mehr von mir aus erzählt). Er meinte dann, dass der aktuelle Verdacht ausreichend sei, um den Versuch mit einem Medikament zu rechtfertigen (Ritalin Adult 20 mg). Ich habe dann am nächsten Morgen noch einen Konzentrationstest zugeschickt bekommen, den ich einmal vor Einnahme des Ritalin machen sollte und einmal danach. Das Medikament an sich hat bei mir gute Wirkung gezeigt. Es war wie ein Nebel, der sich verzieht. Ich konnte mich besser fokussieren, Nebengeräusche besser “ausblenden”, hatte mehr Motivation und Antrieb. Plötzlich hatte ich eine Perspektive für die Zukunft. Es war ein Lichtblick.

Ich war wirklich glücklich, dass es so gut angeschlagen hat und bin gestern recht gut gestimmt in den nächsten Termin gegangen. Mein Psychiater teilte mir dann mit, dass ich bei dem Konzentrationstest überdurchschnittlich gut abgeschnitten hätte (noch etwas besser nach Einnahme des Ritalin). Seiner Aussage nach könne ich mich ja offenbar konzentrieren und er würde sich nicht gut damit fühlen, mir weiter Medikamente zu verschreiben. Ich war so geschockt und bin extrem niedergeschlagen aus der Praxis raus.

Ich habe mit der Reaktion meines Psychiaters auf den Konzentrationstest so nicht gerechnet. Ich war letzte Woche noch der Ansicht, dass sich der ADHS-Verdacht wohl bestätigt, vor allem, da das Medikament so gut wirkt und dann verunsichert mich die Aussage des Psychiaters einfach so sehr und ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich weiß, ich sollte meinen Psychiater bei dem nächsten Termin einfach ansprechen, aber ich fühle mich da aktuell nicht so gut aufgehoben, da ich das Gefühl habe, dass er mich nicht wirklich ernst nimmt bzw. einfach nicht genug Ahnung von der Materie ADHS hat.

Ich wollte mir nun noch eine Zweitmeinung eines Spezialisten einholen, der sich mit der Spätdiagnostik bei Frauen auskennt (Selbstzahler). Dieser schrieb mir aber nun, dass eine Diagnose ja bereits bestehe und ich ja auch schon Medikamente bekäme und daher eine erneute Diagnostik nicht nötig wäre. Und nun sitze ich hier, habe das Medikament heute weggelassen (weil mein Psychiater meinte, dass ich zwischendurch pausieren soll wegen des Gewöhnungseffekts) und merke den Unterschied schon sehr deutlich.

Ich würde gern mal eure Gedanken dazu hören. Ganz lieben Dank fürs Lesen und evtl. Antworten.

Liebe Grüße

Yuna

Such dir eine diagnostik und erzähl nichts von dem Psychiater und dem Medikamentenversuch.

Er soll doch diagnostizieren.

Der Psychiater hat dir ja keine Diagnose ausgehändigt. Du kannst dir auch noch einen anderen Psychiater zusätzlich suchen und sag halt nichts von dem Komischen Psychiater und dem Medikamentenversuch, den er macht und geh so offen wie du zu dem jetzigen Psychiater gegangen bist.

Die Teststellen sind alle so überlaufen das sie nur neu testen, die Unikliniken haben 2 bis 3 Jahre Warteliste, es möchten sich ja viele testen lassen.

Ohne eine schriftliche Diagnose wird es schwierig zu einem anderen Psychiater oder Neurologen zu gehen und um Adhs Medikamente zu bitten, alle sichern sich ab um nicht haften zu müssen und bei BTM Rezepten wird genauer geschaut als wären es “normale” Psychopharmaka

Danke für deine Rückmeldung. Leider habe ich bei der “neuen Diagnostik” schon offen von meiner vorherigen nicht so guten Testung berichtet und ihm mitgeteilt, dass ich gerne seine fachliche Diagnostik hätte, zumal er auf Spätdiagnostik bei Frauen spezialisiert ist. Gestern schrieb dieser, dass das kein Problem sei und heute plötzlich, dass ich ja schon eine Diagnose habe und Medikamente bekomme und daher eine weitere Diagnostik nicht benötigt werde. Es ist ein Auf und Ab im Moment. Ich lese halt so oft, wie bei anderen getestet wird und das erweckt den Anschein, dass meine bisherige Diagnostik nicht ausgeschöpft wurde. Mein Psychiater scheint ja selbst nicht so sicher zu sein. Und was ich gerade nicht brauche ist mehr Verunsicherung sondern Klarheit.

du brauchst eine neue Teststelle und dann nichts sagen.

Du kannst niemanden zwingen dich zu testen, wenn sie meinen du bist getestet und sie anderen diese Chance einräumen möchten.

Wenn ein Selbstzahler doch ablehnt wird er massiv überlaufen sein und ist auf kein Geld angewiesen

Ja, das verstehe ich. Habe ich von der Seite aus noch nicht betrachtet. Danke dir.

Hallo und herzlich willkommen,

das ist ein offensichtliches Missverständnis, das du ausräumen kannst. Du bekommst von deinem Psychiater ja keine Medikamente mehr.

In meinem Beitrag weiter oben stand etwas, was ich für ein ganz anderes Thema geschrieben und nie abgeschickt hatte. Sorry falls ich Verwirrung gestiftet habe.

Alles gut, kein Problem. :slight_smile: