Unter Druck in Beziehung als ADHSler - sozialer Stress

Hallo,
ich fühle mich durch meinen Freund immer sehr unter Druck in der Beziehung. Vermutlich haben wir beide ADHS, bei mir diagnostiziert und „mediziert“, bei ihm nicht diagnostiziert. Ich würde gerne meine Reaktion (dieses „unter Druck“ sein) besser verstehen. Hängt das mit ADHS zusammen bzw. kennt ihr das als Betroffene? Es kann sicherlich auch andere biografisch oder persönlichkeits-bedingte Gründe geben.

Das zentrale Thema ist: Mein Freund wünscht sich mehr Aktivität und aktive „Dates“. Mich stresst das soooooooo sehr! Ich bin schon soooo beschäftigt mit meinem Alltag, meiner Therapie, meiner Arbeit. Es gibt so viele „Altlasten“ daheim, d. h. Bad putzen, Wäsche waschen, aufräumen. Es ist einfach alles so viel (in meinem Gefühl und auch in der Realität). Jetzt kommt er noch obendrauf und merkt immer wieder an, wir würden so wenig zusammen unternehmen. Er wünscht sich ein Date pro Woche. Als „Date“ zählen für ihn aber nur aktive Dinge, wie z. B. gemeinsam das Haus verlassen und irgendeiner Aktivität, im besten Falle einer sportlichen, nachgehen. Das stresst mich so sehr. Ich hab immer das Gefühl, das ist noch ein Punkt auf meiner eh schon so vollen To-Do-Liste, der ich nicht hinterherkomme. Dadurch will ich das dann gar nicht, sträube mich davor. Vereinbare aus Schuldgefühlen „Dates“ und rudere dann zurück, wenn ich merke ich kann nicht. Da entsteht bei mir dann so ein Stress und Druck und das blocke ich dann ab. Ich hab sogar das Gefühl, ich muss das abblocken, weil ich dann wirklich nicht funktioniere. Also ich kann mich auch nicht dazu zwingen. So viel verlangt er auch nicht. Es würde ihm reichen auch nur mal zum See zu gehen, aber das löst in mir einfach auch schon viel Stress und Druck aus.
Letztlich wohnen wir zusammen. Wir verbringen täglich Zeit zusammen, teilen unseren Alltag, was uns bewegt, körperlich läuft es gut. Aber ständiger Konfliktpunkt ist das Thema Aktivität - er, der sich mehr wünscht und ich, die sich weniger Druck und Wertschätzung wünscht, für das was wir schon haben und zusammen tun.
Dieses unter Druck sein habe ich auch in anderen Beziehungen. Es stresst mich immer sehr, Termine mit Freund:innen zu haben, weil ich da funktionieren muss. Ich versuche das mittlerweile schon immer in eine ruhige Atmosphäre zu verlegen, wo ich mehr Kapazität habe. Partys und andere größere Social Events sage ich mittlerweile größtenteils aus Selbstfürsorge ab, weil es mir zu viele Kapazität kostet.

Ich merke tatsächlich unter Ritalin, dass es einfacher ist, unter Leuten zu sein. Ich fühle mich geschützter und abgeschirmter und springe nicht auf alles an bzw. kann auch besser reagieren und mich schützen. Ich konnte auch teilweise was mit meinem Freund planen und dann umsetzen. Jetzt habe ich leider PMS und die Wirkung der Medis ist größtenteils weg trotz erhöhter Dosis. … und der Druck ist wieder da, der Widerstand und die Unfähigkeit, soziale Dinge außerhalb meiner Komfortzone zu planen und dann umzusetzen.

Als Erklärungsmodell hab ich schon überlegt, dass es mich vielleicht so stark unter Druck setzte, dass ich dann nicht mehr funktionieren kann. Diesen Zustand versuche dann zu vermeiden, es fühlt sich sehr unangenehm an, so gelähmt und überfordert zu sein und dann nicht mehr gut aus den Situationen raus zu kommen (weil ich ja inmitten einer sozialen Situation bin).

Ich bin sehr gespannt auf Eure Erfahrungen und Ideen.

Liebe Grüße!!

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Hallo und herzlich willkommen, @Chaos_Eliseee !

