Unsicherheit bzgl. Dosierung Medikinet retard

Hallo in die Runde,

ich freue mich über eure Einschätzung hierzu:

mein Kind, 9 Jahre, bekommt seit Mai Medikinet retard, erst 10 mg, dann 20 mg.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir die richtige Dosis schon gefunden haben. Wir hatten seit ein paar Wochen das Gefühl, dass die Medikamente fast gar nicht mehr wirken und ich bin deshalb letzte Woche mit ihm zu unserem KJP.

Er hat eine Pause vorgeschlagen, damit wir besser beurteilen können, ob es tatsächlich keine Wirkung mehr gibt. Wir haben also 4 Tage pausiert und darauf geachtet, dass auch das Wochenende mit in diese Pause fällt, damit wir besser beobachten können.

Es lief gut, unser Sohn hat sich kreativ ausgelebt und war kuscheliger als sonst. Vor der Medikation hatte er oft mit Wutanfällen zu kämpfen, die er nicht gut regulieren konnte, in den letzten Tagen, d.h. ohne Medikamente war das kein Problem, er war eigentlich überhaupt nicht wütend.

Aber vorhin dann irgendwie doch, und irgendwie war es dann so wie früher, also ziemlich dramatisch und lang anhaltend.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass sein Risikoempfinden extrem runtergesetzt ist ohne Medikamente.

Wir fahren viel Rad im Stadtverkehr und ich fand es ziemlich gefährlich gestern, als er weder Ampeln noch Ausfahrten wahrgenommen hat.

Aus ihm bekomme ich kein Fazit für die Pause raus, vielleicht wäre das auch zu viel erwartet.
Er nimmt die Tabletten gern und auch immer, also auch in den Ferien.

In der Schule wurde er bereits vor der Medikation als ruhig, aber sehr unkonzentriert wahrgenommen, nach der Betreuung am Nachmittag war er einfach nur müde. Das wurde mit den Medikamenten deutlich besser.

Seine Lernentwicklung kann ich nicht wirklich beurteilen, weil er ein sehr verkopfter Typ ist, der all seine Makel sieht und verstecken möchte, weil ihm das so unangenehm ist, dass er seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.

Aber weil er in letzter Zeit wieder etwas wütender als sonst war, habe ich überlegt, ob es sinnvoll sein könnte, um 5 mg, also auf 25 mg zu erhöhen. Aber klar, Wut kann viele Gründe haben, vielleicht ist der Druck in der Schule auf ihn auch höher.

Habt ihr hierzu Ideen oder Erfahrungswerte?

Ich selbst bin seit einem Jahr diagnostiziert, nehme seit Februar elvanse, 40 bzw. 50 mg, und bin ganz gut eingestellt.

Lieben Dank!

Also mich regt das Verhalten eures Psychiaters etwas auf. Man soll im Wochentakt hochdosierten bis ein Optimales Verhältnis aus Nutzen und Nebenwirkungen erreicht ist.
Okay, bei uns lief es auch langsamer, aber eine Pause wurde zum Glück nicht verlangt. Der Körper soll sich ja an das MPH gewöhnen. Pausen würde ich erst machen wenn die Eingewöhnung abgeschlossen ist.
Beachtet auch, dass zu niedrige Dosierungen mitunter zu mehr Nebenwirkungen führen können als höhere Dosierungen.
Jedenfalls wenn ihr das Gefühl habt es wirkt nicht mehr dann müsst ihr mit der Dosis hoch. War bei meiner Tochter auch so nach ein paar Monaten trotz zuvor erfolgreicher Einstellung.
Die Gehirne von Kindern entwickeln sich ja eh noch rasant, glaube nicht dass Kinder lange bei einer Dosis bleiben. Vielleicht ist irgendwann auch wieder weniger besser.
Man sollte aber nicht in Kategorien wie je mehr desto schlechter denken sondern nur dass es eben die eine richtige Dosis gibt .
Ist leider manchmal schwer weil die Kids oft selbst nicht wissen ob das jetzt so ideal ist oder nicht. Da muss man dann doch gut beobachten und fetektivisch fragen.

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Danke dir! Der KJP ist gleichzeitig auch unser Kinderarzt und eigentlich war ich Fan, weil er unserem Kind die Medikation ermöglicht, obwohl die Diagnostik erst nächstes Jahr im Herbst stattfindet (er diagnostiziert selbst nicht).
Ich hab hart recherchiert, bevor ich mit dem Verdacht auf ADHS an den KJP rangetreten bin (ich war mir sehr sicher) und war dann krass überrascht, wie gut er informiert war. Ich hab daher erwartet, dass er bzgl. der Eindosierung weiß, was er tut. Ich muss ihm glaube ich eine Mail schreiben, denn es fühlt sich für mich so an, als ob wir definitiv noch höher gehen müssen, mit Bedacht natürlich, allein um zu sehen, wie sich unser Kind fühlt, wenn es zu viel hat. Der Psychiater macht die Dosis irgendwie am Gewicht fest, was ja nicht stimmt, wenn ich richtig informiert bin. Ich würde gern mehr probieren, bald sind ja auch wieder Ferien, das wäre ideal. Liebe Grüße!