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Reden, reden, reden :adxs_winy: Willkommen @Chaos_Eliseee auch von mir.

Was ist mit der gemeinsamen Aktivität namens Hausarbeit? Bleibt das nur an dir hängen?

Kompromisse schließen und vor allem klar & deutlich Grenzen stecken.

Alles schwierig und nervig, aber nur hinnehmen, im Sinne von wird schon, da werdet ihr beide leiden und es hilft auch auf Dauer nicht.

Schön, daß du uns gefunden hast :four_leaf_clover:

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Puh, das kenne ich auch sehr sehr gut. Es geht mir auch gerade genau so. Die Arbeit an mir selbst, die Zeit, die ich einfach so für mich brauche, dann der Alltag. Gleichzeitig zählt für mich das Zusammenwohnen auch schon als eine Art „Aktivität zusammen“. Wenn meine Freundin dann noch etwas mit mir unternehmen möchte, ist das Fass für mich meist voll.

Bei mir ist es womöglich noch eine Form von PDA-Autismus (vielleicht interessant für dich, dich dort mal einzulesen), also letztlich die große Angst vor dem Verlust der Autonomie, der mir Druck macht, und extreme Anforderungsvermeidung. Ich funktioniere gefühlt immer am besten, wenn ich voll und ganz alleine bin – sobald ich irgendwie gebunden bin, schaltet sich meine komplette (gefühlte) Autonomie ab und ich funktioniere nur noch, bis ich den Druck nicht mehr aushalte.
Rückblickend ging es mir als Single immer besser, obwohl ich tolle Partnerinnen an meiner Seite hatte. Vielleicht kann ich das Gute nicht aushalten, vielleicht bin ich aber auch einfach kein Mensch, der eine feste Bindung anstrebt, vielleicht war trotz den vielen tollen Partnerinnen auch einfach noch nicht die dabei, mit der es so richtig passt.

Vielleicht findest du für dich ja irgendwas in meinem Text. Ich kann dich auf jeden Fall sehr gut verstehen! Und was wirklich immer hilft: Reden. Dadurch spüre ich, wie der Druck abnimmt.

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Ich bin sehr dankbar für einen Beitrag. Die Diagnose „PDA-Autismus“ macht mich völlig fertig grad. Ich habe das Pathological Demand Avoidance auf jeden Fall… Ich hab davon noch nie etwas gehört, das erstaunt mich wirklich. Gleichzeitig habe ich mich immer gefragt, ob dieses ständige Rebellieren gegen Anforderungen ein Symptom von ADHS ist. Mir fehlen gerade die Worte. Das macht wirklich fast meinen Hauptleidensdruck aus. Dieses ständige irgendwas tun müssen. Durch diesen Druck, etwas tun zu müssen, verliere ich all meine Kompetenz und muss mich dann immer irgendwie durchmogeln. Mich überfordert es jetzt, dass ich zusätzlich eine Form von Autismus haben könnte. Es kann aber auch im Rahmen der ADHS vorhanden sein, hab ich gelesen…

Gibt es bei dir auch Sachen, die dich nicht überfordern? Meine wöchentliche Therapiestunde überfordert mich nicht mehr. Ich weiß mittlerweile (nach längerem Prozess), dass ich auch zu spät kommen darf, dass meine Therapeutin nicht sauer ist. Ich dürfte bestimmt auch absagen, aber das will ich gar nicht, weil ich einfach weiß, dass ich da auftanken kann und nicht funktionieren muss. Dass es wirklich nur um mich geht.

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Danke für deinen Beitrag! Klar und rechtzeitig Grenzen äußern ist wirklich wichtig. Bei mir ist das oft mit Schuldgefühlen verbunden und ich spüre die Grenze häufig sehr spät, wenn ich schon am Limit bin.

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Ich weiß das auch erst, seit gar nichts mehr ging :adxs_tuete: manchmal habe ich heute noch das Gefühl, wenn die Rede davon ist, „mal einen Schritt mehr zu machen, oder gerne einen Extra-Meter zu gehen“ ich das nur allzu wörtlich genommen habe.

Dazu bestimmt auch häufig ein Quentchen Selbstüberschätzung, schaff ich schon, kein Problem :adxs_jamma: und es ist doch ein Problem, zumindest kann es zu einem werden.

Späte Erkenntnis, fast zu spät, aber immerhin.

Ich mag diese Geschichte über die Löffel Theorie. Jeden Tag hast du eine bestimmte Anzahl an Löffeln.

Löffel = Energie
Nun hat so ein spezielles :brain: wie unseres aber auch einen speziellen Verbrauch. Da kann es schon alles verbraucht sein, obwohl Du gerade erst Feierabend hast.

Also deine Löffel alle weg, dein Accu leer, woher jetzt noch Energie nehmen? Genau, wir leben für einen Moment über unsere Energieverhältnisse. In jungen Jahren funktioniert das auch hin und wieder, aber abgerechnet wird am Schluss.

Irgendwann fängt dein Körper an, dir Signale zu senden, das macht der auch ganz lange, bis er buchstäblich nicht mehr kann und du dann auch nicht mehr :adxs_jamma:

Und Schuldgefühle :adxs_trost: die sind wirklich das letzte, was dir Gedanken machen sollte. Wir sind nicht schuld, wir hatten keinen Einfluss auf diese spezielle :brain: Ausstattung.

Du hast ja dich gerade noch irgendwo wiedererkannt, also gibt es eine Menge für dich zu verdauen. Danach schmeißt du alles in einen Topf und findest das passende Rezept dafür.

Du schaffst das :four_leaf_clover:

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Mach dir auf jeden Fall keinen Stress deswegen. Letztlich erfährst du so ja jetzt möglicherweise etwas mehr über dich :slight_smile: Ich habe PDA auch erst vor einigen Wochen entdeckt und es meiner Therapeutin erzählt, die lustigerweise genau an diesem Tag mit mir darüber sprechen wollte.
Autismus ist ja auch noch nicht so prall erforscht und gerade PDA ist wohl etwas, was noch sehr in den Kinderschuhen steckt.

Das mit der Kompetenz unter Druck verlieren geht mir auch so. Wenn ich dann aber alleine bin, wünsche ich mir oft jemanden, der mich an die Hand nimmt. :upside_down_face:

Meine Therapie überfordert mich auch gar nicht. Das ist auch etwas, wo ich mich ganz frei fühle. Zu Beginn hatte ich immer Stress, dort ebenfalls Erwartungen zu erfüllen um nicht als resistenter, nerviger, unfähiger, … Patient zu gelten.

Vieles überfordert mich, sobald ich in einer Beziehung stecke (oder weiter gefasst, wenn ich mit jemandem situativ verbunden bin, dessen Präsenz Anforderung bedeutet … schwer auszudrücken).
Alles, was ich so machen muss (Termine, Arbeit, Erledigungen etc.) fordert mich. Und sowas gibt es ja täglich in irgendeiner Form. Wenn ich die restliche Zeit dann für mich habe, oder ein Date habe oder mich mit wirklich guten Freunden, die mich sehr gut kennen treffe, geht das klar – das gleicht sich dann alles aus. Ich „flowe“ so durch mein Leben.
Aber wenn die restliche Zeit nicht ausschließlich für mich ist, weil jemand an meiner Seite ist, der zurecht (!) etwas von mir einfordert, dann wird es kritisch und nach ein paar Monaten merke ich, dass etwas aus dem Gleichgewicht gerät.
Außerdem wird durch eine Beziehung viel von meinem zu „unserem“. Alleine, dass ich sagen muss, dass ich jetzt das Haus verlasse, wenn ich irgendwo hin will, macht für mich die Autonomie bei dieser Aktivität, die ja eigentlich meine ganz eigene ist, schon kaputt. Die Grenzen, die ich ziehen müsste, sind sehr sehr hoch und, so denke ich, nicht wirklich Beziehungskompatibel.

Kurz gesagt: Ich bin einfach extrem überfordert damit, Erwartungen zu erfüllen und wenn sich alles nur um mich und das Erfüllen dieser Erwartungen dreht, dann läufts. Aber wenn ich an jemanden gebunden bin, der (gefühlt) konstante Erwartungen an mich stellt, wird mein Erwartungsdruckkonto zwischendurch niemals wieder auf 0 kommen, sondern immer etwas gefüllt bleiben und sich mit der Zeit immer weiter still und heimlich um ein kleines Bisschen füllen. Bis ich eigentlich nur noch Zeit für mich will, die mich aber nie runterkommen lässt, weil da ja jemand ist, der mir – passiv – Druck macht.

Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht zu sehr mit mir selbst vollgelabert und dir dein Thema geraubt oder so. Es kam einfach gerade so aus mir heraus.

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Du hast auf keinen Fall das Thema an dich geraubt. Danke für jedes Wort! Es bewegt mich sehr und ja, ich muss das alles erstmal verarbeiten. Mein Drang ist aktuell sehr groß, mich zu trennen, einfach um mich von diesem Druck zu befreien.

  • zusammenleben ist schon eine Aktivität. Das macht was mit einem.
  • auch indirekt muss man ja mehr achten auf Ordnung, etc. Als ich alleine gewohnt habe, war immer alles recht chaotisch. Irgendwann hab ich mehr aufgeräumt, aber halt für mich, wann und wie ich es wollte. Gerade ist die Wohnung auch recht unordentlich. Ich weiß, mein Freund kommt in einer Stunde von der Arbeit. Ich spüre, eigentlich kann ich nicht aufräumen, aber ich sollte. Das ist eine Einschränkung, von der ich mich lösen möchte.
  • In meiner Arbeit gibt es sehr viele „demands“, ausgesprochen und unausgesprochen. Und alleine da hin zu müssen jede Woche, ist immer wieder eine neue Herausforderung, die mir Schlaf kostet.
  • alleine schon schlafen gehen zu müssen, stresst. Mein Psychiater hat mir so Schlafhygieneregeln aufgegeben. Zwei Tage habe ich das druchgehalten.

Ich kann aber auch eine Erfolgsstory berichten. Ich wollte schon länger Veganer:in werden aus Tierliebe. Ich hab das früher nie geschafft bzw. halt meist nur einen halben Tag lang. Dann wurden recht viele Allergien bei mir festgestellt, ich wusste das das helfen kann und das war dann so der Anlass und seitdem klappt es. Ich mache manchmal Ausnahmen, das ist ok, aber ich weiß insgesamt ich tue mir dadurch etwas gutes und bin mehr mit mir im Reinen. Also ich fühle mich gar nicht eingeschränkt.

Es ist unglaublich einschränkend, Dinge ankündigen zu müssen oder auch erreichbar sein zu müssen. Dann ist es auch nicht mehr das eigene. Ich fordere oder nehme mir dann schon häufiger Zeit für mich, ich habe jedoch häufig das Gefühl, dass es für meinen Freund nicht so passt. Dann empfinde ich die Zeit gar nicht als Zeit für mich, sondern erlebe wieder eher Druck.

Meine Therapeutin beschrieb es so, dass ich in einem ständigen Konflikt bin zwischen „Ich kann nicht ohne dich leben“ vs. „Ich kann in dieser Beziehung nicht leben“ (Wunsch nach Nähe/Unterstützung vs. Wunsch nach Ich selbst sein). Das „Ziel“ ist ja, dass beides geht - man selbst sein in Beziehung. Das geht sicher nicht in jeder Beziehung und ich finde es auch verständlich, wenn man räumlich getrennt sein muss.

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Einwas fällt mir noch ein. Telefonieren finde ich auch extrem einschränkend :smiley: da wird ja meistens was verabredet, z. B. morgen um 15 Uhr. Dann muss ich zu dem Zeitpunkt mich höflich verhalten, muss dem anderen zuhören, kann nur 15% von dem teilen, was mich wirklich beschäftigt, sonst würde ich oversharen oder ich schäme mich dafür und kann es deshalb nicht. Dadurch bin ich meistens still und die andere Person sieht das als Einladung mich vollzulabern - was mich komplett überfordert und ich verspüre Druck, da jetzt adäquat drauf reagieren zu müssen, obwohl es mir innerlich überhaupt nicht gut geht.

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Generell Verabredungen finde ich extrem einschränkend :smiley: Deswegen mache ich das mittlerweile auch nur noch mit Menschen, mit denen ich mich wirklich zu 100 % verstehe und denen ich sagen kann (und die auch mir sagen können): „Ich kann dir heute nicht zuhören“, „ich muss heute was von mir erzählen“ oder „ich kann heute nur 20 min“. Generell feste Zeiten setzen nimmt mir die Angst vor diesem gefühlten Unbekannten.