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Also wie gesagt, unser KJP hat auch nur im Monatstakt hochdosiert was an sich okay ist aber er hat halt keine Schranke gemacht. Paradoxerweise brauchen Kinder öfter viel höhere Dosen als Erwachsene.
Meine Tochter nimmt mit ca. 50kg (weiß ich gerade gar nicht so genau) 37mg MPH pro Tag womit der Tag zu 60% abgedeckt ist. Damit liegt sie im Mittelfeld.

Vorsicht halt mit dem Arzt, er scheint ja der typische Mann zu sein, der alles am besten weiß. Da musst du drauf achten nicht seinen Gegenwillen zu provozieren.
Aber ja, cool auf jeden Fall, dass er da schon mit euch angefangen hat aber mal gespannt wie eine Diagnostik unter Medikation dann abläuft.

Man muss auch sagen, dass Wut sicher kein ADHS Symptom ist, die kommt woanders her. Aber sich nicht zurückhalten können schon. Vielleicht ist dein Sohn gestresst. Würde dann eher so argumentieren.
Nebenwirkungen der Medis können ja auch abnehmen bei höherer Dosis. Oder er läuft in Rebounds rein. Das ist vor allem mit Medikinet sehr wahrscheinlich denn wenn dein Sohn schneller verstoffwechselt als „normal“ dann hat er mit Medikinet zwei Rebounds pro Einnahme.
Ritalin LA hat bei meiner Tochter auch nicht funktioniert.
Concerta ist viel besser für sie bei gleicher Menge, die aber über einen längeren Zeitraum verteilt wird.

Es ist leider sehr schwierig aus den Kindern raus zu bekommen, wie die Medis gerade wirken, man muss da gut beobachten und geschickt fragen.

Versuch deinen Arzt auf jeden Fall über Symptom-Argumente zu überzeugen und achte darauf, dass er diese Symptome nicht woanders zuordnen könnte.
Whataboutismus ist bei ideologischen Ärzten leider stark verbreitet.

Also für die Diagnostik soll er die Medikamente dann einfach weglassen. Ja, ich brauch wirklich einen guten Plan, wie ich den KJP dort hin bekomme, wo ich ihn haben will (weiter steigern). Als ich wollte, dass er eine Diagnosevermutung äußert, war mir auch klar, dass ich das Wort ADHS nicht in den Mund nehmen darf. Also habe ich systematisch Symptome gedroppt und das hat super funktioniert. Vielleicht berichte ich von meiner eigenen Eindosierung und auch von dem nochmaligen Anpassen der Dosis nach ungefähr einem halben Jahr, obwohl ich davor gut eingestellt war. Ich kann die Wirkung von MPH auch überhaupt nicht beurteilen, weil ich mit elvanse von Anfang an blendend zurecht kam. Steht in der Leitlinie eigentlich was zur Eindosierung oder wie eignet sich medizinisches Fachpersonal hierzu Wissen an?

So einer ist das?
Na dann machst du das ja ziemlich schlau.

Ja, in den Leitlinien steht wie man vorgehen soll.
Nicht so wie bei dir :wink: eigentlich muss man sich erst durch MPH durcharbeiten.
Wie die die Steigerung handhaben ist Sache des Arztes, aber ich hoffe mal, dass er das einsieht dass dein Sohn offenbar eine gewisse Toleranz entwickelt hat, was ja normal ist.

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Naja, es war schon ein sehr gutes Gespräch auf Augenhöhe, wie gesagt, er hatte krass viel aktuelles Wissen, und was hätte ich anderes machen können, um nicht in die Schublade der Helikoptermutter gesteckt zu werden, die es halt einfach nicht schafft ihrem Kind Grenzen zu setzen und deshalb die Diagnose ADHS gegoogelt hat? Es hat sich trotzdem manipulativ angefühlt und ich tue mich vermutlich auch deshalb gerade schwer damit, so weiter vorzugehen.
Meine Psychiaterin hat mir mph unretardiert oder elvanse angeboten und wenn ich es richtig weiß, dann haben erwachsene Personen ganz offiziell die Wahl.
Danke auf jeden Fall für dein offenes Ohr und vielleicht berichte ich hier, wie es weitergeht!

Ich kenne den Arzt nicht und weiß nicht, was er für Vorurteile hat. Vorurteile sind grundsätzlich sehr schwierig für den Patienten, denn sie verfälschen das Bild. Wenn ein Arzt Vorurteile zeigt, dann ist es sicher am besten, nicht ehrlich zu sein und zu taktieren. Andererseits denkst Du vielleicht auch einfach nur, er hielte dich für eine Helikoptermutter. Im Falle einer ADHS-Vermutung finde ich übrigens, dass man gar nicht genug helikoptern kann. Das ist nur ein Zeichen, dafür, dass Du Dich Deinem Auftrag als Elternteil entsprechend um Dein Kind kümmerst.

Ein schlechtes Gewissen brauchst Du jedenfalls nicht haben wenn Du hier taktierst. Das ist leider bei ignoranten Medizinern manchmal nötig. Du bist ja nicht dem Arzt sondern Deinem Kind verpflichtet.

Nee, das ist kein Supermarkt. Da musst Du die Wahl Deines Arztes akzeptieren. Der ist da grundsätzlich frei, muss aber vor der Kasse im Zweifel gut argumentieren können warum er nicht als erstes Medikinet verschreibt.

Taktieren hört sich so viel besser an als manipulieren!