Glückwunsch zum Vegan-sein! :slight_smile: Ich cheate auch ab und an mal mit Käse, aber insgesamt halt gar kein Vergleich zur Ernährung früher. Ich glaube, gerade das aus dem Aspekt des Tierleids zu tun ist etwas, was ein sehr starker Treiber für einen selbst sein kann und deswegen klappt es auch so gut bei dir.

Ich habe auch oft das Gefühl, dass es für meine Freundin nicht passt, wenn ich meine Zeit für mich einfordere. Das Schlimmste ist, wennn die andere Person sagt, dass das okay ist, aber man selbst weiß, dass es das für sie eigentlich nicht ist und sie wahrscheinlich die Hoffnung daran knüpft, dass es sich in Zukunft verbessert. Was den Druck weiter steigert.
Auch das mit der Ordnung verstehe ich. Solange ich das für mich mache und selbst entscheiden kann, wann ich das mache, ist das alles okay. Sobald jemand anderes da ist, „muss es gemacht werden“ und Zack there is demand :smiley: das klingt so absurd, aber so ist es für mich.

Beim Schlafengehen ist es ebenfalls ähnlich und ich habe für mich einfach den Weg gefunden, dass ich zwischen 22:00 und 22:30 ins Bett gehe. Ob ich dann schlafen gehe, steht in den Sternen, aber ich liege im Bett und meist mache ich dann auch nicht mehr lange. Aber ich mache so mir 1. keinen Druck, wann genau ich den Übergang zum Bett machen muss und 2. keinen Druck, dass ich dann schlafen muss.

Was deine Therapeutin sagt, klingt sehr passend und nach dem, was mir auch meine sagt. Ich kriege das auch nicht wirklich ausgeglichen. Und ich denke, es liegt daran, dass die Existenz der Beziehung an sich ein lebens/alltagsübergreifender Demand ist, dem ich an keinem Moment entfliehen kann. Und je mehr ich versuche „meins“ zu machen, desto größer wird der Druck, dass es sich positiv auf die Beziehung auswirken muss und desto mehr denke ich, dass meine Partnerin hofft, dass es sich positiv auf die Beziehung auswirkt. Und der Druck steigt und steigt und steigt … :melting_face:

Kennst du das alles denn aus vorherigen Beziehungen, sofern es welche gab? Sorry, falls du das bereits irgendwo schriebst und ich es nicht las.
Bei mir war das nämlich schon immer so, erst jetzt bin ich aber an dem Punkt, dass ich dass so differenziert betrachten kann und mir sicher bin, dass das mein Problem ist und nicht (nur) eventuelle Kindheitstraumata.

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Zum Telefonieren fällt mir noch ein, dass ich echt mein Leben lang genau diese Gefühle hatte wie du. Und mittlerweile merke ich, dass ich Menschen kenne, bei denen ich diese Gefühle noch habe und welche, bei denen ich die nicht habe. Bei denen ich mich wirklich freue, mit ihnen zu sprechen. Ich glaube, ich komme jetzt erst an den Punkt, wirklich zu erkennen, welche Menschen ich mag, mit wem ich harmoniere und dass Gefühle wie deine für mich ein Zeichen sind, dass ich eigentlich gar keine Zeit mit diesen Menschen verbringen möchte und ich viel zu lange an Freundschaften festgehalten habe, weil ich dachte, das tun zu müssen. Weil ich irgendwie vor irgendwas Angst hatte. „Weil wir kennen uns ja schon seit Jahren“.

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@Platinnase Solche flexiblen Menschen brauche ich :slight_smile: Leider erlebe ich das häufig anders, aber wahrscheinlich findet sich das mit der Zeit und manches trennt sich vielleicht auch mit der Zeit, wenn man sich nicht überwindet und über die eigenen Grenzen geht.

Den Erwartungsdruck in der Zukunft kenne ich auch sehr sehr gut. Das macht mich völlig wahnsinnig, wenn erwartet wird, dass ich aus der Zeit für mich Energie schöpfe, die mir dann von ihm gleich wieder von meinem Partner entzogen werden kann. Das erlebe ich dann als Bedrohung - diese Erwartung.

Alles was du beschreibt, klingt für mich nicht absurd. Es ist mein tägliches Leben und es kommt so hoch, weil ich jetzt seit einem Jahr (!) mit Partner zusammenwohne.

Das mit dem Schlafen klingt gut. Ich werde es mal ausprobieren. Ich hatte mir vorgenommen um 22 Uhr schlafen zu gehen. Das hab ich dann zwei Tage nicht geschafft und „Zack“ habe ich den Plan verworfen.

Ich glaube, dass es so für dich ist, dass die Beziehung ein übergreifender Demand ist. So ist es für mich auch. Ich frage mich dennoch, ob das irgendwie lösbar ist. Wenn z. B. der Partner einen immer wieder ermutigt und unterstützt, man selbst zu sein. Druck rausnimmt. Versucht einen zu verstehen, wenn Demand stress entsteht - und da auch wieder Druck rausnimmt. Wenn der Partner sich erstmal um sich selbst kümmert und versucht, einem möglichst viel Freiheit und Flexibilität zu lassen.

Es gibt schon Zeiten, da kann ich mich um meinen Partner kümmern, aber es braucht halt diese „Freiwilligkeit“ und Freiheit von Druck.

Bzgl. dem Telefonieren macht das Sinn… Ich hatte mal eine Freundin, mit der ich gern telefoniert habe. Das war schön. Ansonsten habe ich leider nicht viele Freunde, und wenn dann nur die, wo ich viel Druck empfinde. – krasse Erkenntnis, das mal so aufzuschreiben.

Zu früheren Partnerschaften. Ich kenne das tatsächlich nicht, aber hatte auch „nur“ eine längere Jugendliebe mit langem On-Off. Und dann viele Fast-Beziehungen. Also es ist jetzt eigentlich meine erste richtige verbindliche Beziehung, wo Emotionen und Konflikte besprochen werden - und nicht einfach bewältigt werden, indem man sich zurückzieht oder Schluss macht.

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Ich weiß auch nicht genau, wie das mit ADHS, PDA-Autismus und Trauma zusammenhängt. Ich weiß nur, dass es ein Riesen-Problem ist für mich. Mein bisheriges Erklärungsmodell lautet wie folgt:

Meine Hauptschwierigkeit des ADHS liegt neben Alltagsdingen im sozialen. Manche Leute haben ja eher Schwierigkeiten im Bereich Studium. Das konnte ich eigentlich gut kompensieren. Mir hat das Spaß gemacht, Prüfungen zu schreiben, zu zeigen, was ich kann. Das war häufig mit Erfolg verbunden – natürlich auch Dank Oropax und der richtigen Lernmethoden für mich. Da war ich also im „guten Stress“. Irgendwie habe ich auch von meinen Eltern da eine positive Erwartung mitbekommen „Ich werde das schaffen. Ich habe gute Voraussetzungen“. Bei vielen anderen ADHSlern ist das ja nicht so. Zumindest ist das die klassische Erwartung, dass man da nicht so funktionieren kann.

Bei sozialen Dingen gerate ich wiederum schnell in übermäßigen Stress, wo ich nicht mehr handlungsfähig bin. Das ist auch viel vergangenheitsbedingt mit Druck verbunden „Ich muss jetzt für die anderen funktionieren“ „ich muss mich zusammenreißen, sonst gibt es Ärger / Ausgrenzung“. Sobald ich im übermäßigen Stress bin habe ich dann wie eine Art Shutdown bzw. Kompetenzverlust. Ein Beispiel ist, ich will leise die Tür schließen, um niemand zu stören – es wird dann komplett laut, dabei werfe ich noch ein Glas um und remple gegen einen Stuhl. Klingt lustig, aber ist eigentlich ziemlich schlimm, weil es mit viel Stress einhergeht und ich mir am Stuhl wehgetan habe :wink:

Meine Hypothese war bisher, dass mein ADHS-Gehirn unter sozialem Druck so überfordert und überflutet ist, dass es dann nicht mehr funktioniert.

Aber mir hat das auch sehr geholfen, zu verstehen, dass ich nicht nur eine schwierige Vergangenheit habe, sondern auch ADHS. Dadurch verstehe ich mich jetzt viiiiel mehr und kann mich besser annehmen.

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Oh ja! Es ist dann ja auch nicht mehr deine Zeit. Es ist Zeit, die du nutzen musst, um die Erwartungen von jemandem erfüllen zu können. Sie wird zu „eurer“ Zeit. Los! Nutz die Zeit! Entspann dich!

Meine wundervolle Partnerin macht dies, aber ganz natürlich gibt es dann auch immer wieder diese Gespräche, bei denen es darum geht, dass sie vieles auch verletzt und sie es sich anders wünscht. Das macht für mich das Freiheit und Flexibilität geben seitens des Partners obsolet – daran ist ja eine Erwartung gekoppelt und somit stehen wir wieder da, wo das Problem angefangen hat. Ich möchte nicht sagen, dass man das nicht irgendwie fixen kann, aber zurzeit bin ich ratlos.

Möglicherweise dann, wenn es ihm nicht gut geht? Dann funktioniert es nämlich bei mir. Weil wenn sie nicht in der Lage ist, Dinge zu tun, kann ich sie befreiter tun.

Ist bei mir auch ähnlich, das ist ja wild :smiley: On-Off lief bei mir immer, weil die Spannungskurve ja konstant hoch war. Gerade als ADHSler wird es da – auf toxische Weise – niemals langweilig und das Gefüge von Erwartung ändert sich ja auch ständig.

Mehr von diesen Freunden!!! :slight_smile:

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Ich sage das jetzt von einer ganz rationalen Ebene her und es ist definitiv nicht so, dass ich das umsetzen kann: Ich glaube, es geht darum, den anderen auch sein zu lassen mit seinen Erwartungen und Bedürfnissen. Ich sehe die Bedürfnisse und Erwartungen meines Partners sofort als Bedrohung und als ein „Ich muss es erledigen“ / „Ich muss mich danach richten“. Wenn sie aber einfach da sein dürfen und es auch okay ist, dass ich mich nicht danach richte, dann könnte es entspannter werden. Und für die Partner:innen, dass sie verstehen, dass diese Kampf/Fluchtreaktion (oder auch Freeze / Fawn = Unterwerfung) auf Demands halt Teil von der Erkrankung oder von einem als Mensch ist. Dass diese heftige Reaktion nichts mit ihnen zu tun hat - und man sie deshalb trotzdem lieb und gern hat. In dem Fall wird dann die Demand-Abwehr nicht gleich zu einer Verletzung, woraus dann wieder Druck entsteht. Mein Freund merkt oft an, dass es die Art und Weise ist, wie ich für meinen Raum kämpfe, die ihn verletzt. Es sei so emotional und überfordert, er habe dann das Gefühl, er sei mir zu viel.

Ich hab ihm unseren Chat gezeigt und er meinte, wir seien „Seelenverwandte“ :wink:

Tatsächlich ist es bedauerlichweise bei mir so, dass ich überfordert bin, wenn es ihm nicht gut geht. Das setzt mich noch mehr unter Druck, für ihn da sein zu müssen. Ich muss aber dazu sagen, dass er dann halt häufig eher so mit Aggression (passiv oder aktiv) und Vorwürfen reagiert - und ich das einfach als sehr anstrengend empfinde. Wenn er sich eher verletzlich zeigen würde, i.S.v. „Ich bin traurig/einsam, kannst du mich in den Arm nehmen“ wäre leichter, aber da sind viele Männer auch anders sozialisiert.

Hallo Seelenverwandte! :smiley:

Sofern ich dich richtig verstanden habe: Bei meiner Freundin und mir ist das so. Sie weiß, dass ich so bin und das nichts mit ihr zu tun hat. Aber der Demand ist ja trotzdem da und der ist auch berechtigt und der muss auch erfüllt werden, damit sie innerhalb der Beziehung mit mir glücklich ist – und es liegt an mir, diesen Demand zu erfüllen, da es sich um eine monogame Beziehung handelt. Und zu Beginn konnte ich ihn auch noch erfüllen.

Wenn ich es ganz nüchtern ausdrücken wollen würde, dann könnte ich sagen, dass sie sich wünscht, dass ich mehr so bin, wie sie das möchte bzw. wie sie mich kennengelernt hat. Also hat sie ein Problem mit mir, was zu einem Problem für mich und damit zu einem Problem für uns wird. Leider geht es hier nicht darum, dass ich mir doch bitte angewöhnen soll, meine Tasse direkt in den Geschirrspüler zu packen, sondern um etwas, was ich nicht aktiv beeinflussen kann und was sich vorher weder gezeigt hat noch mir bewusst war.

Also bei uns ist das Problem nicht, dass meine Partnerin denkt, sie als die Person, die sie ist, sei zu viel. Sollte das bei euch bzw. bei deinem Partner der Fall sein, dann könnt ihr mit offener Kommunikation sicher viel bewirken! :slight_smile:

Ansonsten finde ich (das ist auch für mich gerade hart zu erkennen): Wenn einer immer unglücklich ist und sich und seine Bedürfnisse zurücknehmen muss und der andere daran auch noch leidet, dann funktioniert es möglicherweise auf vielen Ebenen, aber auf der romantischen Ebene nicht. Ich möchte nicht, dass sich jemand für mich dauerhaft zurücknimmt. Ich möchte, dass jeder glücklich ist und niemanden daran hindern.

Männer lol :smiley:
Ich hoffe, du sagst ihm auch, dass du das anstrengend findest! Soll er froh sein, dass er jemanden hat, der sich um ihn sorgt. Ich würde auch straight die Wohnung verlassen, wenn ich merken würde, dass meine Partnerin aktiv an mir auslassen würde, ohne das zu reflektieren.

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Darf ich fragen, welchen „berechtigen“ Demand sie hat? Weil erstmal ist es ja schon auch normal, dass man unterschiedliche Bedürfnisse hat und leider gibt es häufig jemand, der mehr zurücksteckt bzw. mehr fordert und einen der sich mehr abgrenzen muss. Ich hab jetzt ja auch nicht so viel Beziehungserfahrung. Im optimalen Falle, hat man ähnliche Bedürfnisse und es deckt sich gut, aber in der Realität glaube ich schon, dass man sich auch viel „arrangieren“ muss. Wenn eine Seite jedoch gar nicht zufrieden ist - und die andere Seite dann dadurch immer in der Rolle des Enttäuschenden ist, dann stimme ich dir auch zu. Dann ist man vielleicht einfach zu unterschiedlich bzw. hat zu unterschiedliche Bedürfnisse und es ist nicht möglich sich zu arrangieren. Ich hab da ein hypothetisches Beispiel. Wenn man verheiratet ist und der eine sitzt plötzlich im Rollstuhl, dann kann man auch nicht mehr viele Ausflüge zusammen machen oder ggf. kein Sex haben. Das heißt ja auch eine Person steckt extrem zurück, aber es muss nicht die Trennung bedeuten, wenn die Beziehung sich weiterentwickeln kann und die Person ihren Frieden findet bzw. man andere Möglichkeiten findet, zusammen zu sein. Wenn das nicht geht, ist es nur fair, sich aus einer romantischen Partnerschaft zu lösen. Für mich ist es auch hart, das zu erkennen.

Danke für deine Klarheit. Ich muss da tatsächlich noch dran arbeiten. Aber die Wohnung verlassen ist eig eine gute Idee :slight_smile:

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Berechtigte Demands sind für mich zum Beispiel genau das, worum es bei dir und deinem Freund geht: Einfach nur kleine Dinge zu unternehmen. Spazieren gehen, vielleicht mal ein Wochenende weg fahren, gemeinsam dies oder jenes machen. Was man als Paar halt so macht. Ich halte nix von Generalisierungen, aber ich finde, man kann schon sagen, dass gemeinsame Aktivitäten für Paare recht gängig und ein normales Bedürfnis sind :smiley:

Wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden können, dann kann es natürlich sein, dass die andere Person sich damit arrangieren kann, das muss sich einfach zeigen.

Meine Therapeutin hat mir mal gesagt, dass ich in einer Beziehung meist nur sehe, worin sie mich persönlich einschränkt, als dass ich sehe, was ich durch sie gewinne.

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